Schweizer Methodenfestival Forschungsatellier Inhaltsanalyse September 2011 Philipp Mayring Abteilung Angewandte Psychologie und Methodenforschung des Instituts für Psychologie Zentrum für Evaluation und Forschungsberatung ZEF der Alpen-Adria Universität Klagenfurt philipp.mayring@uni-klu.ac.at
Grundgedanken der Qualitativen Inhaltsanalyse! Einbettung des Textes in Kommunikationsmodell Quelle/Kontext Rezipient Text Sender/Autor Zielgruppe! Systematisches, d.h. regelgeleitetes, schrittweises Vorgehen statt freier Interpretation! Theoriegeleitete Begründung der Interpretationsregeln (Psychologie der Textverarbeitung; Kontexttheorien; Kategorisierungstheorien)! Kategoriensystem im Zentrum der Analyse, als Instrument der Interpretation! Zergliedern des Textes in Analyseeinheiten (Auswertunsgeinheit, Kodiereinheit, Kontexteinheit)! Anwendung inhaltsanalytischer Gütekriterien (Intra/Interkoder- Reliabilität)
Techniken Qualitativer Inhaltsanalyse! Zusammenfassende Inhaltsanalyse Induktive Kategorienbildung! Explizierende Inhaltsanalyse! Deduktive Kategorienanwendung Formale Strukturierung (Syntaktisch, thematisch, semantisch dialogisch) Inhaltliche Strukturierung Typisierende Strukturierung Skalierende Strukturierung
Induktive Kategorienentwicklung Gegenstand, Fragestellung Festlegung von Kategoriendefinition (Selektions-kriterium) und Abstraktionsniveau für die induktive Kategorienbildung Schrittweise induktive Kategorienbildung aus dem Material heraus in Bezug auf Definition und Abstraktionsniveau Subsumtion unter alte Kategorien oder Kategorienneubildung Überarbeitung der Kategorien nach ca. 10 50% des Materials Formative Reliabilitätsprüfung Endgültiger Materialdurchgang Summative Reliabilitätsprüfung Auswertung, ggf. Hauptkategorienbildung, ev. quantitative Analysen (z.b. Häufigkeiten)
Deduktive Kategorienanwendung Gegenstand, Fragestellung Theoriegeleitete Festlegung der Strukturierungsdimensionen als Haupt- und ev. Unterkategorien Theoriegeleitete Formulierung von Definitionen, Ankerbeispielen und Kodierregeln, Zusammenstellung zu einem Kodierleitfaden Überarbeitung der Kategorien und des Kodierleitfadens, formative Reliabilitätsprüfung Endgültiger Materialdurchgang Summative Reliabilitätsprüfung Auswertung, ev. quantitative Analysen (z.b. Häufigkeiten)
Fragen zur Qualitativen Inhaltsanalyse 1. Verbindung induktiver und deduktiver QIA 2. Rolle des Materials 3. Kategorienbildung wie? 4. Rolle der Theorie, Hypothesen 5. Darstellung der Methodik im Bericht 6. Darstellung der Ergebnisse im Bericht
1.Mischung induktiver und deduktiver QIA! Induktive Kategorienentwicklung bei explorativen oder offen deskriptiven Fragestellungen! Ggf. Hauptkategorien bilden (induktiv deduktiv)! Bei deduktiven Kategorienanwendungen Platz für induktive Kategorienerweiterungen lassen, besonders in Pilotphase! Parallele oder sukzessive Auswertungsdurchgänge (z.b. welche Formen von und wie stark )! Mischung schon vorgegeben bei inhaltlicher und typisierender Strukturierung
2. Rolle des Materials! Stichprobe, Samplinstrategie (Zufallsauswahl, Cluster, Geschichtet, Theoretical Sampling, Schätzung der Stichprobengröße in Abhängigkeit von Auswertungskonzept)! Entstehungsbedingungen des Materials (Quellenkritik, Interviewerschulung, Interviewleitfadenentwicklung)
3.Konkretes Vorgehen bei Kategorienentwicklung! Kategorien als aussagekräftige Kurzformeln! Bei induktiven Schritten Abstraktionsniveau festlegen und in Pilotphase überarbeiten! Bei deduktiven Schritten Kategorien theoriegeleitet entwickeln und in Pilotphase überarbeiten
4. Rolle der Theorie, Hypothesen! Fragestellungsbezug, Theoriehintergrund der Fragestellung, ggf. Hypothesen! Theoriegeleitete Entwicklung des Interviewleitfadens! Theoriegeleitete Entwicklung von Kategoriendefinition und Kodierleitfaden
5.Darstellung der Methodik im Bericht! Bezeichnung und Begründung der Materialauswahl (Sampling)! Bezeichnung des Textanalyseansatzes! Bei Inhaltsanalyse: Bezeichnung und Begründung der konkreten Technik(en), Ablaufmodell, jeweilige IA-Regeln! Festlegung der Analyseeinheiten! Pilotbeschreibung! Gütekriterien
6.Darstellung der Ergebnisse im Bericht! Kategorienliste, ggf. Cut bei induktiv (z.b. keine Einzelnennungen)! Häufigkeiten, %; bei induktiv: % der Nennungen und % der Personen! Gruppenunterschiede in Kategorien, Kategorienhäufigkeiten, Rangplatzunterschiede zwischen Gruppen! Kreuztabellen Kategorienhäufigkeiten mal Gruppen! Ggf. weitere statistische Analysen