VW Golf IV 1.9 TDI 85 kw Motor AJM Getriebe DRW Wechsel des Radlagers an der Vorderachse
A. Allgemeine Informationen Diese Reparaturanleitung basiert auf privater Initiative. Sie ist Teil einer Serie und wendet sich an den versierten Hobbyschrauber. Teure Reparaturen in der Vertragswerkstatt müssen nicht sein. Mit ein wenig Geschick, dem richtigen Werkzeug und Leitfaden kommt man auch zum Ziel. Diese Anleitung soll dabei helfen. Haftungsausschluss Die Inhalte dieser Dokumentation wurden sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen erstellt. Für die hier dargebotenen Informationen wird kein Anspruch auf Vollständigkeit, Aktualität, Qualität und Richtigkeit erhoben. Es kann keine Haftung für Schäden übernommen werden, die durch das Vertrauen auf die Inhalte dieser Dokumentation oder deren Gebrauch entstehen. Diese Dokumentation soll einen möglichen Weg zur Reparatur zeigen, was nicht heißt, dass es keine andere Möglichkeit hierzu gibt. Die hier gezeigten Schritte sind ausschließlich auf eigene Gefahr durchzuführen. Das Fahrzeug machte sich in Linkskurven durch ein Brummen bemerkbar, welches mit der Zeit immer stärker wurde. In Rechtskurven war das Geräusch nicht zu vernehmen. Zuletzt brummte das Fahrzeug selbst lautstark auf geraden Strecken. Das Geräusch war objektiv links zu vernehmen, dennoch war das rechte Radlager defekt. Dies zeigte der erste Wechsel des linken Radlagers. Das Problem war hiernach nicht behoben. Bei der Laufleistung von über 340.000 Kilometern wurden letztlich beide Radlager gewechselt. Der Original-Radlagersatz war einer von FAG. Als Ersatz wurde (FM 1089) von Metzger verbaut, die beim örtlichen Teilehändler für 48,- das Stück bezogen wurden. Nach dem Wechsel zeichnet sich das Fahrzeug wieder durch absolute Laufruhe aus. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 2 von 15
B. Demontage Fahrzeug mit Hebebühne anheben oder aufbocken. Radschrauben des betreffendes Rades entfernen und Rad abnehmen. 1. Achsmutter lösen 1 Fixierschraube 2 Achsmutter 3 Schlagnuss (Doppel-6-Kant) HAZET 900 S Z-30 Gefahr Unfallgefahr durch seitliches Abrutschen des Fahrzeuges von den Böcken bei Einsatz von einem Schlüssel. Schlagschrauber verwenden oder Schlüssel so ansetzen, dass der Druck beim Lösen senkrecht nach unten geht. Hohes Lösemoment! Fixierschraube (1) entfernen. Achsmutter (2) lösen und entfernen. Bei Verwendung eines Schlüssels von Helfer Fußbremse treten lassen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 3 von 15
2. Bremssattel demontieren 1 Abdeckkappen 2 Innen-6-Kant Schraubendrehereinsatz HAZET 8801-7+ 3 Edelstahl-Haken Abdeckkappen (1) entfernen. Führungsbolzen mit Innen-6-Kantschlüssel (2) aus dem Bremssattel herausdrehen. Bremssattel abnehmen und mit einem Haken (3) am Federbein aufhängen. HINWEIS Bremsschlauch nicht auf Zug beanspruchen oder knicken. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 4 von 15
3. Antriebswelle zurückdrücken 1 Feingewindespindel 2 Antriebswelle Das Abziehen der Radnabe wird erleichtert, wenn die Antriebswelle zuerst zurückgedrückt wird. Abdrückeinheit auf die Radnabe montieren. Antriebswelle (2) mit Spindel (1) aus der Radnabe drücken. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 5 von 15
4. Radnabe abziehen 1 Gleithammer, 1 kg 2 Gleithammer, 5,9 kg 3 Ring Radnabe mit Gleithammer aus dem Radlagergehäuse ziehen. Bei Verwendung eines Gleithammers mit nur 1 kg Gewicht wird das Abziehen zur Geduldsprobe. Nach Aufsetzen eines Gewichtes mit 5,9 kg war die Radnabe mit 3 Schlägen aus dem Radlager entfernt. Ring (3) vom inneren Lagerring, der auf der Radnabe verblieb, entfernen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 6 von 15
5. Inneren Lagerring entfernen 1 Innerer, äußerer Lagerring 2 Fräs-Nut 3 Unversehrte Radnabe Beim Abzug der Radnabe verbleibt der innere, äußere Lagerring auf der Radnabe. Dieser muss entfernt werden, wenn die Radnabe wieder in das neue Radlager eingezogen werden soll. Es gibt im Handel einen besonderen Abzieher, dessen Anschaffung sich aber nur für diesen Zweck allein nicht rechtfertigt. Mit einem Dremel und einem Meißel kommt man auch zum Ziel. Hinweis Ein Beschädigen der Radnabe ist zu vermeiden. Gefahr Verletzungsgefahr durch Splitter. Das Material des Lagerrings ist recht spröde und kann splittern. Gesichtsschutz tragen! Nut (2) fräsen. Nut mit Meißel bearbeiten, bis das Material an der geschwächten Stelle bricht. Ring (1) von Radnabe abnehmen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 7 von 15
6. Antriebswelle aus dem Radlager entfernen 1 Schrauben Achsgelenk 2 Seegering 3 Seegering-Zange 4 Antriebswelle Um die Vorderachse beim Wiedereinbau der Antriebswelle nicht neu vermessen und einstellen lassen zu müssen, Einbaulage der drei Schrauben des Achsgelenkes markieren. Mit Reißnadel Position der Schrauben (1) anreißen. Schrauben entfernen. Federbein nach außen schwenken und Antriebswelle (4) aus dem Radlagergehäuse ziehen. Seegering (2) mit passender Seegeringzange (3) entfernen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 8 von 15
7. Defektes Radlager entfernen 1 Feingewindespindel 2 Ausziehglocke Ø 88 mm 3 Druckscheibe Ø 68 mm 4 Drucklager zur Verminderung der Reibkräfte 5 Druckhülse 6 Unterlegscheibe, dick 7 Druckmutter, lang 8 Drehrichtung 9 Defektes Radlager Als Werkzeug empfiehlt sich ein Radlager-Werkzeug-Satz, den es bereits für recht günstiges Geld gibt und der sich bereits mit der 1. Reparatur bezahlt macht. Ausziehglocke (2) auf Spindel (1) schieben. Spindel von außen in das Radlager einführen. Druckscheibe (3), Drucklager (4), Druckhülse (5) und Unterlegscheibe (6) in dieser Reigenfolge auf die Spindel schieben. Druckmutter (7) auf die Spindel schrauben. Druckmutter drehen (8), Spindel gegenhalten und Spindel mit defektem Radlager (9) aus dem Radlagergehäuse ziehen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 9 von 15
Mit diesen Teilen ist die Demontage beendet und das neue Radlager nebst Radnabe kann eingezogen werden. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 10 von 15
C. Montage 1. Neues Radlager einziehen 1 Radlager 2 Druckscheibe Ø 73 mm 3 Druckmutter 4 Seegering Das Einziehen geht leichter, wenn zuvor das Radlagergehäuse gereinigt und Radlageraußenring wie auch die Gehäuseinnenseite mit Öl eingestrichen wird. Dies dürfte zudem einer Korrosion an den Anlageflächen vorbeugen und ein Festfressen verhindern. Radlager (1) mit der passenden Druckscheibe (2) ansetzten und einziehen. Druckmutter (3) bis zum Anschlag drehen. Einziehvorrichtung entfernen. Seegering einsetzen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 11 von 15
2. Radnabe einziehen 1 Radnabenzapfen 2 Druckscheibe Ø 71,5 mm 3 Radnabe eingezogen 4 Lagerrinnenring Das Einziehen geht leichter, wenn zuvor der Radnabenzapfen gereinigt und dieser wie auch die Lagerinnenseite mit Öl eingestrichen wird. Dies dürfte zudem einer Korrosion an den Anlageflächen vorbeugen und ein Festfressen verhindern. Radnabe mit der passenden Druckscheibe (2) zur Abstützung des Lagerinnenrings ansetzten und einziehen. Druckmutter bis zum Anschlag drehen. Einziehvorrichtung entfernen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 12 von 15
3. Antriebswelle und Federbein positionieren 1 Dehnschrauben 2 Querlenker 3 Achsgelenk 4 Positionsmarkierung der Schrauben Zur korrekten Vorspannung des Radlagers, Gewinde und Verzahnung des Außengelenkes von eventuell vorhandener Korrosion befreien und Gewinde und Verzahnung mit Motoröl benetzen. Antriebswelle positionieren und Außengelenk soweit in die Radnabe einziehen, bis das Außengelenk anliegt. Hierbei das Federbein schwenken. Neue Zwölfkantmutter an dem Gewinde der Antriebswelle ansetzen, drehen und so weit wie möglich mit der Hand festziehen. Achsgelenk (3) in den Querlenker (2) einführen, oberhalb Sicherheitsblech auflegen und unterhalb neue Schrauben (1) nur lose eindrehen. Achsgelenk in den Langlöchern verschieben, bis die Schraubenköpfe mit den Markierungen der Reißnadel (4) übereinstimmen. Schrauben mit 20 Nm anziehen. Schrauben dann mit starrem Schlüssel und Winkelscheibe 90 weiterdrehen. Querlenker im Bereich der Positionsmarkierungen konservieren. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 13 von 15
4. Bremsscheibe und Bremssattel montieren 1 Führungsbolzen Bremsscheibe auf Radnabe setzen, ausrichten und mit Fixierschraube befestigen Bremssattel montieren. Führungsbolzen mit 28 Nm festziehen. Abdeckkappen einsetzen. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 14 von 15
4. Radlager spannen 1 Radbolzen 2 Drehmomentschlüssel HAZET 6123-1 CT - 60-320 Nm 3 Mechanische Winkelscheibe HAZET 6690-1 Hinweis Radbolzen eindrehen um ein Abscheren der Fixierschraube aufgrund hohen Drehmomentes zu vermeiden. Von zweitem Helfer Bremse treten lassen. Gefahr Unfallgefahr durch seitliches Abrutschen des Fahrzeuges von den Böcken bei hohem Drehmoment. Schlüssel so ansetzen, dass der Druck beim Spannen und Lösen senkrecht nach unten geht! Neue Achsmutter mit 300 Nm anziehen. Achsmutter um 180 mittels starrem Schlüssel und Winkelscheibe lösen. Achsmutter dann mit 50 Nm anziehen. Mit starrem Schlüssel und Winkelscheibe (3) Achsmutter dann um weitere 45 anziehen. Die Antriebswelle ist nun verschraubt und das Radlager korrekt gespannt. Rad anschrauben und Stahlfelge mit 120 Nm über Kreuz anziehen. Zum Schutz des Radlagers Achsmutter künftig nur bei angehobenem Fahrzeug entfernen, zum Beispiel bei Erneuerung eines Gelenkes der Antriebswelle! Bei fehlender axialer Vorspannung kann das Radlager beschädigt werden, wenn das Fahrzeug mit vollem Gewicht auf den Rädern steht. Redaktion (Text und Bild): Axcell - member of motor-talk.de Seite 15 von 15