Mobbing Prävention und Intervention Definition: Prävention (lateinisch praevenire zuvorkommen ) bezeichnet Maßnahmen zur Abwendung von unerwünschten Ereignissen oder Zuständen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreffen könnten, falls keine Maßnahmen ergriffen werden. Prävention setzt voraus, dass Maßnahmen zur Verfügung stehen, die geeignet sind, den Eintritt dieser Ereignisse zu beeinflussen. Präventive Möglichkeiten für Kinder: Schüler/innen ermutigen sich an eine Person wenden, die helfen kann (Lehrer, Schulpsychologen, Eltern, Freunde, Außenstehende, Beratungsstelle). Auch der Kontakt mit Betroffenen im Internet kann helfen, das Selbstbewusstsein wieder zu gewinnen und Wege aus der Opferspirale zu finden. Präventive Möglichkeiten für Lehrer: Aufklärung über Mobbing (Was ist Mobbing? Welche Folgen kann es haben? Rolle der Zuschauer) eine "Erzählkultur" schaffen (frühzeitiges Hilfeholen ist kein Petzen!) Klassenregeln gegen Mobbing mit den Schülerinnen und Schülern erarbeiten Schüler ermutigen, wenn sie betroffen sind mit jemandem zu sprechen / sich Hilfe zu holen Ansprechpersonen (die man unauffällig und diskret kontaktieren kann, z.b. auch über E-Mail oder Telefonsprechstunde) und Anlaufstellen einrichten oder bekannt machen mit Schülerinnen und Schülern besprechen, was sie als Zuschauer tun können betonen, dass Opferschutz gewährleitet wird früher Einsatz eines Fragebogens zum Klassenklima / regelmäßige Klassengespräche ausgedehnte Kennlernphase / Klassenfahrt zur Stärkung des Klassenklimas nutzen Interkollegialer Austausch (z.b. gegenseitige Sensibilisierung, Erfahrungsaustausch zum Thema)
Präventive Möglichkeiten für Eltern: Veränderungen bei Ihren Kindern (Niedergeschlagenheit, Schulangst, morgendliche Bauchoder Kopfschmerzen) ernst nehmen. Über die Beobachtungen mit dem Kind sprechen. Sofort Kontakt zur Schule aufnehmen, wenn das Kind von Mobbing berichtet. Die Schuld nicht beim Kind suchen, sondern mögliche Gründe für das Mobbing aus der Klassensituation heraus verstehen. Gemeinsam nach Lösungen suchen, die dem Kind in der Situation helfen. Das Kind ermutigen. Ressourcen und Fähigkeiten benennen und stärken. (nach Uhle, 2007) Präventive Möglichkeiten für die Schule: Beratung und Unterstützung zur Intervention bei Mobbing in der Klasse Beratung zur Auswahl und Umsetzung geeigneter Konzepte zur Prävention von Mobbing und Schulgewalt Begleitung bei der Umsetzung nach dem individuellen Bedarf der Schule Beratung und Unterstützung bei der Evaluation der innerschulischen Entwicklung der sozialen Kompetenz (Schul- und Klassenklima) Vertrauenslehrer und Streitschlichter ausbilden Schulpsychologische Beratungsstelle kontaktieren Deeskalations- und Anti-Aggressions-Trainings anbieten Rechtliche Möglichkeiten: Mobbinghandlungen können strafrechtliche Delikte sein und nach dem Strafgesetzbuch (StGB) verfolgt werden. Nicht alle Mobbinghandlungen sind strafrechtliche relevant. Nach dem Strafgesetzbuch sind für Mobbing folgende Tatbestände von Bedeutung: vorsätzliche Körperverletzung ( 223 StGB) fahrlässige Körperverletzung ( 230 StGB) Nötigung ( 240 StGB) Beleidigung ( 185 StGB) üble Nachrede ( 186 StGB) Verleumdung ( 187 StGB) Beleidigung trotz Wahrheitsbeweises ( 192 StGB) Wollen Betroffene gegen Mobber strafrechtlich vorgehen, müssen nachstehende Verfahrensschritte unternommen werden: 1. Strafanzeige bei Staatsanwaltschaft, Polizei und dem Amtsgericht 2. Strafantrag: Erklärung, dass der Betroffene die Strafverfolgung wünscht. Betroffene müssen also selbst einen Strafantrag stellen, und zwar innerhalb von 3 Monaten nach Kenntniserlangung der Tat. Der Nachweis der Tat liegt bei Polizei bzw. Staatsanwaltschaft.
Intervention: Voraussetzungen für einen erfolgreichen Umgang mit Mobbing sind: die Bereitschaft und die Initiative aller an der Schule Beteiligten sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen! die allmähliche Entfaltung einer neuen Schulkultur, denn: Prävention ist wirksamer als Intervention! die Sensibilisierung zum Thema: Schweigen oder Herunterspielen des Problems bedeutet mehr Leid für Opfer, weitere Angst und Passivität der Mitschüler, denn Mobbing hört nicht von alleine auf. Schaffen oder suchen Sie nach Ressourcen oder Raum in Ihrer Schule für diese Angelegenheiten. die Aktivierung des sozialen Kontextes (MitschülerInnen, LehrerInnen etc.) Jeder Mobbingfall sollte für sich betrachtet werden. Ein Patentrezept für Lösungen gibt es nicht. Jeder Fall muss von den Lehrenden in seiner Einzigartigkeit betrachtet und gelöst werden. Medien-Helden-Programm: Prävention von Cybermobbing und Stärkung von schützenden Onlinefertigkeiten Strukturiertes, manualisiertes Präventionsprogramm Zielgruppe: Sekundarschüler der 7. bis 10. Klasse Umgesetzt durch fortgebildete und betreute Lehrkräfte Integriert in bestehendes Schulcurriculum Ziel Die Hauptziele des Programms sind die Prävention von Cybermobbing und die Förderung von Medienkompetenzen im Schulkontext. Den Jugendlichen sollen die Folgen von Cybermobbing bewusst werden. Sie sollen selbst erkennen, was Cybermobbing ist und dass Cybermobbing ein Problem darstellt. Sie sollen wissen, welches Verhalten als unangebracht (dissozial) anzusehen ist und was als prosoziales Verhalten (z.b. anderen helfen) ist. Methoden Die einzelnen pädagogischen Methoden beinhalten zudem psychologische Methoden, wie z.b. Modelllernen und Verhaltensübungen Aufbau sozialer und emotionaler Kompetenzen (z.b. Hilfeverhalten und differenzierte Wahrnehmung) Verbesserung der Gruppendynamik (z.b. Standbilder und soziale Rollen) Selbstwirksamkeit (Peer to Peer Tutoring)
Quellenverzeichnis: Anja Schultze-Krumbholz, Ralf Wölfer, Anne Jäkel, Pavle Zagorscak & Herbert Scheithauer; Freie Universität Berlin http://mobbing-und-burnout.sozialnetz.de/ca/e/ibg/ Uhle (2007). Gewalt und Mobbing Was Schulen wissen und tun sollten. In: Fleischer, Grewe, Jötten, Seifried & Sieland (Hrsg.), Handbuch Schulpsychologie Psychologie für die Schule. Stuttgart: Kohlhammer. Olweus, Dan: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten und tun können. Huber, 2006. Schulpsychologische Beratungsstellen Stuttgart