SOZIALPÄDAGOGISCHES KONZEPT. Tagesmutter/väterbetreuung in der eigenen Famile



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Transkript:

SOZIALPÄDAGOGISCHES KONZEPT Tagesmutter/väterbetreuung in der eigenen Famile

Die Tagesbetreuung für Kinder muss umfassende Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsmöglichkeiten bieten. Bei Tagesmüttern/-vätern ist die Altersstreuung bunt gemischt und es soll den Kindern eine familienähnliche Situation geboten werden. Die Tagesmutter/der Tagesvater darf sich nicht als Aufbewahrungsstätte für Kinder von berufstätigen Eltern verstehen. Sie/Er muss vielen anderen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden und soll ihnen ein erweitertes zu Hause bieten. Wenn man bedenkt, dass viele Kinder wesentlich mehr Zeit in Fremdbetreuung verbringen als zu Hause, dann sind Tagesmütter/ -väter gefordert, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden und die Kinder ein Stück ihres Lebens zu begleiten, sie in ihrer Entwicklung zu fördern, ihnen Halt zu geben,... Die Aufgabe einer Tagesmutter/eines Tagesvaters ist sicherlich, die Betreuung der Kinder flexibel zu Zeiten zu übernehmen, in denen die Eltern nicht in der Lage sind - aus welchen Gründen auch immer - und diese bestmöglichst zu bewerkstelligen. Genau aus diesem Grund übernimmt die Tagesmutter/der Tagesvater wesentliche Verantwortungen zusätzlich. Sie/Er soll Bildungs- und Erziehungsinstitution für die Kinder sein. Zum Verständnis von Bildung ist hier ein erweiterter Bildungsbegriff notwendig, der eben nicht nur eine durch kognitive Leistungen definierte Bildung umfasst, sondern eine lebenspraktische Bildung einschließt, d.h. neben dem kognitiven Wissen auch jenes miteinbezieht, was Kinder zum Leben in dieser Welt benötigen. Wenn wir in diesem Sinne gebildete Kinder wollen, müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, sich altersgemäß zu entwickeln. Diese Entwicklungsschritte - selbständig werden, sich anderen Menschen zuwenden, streiten lernen, Freunde finden, die Welt mit den Augen des anderen sehen - wurden von Pestalozzi als Menschenbildung zusammengefasst. Erziehung soll das behutsame Begleiten und denkende Mitwirken an dem, was im Zusammenleben der Menschen von selbst geschieht, lernen. Erziehung ist demnach immer der Versuch, Bewusstsein und Vernunft in Verhältnisse zu bringen, die sonst dem Zufall überlassen bleiben. Behutsames Begleiten und denkendes Mitwirken sind notwendig, um das von selbst Geschehende zu verstärken, zu korrigieren und vor schädlichem Einfluss zu bewahren.

Es gibt drei Bereiche, die die Aufgaben der Tagesmutter/des Tagesvaters und ihre/seiner Anteilnahme am Leben der Kinder veranschaulichen: 1. Behüten Kinder brauchen psychische Geborgenheit, brauchen Lebensräume zur Erkundung, zur Betätigung und Welterfahrung und brauchen Hilfe bei der Auswahl der geistigen Umwelt. Auswählen der Lebenswelt in Verbindung mit Behüten des Kindes kann als stufenweises Freigeben der Welt gesehen werden. 2. Gegenwirken Es richtet sich - in der Arbeit des Erziehers - gegen Einflüsse von außen oder Neigungen von innen, die dem weiteren Leben des Kindes schädlich sein könnten. Gegenwirkung darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden, sie muss im Zusammenhang von Annahme und Mitwirkung gesehen werden, um im gemeinsamen Suchen das Richtige für das Kind in seiner individuellen Situation zu finden. 3. Unterstützen - verstehen - ermutigen Dies bedeutet, die eigentümlich-individuelle Entwicklung des Kindes achten, seine soziale Entwicklung, seine Leistungsfähigkeit, seine Ich-selbst-sein-Suche durch Verstehen und Ermutigung unterstützen, auch gegenüber Anforderungen und Zwängen. Kinder in diesem Sinn zu bilden und zu erziehen setzt voraus, dass die Tagesmutter/der Tagesvater die Person des Kindes und seine Entwicklung als etwas Gegebenes ansieht, als einen unverwechselbaren Menschen achtet, den sie/er nicht nach Plan macht und formt, sondern den sie/er durch Behüten, Gegenwirken und Unterstützen behutsam begleitet und an dessen Entwicklung sie/er denkend mitwirkt.

Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den Kindern einen Lebens- und Erfahrungsraum - in dem sich diese Ziele bewerkstelligen lassen - zu bieten, in dem sie den Raum haben: sich geborgen zu fühlen sich selbst zu bejahen Initiative und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln Bedürfnisse, Gefühle und Schwierigkeiten auszudrücken alltägliche Erfahrungen und sich daraus ergebende Fragen und Probleme aufarbeiten zu können eigene Grenzen zu erkennen und Versagungen ertragen zu lernen Freundschaften zu schließen Konflikte mit Kindern und Erwachsenen auszutragen mit Spaß und Ausdauer zu spielen die Umwelt zu erforschen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten, die sich in der Praxis zu einer Umsetzung dieser Ziele anbieten, kann man in folgende Gebiete unterteilen: Planung und Arbeit mit den Kindern ErzieherInnenverhalten Zusammenarbeit der Eltern und PädagogInnen Teamarbeit Austausch im Fachbereich

Planung und Arbeit mit den Kindern Gezieltes sozialpädagogisches Handeln kann auf Planung nicht verzichten. Dabei ist die Planung nicht als befristeter bzw. begrenzter Vorgang zu verstehen, der sich nur auf bestimmte Zeiträume oder auf bestimmte Beschäftigungen bezieht. Aufgrund der sich ständig verändernden Voraussetzungen und Situationen, unter und in denen pädagogisches Handeln abläuft, muss eine hier angemessene prozesshafte Planung stattfinden. Sie muss immer wieder ausgewertet (reflektiert), neu überdacht und dann abgeändert oder ergänzt werden. Sie ist nie abgeschlossen. Planung beinhaltet das systematische Durchdenken des gesamten Erziehungsgeschehens will die Entwicklung einer gezielten Sensibilität der Tagesmutter/des Tagesvaters für die Bedürfnisse und Defizite jedes einzelnen Kindes erreichen setzt die Bereitschaft der Tagesmutter/des Tagesvaters voraus, sich ständig neu mit sich selbst, den AnsprechpartnerInnen und dem jeweiligen Geschehen auseinanderzusetzen wird unter Berücksichtigung sowohl der am Erziehungsprozess Beteiligten und der alltäglichen anfallenden Arbeit als auch der im Zurückblicken und Auswerten des Geschehens entdeckte Möglichkeiten und Grenzen der Erziehungsarbeit gestaltet Natürlich gehört zur Planung und Arbeit mit Kindern das Reflektieren. Um besser auf die Besonderheiten der kindbezogenen Bedürfnisse eingehen zu können und sie für jedes einzelne Kind in Erinnerung zu behalten, ist es sinnvoll, Beobachtungen, Ereignisse, festgestellte Bedürfnisse, Erfolge und Misserfolge der erzielten Arbeit und Elterngespräche in Kurzform schriftlich festzuhalten, alle kindzentrierten Beobachtungen im Karteikartensystem festzuhalten.

Für die pädagogische Arbeit mit Kindern sind elf Punkte zu berücksichtigen: Die Struktur des Alltags der Kinder Die Gestaltung der pädagogischen Arbeit hängt wesentlich vom Tagesablauf ab. Unterschiedliche Ankunfts- und Verlassenszeiten der einzelnen Kinder, dadurch laufend veränderte Gegebenheiten, etc. sind nur einige formale Merkmale, die den Tagesablauf kennzeichnen. Ihr jeweiliger Stellenwert muss bei der Planung immer wieder neu überdacht und bei der Gestaltung der Arbeit berücksichtigt werden. Erfahrungsbereiche der Kinder aufgreifen Durch Beobachtungen, Gespräche mit Kindern und Eltern kann die Tagesmutter/der Tagesvater erfahren, welche Fragen oder Probleme die Kinder zur Zeit besonders beschäftigen. Diese Fragen können ausgelöst worden sein durch aktuelle Ereignisse in der näheren Umwelt der Kinder. Die Tagesmutter/der Tagesvater sollte versuchen, das jeweilige Thema aufzugreifen, indem sie/er ihre/seine Anregungen und Angebote an den Bedürfnissen der Kinder ausrichtet, an ihren/seinen Erfahrungen anknüpft und kann Hilfen zur Lösung der anstehenden Probleme geben. Lernen durch praktische Anwendung ermöglichen Für die Kinder steht sinnvolles Handeln, etwas Richtiges zu machen, das eben Gelernte praktisch anwenden zu können im Vordergrund. So lernen die Kinder leichter, da sie die erworbenen Fähigkeiten auf diese Weise sinnvoll und unmittelbar für sich verwenden können. Verbindungen ermöglichen zwischen dem Erwerb individueller Kenntnisse und dem Handeln für die anderen Der Erwerb von Sachkenntnissen sollte nicht nur in abstrakten Formen, sondern eingebettet in den Alltag ermöglicht werden. Erworbene Kenntnisse werden stabiler, wenn das Kind sie nicht nur für sich, sondern auch im Handeln für und mit anderen anwenden kann und wenn auch die anderen diese Fähigkeiten dann anerkennen und ihnen vertrauen. Umfassende Bereiche zum Lernen erschließen Die Interessen der Kinder sind geprägt durch das Bedürfnis, an der wirklichen Welt der Erwachsenen mitzuwirken. Dazu ist es notwendig, den Kindern durch die pädagogische Arbeit auch umfassendere Bereiche zum Lernen und Erfahrungen sammeln zu erschließen, wie Technik, Verkehr, Verwaltung, Nahrungsmittelzubereitung, Textilgestaltung, Sport, Werken, etc. Zeiträume mit einbeziehen Die jahreszeitlichen Abläufe und zeitlich festgelegte Ereignisse haben oft großen Einfluß auf die Kinder. Beteiligung der Kinder an den Planungsschritten Zu verwirklichende Vorschläge und Ideen der Kinder zur Gestaltung des Alltages sollten aufgegriffen und verstärkt werden. Sofern die Kinder sich scheuen, sie von sich aus einzubringen, sollten sie ermutigt werden. Die Kinder können lernen, dass ihre eigenen Ideen wichtig sind, ernst genommen werden und für die Gestaltung des Zusammenlebens von Wert sind. Sie lernen sich ein Stückchen aus der Abhängigkeit vom Erwachsenen zu befreien und übernehmen Mitverantwortung.

Möglichst vielfältige frei wählbare Angebote einbeziehen Es ist sinnvoll, mit den Stärken der einzelnen Persönlichkeiten der Familienmitglieder zu arbeiten. Dies birgt nicht nur den Vorteil, dass die Tagesmutter/der Tagesvater ihre/seine Fähigkeiten bestmöglichst einsetzen kann, sondern auch eine Auswahl für die Kinder, die verschiedensten Bereiche kennenzulernen. Um verborgene Talente und Interessen zu wecken, sollten die Kinder die Möglichkeit haben, frei zu wählen, an welchen Projekten sie teilhaben wollen. Nach Möglichkeit auch außenstehende Personen aus der Umwelt der Kinder einbeziehen Die Außenkontakte der Kinder sollten durch die Betreuung bei der Tagesmutter/dem Tagesvater nicht eingeschränkt werden (altersgemäß). Je nach Möglichkeit können freizeitpädagogische Einrichtungen und Spielplätze am Programm stehen. Wenn es die Gegebenheiten erlauben, können auch Besuche anderer Kinder in einer Kindergruppe zu bestimmten Aktivitäten eingebaut werden (Feste, Feiern,...). Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit Eltern, KindergärtnerInnen und LehrerInnen berücksichtigen Die gleichberechtigte Zusammenarbeit aller am Erziehungsgeschehen Beteiligter ist eine wesentliche Voraussetzung für die partnerschaftliche Arbeit mit Kindern. Berücksichtigung, dass sich die Rolle der Tagesmutter/des Tagesvaters verändert Der Erwachsene ist hier nicht der Allwissende, der auf jede Frage eine unumstößliche Antwort weiß. Er lebt und lernt täglich zusammen mit den Kindern, macht gemeinsame Erfahrungen mit ihnen und erarbeitet gemeinsam Antworten und Lösungen für ihre Probleme. Sinnvolle und pädagogisch fruchtbare Arbeit mit den Kindern wird er nur dann leisten können, wenn er als Partner all sein Wissen, Können und Fühlen in der Erzieher-Kind-Beziehung einbringt und sich bemüht, von und mit dem, was er kann, den Kindern das, was sie zu einer gesunden Entwicklung benötigen, zu vermitteln. Natürlich kann nicht jeder der Punkte umgesetzt werden, jedoch sollten diese elf Punkte eine Unterstützung für die Arbeit mit Kindern sein.

ErzieherInnenverhalten Wir alle wissen, dass unser Verhalten auch im Berufsleben nicht nur von dem bestimmt ist, was wir gelernt haben, sonder auch von unserem eigenen Befinden, vom Erfolg, den wir haben, usw.. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen kann die Tagesmutter/der Tagesvater diese Einflüsse nicht als Alibi für Stimmungsschwankungen gelten lassen. Zur berufsmäßigen Verpflichtung gehört es, den Kindern gegenüber freundlich und ausgeglichen zu sein. In kaum einem anderen Beruf wird die Gesamtpersönlichkeit der/des Arbeitenden so stark gefordert wie im ErzieherInnenberuf. Tagesmütter/-väter sollen ein Partner für ihre Kinder sein, der sich demokratisch und freundschaftlich verhält, zu dem die Kinder Vertrauen haben und sie zugleich respektieren. Verantwortlichkeit, Offenheit, sachgemäßes Verhalten, usw. muss von den Kindern in ganz kleinen Schritten gelernt werden. Erfolge der Kinder sollte die Tagesmutter/der Tagesvater für sich und die Kinder so oft wie möglich erwähnen und Verhaltensweisen den Kindern in nicht wertender positiver Darstellung vermitteln. Die Tagesmutter/der Tagesvater muss die Fähigkeiten jedes Kindes kennen und es auf seiner Stufe zu fördern versuchen. Eine bejahende Grundhaltung zu der Lernfähigkeit der Kinder ist eine wichtige Voraussetzung. Offenheit, Transparenz und Durchschaubarkeit sind Eigenschaften, die die Tagesmutter/der Tagesvater nach außen repräsentieren sollte. Nur dann können die Kinder lernen, über ihr eigenes Verhalten kritisch nachzudenken.

Zusammenarbeit mit den Eltern Wie wir wissen, ist die Betreuung bei der Tagesmutter/dem Tagesvater nur ein Teil des Systems, in dem die Kinder leben. Ihr Lebensraum ist in Elternhaus, institutionelle Betreuung und Tagesmutter/-vater aufgeteilt. Darum ist erforderlich, um eine umfassende Erziehung und Bildung zu ermöglichen, dass diese Bereiche gut zusammenarbeiten. Die Elternarbeit ist ein wichtiger Punkt in der Gesamtarbeit der Tagemutter/des Tagesvaters. Ständiger Informationsaustausch mit den Eltern ist genauso wichtig, wie das Einbeziehen der Eltern in das Alltagsleben der Kinder und die Mitwirkung bei gemeinsamen Veranstaltungen. Ebenso sollte das gemeinsame Planen und Durchführen von erzieherischen Maßnahmen aufgrund der kindlichen Bedürfnislage und des kindlichen Entwicklungsstandes in Betracht gezogen werden.

Professionalität Diese ist in jedem sozialpädagogischen Arbeitsfeld eine Notwendigkeit. Bezogen auf die Arbeit der Tagesmutter/des Tagesvaters könnte man sagen: Professionelle Begleitung und Fortbildung ist notwendig, um ein anregendes, ausgeglichenes Zusammensein von Kindern und Tagesmüttern/-vätern zu erreichen den Bedürfnissen, Fähigkeiten, Möglichkeiten von Kindern, Eltern und Tagesmüttern/ -vätern so gut wie möglich gerecht zu werden einen möglichst reibungslosen Informationsfluss zwischen Kindern, Eltern und Tagesmutter/-vater zu gewährleisten die gemeinsamen Bestrebungen der Tagesmutter/des Tagesvaters, bezogen auf die Arbeit mit den Kindern, anderen gegenüber deutlich machen und vertreten zu können. Der Austausch mit anderen Tagesmüttern/-vätern und fachliche Unterstützung ist also nötig, um den besonderen Aufgaben der Betreuung entsprechen zu können, nämlich einer familienergänzenden Erziehung von fremden Kindern in der eigenen Familie. Dabei sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass die Vorbildwirkung der Erzieherin/des Erziehers großen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat. Wie die Erwachsenen miteinander umgehen, spiegelt sich auch in den Interaktionen der Kinder wieder.