Grundlagen der Kommunikation

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20 2. Grundlagen 2.2.1 Man kann nicht nicht kommunizieren Das erste Axiom lautet: Man kann nicht nicht kommunizieren. Watzlawick et al. argumentieren, dass Kommunikation Verhalten sei (s.o.) und stellen damit sowohl auf den verbalen Sprechakt als auf nonverbales Verhalten ab. Verhalten jedoch hat kein Gegenteil man kann sich nicht nicht verhalten, sondern immer nur verhalten, dies aber auf sehr viele verschiedene Arten. Wenn man also akzeptiert, daß alles Verhalten in einer zwischenpersönlichen Situation Mitteilungscharakter hat, d.h. Kommunikation ist, so folgt daraus, daß man, wie immer man es auch versuchen mag, nicht nicht kommunizieren kann (S. 51; Hervorhebungen im Original). Wenn man sich nicht nicht verhalten kann, dann könne man folglich auch nicht nicht kommunizieren. Etwas vorsichtiger ausgedrückt: Im Beisein eines anderen hat jedes Verhalten einen potenziell kommunikativen Charakter. Wichtig sind hier zwei Aspekte. Zum einen wird die Möglichkeit betont, dass im Beisein einer anderen Person im Prinzip jedes Verhalten als Kommunikation gelesen werden kann. Zum anderen muss aber genauso betont werden, dass dies nicht notwendigerweise der Fall sein muss. Auch Watzlawick et al. unterstreichen ja, dass das Verhalten einen Mitteilungscharakter hat. Verhalten und Mitteilung sind also nicht beliebig austauschbar oder gar identisch. Weiterhin legen die Ausführungen von Watzlawick et al., insbesondere die Formulierung des Axioms, das Hauptgewicht auf den Sender, der nicht nicht kommunizieren könne. Damit blenden sie allerdings die zweite Bedingung aus, nämlich, dass mindestens eine zweite Person anwesend sein muss, die das Verhalten als Kommunikation beobachtet. Damit liegt aber das entscheidende Kriterium nicht im Willen des Senders, nicht kommunizieren zu wollen, sondern in der Beobachtung des Empfängers, ob (und wenn ja: welche) Kommunikation vorliegt. So kann beispielsweise ein schnelles Gehen als bloßes Symptom für Eile gelesen werden oder als Kommunikation der Mitteilung: Lasst mich in Ruhe, ich bin für euch nicht ansprechbar. Wird ein Verhalten als Kommunikation gelesen, so macht die beobachtende Person einen Unterschied zwischen Verhalten und Information beides ist nicht miteinander identisch. Das Verhalten das schnelle Gehen wird als Mitteilung gelesen, die übermittelte Information ist davon verschieden. Wenn ein Beobachter Mitteilung und Information unterscheidet und dieses zum Verstehen zusammenzieht, sprechen wir von Kommunikation. Würde der Beobachter keinen Unterschied zwischen Verhalten und Information ma-

Paul Watzlawick, Janet Beavin und Don D. Jackson 21 chen wenn schnelles Gehen also bloß eine Begleiterscheinung von Eile ist, dann liegt keine Kommunikation vor. 5 2.2.2 Inhalts- und Beziehungsaspekt Watzlawick et al. (1969, S. 56; Hervorhebungen im Original) formulieren das zweite pragmatische Axiom wie folgt: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, daß letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist. Sie führen aus, dass der Inhalt einer Mitteilung vordergründig aus Information bestehe. Weiterhin enthalte die Mitteilung einen Hinweis darauf, wie der Sender die Mitteilung vom Empfänger verstanden wissen möchte. In diesem Sinne sei eine Mitteilung immer doppelförmig sie enthält eine Information und eine Metainformation, nämlich eine Information Meta darüber, wie die ursprüngliche Information zu verstehen sei. Die ursprüngliche Information wird auch der Inhaltsaspekt der Mitteilung genannt, die Metainformation auch Beziehungsaspekt. Der Inhaltsaspekt vermittelt die Daten, der Beziehungsaspekt weist an, wie diese Daten aufzufassen sind. (S. 55). Dabei wird die Beziehung üblicherweise selten ausdrücklich formuliert, dies geschieht eher en passant. Die Metainformation ist damit zum einen eine Verstehensanweisung für die Information. Zum anderen definiert sie, wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht, und ist in diesem Sinn seine Stellungnahme zum anderen (S. 53). 2.2.3 Interpunktion von Ereignisfolgen Das dritte pragmatische Axiom formulieren Watzlawick et al. (1969, S. 61; Hervorhebungen im Original) wie folgt: Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt. Eine Interaktion wurde als Abfolge von mindestens zwei Mitteilungen bestimmt. Im alltäglichen Leben fällt auf, dass sich Mitteilungen selten chaotisch aufeinander beziehen, sondern dass sich vor allem bei Menschen, die häufiger miteinander interagieren charakteristische Muster der Interaktion ergeben. Interaktionen haben damit eine Struktur und sind in gewis- 5 S. hierzu Luhmann (2001).

22 2. Grundlagen ser Weise geordnet. Jedoch unterscheiden sich die Beteiligten manchmal darin, wie die Abfolge von Mitteilungen wahrgenommen wird. Das Zusammenziehen von bestimmten Verhaltenseinheiten wird dabei als Interpunktion bezeichnet. Die Interpunktion einer Interaktion kann analog der Zeichensetzung in einem mathematischen Term verstanden werden. Je nachdem, welche Operationen wir mit einer Klammer zusammenziehen, ergibt sich ein unterschiedliches Ergebnis. Beispielsweise ergibt (5*4)+3 = 23, während 5*(4+3) = 35 ergibt. Die Fakten, d.h. die Zahlen und Operatoren, sind in beiden Gleichungen dieselben. Die unterschiedliche Interpunktion, d.h. die Klammersetzung, führt jedoch zu einem völlig unterschiedlichen Ergebnis und damit zu einer unterschiedlichen Bedeutung der Fakten. Verbindet man den obigen Gedankengang mit der Zirkularität der Kommunikation, so werden durch Interpunktion Ursache und Wirkung bzw. Täter- und Opferpositionen markiert. Dabei stellen Unterschiede in der Interpunktion eine Ursache für (Beziehungs-)Konflikte dar. Üblicherweise erlebt sich jeder der Beteiligten nicht als agierend, sondern als reagierend. Typische Ausdrücke hierfür sind: Ich mache dies nur, weil bzw. Ich mache dies nur, damit. Das klassische Beispiel für Interpunktionen ist das alte Ehepaar. Die Frau beschwert sich, dass der Mann zu viel Zeit in der Kneipe verbringt was der Mann tatsächlich auch tut. Die Bestandteile der Kommunikation sind abwechselndes beschweren und in die Kneipe gehen und das über Jahre. Die Frau interpunktiert diese Ereignisfolge jedoch als: Ich beschwere mich nur, weil er so viel in der Kneipe ist. Der Mann interpunktiert diese Ereignisfolge als: Ich bin nur so viel in der Kneipe, weil sie so viel nörgelt. Beide Partner konstruieren aus denselben Fakten also unterschiedliche Interpretation der Situation. Wie dieses Beispiel zeigt, sind Interaktionsfolgen häufig wiederkehrend oder kreisförmig angelegt, sodass sie im Prinzip keinen Anfang und kein Ende haben. Stattdessen stellt bereits die Bestimmung, wer angefangen hat, eine Interpunktion dar. Exkurs Fundamentaler Attributionsfehler und Akteur-Beobachter-Effekt Der sog. fundamentale Attributionsfehler ( fundamental attribution error ) bezieht sich darauf, dass Menschen das Verhalten anderer Personen eher durch deren Persönlichkeitseigenschaften erklären und vorhandene situative Einflüsse unberücksichtigt lassen (L. Ross 1977). Im Gegensatz dazu tendieren

Paul Watzlawick, Janet Beavin und Don D. Jackson 23 wir zu einer Überbetonung situativer Einflüsse, wenn wir unser eigenes Verhalten erklären sollen ( Akteur-Beobachter-Effekt ; Jones / Nisbett 1972). Kurz: Andere handeln so, weil dies ihrem Charakter entspricht wir hingegen, weil die Situation uns das so nahe legt. 2.2.4 Digitale und analoge Kommunikation Watzlawick et al. (1969, S. 68; Hervorhebung im Original) formulieren ihr viertes pragmatisches Axiom wie folgt: Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potenzial, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Syntax. Sie unterscheiden eine digitale und eine analoge Ebene der Kommunikation. Die digitale Ebene ist durch ein Entweder Oder gekennzeichnet, die analoge durch relativ stufenlos verstellbare Eigenschaften. Auf digitaler Ebene ordnen Watzlawick et al. die Worte einer Sprache ein. Die Worte Symbole sind digital in der Hinsicht, dass ein bestimmtes Wort einer bestimmten Abfolge von Buchstaben oder Phonemen entspricht. So heißt ein bestimmtes Wort beispielsweise Katze, und nur Katze, aber nicht Katzu oder atze. Auf analoger Ebene ordnen sie die paraverbalen, extraverbalen und nonverbalen Anteile von Sprache ein. Hierzu gehören beispielsweise die Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit, Pausenlänge und Häufigkeit, die Tonhöhe und deren Wechsel usw. In Tabelle 2 findet sich eine Übersicht einiger analoger Spracheigenschaften. Tabelle 2: Übersicht zu paraverbalen, extraverbalen und nonverbalen Eigenschaften Paraverbal Extraverbal Nonverbal Lautheit Individuelle Mimik Stimmeigenschaften (Näseln, Knarzen) Tonhöhe Typische Eigenschaften Gestik aufgrund Alter, Geschlecht usw. Sprechgeschwindigkeit Dialekt Körperhaltung Pausen Sprachmelodie

24 2. Grundlagen In der zwischenmenschlichen Kommunikation finden sich immer beide Elemente, digitale wie analoge, die untrennbar miteinander verschränkt sind. Wir sprechen (fast) immer Worte ( Was wir sagen ) und tun dies auf eine bestimmte Art und Weise ( Wie wir etwas sagen ). Die digitale Kommunikation ist in gewisser Weise abstrakter, flexibler und präziser als die analoge. Sie besitzt eine Syntax, d.h. eine Ordnung der verwendeten Symbole, die vielschichtige Wandlungen und Unterscheidungen zulässt. In Analogie zur Inhalts- und Beziehungsebene kann der Inhalt einer Mitteilung durch die Worte ausgedrückt werden, während die Leseanweisung, wie dieser Inhalt zu verstehen ist, durch die analogen Merkmale ausgedrückt wird. So nutzt man beispielsweise analoge Merkmale, um eine Mitteilung als Ironie zu kennzeichnen. Sagt eine Person beispielsweise Toll, super gemacht! mit einer ärgerlichen Stimme, so folgen wir in der Bedeutungsgebung eher der analogen Modalität als der digitalen. Weiterhin geben die analogen Merkmale in gewisser Weise Aufschluss über den inneren Zustand des Mitteilenden (ist die Person z.b. wütend?). Dies ist besonders bei dem Thema Aufrichtigkeit der Kommunikation von Bedeutung, wenn es um die Passung von digitalen und analogen Merkmalen geht ( lachen beispielsweise auch die Augen, während die Person ihr Kein Problem! über die unvorhergesehene Arbeitsbelastung kurz vor Dienstschluss kundtut?). Dies ist für die Beziehungsebene (siehe Kapitel 2.2.2) von besonderer Relevanz, denn wie man zueinander steht, kann nicht nur durch digitale Worte ausgedrückt werden, sondern muss passend dazu analog unterlegt werden. Ohne die richtige analoge Untermalung bleibt jedwede Beziehungsklärung fragwürdig. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die digitale Ebene vernachlässigbar wäre dies kann jeder unmittelbar nachvollziehen, der bereits Beziehungsgespräche hinter sich gebracht hat. Exkurs Deborah Tannen und That s not what I meant Die Wichtigkeit der paraverbalen Elemente und deren Funktion in der Kommunikation hat Deborah Tannen (*1945) erforscht. Sie unterscheidet verschiedene Kommunikationsstile, in denen die soziale Interaktion mittels paraverbaler Bestandteile organisiert wird. Die Kommunikationsstile können interindividuell und interkulturell variieren und zu Missverständnissen und Beziehungsstörungen führen. Zu den Grundelementen eines Konversationsstils gehören paraverbale Bestandteile ( conversational signals ; Tannen 1986, S. 28) wie pacing and pausing, loudness, and pitch, all of which make up what is commonly thought