Kai Mütze Erfahrungsbericht Santa Clara University Ich war von August 2013 bis Juni 2014 in Santa Clara. Anfangs war eigentlich nur ein Auslandssemester geplant, mit der Möglichkeit nach dem ersten Staatsexamen den LL.M. zu beenden. Nachdem ich kurz vor Weihnachten 2012 die Zusage bekam, habe ich mich in der darauf folgenden Zeit etwas um die Planung gekümmert. Hauptsächlich hat das für mich bedeutet, mich für ein paar Stipendien zu bewerben und das Visum zu beantragen. Den Flug würde ich nach San Jose buchen. Von San Francisco gelangt man zwar auch relativ einfach nach Santa Clara, es dauert aber schon noch eineinhalb Stunden und nach dem langen Flug würde ich das nicht noch einmal gerne machen. Nachdem ich mir noch nicht sicher war ob ich für ein halbes oder für ein ganzes Jahr dort bleiben würde, habe ich das so auch gesagt in der Bewerbung an die SCU. Generell waren die Angestellten der Law Faculty mit denen man wegen Organisatorischem in Kontakt stand immer sehr hilfsbereit und flexibel. Matthew Cox hat sich allgemein um die LL.M. Studenten gekümmert, und Susan Erwin hat vor allem bei der Kursan- und ummeldung geholfen, sowie bei Studienbescheinigungen. Wohnen Ich habe mich dafür entschieden schon vor meiner Ankunft nach einem Zimmer zu suchen. Es gibt auch die Option sich erst vor Ort um die Wohnungssuche zu kümmern. Dadurch hat man etwas weniger Planungssicherheit, dafür aber den Vorteil sich vor Ort ein paar Zimmer anschauen und eventuelle Mitbewohner kennenlernen zu können. Im Herbstsemester bin ich dadurch in einem Fraternity House gelandet. Dreckig, laut, aber witzig, und jedenfalls eine Erfahrung wert. Für gute 700$ hatte ich ein spärlich möbliertes Zimmer mit einem Roommate. Ich bin natürlich der Meinung, dass man mit Amerikanern zusammen wohnen sollte, allein um sein Englisch zu verbessern. Die meisten Studenten leben südlich vom Campus. Dort gibt es sowohl lautere (Bellomy St) als auch ruhigere Straßen (letztlich fast alle anderen). Im Herbstsemester habe ich in einem Haus in der Bellomy St gewohnt. Im zweiten Semester habe ich dort leider nichts mehr gefunden was mir gefallen hat, sodass ich auf University Housing (Park Avenue Apartments) umgestiegen bin. Das befand sich zwar nicht auf dem Campus, gehörte aber eben der Universität. Dort habe ich mir ein Apartment mit einer anderen Person geteilt, wobei jeder sein eigenes Zimmer hatte. Insgesamt angenehmer zum Leben, aber auch etwas langweiliger und deutlich teurer (1000 $ +). Immerhin wird ein Teil des Mietpreises als Guthaben auf die Karte geladen, mit der man in der Mensa Essen kaufen kann. Zur Uni musste ich in beiden Semestern höchstens fünf Minuten laufen. Diese Nähe zur Uni ist der Grund für relativ hohe Mietpreise, welche meist ab 500$ beginnen. Ein bisschen Glück
gehört bei der Zimmersuche einfach dazu. Mit größerer Entfernung zur Uni werden auch die Mieten billiger. Ich hatte jedoch keine Lust und auch kein Geld mir ein Auto zu kaufen und ich wollte abends nicht zu weit weg sein vom Nachtleben. Daher kam für mich nur etwas in Campusnähe in Frage. Der wichtigste Supermarkt in der näheren Umgebung ist der Safeway. Nicht das billigste Geschäft, aber mit der Safeway Karte geht es und er ist einfach zu praktisch gelegen um nicht hinzugehen. Täglich bis zwei Uhr nachts geöffnet. Reisen Kalifornien ist natürlich ein sehr schöner Staat, in welchem man unzählige Ausflüge machen kann. Von Santa Clara aus ist man in 15 Minuten am Flughafen von San Jose, falls man weiter weg möchte. Ich habe beispielsweise Ausflüge gemacht nach: Hawaii, Death Valley, Yosemite National Park, Joshua Tree National Park, Grand Canyon, Natural Bridges National Monument, Monument Valley, Canyonlands, Arches National Park, San Francisco, L.A., Santa Barbara, San Diego, Las Vegas, usw. Es wird definitiv nicht langweilig. Kurse Da ich mir die Möglichkeit offen lassen wollte, das zweite Semester zu bleiben oder nach dem ersten Staatsexamen zurückzukommen, habe ich die Kurse entsprechend gewählt. Der Name des Programms war LL.M. in US Law with specialization in Intellectual Property. Benötigt werden 24 Units, welche auf zwei Semester aufgeteilt werden. Jedes Semester habe ich daher Kurse für 12 Units belegt. Der Schwierigkeitsgrad der Kurse war vergleichsweise gering. Der Aufwand während der Vorlesungszeit war durch unzählige reading assignments vergleichsweise hoch. Der Aufwand, der für die Klausuren betrieben werden musste war im Vergleich zu Deutschland sehr gering. 1. Semester: Es gab zwei Pflichtkurse für LL.M. in US Law Studenten: Introduction to US Law und Legal Analysis, Research and Writing for US Law LLM s (LARAW). Introduction to US Law (2 Units, Prof. O Connell) Wie der Name schon sagt ist es ein Einführungskurs in das amerikanische Rechtssystem überwiegend anhand des Strafrechts. Die Professorin ist sympathisch und bei der Benotung nicht sehr anspruchsvoll. Es gab regelmäßige reading assignments. Die Abschlussprüfung war eine simulierte Gerichtsverhandlung, wobei man sich seine Rolle mehr oder weniger aussuchen konnte. LARAW (1 Unit, Prof. Babcock)
Obwohl die Professorin am Anfang vielleicht etwas strenger erscheint ist sie es eigentlich nicht wirklich. Der Kurs beschäftigt sich zunächst mit ein paar Grundlagen des amerikanischen Rechtssystems, später wird vor allem an der Struktur eines amerikanischen Memos gearbeitet. Dazu bearbeitet man einen Fall und verfasst als Abschlussarbeit ein Memo dazu. Nachdem die Hausaufgaben während des Semesters oft Teile des Memos sind, ist am Ende der Aufwand nicht mehr allzu hoch. Insgesamt auch ein recht einfacher Kurs. International Law (3 Units, Prof. Toman) Bei Professor Toman ist Anwesenheit keine Pflicht. Aufgrund seiner ausführlichen PowerPoint Präsentationen und der Möglichkeit, diese in der Prüfung (bei mir nur Multiple Choice) zu öffnen, ist die Abschlussprüfung recht einfach. Hausaufgaben/reading assignments gibt es, sind jedoch nicht so wichtig wie in anderen Kursen. Intellectual Property Survey (3 Units, Prof. Love) Eine meiner Meinung nach sehr gut strukturierte Vorlesung. Dem Vortrag war immer einfach zu folgen, besonders wenn man die Klasse durch das reading assignment vorbereitet hat. Er macht relativ ausführliche Notizen an der Tafel, welche man wegen des gut vorgetragenen Materials einfach ergänzen kann. Das Thema fand ich auch sehr interessant. Somit war dieser Kurs einer der hilfreichsten und angenehmsten. Die Abschlussprüfung bestand aus einem Teil Multiple Choice und einem kurzen Sachverhalt. Die Klausur war nicht allzu schwer, ich habe jedoch die ganze Zeit gebraucht die zur Verfügung stand (à propos: nach Antrag bekommt man als international student 1,5 x die normal zur Verfügung stehende Zeit, hier 4,5h). Internet Law (3 Units, Prof. Goldman) Für mich definitiv die beste Vorlesung aus beiden Semestern. Prof. Goldman trägt den Stoff unterhaltsam vor und gibt interessante Einblicke in die Praxis. Aufgrund seiner großen Erfahrung auf dem Gebiet sehr angesehen. Es wurde ein Midterm Exam angeboten, an welchem man freiwillig teilnehmen konnte. Bei Bestehen wurde man um eine halbe Note hochgestuft im Final Exam. Nichtbestehen hatte keine Auswirkungen. Die Abschlussprüfung war etwas anspruchsvoller aber gut machbar. Pluspunkt dafür dass man kein Buch kaufen muss, was den Kurs auch noch zu einem billigen macht. 2. Semester: LARAW (1 Unit, Prof. Babcock) Wieder obligatorisch, ähnlicher Kurs, gleiche Professorin. Dieser Kurs beschäftigt sich mehr mit der Recherchearbeit, v.a. mit Westlaw. Abschlussarbeit ist wieder das Schreiben eines Memos, nur in etwas anderer Form. Im zweiten Semester war das etwas aufwendiger aber trotzdem einfach zu bestehen. Patents (3 Units, Prof. Love)
Patents wurde vom gleichen Professor gehalten wie Intellectual Property Survey. Hier gilt das gleiche wie oben bereits gesagt. Einiges von dem besprochenen Stoff war eine Wiederholung aus dem ersten Semester, jedoch vertieft. Die Abschlussklausur bestand diesmal aus einem Sachverhalt der analysiert werden musste und zwei Fragen. Wieder habe ich die ganze Zeit benötigt. Auch fand ich sie relativ schwer da der Sachverhalt sehr lang und vollgestopft war und man viel in der Klausur verwerten konnte. Die Fragen waren dafür ziemlich leicht zu beantworten, da es weniger um richtig oder falsch ging sondern eine Diskussion von Policyfragen verlangt wurde. Legal Issues of Startup Businesses (3 Unites, Prof. Shefayee) Die Professorin hat ihren ersten Kurs gehalten. Teilweise musste man Themen oder Verträge für Gruppenarbeiten vorbereiten. Die Abschlussarbeit bestand aus einer umfassenden schriftlichen Beratung von fiktiven Personen welche ein Unternehmen gründen wollten. Dafür hatte man sechs Wochen Zeit. Dafür vorzubereitende Verträge durften kopiert und der Aufgabenstellung entsprechend bearbeitet werden. Sehr aufwendig, auch wenn vieles kopiert werden durfte. Letztlich über 60 Seiten Abschlussklausur. Diesen Kurs würde ich nicht unbedingt noch einmal wählen. Privacy Law Seminar (2 Units, Prof. Glancy) Professor Glancy kannte sich in ihrem Rechtsgebiet sehr gut aus und hat oft interessante Personen für Vorträge eingeladen. Um den LL.M. zu bekommen muss man so etwas wie eine Hausarbeit schreiben, was ich in ihrem Kurs getan habe. Jeder musste zu seinem Thema eine halbstündige Präsentation vorbereiten. In der Themenwahl war man sehr frei, aber man konnte auch eines der von ihr vorgeschlagenen Themen bearbeiten. In der Benotung relativ anspruchsvoll. International IP Law (3 Units, Prof. Ochoa) Professor Ochoa war ein durchaus anspruchsvoller, aber eben auch sehr guter Professor. Als international student hat man den Vorteil dass er einen nicht aufruft wenn man sich nicht freiwillig meldet. Wäre das anders, müsste man sich intensiv auf jede Stunde vorbereiten um gut auf Fragen zum noch nicht besprochenen Stoff antworten zu können. Hat auf fast jede Frage eine klare Antwort. Die Abschlussklausur konnte man mit nach Hause nehmen und innerhalb von 24 Stunden bearbeiten. Die habe ich auch gebraucht, da sie allgemein als sehr schwer empfunden wurde. Da man aber eben nicht nur eigene Notizen und das Buch benutzen darf, sondern auch das Internet, kann man sie jedenfalls bestehen. Trotz des Schwierigkeitsgrades würde ich den Kurs wieder wählen da ich den Professor gut und das Thema spannend fand. Es gibt aber definitiv in anderen Kursen bessere Noten für weniger Aufwand. Fazit
Ich hatte ein sehr spannendes, unterhaltsames und lehrreiches Jahr in Santa Clara. Ich kann den LL.M. dort eigentlich uneingeschränkt empfehlen. Wenn ihr Fragen habt könnt ihr euch gerne an mich wenden. Email: kmuetze@hotmail.de