Fachtagung "Mobbing unter Kindern und Jugendlichen", Korbach



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Transkript:

Fachtagung "Mobbing unter Kindern und Jugendlichen", Korbach 05.09.2012 Veranstalter: Gewaltprävention und Demokratielernen, GuD (Hessisches Kultusministerium) Netzwerk gegen Gewalt NgG (Ministeriumsübergreifend) Skript zum Referat Intervention bei Mobbing Ein Überblick mit den Beispielen NBA und Farsta Referent: Dr. Peter Rosenkranz (Schulmediation-Hessen // GuD) Zeichnung: Deborah Krieg, JBS

"Mobbing" = - konfliktgeladene Kommunikation - am Arbeitsplatz, unter Kollegen, zwischen Vorgesetzten und Untergebenen - es wird eine Person von einer anderen oder einer Gruppe von Personen angegriffen: - systematisch - oft - während längerer Zeit - mit dem Ziel oder dem Effekt des Ausstoßens aus dem Arbeitsverhältnis - direkt oder indirekt - sie erlebt die Angriffe als Diskriminierung - die angegriffene Person ist unterlegen nach Leymann Angriff auf... - die soziale Anerkennung - die Sicherheit - die Zugehörigkeit... einer Person innerhalb eines sozialen Systems Der Angriff besteht in einer Kette von Handlungen, die jede für sich noch kein Mobbing darstellen. Erst die Summe der Handlung(en) und die Zielrichtung, jemanden persönlich zu verletzen, einzuschüchtern, zu ängstigen, zu entmutigen - letztlich als "soziale Person" zu zerstören, muss als Mobbing bezeichnet werden. nach Esser/Wolmerath Negative (kommunikative) Handlungen am Arbeitsplatz werden systematisch und zielgerichtet betrieben und wiederholen sich in regelmäßigen und unregelmäßigen Zeitabschnitten. Dabei ist der/die Angegriffene derjenige/diejenige über den/die tiefer liegenden betrieblichen Probleme ausgetragen werden. aus: www.mobbing-net.de (Netzwerk, Hilfe bei Mobbing am Arbeitsplatz) Zusammenstellung (unvollständig) von Handlungsweisen der Mobber; nach Kasper / Leymann, verändert und auf Schule angepasst: Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen ständiges unterbrechen anschreien, schimpfen ständige Kritik an Äußerungen ständige Kritik am Privatleben Telefonterror, SMS-terror mündliche Drohungen Kontaktverweigerung durch abwertende Gesten oder Blicke Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne dass etwas direkt angesprochen wird

Angriffe auf die sozialen Beziehungen man spricht nicht mehr mit dem Betroffenen man lässt sich nicht ansprechen anderen verbieten, Kontakt mit dem Betroffenen aufzunehmen wie Luft behandeln vor anderen lächerlich machen zu Angriffen auf das Opfer anstiften Auswirkungen auf das soziale Ansehen Gerüchte verbreiten hinter dem Rücken schlecht sprechen lächerlich machen man verdächtigt jemanden psychisch krank zu sein Beschimpfungen: "dumm", "minderwertig"... o.ä. wegen Aussehens oder Kleidung lächerlich machen man macht sich über eine Behinderung lustig man imitiert Gang, Gesten Stimme... um ihn lächerlich zu machen man macht sich über das Privatleben lustig politische oder religiöse Einstellung angreifen man macht sich über die Nationalität lustig Angriffe auf die Familie oder die Herkunft man zwingt jemanden zu demütigenden Handlungen obszöne Schimpfwörter oder andere entwürdigende Ausdrücke sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote Angriffe auf die Qualität der schulischen oder der Lebenssituation Ausgrenzung aus Gruppenarbeiten in einer Arbeitsgruppe sinnlose, minderwertige oder lästige Aufgaben zuschieben dauernde ungerechte Beurteilungen (Lehrer!) Angriffe auf die Gesundheit Androhung von Gewalt Drohgesten, Missachtung persönlicher Grenzen Anwendung leichter Gewalt (... jemandem einen Denkzettel verpassen) jemanden einsperren und andere demütigende Zwangshandlungen Zwang, Eigentum hergeben zu müssen ("abrippen") physischen Schaden an Eigentum und Arbeitsmaterial anrichten sexuelle Handgreiflichkeiten andere feindselige Handlungen

Kinder/Jugendliche (vor allem die Mobbingbetroffenen) können aus eigener Kraft die Mobbingstruktur nicht beenden. Die Schule muss handeln. Spontane Reflexe Täter identifizieren, bestrafen Opfer schützen Einsicht in Fehlverhalten erwarten oder herstellen Prosoziales Verhalten einfordern Ursachen Suchen, Gespräche mit Eltern Maßnahmen, die Ursachen zu beseitigen Erfolg von Antimobbinginterventionen Interventionen gegen Mobbing, darunter viele traditionelle Formen mit Bestrafung* Bilanz weltweiter Studien: Erfolgsquote zwischen 0% und 50% durchschnittlich 10 15% * Ken Rigby University of South Australia, Australia Australian Journal of Guidance & Counselling,Volume 15, Number 1 2005 pp. 27 34)

Außen- Systeme Handlungsrichtlinien Opfer (Mobbingbetroffener) schützen Die Mobbingstruktur beseitigen Das Mobbing muss aufhören, weitere Schritte danach Vorgehen: mit ergebnisorientierten, systemischen Interventionen Konstruktive Kräfte in den Beteiligten freisetzen. Es geht niemals um Schuld! sondern um Übernahme von Verantwortung - für die Situation, wie sie gerade ist - für eine konstruktive Veränderung Alle Beteiligten sind in der Pflicht, etwas zu ändern. Beginn der Intervention: Das B-Gespräch Nachdem das Mobbing aufgehört hat, geht es mit konsolidierenden Maßnahmen weiter (Pädagogische Arbeit) - "am Ball bleiben"

Verändert nach: Beck, Blum, Peters, Winziger, fairend, www.no-blame-approach.de Der No-Blame-Approach Grundideen: Keine Bestrafung, sondern Einbindung der Täter. Die Lösungskompetenzen der Schüler nutzen. (auch der sog. Täter) Verantwortungsübernahme für eine Verbesserung in der Klasse. Die Mobbingstruktur effizient stören (Systemische Intervention). Ausführliches NBA-Manual bei www.no-blame-approach.de bestellen. fairend, Heike Blum, Detlef Beck Kirchplatz 5 50999 Köln

Der "No Blame Approach" ist eine in Deutschland noch neue und gleichzeitig zunehmend angewandte Methode, Mobbing in der Schule zu begegnen. Der Ansatz wurde Mitte der 80er Jahre in England von Barbara Maines und George Robinson entwickelt und später in der Schweiz aufgegriffen und mit viel Erfolg dort gegen Mobbing eingesetzt. Die Faszination des Ansatzes liegt darin begründet, dass er - trotz der schwerwiegenden Problematik - vollständig auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen verzichtet. Vielmehr wird der "Teufelskreis von Mobbinghandlungen" dadurch durchbrochen, dass Anführer und Mitläufer in die Lösung des Mobbingproblems einbezogen werden. Der "No Blame Approach" ist ein praktischer Interventions- und Handlungsansatz für die Schule, um Mobbing unter Schülern und Schülerinnen innerhalb kurzer Zeit zu beenden. Die Durchführung erfolgt in drei einfachen Schritten: 1. Gespräch mit dem "Opfer" 2. Treffen mit der Unterstützungsgruppe (ohne "Opfer"!) 3. Nachgespräche, einzeln (mit allen Beteiligten) Die drei Schritte des "No Blame Approach" 1. Gespräch mit dem "Opfer" Erfährt die Lehrkraft oder findet sie heraus, dass ein Schüler/eine Schülerin gemobbt wird, holt sie das Einverständnis der Eltern ein und spricht mit dem betroffenen Schüler. Sie befragt ihn nicht zu den Vorfällen, sie muss jedoch herausfinden, wer beteiligt ist. Ziel ist es, das Kind bzw. den Jugendlichen für das Vorgehen zu gewinnen und Vertrauen für die geplanten Maßnahmen zu bewirken. 2. Treffen mit der Unterstützungsgruppe (ohne "Opfer"!) Das Herzstück des Ansatzes ist die Bildung einer Unterstützungsgruppe, die helfen soll, das Mobbing zu beenden. Die Lehrperson lädt Schülerinnen und Schüler zu einem Treffen ein. Einbezogen werden dabei die "Täterinnen" und "Täter", aber auch Mitläuferinnen und Mitläufer sowie Mitschüler, die bisher nichts mit den Mobbing-Handlungen zu tun hatten, aber eine konstruktive Rolle bei der Lösung der problematischen Situation spielen können. Zusammen bilden diese Kinder eine Unterstützungsgruppe. Optimal ist eine Gruppe von sechs bis acht. Problem erklären Die Lehrperson erzählt den Schülerinnen und Schülern, wie sich der gemobbte Schüler bzw. die gemobbte Schülerin fühlt. Sie bespricht in der Gruppe jedoch keine Details der Vorgänge. Keine Schuldzuweisung Die Lehrperson weist keine Schuld zu, bringt aber ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass sie weiß, dass die Gruppe Verantwortung für ihr Handeln trägt und etwas verändern kann. Gruppe nach ihren Ideen fragen Jedes Mitglied der Gruppe wird ermuntert, Vorschläge zu machen. Das Ziel ist, dass sich das Opfer besser fühlt. Die Lehrerin verstärkt die Antworten positiv, insistiert aber aber nicht und versucht auch nicht, den Schülern und Schülerinnen ein Versprechen für ein verbessertes Verhalten abzuringen.

Verantwortung der Gruppe übergeben Die Lehrerin schließt das Treffen ab, indem sie die Verantwortung für die Problemlösung der Gruppe übergibt. Sie vereinbart ein nächstes Treffen, um den weiteren Verlauf zu verfolgen. 3. Nachgespräche einzeln mit allen Beteiligten Ungefähr ein bis zwei Wochen später bespricht die Lehrperson mit den beteiligten Schülern und Schülerinnen - und auch mit dem Opfer - wie sich die Dinge entwickelt haben. Falls es erforderlich ist, werden weitere Gespräche mit der Unterstützungsgruppe geführt, bis eine dauerhafte Veränderung zum Guten erreicht ist. *Ken Rigby University of South Australia, Australia Australian Journal of Guidance & Counselling,Volume 15, Number 1 2005 pp. 27 34). **Praxishandbuch: No Blame Approach, Heike Blum, Detlev Beck Bund für soziale Verteidigung, Evaluatiuonsbericht - der NBA in der schulischen Praxis, Köln/Minden, 2008... in 87% der Fälle (192 von 220 Fällen) wurde das Mobbing nach Anwendung des NBA erfolgreich gestoppt... In 25% der gestoppten Fälle wurden zusätzliche Schritte eingeleitet. NBA ist erfolgreich Klare Botschaft "das wird nicht geduldet". Handlungen werden öffentlich, die Lehrer intervenieren. Grundhaltung der intervenierenden Lehr- oder Beratungskraft! Wertschätzung, Akzeptanz, Verstehen, nicht Einverständnis, keine Anklage und Schuldzuweisung, kein Moralisieren. Die konstruktiven Kräfte in den Betroffenen aktivieren. Beteiligte werden als Experten wertgeschätzt, die Gruppe hilft den Lehrern. Fokus liegt auf Lösungen, kein Verzetteln in (nicht aufklärbaren) Hintergründen.

Überblick der Farsta Intervention: (Schulmediation-Hessen)

Die Farsta Methode (Leymann/Kasper) Im Stockholmer Stadtteil Farsta hat ein Team mit Karl Ljungström eine zwar personalintensive, aber gleichzeitig auch sehr effektive Methode erprobt, daher der Name. Kurz gefasst kennen folgende Schritte unternommen werden.* 1. Die Schule erfährt, dass ein gewisser Schüler gemobbt wird. Im Aktionsteam (Gemeinsame Arbeitsgruppe) der Schule diskutiert man, wie man einschreiten kann. Liegt Mobbing vor und wer ist der Täter? 2. Vorsichtige Gespräche mit dem Gemobbten. Was ist eigentlich vorgefallen? Wie oft ist es vorgefallen? Welches sind Opfer oder Täter? 3. Sobald alle Mobber in der Schule zugegen sind, werden sie, einer nach dem anderen, zum Gespräch gerufen. Ihnen wird gesagt, dass man weiß, dass sie mobben, dass man es als ernsthaft ansieht und dass das Mobben unmittelbar aufhören muss. Man moralisiert nicht und fragt auch nicht warum. Ihnen wird gesagt, dass das Gespräch am folgenden Tage fortgesetzt wird. 4. Diese Gespräche von nur fünf bis zehn Minuten werden 'fortgesetzt. Allmählich handeln sie davon, wie man dem Gemobbten helfen kann, damit sich seine soziale Situation verbessert. Die Intervention hört also nicht schon beim Ende des Drangsalierens auf, sondern erst, wenn die Mobber gelernt haben, mit ihren bisherigen Opfern gut zusammenzuarbeiten. Arbeit gegen Mobbing ist keine normale Schularbeit. Es handelt sich darum, Betroffenen ihr Recht auf Schutz ihrer persönlichen Integrität zu garantieren. Eine Methode, die dies erreichen will, bedarf einer guten organisatorischen Vorbereitung. Bei der Farstamethode wird eine Behandlungsgruppe (hier der Vorschlag einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Schulkonferenz S. 21) gebildet, die in Stockholm aus Lehrern, Schulpsychologen, der Schulkrankenschwester (die es in Deutschland bekanntlich nicht gibt) und einem Schülervertreter besteht. In dieser Arbeitsgruppe entwickelt man Arbeitsformen für Aktivitäten gegen Mobbing. Ein einzelner Mobbingfall wird dann von je zwei Personen dieser Gruppe behandelt. Mit der oben formulierten einfachen Methode wählt die Arbeitsgruppe (AG) folgenden zeitlichen Ablauf: 1. In der Schule bekommt man Informationen über einen Mobbingfall. 2. Man nimmt Kontakt mit der AG auf. 3. Ein Mitglied der AG nimmt in deren Auftrag Kontakt mit dem Informator auf um herauszufinden, ob es sich um Mobbing handelt. 4. Man sammelt vorsichtig Informationen über den Fall. 5. Die AG plant den Einsatz. Wann will man Kontakt mit den Betroffenen aufnehmen? Der Klassenlehrer gibt diesen Schülern (im persönlichen Gespräch und individuell, nicht vor der Klasse) Bescheid darüber, dass sie zu einem Gespräch gebeten werden ohne ihnen den Grund dafür mitzuteilen. 6. Individuelle Behandlungsgespräche mit den Mobbern. 7. Behandlungsgespräch mit dem Gemobbten. 8. Eventuell weitere Gespräche (an folgenden Tagen). 9. Verstärkte Aufsicht über die betroffene Klasse; Beobachtung, ob der Betroffene sich besser eingliedern kann und ob die Feindseligkeiten gegen ihn aufhören. 10. Ein paar Wochen später erfolgt ein Abschlussgespräch. *Nach Informationen von Prof. Heinz Leymann an den Verfasser (1998). Quelle: H. Kasper, "Schülermobbing", AOL - Verlag

Persönliche Stärkung von A und B, auch über die Beratung der Eltern. Programme des sozialen Lernens. Stärkung der Gruppe. Lernangebote Zivilcourage z.b. Am Ball bleiben! Sensibilität wahren, wo vielleicht das Mobbingproblem wieder aufflammen könnte. Es folgt eine Ergänzung für den Workshop, "Mobbing erkennen und verstehen gute Basis für erfolgreiche Intervention"

Woran erkennt man Mobbing? Aus Sicht der Eltern Verhaltensänderungen o kommt bedrückt nach Hause, o ist aggressiv und launisch (Geschwister!) o zieht sich zurück (Medienkonsum?) o vernachlässigt seine Hobbys o schläft deutlich länger und öfter, als bisher o trifft sich nicht mehr mit seinen Freunden o Irrationales Verhalten - nicht verstehbar o wirkt unsicher o verändert sein Aussehen (Kleidung...). Wird nicht mehr von anderen z.b. zu Geburtstagen eingeladen. Es fehlen Schulsachen oder sie sind beschädigt (auch Kleidung). Braucht immer wieder zusätzlich Geld (...verloren...). Leistungsabfall in der Schule. Vermeidungsverhalten, o Will nicht auf Klassenfahrten, o Will nicht in den Sportunterricht, o Will nicht mehr mit dem Bus / der Bahn in die Schule fahren, o Fühlt sich vor der Schule krank (besonders nach einem, Wochenende), Schulverweigerung oder Schwänzen. Aus Sicht der Schule / der pädagogischen Kräfte Direkte Beobachtung von Mobbinghandlungen. Verhaltensänderungen o Aggressivität, explodieren o Rückzug o Irrationales Verhalten - nicht verstehbar o Leistungsabfall Es fehlen Schulsachen oder sie sind beschädigt. Isolierung / Ausgrenzung. Sündenbock-Phänomen, wenn in der Klasse etwas schief läuft, wird immer derselbe beschuldigt. Vermeidungsverhalten o Schulhof, nach dem Unterricht o Bei Klassenfahrten krank o Regelmäßiges Fehlen, z.b. im Sportunterricht Sicherheit / Schutz suchen, ein Schüler sucht immer die Nähe des Lehrers.

Anpassungsversuche, mit Kleidung, mit Verhalten. Hohe Fehlzeiten, Schulverweigerung. Körperliche und psychische Reaktionen. Bitte im Blick behalten: viele der oben stehenden Beobachtungen, Veränderungen und Verhaltensweisen können für alle möglichen Problemlagen Signale sein - natürlich auch für Mobbing. In jedem Falle aber, auch wenn kein Mobbing vorliegen sollte, braucht dieses Kind oder dieser Jugendliche Unterstützung. Die Erwachsenen müssen sehen, welche Hilfen möglich sind. Bisweilen ist es sehr wichtig, sich als Erwachsener zunächst selbst Hilfe zu suchen. Wie erfährt man von Mobbing? Die Betroffenen berichten selbst. Klassenkameraden berichten. Die Eltern berichten. Hinweise aus dem Kollegium. Hinweise der Schulsozialarbeit. Hinweise externer Jugendhilfestellen. Andere in Schule tätige, die einen außerunterrichtlichen Blick haben: Sekretärin. Hausmeister. Quelle: Verschiedene, u.a.: Praxishandbuch: No Blame Approach, Heike Blum, Detlev Beck