Dokumentation der Fortbildung vom 26. Juni 2007:

Ähnliche Dokumente
Der Klassenrat. Grundlagen und Umsetzung

Studienseminar Koblenz. Wahlmodul 449: Klassenlehrer werden ist nicht schwer... Der Klassenrat. Der Klassenrat

Partizipation von Kindern Demokratie leben in Kindergarten und Grundschule

Konzept zur Umsetzung des Klassenrates an der GS Scharnebeck

5. Training: Kreative Konfliktlösungen

Der Klassenrat. Demokratie- und Wertebildung. Der Klassenrat ist ein Ort an dem Kinder Demokratie als Alltagskultur erleben und erlernen.

Eigenes Geld für Assistenz und Unterstützung

Übung 2: Motivation: Willentliche Bewegung im Dienste von Interesse und Neugier

LEITLINIEN CREGLINGEN, FREUDENBACH UND OBERRIMBACH DER STÄDTISCHEN KINDERGÄRTEN. Stadt MIT IDEEN

Partizipation von Kindern Freiräume aktiv mitgestalten

Konzept zum Umgang mit Hausaufgaben an der Peter-Härtling-Schule

AG 23 Tipps für die Arbeit im Werkstatt-Rat Begrüßung: Vorstellungsrunde: Mitwirkungsverordnung:

Moderationskompetenz

Die Schüler sollen von der Idee bis zur Durchführung ihre Arbeit selbst organisieren und bearbeiten.

Methodische Hinweise zu Schnuppertagen :

Kind. Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Reizwortgeschichten - Kreatives Schreiben anhand von Schlüsselwörtern

5 STUFEN IM VERKAUFSPROZESS. RALF ENGEL

Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast. Du bist für Deine Rose verantwortlich (A.

TOOL NETZWERKPROTOKOLL

Team 7 für den Klassenrat Eine Einführung in den Klassenrat

Das Wibs Kursheft. Das Kursheft ist in Leichter Sprache.

Präsentation und Rhetorik

EINGEWÖHNUNGSKONZEPT FÜR KINDER AB 3 JAHREN

Gleichgewichtstraining zu Hause

Hausaufgabenkonzept der Königin-Luise-Schule für die Jahrgangsstufen 5 bis 9

Themenfeld: Soziales Engagement

Inhaltsverzeichnis. 1 Einleitung 1. 2 Aufbau der Mediationsausbildung 2. 3 Organisation und Implementierung 3. 4 Elternbrief 4

Jahresgespräche. Vorbereitungsbogen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Bildung kann die Welt verändern. Fach: Vorbereitung: Lernziele:

Ausbildung macht Schule!

Menschen sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entzündet werden wollen.

Fotodoppelseiten Lektion 11: Versäumt

An besserer Arbeit arbeiten Betriebsräte und Vertrauensleute werden zu FAIRbesserern

Soziales Lernen im Klassenrat

Dipl. Soz.-Päd. Jacqueline Hofmann

Wie gehe ich mit herausforderndem Verhalten bei. Schülern um?

KINDERGARTEN FLÖGELN KONZEPTION

- Der Personalrat - Geschäftsordnung

Streitschlichtung Stand: Dezember 2014

So wird s überzeugend! Debattieren im Deutschunterricht Wie man verständlich formuliert und schlüssig argumentiert

1. Ziel des Projektes Förderung der kommunikativen und sozialen Kompetenzen in einer 5. Klasse der Orientierungsstufe.

Kindgerechter Umgang mit dem TV

Katechetisches Praktikum 2016

4. Heimbeirätinnen sollen eine Bewohnerversammlung durchführen. Dort berichten sie über ihre Arbeit.

Befragung der Mittelschüler/innen in der Region Coburg zur Berufsorientierung, Berufswahl und beruflichen Zukunft

Teilhabe an Bildung und Leben fördern und fortentwickeln

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

CONVIVENCIA Streitschlichter im Einsatz. "Mediation" ist ein anderes Wort für Streitschlichtung.

in Kindertageseinrichtungen

Konfliktlotsen im Schulhaus Wankdorf

Portfolio Praxiselemente

EHRENAMT IN DER HOSPIZARBEIT

Konzentriertes Zahlen-Schreibtraining 1

Hurra, bald bin ich ein Schulkind! Kooperation der Hermann-Sander Schule mit vier Kindertagesstätten

Ablaufplan Vorschlag -

Fragebogen für Schülerinnen und Schüler Version 3 Juni Beteiligung und Schulkultur. Der Unterricht an der Schule

Regionale Serviceagentur Ganztägig lernen Baden-Württemberg

Zehn Wege zur Resilienz

Wobei mir der Berufswahlpass nützt

Auf dem Weg zur Europaschule

LERNEN BEGLEITEN eine Fortbildung für die pädagogische Arbeit in Lernwerkstätten

Den Tieren auf der Spur

Anhang 14: Fragebogen für die Absolventen der Weiterbildung im Schulversuch Ethik/ Philosophie

in Kinderschuhen Möglichkeiten und Wege der Partizipation Kinder unter drei Franziska Schubert-Suffrian 21. April 2010

Wie gesund ist meine Schule?

Verfahren. Das Assessment und Job-Interview- Teil D

Modul 5: Berufe entdecken über die Namensbuchstaben

Lehrplan Schlüsselkompetenzen (SK) autonomes Pflichtfach 5. und 6. Schulstufe/ einstündig am Neuen Realgymnasium Expositur des BRG Innsbruck

Jedes Kind ist mittendrin Partizipation und Mitsprache von Anfang an!

Fichtelgebirge-Grundschule im Wrangelkiez Von der Halbtagsschule zur offenen Ganztagsschule

Schulordnung der Grundschule Seißen

Die Zusammenfassung in leicht verständlicher Sprache hat capito Berlin geschrieben.

Selbstbestimmung. Unsere Frage am Anfang war: Was gehört zur Selbstbestimmung? Wie wo wann wie oft wünsche ich etwas? Wer und was hilft mir dabei?

Mama/Papa hat Krebs. Ein Projekt der Krebshilfe Wien

Soziales Lernen und Leben lernen 1. Klasse

Josef-Kentenich-Schule - Evaluation Fragebogen Schüler, Schuljahr 2014/15

Projekt Gleitzeit 2012

Fragebogen für die Weiterbildung im Schulversuch Ethik/ Philosophie

Praxisteil Woche 25. Übungen und Tipps zur visuellen Strategie. Ort des Visualisierens

Praxissemester in der Fünftage-/ Tagesgruppe

Diskussionsgrundlage für die öffentliche Sitzung

Der Oberbürgermeister. Erziehungsauftrag / Übertragung der Aufsichtspflicht. Ohne Eltern ausgehen? Elterninfo zum Erziehungsauftrag

Philosophieren mit Fabeln über Freundschaft

Modul 2 Baustein 4: Demokratie in der Schule Was ist ein Schülerparlament? Informationen für Lehrerinnen und Lehrer

Zehn Merkmale guten Unterrichts nach: Liane Paradies, Hilbert Meyer; Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg

Betriebspraktikum für die Klassenstufe 9

Unser Leitbild Juni 2012

TRAINING. Erfolgreich und effizient im TEAM

Feedback geben und erhalten

Rede von Rolf Schwanitz Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit. Eröffnungsrede

Kooperationskalender für Kindergarten und Grundschule

Arbeitspaket für den Unterricht zum Thema Wir Kinder dieser Welt. Inhaltsübersicht. Ab der 7./8. Schulstufe

Mobbing in der Schule. Hendrik Stoya

Wie der kleine Tiger zum DiabeTiger wurde

Stundenentwurf. Ziele und Aufgaben:

Vielfältiges Vokabeltraining mit einem Memoryspiel zum Thema Adjektive

Gewalt-Präventionstraining für Kinder im Grundschulalter. Kinder stark machen, um Kinder zu schützen

Fragebogen zur Selbsteinschätzung in der Grundschule

TUMpaedagogicum: Inhaltliche Beschreibung

Transkript:

Michael Hammerbacher, Dezember 2007 Serviceagentur Ganztägig Lernen Berlin Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Berlin Chausseestr. 29 10115 Berlin Telefon: (030) 24045 100 Fax: (0 30) 240 45 509 serviceagentur.berlin@ganztaegig-lernen.de www.berlin.ganztaegig-lernen.de Dokumentation der Fortbildung vom 26. Juni 2007: Klassenrat in der Ganztagsgrundschule Informationen und Erfahrungstausch Einladung Berlin, 8. Juni 2007 Sehr geehrte Damen und Herren, einige von Ihnen arbeiten bereits mit Klassenräten, andere möchten damit beginnen. Wie vor einigen Wochen angekündigt, lädt die Serviceagentur Ganztägig Lernen nun zu einer ersten Veranstaltung zu diesem Thema ein: Sie können hier: - grundlegend Information über den Klassenrat bekommen - Kontakt aufnehmen mit Schulen, die schon mit Klassenräten arbeiten - Erfahrungen mit dem Modell austauschen Termin: Ort: Di., 26.6.07, von 14.00 17.00 Uhr Lernwerkstatt der Reinhardswald - Grundschule Gneisenaustraße 73-74, 10961 Berlin (Nähe U-Bhf. Südstern) Wir würden uns über Ihre Teilnahme freuen. Mit herzlichen Grüßen Charlotte von Wangenheim

Klassenrat in der Ganztagsgrundschule Informationen und Erfahrungsaustausch Reinhardswald GS, 26.6.07, 14 17 Uhr Programm ZIMT-Plan Michael Hammerbacher, 21.6.07 Zeit Ziel/ Inhalt Methode Materialien Wer? 14.00 Imbiss, Empfang 14.15 Uhr Begrüßung, Programm, Organisatorisches Namensschilder 14.20 Uhr Abfrage: Welche/s Frage/ Thema soll heute auf jeden Fall angesprochen werden? 14.40 Uhr Der Klassenrat an der Ruppin-GS 14.50 Uhr Fragerunde I + Was bewirkt der KR für die Schulkultur und den/die Schülerin? - Was sind die Schwierigkeiten bei der Umsetzung und offene Fragen die einer Klärung bedürfen? Kartenabfrage 2 Tischrunden Festhalten der Ergebnisse 15.20 Uhr Pause 15.30 Uhr Fragerunde II Tischwechsel 16.00 Uhr Kurze Präsentation mit Nachfragemöglichkeit 16.15 Abschlussrunde: Wie soll es weitergehen? Wie können wir sie unterstützen? 16.45 Fazit Charlotte von Wangenheim Ca. 17.00 Schluss Mündlich Karten, Edding, Pinwand, Nadeln 14.25 Uhr Der Klassenrat an der Reinhardtswald- GS Flip-Chart- Papier Michael Hammerbacher Michael Hammerbacher Frau Todt Frau Franke Michael Hammerbacher

Bericht von Hilke Falkenhagen, Juli 2007 Erster Erfahrungsaustausch zum Thema Klassenrat an Grundschulen Am 26. Juni 2007 fand auf Einladung der Servicestelle Ganztägig lernen in Kooperation mit der Reinhardswald - Grundschule in Berlin-Kreuzberg ein erster berlinweiter Erfahrungsaustausch zum Thema Klassenrat an Grundschulen statt. Die Veranstaltung, an der Kolleg/inn/en von zehn Ganztagsschulen teilnahmen, gab einen aktuellen Einblick in die unterschiedlichen Umsetzungsmodelle von Klassenräten an drei Berliner Schulen und bot allen Beteiligten ein anregendes Forum, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen sowie Tipps und Materialien für die Einführung eines Klassenrats weiterzugeben. Die erste Austauschveranstaltung zum Thema Klassenrat an Grundschulen fand auf Anregung der Servicestelle Ganztägig lernen und mit Unterstützung der Reinhardswald- Grundschule in Berlin-Kreuzberg in der soeben eröffneten Lernwerkstatt der Schule statt. Etwa 20 Lehrer/innen und Erzieher/innen nahmen daran teil, um mehr über Klassenräte an Grundschulen zu erfahren und konkrete Empfehlungen und Methoden in die eigene Schule mitzunehmen. Kollegialer Austausch in entspanntem Rahmen Die meisten Kolleg/inn/en hatten bereits einen langen Arbeitstag hinter sich, als sie am Nachmittag in der Lernwerkstatt der Reinhardswald - Grundschule eintrafen. Dort erwartete sie ein reichhaltiges Buffet, an dem sich alle erst einmal stärken konnten. Nachzügler/innen hatten Zeit zum Ankommen, alle anderen konnten sich schon mal in der Lernwerkstatt umschauen und miteinander ins Gespräch kommen. Diese herzliche Begrüßung durch die Schule und die Gestaltung eines entspannten Rahmens trugen maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung bei. Drei Schulen drei Modelle Im ersten Teil der Veranstaltung stellten drei Ganztagsschulen ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Klassenräten vor: (1) In der Reinhardswald - Grundschule ist der Klassenrat eingebunden in eine Vielzahl demokratischer und gewaltpräventiver Rituale und Institutionen. Jeder Tag beginnt hier mit einem Morgenkreis, in dem Erlebnisse der Kinder besprochen und Konflikte frühzeitig thematisiert werden. Darüber hinaus gibt es an der Schule Konfliktlotsen,

die bei einer weiteren Klärung behilflich sein können. Demokratische Teilhabe gehört zum Alltag. So wurde u.a. der Schulhof gemeinsam mit den Kindern umgestaltet. Die neue Lernwerkstatt soll zur Demokratisierung des Unterrichts beitragen. Der Klassenrat, der an der Schule zwar nicht verbindlich, aber in vielen Klassen durchgeführt wird, ist ein weiterer Baustein zur Stärkung der Rechte von Kindern wie auch zur Verbesserung des Klimas an der Schule insgesamt. Schüler/innen sammeln die Themen und führen den Klassenrat selbständig durch. Jedes Jahr werden hier die Klassenregeln neu vereinbart. (2) An der Ruppin - Grundschule sind Klassenräte auch nicht verbindlich, aber die positiven Erfahrungen, die es bei einigen Kolleg/innen gibt, regen andere an und tragen zu einer allmählichen Verbreitung an der Schule bei. In Klassen mit Klassenrat gibt es weniger Konflikte und das trägt zu einem positiven Lernklima bei. Die Zeit und die Kraft, die sonst oftmals in die Lösung von Problemen im Schulalltag investiert werden müssen, können durch einen Klassenrat minimiert werden, was Schüler/innen und Lehrer/innen zugute kommt. Wenn alle wissen, dass es einen verlässlichen Ort für ihre Themen und Fragen gibt, lässt sich mancher Konflikt bis dahin aushalten, andere werden gar nicht erst entstehen. Im Übrigen erwerben Schüler/innen, die einen Klassenrat durchführen, enorme kommunikative und soziale Kompetenzen. Im Klassenrat gibt es klare Aufgaben und Regeln, an die sich alle halten müssen. Auf großen Karten mit Bildern sind die Aufgaben für die unterschiedlichen Rollen (Zeitwächter, Moderator, Protokollführer, Regelwächter) festgehalten, manche Rollen (z.b. Protokoll) werden doppelt besetzt. Wer zweimal gegen eine Regel verstößt, verlässt den Kreis, bei dreimaligem Regelverstoß muss auch der Raum verlassen werden. Das kommt jedoch fast nie vor, denn alle wollen wenigstens wissen, was besprochen wird. (3) An der Werbellinsee - Grundschule ist der Klassenrat in allen Klassen verbindlich. Natürlich sieht der nicht überall gleich aus. Im vorgestellten Klassenrat werden Wünsche und Ärgernisse besprochen, die im Laufe der Woche auf blauen bzw. gelben Karten von den Kindern gesammelt wurden. In den altersgemischten JÜLE- Klassen (Klassenstufen 1-3) helfen die größeren den kleineren Kindern beim Aufschreiben. Jeweils für 4-6 Wochen werden zwei Klassenratsprecher gewählt, alle anderen Rollen (Zettelabnehmer: sammelt Wünsche und Ärgernisse ein; Vorleser: dürfen keine Schulanfänger sein; Zeitwächter: pro Problem gibt s fünf Minuten; Zerreißer: darf gelöste Problemzettel zerreißen) werden jedes mal neu vergeben. Die Themen und Leitungsregeln für den Klassenrat hängen offen aus, so dass auch

Eltern erfahren können, was wie im Klassenrat besprochen wird. Weil der Klassenrat eine hohe Anforderung für alle Kinder ist, wird er nicht in eine letzte, sondern in eine frühere Stunde gelegt. Wenn alle Themen besprochen sind, dürfen die Kinder spielen. Die Werbellinsee - Grundschule hat einen kleinen Film über den Klassenrat in einer JÜLE-Klasse gedreht, der allen zu empfehlen ist, die noch nie einen Klassenrat selbst erlebt oder durchgeführt haben. Wie beginnt man mit einem Klassenrat? Im zweiten Teil der Veranstaltung konnten Fragen gestellt und Anregungen zur Durchführung eines Klassenrats ausgetauscht werden. Eine Frage, die mehrere der anwesenden Kolleg/innen beschäftigte, war die nach dem Anfang: Womit beginne ich, wenn ich einen Klassenrat einführen möchte? Zunächst sollte der Klassenrat als eine Möglichkeit vorgestellt werden, Themen, die Kinder einbringen, zu besprechen und Konflikte, die es in der Klasse oder mit anderen (auch Lehrer/innen) gibt, zu klären. Dann sollten die Rollen besprochen und für die Kinder möglichst deutlich veranschaulicht werden (z.b. durch entsprechende Bilderkarten). Die Rollen können als Ritual von einem Kind zum anderen übergeben werden (z.b. alter Zeitwächter übergibt dem neuen seine Rollenkarte). Die Moderation sollte am Anfang von dem/r Lehrer/in übernommen, später aber an Kinder, die sich dafür bereit erklären, abgegeben werden. Jedes Kind sollte seinen festen Platz haben, denn das gibt Sicherheit und die brauchen alle im Klassenrat. Im Kreis zu sitzen, so dass alle miteinander im Blickkontakt sein können, ist am Anfang vielleicht ungewohnt oder chaotisch, wird aber nach einigen Malen schnell selbstverständlich. Wichtig ist es, zuerst gemeinsame Regeln zu erarbeiten, für deren Einhaltung der Regelwächter Sorge trägt. Klare zeitliche Begrenzungen, auf die der Zeitwächter achtet (entweder Einhaltung der Stunde oder zeitlich begrenzte Besprechung von einzelnen Themen), sind ebenfalls unabdingbar. Besprochene Themen können auf einer Wandzeitung oder in einem Protokollbuch festgehalten, Lösungen und Beschlüsse im nächsten Klassenrat auf ihre Umsetzung überprüft werden. Klassenrat als Raum zum Gehört werden Laut Rahmenplan ist der Klassenrat als verbindliche Einrichtung an Grundschulen vorgesehen. Entscheidend für sein Gelingen ist aber, wie dieser Klassenrat gestaltet und durchgeführt wird. Haben alle Kinder die Möglichkeit, ohne Angst vor Sanktionierung die für sie wichtigen Belange anzusprechen? Gibt es ein Klima, in dem die Kinder einander zuhören

und achtsam mit den eigenen Gefühlen und denen der anderen umgehen? Können sie Vertrauen haben und sicher sein, dass sie sich in einem geschützten Raum befinden? Nicht von Anfang an werden alle die dafür erforderlichen Fähigkeiten haben, aber sie können im gemeinsamen Prozess erlernt werden. Entscheidend ist, dass Kinder den Klassenrat als ihren Raum erfahren, dass sie ihre Erlebnisse erzählen können und von anderen gehört und ernst genommen werden. Sie erfahren, was Verlässlichkeit und Mitbestimmung bedeuten und lernen, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen. Über Gefühle zu sprechen und zu erkennen, dass ich mit dem, was ich tue, bei anderen etwas auslöse, ist dabei eine der größten Herausforderungen. Hierfür brauchen Kinder die Unterstützung und Begleitung durch kompetente Pädagog/inn/en. Ich-Botschaften mitteilen, sich direkt ansprechen und in die Augen schauen, nachspüren, was man fühlt und wo man das im Körper merkt das alles sind selbst für Erwachsene keine selbstverständlichen Kompetenzen, die oft erst mühsam eingeübt werden müssen. Wenn das gelingt, werden Kinder selbstbewusster in die Welt treten und der Klassenrat kann als Modell weit über die Schule hinaus wirken: An der Reinhardswald - Grundschule haben sich Kinder und Eltern inzwischen inspirieren lassen zum Familienrat. Aufgaben und Rolle von Pädagog/inn/en Erzieher/innen und Lehrer/innen sind Unterstützer/innen und Partner/innen in diesem Prozess. Sie haben nicht die alleinige Verantwortung für ein gutes Klima in der Klasse, aber sie können Kindern das Vertrauen geben, dass sie fähig dazu sind, mit ihnen gemeinsam dafür zu sorgen. Wichtig ist, dass Lehrer/innen sich zurücknehmen und den Kindern den Raum und damit auch ein Stück Verantwortung geben. Im Klassenrat begleiten sie die Kinder, indem sie sie an die jeweiligen Aufgaben heranführen und sie unterstützen, wenn sie an ihre Grenzen kommen (z.b. mit Hilfestellungen wie: Es ist dir schwer gefallen, weil... ). Sie schützen insbesondere kleinere Kinder, wenn die Anforderungen an sie zu hoch werden, aber auch diejenigen, die immer wieder in die Rolle des Buhmanns und somit in die Gefahr einer Stigmatisierung geraten. Der Klassenrat stellt hohe Anforderungen an die Kommunikationskompetenz von Lehrer/innen. Wer die (noch) nicht hat, kann sie auch schwer an andere vermitteln. Zu empfehlen sind hier Materialien und Übungen aus dem Kooperativen Lernen oder aus Konfliktlotsentrainings, die dazu beitragen, Probleme und Konflikte bereits frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungswege zu finden. Regelmäßige Morgenkreise tragen darüber hinaus dazu bei, ein vertrauensvolles Klima in der Klasse zu schaffen und jedem

Kind ein gutes Ankommen in der Schule zu ermöglichen. Wenn man erst mal seine Freuden oder Sorgen mitteilen kann, ist es auch leichter, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen ist dafür ebenso notwendig wie für den Klassenrat selbst. Der Klassenrat sollte deshalb nach Möglichkeit durch die/den Klassenleiter/in bzw. das Pädagog/inn/enteam der Klasse begleitet werden. Dabei sollte jede Lehrer/in und Erzieher/in den Weg finden, der ihrer Persönlichkeit und ihren Kompetenzen entspricht, denn Authentizität ist eines der wichtigsten Erfolgskriterien jeder pädagogischen Arbeit. Danksagung Die Servicestelle Ganztägig lernen dankt allen beteiligten Kolleg/innen für ihre Fragen, Ideen und insbesondere den Kolleg/innen der Reinhardswald - Grundschule für die engagierte Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltung.