Dr. Dietmar Pollmann Gliederung: im Sport grlegende Vermittlungsprinzipien 2. Koordinations- Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung
Fertigkeitstypen/Aufgabenklassen geschlossen - enge, sehr spezifische Voraussetzungen - standardisierte Ausführungen - konstante vorhersehbare Situationen offen - nur geringe Festlegung definierter Abläufe - viele Variationsmöglichkeiten, Grtechniken anpassen - wechselnde situative Bedingungen
Dr. Dietmar Pollmann 2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Lehrverfahren in der Sportpraxis Ausgangssituation: Keine direkten Problemlösungen möglich Komplexität der Zielbewegung zu hoch Problemlösung: Für Lernende Teilprobleme schaffen Vereinfachungen: Situation Zerlegung der Bewegung Abwandlung der Zielbewegung isolierte Schulung der Teile späteres Zusammensetzen
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Programm: Parameter: Bestandteile generalisierter motorischer Programme Gruppe von Muskelkommandos Abstrakte Gedächtnisstrukturen Enthält nur wenige Grelemente Grstruktur einer sportlichen Technik (Invariante Merkmale) Grstruktur kann variiernden Bedingungen angepasst werden Variable, veränderbare Bewegungsmerkmale situationsangepasst einlesen in gespeicherte Programme
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Theorie generalisierter motorischer Programme (GMP-Theorie) von Schmidt Grannahme: Ein generalisiertes motorisches Programm steuert eine ganze Klasse von strukturell ähnlichen Bewegungen (z.b Würfe). 3 Teiltheorien der GMP-Theorie Impuls-Timing-Theorie Inhalte der motorischen Grprogramme Gestaltkonstanz-Hypothese Veränderung austauschbarer Bewegungsparameter Schematheorie Bewegungsparameter zielgerichtet in die ausgewählten Rahmenprogramme eingelesen
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Impuls-Timing-Theorie: drei unveränderliche (invariante) Elemente festgelegt 1. Sequencing (Sequenzierung) Die zeitliche Abfolge der Muskelimpulse die zeitlichen Verhältnisse des jeweiligen Aktivitätsbeginns 2. Relative Timing (relative Zeiten) Das Verhältnis der Zeitdauer (Einschaltdauer) der Einzelimpulse 3. Relative Forces (relative Kräfte) Das Verhältnis der Intensitäten ( Höhen ) der Einzelimpulse
2. Koordinations Grlagen methodische Gestaltkonstanzhypothese: ein Impuls-Timing-Muster (Programm) kann durch Variation der Parameter, in zeitlicher (horizontaler) /oder dynamischer (vertikaler) Hinsicht gedehnt bzw. gestaucht werden: - absolute Zeiten (overall duration) - absolute Kräfte (overall forces) 4.1 Methodische Grüberlegung (Roth&Willimczik 1999, 190)
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Schema-Theorie: Bewegungsparameter zielgerichtet in die ausgewählten Rahmenprogramme einlesen Wiedergabeschema (Recall-Schema) Gedächnisinstanz: zur Festlegung des exakten Dehnungs-/ Stauchungsgrad eines GMP Einsatzregeln eines GMP für bestimmte Ausgangsbedingungen
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Neulernen von Fertigkeiten - Erwerb eines generalisierten motorischen Programms - Erwerb eines Impuls-Timing-Musters - Erwerb der 3 invarianten Bestandteile
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Gruppe der geschlossenen Bewegungsformen: vorgefertigte Lösungen möglichst präzise stabil wiederholen Vermittlung = Neulernen + Automatisieren/
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Gruppe der offenen Bewegungsformen: Grtechniken modifizieren an vielfältige Situationen anpassen Vermittlung = Neulernen + Technikvariationen
Überforderungsaspekt Anwendungsfelder Programmlänge Prinzip der Verkürzung der Programmlänge (Azyklische) Fertigkeiten mit vielen hintereinandergeschalteten, wechselwirkungsarmen Teilen
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Einsatzregel: nicht in Einzelimpulse hineinschneiden nur bei Techniken mit gut isolierbaren, nacheinander zu realisierenden Bewegungsteilen Anwendungsfelder: - für zyklische Bewegungen eher ungeeignet, da Impulse ineinandergreifen - vor allem für azyklische Bewegungen
Überforderungsaspekt Anwendungsfelder Programmbreite Prinzip der Verringerung der Programmbreite Prinzip der Invariantenunterstützung 1. Rhythmusvorgaben (akustisch) 2. Orientierungsvorgaben (visuell) 3. Bewegungsführende Hilfen (taktil, kinästhetisch) 4. Reduktion der Präzisionsanforderungen Fertigkeiten mit vielen gleichzeitig auszuführenden Teilen: Asynchrone (zyklische) Bewegungen Bewegungen mit hohen räumlichen, zeitlichen dynamischen Präzisionsanforderungen
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Einsatzregel: nur bei gut isolierbaren, gleichzeitig auszuführenden Bewegungsteilen nicht, wenn enge Wechselwirkungen simultaner Bewegungsteile entstehen
2. Koordinations Grlagen 2 Vereinfachungsstrategie: b) Invariantenunterstützung (Ausführungshilfen für Impuls-Timing-Muster) methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Einsatzregel: wenn enge Wechselwirkungen simultaner Bewegungsteile entstehen Anwendungsfeld: Bewegungen mit hohen Präzisionsanforderungen
Überforderungsaspekt Anwendungsfelder Parameteranforderungen Prinzip der Parameterveränderungen 1. Verringerung der Ablaufgeschwindigkeit 2. Vergrösserung des Bewegungsumfangs 3. Reduktion der Kraftanforderungen Fertigkeiten mit: hoher Bewegungsgeschwindigkeit kurzer Bewegungsgeschwindigkeit hohen dynamischen Anfordeungen (Intensität, Dauer)
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Die methodische Übungsreihe Die Grstruktur methodischer Übungsreihen ist gekennzeichnet durch eine Gliederung in: vorbereitende Übungen Schaffung von physischen psychischen Voraussetzungen für die Vorübungen Vorübungen Hauptteil einer methodischen Übungsreihe typischer, stufenförmiger Aufbau nach unterschiedlichen strukturiert Zielübungen Sprungwurf im Handball, Tennis-Vorhandschlag usw.
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Die methodische Übungsreihen Entsprechend der verwendeten der Reihung der Lehrschritte lassen sich methodische Übungsreihen in unterschiedliche Typen einteilen: 1. Übungsreihen mit verminderter Lehrhilfe 2. Übungsreihen mit gradueller Annäherung 3. Serielle Übungsreihen ( Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten) 4. Funktionale Übungsreihen
Dr. Dietmar Pollmann 2. Koordinations Grlagen Auswahl- Ordnungskriterien von methodischen Übungsreihen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Typ der methodischen Übungsreihe Prinzip der verminderten Lehrhilfe Bewegung: Zielfertigkeit Situation: Ähnlichkeit mit der Endsituation Parameterveränderung Prinzip der graduellen Annäherung Bewegung: Ähnlichkeit mit der Zielfertigkeit Situation: Endsituation Programmlänge Parameterveränderung Programmbreite/ -länge Prinzip der Aufgliederung in funktionelle Teileinheiten Bewegung: Fertigkeitsteil Situation: Endsituation Auswahlkriterien Vereinfachungsprinzip
Dr. Dietmar Pollmann 2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Funktionale Übungsreihen Grlage: (nach Göhner) Aufgliedern der Gesamtbewegung nach Tiefenstruktur Kriterium: Funktionen einzelner Bewegungsteile für das Erreichen des Bewegungsziels Hauptfunktionsphasen Hilfsfunktionsphasen (funktional abhängig; Vorbereitung Abschluß der Hauptfunktionsphase)
Dr. Dietmar Pollmann 2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Grsätze der Lehrstufenabfolge Lehrprozeß an funktionaler Bedeutung einzelner Bewegungsabschnitte ausrichten Bei hoher Komplexität der Zielbewegung zunächst auf Hilfsfunktionsphasen verzichten Lehrstufe 1: Erlernen der Teilbewegungen, die in der Hauptfunktionsphase zusammengefaßt sind. Alle weiteren Abschnitte sind wegzulassen. Lehrstufe 2: Ausführen der Hauptfunktionsphasen einer Hilfsfunktion erster Ordnung. Lehrstufe 3 ff.: Weiteres Hinzufügen von Hilfsfunktionsphasen
2. Koordinations Grlagen methodische Vorannahmen: Variieren von Fertigkeiten zunächst Erwerb eines Bewegungsmusters (IMT) Impuls-Timing-Muster vielfältig dehnen stauchen können (Technikvariation) Impuls-Timing-Muster an wechselnde Situationen anpassen (Technikanpassung) 4.1 Methodische Grüberlegung Schulung des Einlesens der Parameter Erwerb von stabilen Schemaregeln möglichst variable Übungssituation
2. Koordinations Grlagen Programm: methodische 4.1 Methodische Grüberlegung 1 Vereinfachungsstrategie Positionskonstanz konstante Ausgangsbedingungen bei Erreichen verschiedener Ergebnisse
2. Koordinations Grlagen Beispiel: Technikvariationstraining Schmetterschlag methodische 4.1 Methodische Grüberlegung (Hossner 1991, 15)
2. Koordinations Grlagen Programm: methodische 4.1 Methodische Grüberlegung 2 Vereinfachungsstrategie Ergebniskonstanz gleiche Ergebnisse bei verschiedenen Ausgangsbedingungen
2. Koordinations Grlagen Beispiel: Technikvariationstraining Schmetterschlag methodische 4.1 Methodische Grüberlegung (Hossner 1991, 15)
2. Koordinations Grlagen Automatisierung Stabilisierung vom Üben neu erworbener Grtechniken zum systematischen Automatisieren methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Automatisierung Ziel: Freisetzung bewegungsgebener Aufmerksamkeit Charakter: Veränderte Informationsverarbeitung Von Anstrengung Konzentration zu unbewußter Kontrolle (Großhirnrinde entlasteten) freiwerdene Ressourcen Kapazitäten Stabilisierung Ziel: Nutzung freiwerdener Kapazitäten bei geschlossenen Aufgaben: für Antizipation bewegungsbegleitende Entscheidungen Variantion der Programmparameter um aktuelle Bewegung anzupassen abzuschirmen zu kombinieren
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Methodische Grregeln nicht starres Wiederholen monotones Üben Automatisierungstraining Übungen zur Weglenkung der Aufmerksamkeit von Bewegungsausführungen Doppel- oder Mehrfachaufgaben (kognitive/motorische Zusatzanforderungen) sportart unspezifisch sportartspezifische Wahrnehmungs - oder Entscheidungsaufgaben Ziel: Interferenzfreiheit Stabilisierungstraining Übungen zur Hinlenkung der (freigewordenen) Aufmerksamkeit auf Bewegungsdetails
2. Koordinations Grlagen methodische Methodische Grregeln nicht starres Wiederholen monotones Üben Automatisierungstraining Übungen zur Weglenkung der Aufmerksamkeit von Bewegungsausführungen Stabilisierungstraining Übungen zur Hinlenkung der (freigewordenen) Aufmerksamkeit auf Bewegungsdetails 4.1 Methodische Grüberlegung mentales Training Verbalisierungstraining bewegungsungeben bewegungsgeben durch Variation von Bewegungs- / oder Ausführungs situationen
Üben in veränderten Kombinationen: Schaffen von Kontrasten, von unvorhersehbaren Reihenfolgen Üben von Teilbewegungen: nur den Anlauf, nur das Wasserfassen Üben unter veränderten Wahrnehmungsbedingungen: mit geschlossenen Augen, mit engen Trikots Üben unter psychischen Belastungen: unter Streß, in Wettkampfbedingungen Üben unter physischen Belastungen: unter Ermüdung, mit Gewichtswesten unveränderte Technik Üben unter normalen Bedingungen unveränderte Ausführungssituation veränderte Üben in veränderten Umweltbedingungen: Wind, Gelände, Wasser, Straßenbelag, Schnee Üben mit Zusatzgeräten: Flossen, Schwimmbretter Üben unter veränderten Gerätebedingungen: mit kleineren, größeren, leichteren, schwereren, anders geformten Geräten oder ohne Geräte veränderte Technik Üben mit veränderten Bewegungsparametern: andere Kräfte, Geschwindigkeiten, Richtungen, Körperteile Bewußtes Ausführen fehlerhafter Bewegungen Ziel: Höhere Anpassungsfähigkeit durch wettkampftypische oder wettkampfuntypische Variation
2. Koordinations Grlagen methodische 4.1 Methodische Grüberlegung Literatur: Roth, K. (1998) 3. Wie lehrt man schwierige geschlossene Fertigkeiten. In Bielefelder Sportpädagagen. Methoden im Sportunterricht (S. 27 46). Schorndorf:Hofmann, Roth, K. (1990). Ein neues ABC für das Techniktraining im Sport. Sportwissenschaft 20, 1, 9-26