Schmerztherapie. Ein Leitfaden für Pflegende in Praxis und Weiterbildung

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Transkript:

Güven Braune, Stefanie Adler, Thomas Fritzsche, Doris Grünewald, Anja Heymann, Eva Hoffmann, Ulrike Knipprath, Eveline Löseke, Uta Stege, Hilde A. Urnauer Schmerztherapie Ein Leitfaden für Pflegende in Praxis und Weiterbildung Verlag W. Kohlhammer

Pharmakologische Daten verändern sich fortlaufend durch klinische Erfahrung, pharmakologische Forschung und Änderung von Produktionsverfahren. Verlag und Autor haben große Sorgfalt darauf gelegt, dass alle in diesem Buch gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Gewährleistung können Verlag und Autor hierfür jedoch nicht übernehmen. Daher ist jeder Benutzer angehalten, die gemachten Angaben, insbesondere in Hinsicht auf Arzneimittelnamen, enthaltene Wirkstoffe, spezifische Anwendungsbereiche und Dosierungen anhand des Medikamentenbeipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen und in eigener Verantwortung im Bereich der Patientenversorgung zu handeln. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Mit freundlicher Unterstützung der Firma Smiths medical 1. Auflage 2013 Alle Rechte vorbehalten 2013 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Umschlag: Gestaltungskonzept Peter Horlacher Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany ISBN 978-3-17-021915-1 E-Book-Formate: pdf: ISBN 978-3-17-02 4041-4

Inhalt I Grundlagen... 11 1 Anatomie, Physiologie/Pathophysiologie des Schmerzes... 13 Stefanie Adler 1.1 Schmerzdefinition... 13 1.2 Unterschiede akuter und chronischer Schmerz... 13 1.3 Physiologische Grundlagen... 16 1.4 Pathophysiologie von Schmerzen... 20 1.5 Schmerzchronifizierung... 23 2 Psychologische Aspekte des Schmerzes... 27 Hilde A. Urnauer 2.1 Schmerzverarbeitung... 27 2.2 Schmerzchronifizierung... 28 2.3 Schmerzdiagnostik... 30 2.4 Psychotherapeutische Verfahren in der Schmerztherapie... 32 3 Schmerzmessung und Schmerzdokumentation... 36 Doris Grünewald 3.1 Schmerzmessung und -dokumentation bei Kindern... 36 3.2 Schmerzmessung und -dokumentation bei Erwachsenen... 37 3.3 Schmerzeinschätzung bei kognitiv und/oder kommunikativ beeinträchtigten Menschen... 41 3.4 Schmerzeinschätzungen bei bewusstseinsbeeinträch-tigten und/oder maschinell beatmeten Menschen und schweren kognitiv beeinträchtigten Menschen... 41 3.5 Schmerzeinschätzung bei Menschen mit schweren Behinderungen... 42 3.6 Schmerzeinschätzungen bei älteren Menschen.......................... 42 II Schmerztherapieverfahren... 45 4 Medikamentöse Schmerztherapie... 47 Stefanie Adler 4.1 Einführung in die medikamentöse Schmerztherapie... 47 4.2 Wirkmechanismen der Analgetikawirkungen... 49 4.3 Nichtopioidanalgetika... 50 5

Inhalt 4.4 Opioide... 52 4.5 Koanalgetika... 58 4.6 Clonidin... 62 4.7 NMDA-Rezeptorantagonisten... 62 4.8 Topische Anwendungen... 63 4.9 Adjuvantien... 64 4.10 Patienten Fallvorstellung Anwendung eines Therapieschemas... 65 Thomas Fritzsche 5 Nichtmedikamentöse Therapieverfahren... 67 Eveline Löseke 5.1 Akupunktur... 67 5.2 Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)... 68 6 Naturheilkunde... 74 Eveline Löseke 6.1 Was ist Naturheilkunde?... 74 6.2 Naturheilkunde in der Schmerztherapie... 74 7 Physiotherapie bei akuten und chronischen Schmerzen... 92 Uta Stege 7.1 Diagnostik... 92 7.2 Physiotherapie... 93 7.3 Hydrotherapie... 99 7.4 Massagetherapie... 100 7.5 Thermotherapie... 102 7.6 Elektrotherapie... 103 7.7 Ausgewählte Erkrankungen des Bewegungsapparates und Beispiele für physikalisch-medizinische Behandlungen... 108 8 Postoperative Schmerztherapie... 112 Güven Braune 8.1 Warum postoperative Schmerztherapie?... 112 8.2 Organisation eines Akutschmerzdienstes (ASD)... 113 8.3 Postoperatives Schmerztherapie-Procedere... 116 8.4 Therapieverfahren im Akutschmerzdienst... 120 8.5 Patienten Fallvorstellung Thema Schmerzlokalisation... 129 9 Invasive Schmerztherapie... 131 Doris Grünewald 9.1 Lokalanästhetika... 131 9.2 Aufklärungsgespräch... 136 9.3 Infiltrationstherapie... 140 9.4 Regionalblockaden... 140 6

Inhalt III Spezielle Schmerztherapieverfahren... 155 10 Multimodale Schmerztherapie... 157 Doris Grünewald 10.1 Patienten-Fallvorstellung Multimodale Schmerztherapie.... 158 Thomas Fritzsche 11 Tumorschmerz, Palliativmedizin... 161 Eva Hoffmann 11.1 Epidemiologie und Bedeutung in Deutschland... 161 11.2 Ätiologie von Tumorschmerzen... 162 11.3 Schmerzarten Schmerzdifferenzierung... 163 11.4 Prinzipien der Tumorschmerztherapie... 164 11.5 Invasive Maßnahmen bei Tumorschmerzen... 171 11.6 Zusammenfassung Tumorschmerz... 172 11.7 Palliativmedizin... 172 12 Schmerztherapie bei Kindern... 175 Ulrike Knipprath 12.1 Messung von Schmerz bei Kindern... 176 12.2 Schmerztherapie... 180 12.3 Regionalanästhesie bei Kindern... 182 12.4 Chronischer Schmerz... 183 13 Schmerzbehandlung, Schmerzmessung, Verhaltensbeobachtung beim alten und demenziell erkrankten Menschen.... 184 Eveline Löseke 13.1 Multimorbidität im Alter... 186 13.2 Besonderheiten in der Schmerzanamnese... 189 13.3 Schmerzmessung... 191 IV Krankheitsbilder in der Schmerztherapie... 197 14 Somatoforme Schmerzstörung... 199 Hilde A. Urnauer 14.1 Ätiologie und Pathologie... 200 14.2 Erfolgreiche Behandlungsstrategien... 200 14.3 Fallbeispiel einer somatoformen Schmerzpatientin... 202 15 Kopf- und Gesichtsschmerz... 205 Eva Hoffmann 15.1 Epidemiologie und Bedeutung in Deutschland... 205 15.2 Klassifizierung von Kopfschmerzen gemäß International Headache Society.... 206 7

Inhalt 15.3 Kopfschmerzanamnese Die magischen 8 Fragen....................... 207 15.4 Kopfschmerz Allgemeine Untersuchung Die magischen 8 Untersuchungsbefunde... 207 15.5 Gruppe 1: primärer Kopfschmerz... 208 15.6 Gruppe 2: sekundärer, pathologischer Kopfschmerz... 212 15.7 Gruppe 3: kraniale Neuralgien, zentraler und primärer Gesichtsschmerz und andere Kopfschmerzen... 213 15.8 Patienten Fallvorstellung Kopf- und Gesichtsschmerz... 215 Thomas Fritzsche 16 Rückenschmerz/Kreuzschmerz... 217 Doris Grünewald 16.1 Ursachen... 217 16.2 Symptome... 218 16.3 Diagnostik... 218 16.4 Therapie... 219 16.5 Patienten Fallvorstellung Rückenschmerz... 221 Thomas Fritzsche 17 Stumpf- und Phantomschmerz... 223 Anja Heymann 17.1 Beschreibung... 223 17.2 Ursachen... 223 17.3 Symptome und Verlauf... 224 17.4 Prophylaxe... 225 17.5 Therapie... 226 17.6 Fazit... 227 17.7 Patienten Fallvorstellung Phantomschmerz... 227 Thomas Fritzsche 18 Zosterneuralgie... 229 Doris Grünewald 18.1 Herpes zoster... 229 18.2 Postzosterische Neuralgie... 231 19 Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)... 232 Anja Heymann 19.1 Beschreibung... 232 19.2 Ursachen... 232 19.3 Symptome... 233 19.4 Diagnostik... 235 19.5 Therapie... 235 19.6 Verlauf und Prognose... 237 19.7 Fazit... 238 19.8 Fallvorstellung CRPS... 238 8

Inhalt Schlusswort.... 239 Glossar... 240 Literatur... 241 Autorenverzeichnis... 245 Stichwortverzeichnis... 247 9

I Grundlagen

1 Anatomie, Physiologie/Pathophysiologie des Schmerzes Stefanie Adler Schmerz ist eines der am häufigsten geklagten Symptome, das Patienten zum Arzt führt. Die Differenzialdiagnostik und Kenntnis der Therapiemöglichkeiten von Schmerzen sollten wesentliche Bestandteile der medizinischen Versorgung sein. 1.1 Schmerzdefinition Definition der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP):»Schmerz ist eine unangenehme Sinnesempfindung, die mit einer echten oder potenziellen Gewebsschädigung einhergeht, oder mit Begriffen einer solchen beschrieben wird«(iasp 1994). Schmerz ist laut dieser Definition mehr als nur eine Reizwahrnehmung. Er ist eine subjektive Empfindung, mit sensorischen und emotionalen Qualitäten, der objektivierbare somatische Auslöser fehlen können. Die Definition stellt einen Fortschritt zu der allgemein verbreiteten Annahme dar, dass ein bestimmter Schmerzreiz als Ausdruck einer organischen Ursache auftritt und die Intensität des Schmerzes den Grad der Schädigung angibt. Allerdings wird in dieser Definition weder auf die Unterscheidung von akutem und chronischem Schmerz noch auf das Schmerzverhalten eingegangen. 1.2 Unterschiede akuter und chronischer Schmerz Die Unterscheidung von akutem und chronischem Schmerz ist ein wesentlicher Bestandteil der schmerztherapeutischen Differenzialdiagnostik. Der akute Schmerz besitzt eine wichtige biologische Warnfunktion, indem er uns auf ein schädigendes Ereignis hinweist. Schmerzwahrnehmung und -weiterleitung gehören demnach neben Atmungs- und Kreislaufregulation, Husten- und Lidschlussreflex zum protektiven System des menschlichen Organismus. Unter chronischen Schmerzen versteht man anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die über den»normalen Heilungsprozess«hinaus bestehen bleiben. Es existieren widersprüchliche Angaben hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs (> 3 Monate 13

I Grundlagen bzw. > 6 Monate). Bei der Entstehung chronischer Schmerzen hat der Schmerz seine ursprünglich schützende Funktion verloren und wird zum eigenständigen Krankheitsbild. Die Chronifizierung der Schmerzkrankheit stellt einen Prozess dar, bei dem neben körperlichen Symptomen auch psychische und soziale Faktoren beteiligt sind und zur Beeinträchtigung der Lebensqualität der Patienten führen. Beim akuten Schmerz sind Schmerzempfindung, Schmerzverarbeitung und Schmerzerleben jedoch auch komplexe Geschehen, die von aktueller körperlicher und psychischer Verfassung, vorbestehenden Erfahrungen in Zusammenhang mit Schmerz sowie kulturellen Faktoren beeinflusst werden. Schmerz ist individuell Schmerz ist das, was der Patient angibt. Akuter Schmerz: dauert Stunden bis maximal Wochen, ist an erkennbare Auslöser gekoppelt, geht in der Regel begleitet mit vegetativen Begleiterscheinungen (Herzfrequenzanstieg, Blutdruckanstieg, Schwitzen) einher. Chronischer Schmerz: hält über den»normalen Heilungsprozess«hinaus an, beschreibt anhaltende sowie rezidivierende Schmerzen, wenn sie über längere Zeiträume hinweg auftreten. Tab. 1.1: Red Flags/Yellow Flags Red Flags Fraktur Tumor Infektion Radikulopathie Trauma, Osteoporose, Steroidtherapie Anamnese, B-Symptomatik, höheres Alter Fieber, Schüttelfrost, anamnestisch bakterielle Infektion, Immunsuppression, i. v. Drogenkonsum Paresen, Parästhesien, Blasen-/Mastdarmentleerungsstörungen, Kaudasyndrom Yellow Flags Kognitionen Emotionen/Verhalten Familie Arbeitsplatz Diagnostik/Behandlung Überzeugungen, Katastrophisieren Angst, Hilflosigkeit, Resignation, Depression, Schon-, Vermeidungsverhalten, Rückzug, Medikamentenmissbrauch überprotektiver Partner, gravierende familiäre/partnerschaftliche Konflikte Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Entlastungsmotivation mehrere sich zum Teil widersprechende Diagnosen, nicht indizierte invasive Maßnahmen, Inanspruchnahmeverhalten, Doctor hopping 14