Volksschule Fürstenfeldbruck an der Philipp-Weiß- Straße (Grundschule) Schulleitung Schuljahr 2010/11, Stand: September 2010 Förderkonzept der Philipp-Weiß-Grundschule für Schüler mit Migrationshintergrund zur Förderung (FöD) 1.Lernausgangslage Bei der Zusammensetzung der Schülerschaft muss zunehmend auf die sprachliche Sozialisation der Kinder Rücksicht genommen werden. Eine beträchtliche Anzahl von Kindern kommt nur mit rudimentären oder gar keinen Deutschkenntnissen zur Schule. Die Eltern dieser Kinder sprechen ebenfalls nicht selten sehr schlecht Deutsch. Vorbedingung für eine erfolgreiche Schullaufbahn eines Kindes ist aber die Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit in der deutschen Sprache. In unserer Grundschule sind 42 Schüler und Schülerinnen aus der 1. bis 4. Jahrgangsstufe, die einen Migrationshintergrund haben (nicht deutsche Muttersprache, nicht deutsches Geburtsland, Staatsangehörigkeit nicht deutsch). Bei einigen dieser Schüler und Schülerinnen haben die Lehrkräfte durch differenziertes Beobachten Probleme in folgenden Bereichen der deutschen Sprache festgestellt: - Lesen und Leseverständnis - Richtig schreiben (vor allem beim Abschreiben, beim Erkennen und Anwenden von Regeln, Auslassungsfehler, Groß- und Kleinschreibung) - Sprache untersuchen (vor allem mit dem Satzbau, dem Erkennen grammatikalischer Strukturen und dem Bestimmen von Wort- und Satzarten) - Texte verfassen (vor allem beim Bilden vollständiger, sich aufeinander beziehender Sätze). Damit die Kinder ihre Leistungen im Fach Deutsch steigern und ihre Sprach- und Schriftkompetenz erweitern können, beantragt die Grundschule Philipp-Weiß 8 Stunden Förderunterricht im Bereich: Förderunterricht Deutsch. 2. Organisationsstruktur Die SchülerInnen werden zu Schuljahresbeginn getestet. Dabei wird detailliert festgestellt, in welchem Lernbereich in Deutsch welche Defizite bestehen. Kinder mit ähnlichen Schwierigkeiten in gleichen Lernbereichen werden zu einer Lerngruppe zusammengefasst. Es ist für dieses Schuljahr geplant, den Unterricht in vier Fördergruppen mit jeweils zwei Wochenstunden durchzuführen. Der Unterricht wird zusätzlich zum Regelunterricht erteilt. Grundsätzlich findet eine enge unterrichtliche Absprache zwischen dem Klassenlehrer und dem Fachlehrer, der den Förderunterricht erteilt, statt. 2. Förderkonzept Wichtigster Ansatzpunkt und Ausgangspunkt aller Überlegungen zum Förderunterricht Deutsch für Ausländer ist, diese Schüler nur in speziellen Förderstunden zu separieren, um Defizite, die für den Klassenverbund zu groß erscheinen, auszugleichen. Grundsätzlich sollen sie im Klassenverbund mit deutschsprachigen Kindern die Grundschule durchlaufen. Durch diese Integration 1
wird gewährleistet, dass sie im Schulalltag einem ständigen Sprachbad ausgesetzt sind, und zwar der Sprache, die sie erlernen sollen. Mit Hilfe vielfältiger Materialien aus dem Bereich DaZ (z. Finken Verlag, Klett Verlag) wird an folgenden Inhaltsschwerpunkten, die in der Regel die Problembereiche der Migrantenkinder darstellen, gearbeitet: Sprachliche Kommunikation: Lernbereich: Sprechen und Gespräche führen o Mündliche Ausdrucksfähigkeit einüben (Sprechen in vollständigen Sätzen, Dialoge führen) und somit zu einer sukzessiven Wortschatzerweiterung gelangen o Antworten in vollständigen grammatikalisch richtigen Sätzen einfordern o Regelmäßig lesen und auch vorlesen o Mündliche Ausdrucksfähigkeit stärken o Darstellung einfacher Sachverhalte vor einer Gruppe trainieren (Referate) o Arbeitsergebnisse präsentieren lassen und dabei den Umgang mit Medien einüben Lernbereich: Texte verfassen o Sprachliche Richtigkeit einfordern und würdigen, Fehler gemeinsam finden und Rechtschreibregeln ableiten, Fehler gemeinsam korrigieren o Richtiges (Ab-)Schreiben üben, das Schriftbild verbessern o Fachbegriffe üben o Schüler zur Selbstkontrolle ihrer Texte anhalten Lernbereich: Lesen und mit Literatur umgehen o sinnentnehmendes Lesen üben, lautes Vorlesen üben (auch klanggestaltendes Lesen, Interpunktionen beim Lesen einhalten lernen) o durch selbst ausgewählte Texte /Bücher das Interesse an Texten fördern o gemeinsam Fachtexte aus dem HSU-Unterricht lesen und Fachbegriffe klären. Damit auch den Wortschatz der Schüler erweitern. o Büchereibesuche durchführen, um Lesen auch in der Freizeit anzuregen o Fachausdrücke sichten, klären, sammeln, ordnen und sichern o über gelesene Texte sprechen und damit weiterarbeiten (z.b. Bilder malen, Teile nacherzählen, ) Mit Hilfe vielfältiger Materialien aus dem Bereich DaZ (z.b. mit der DaZ-Box des Finken Verlages, Material aus dem Klett Verlag) werden o.g. Lernbereiche vertieft. Wahrnehmung: Kinder mit Migrationshintergrund weisen oft zahlreiche Defizite in den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen (visuelles, auditives, vestibuläres, taktil-kinästetisches und propriozeptives Wahrnehmungssystem) auf. Es wird versucht ein ausgeglichenes Verhältnis von Fördern und Fordern zu bieten, damit aus Defiziten, an den Fertigkeiten der Kinder anknüpfend, Fähigkeiten werden können. Konkret wird an den Vorläuferfertigkeiten gearbeitet, die eine Voraussetzung für die höheren kognitiven Fähigkeiten Lesen und Schreiben darstellen. Die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche werden ausgeformt und mit den jeweiligen schulischen Inhalten verknüpft. Die Schüler sollen die Möglichkeit bekommen mit motivierenden und lustvollen Lernangeboten bewusst, aufmerksam, strukturiert und kleinschrittig ihren Verzögerungen entgegenzuwirken. 2
Motorik: Motorische Muster, wie das Schreiben und Sprechen, können leichter erlernt, gespeichert und abgerufen werden, wenn die grob- und feinmotorischen Fähigkeiten generell gut ausgebildet sind! Beobachtungen zeigen, dass die Grob- und Feinmotorik bei dieser Zielgruppe von Kindern überdurchschnittlich häufig Probleme bereitet. Wichtiger Bestandteil der Förderstunden ist aus diesem Grund die Unterstützung der kognitiven Lernprozesse durch viel Bewegungs-, Koordinations-, und Bewegungseinheiten. 3. Didaktische Prinzipien des Förderunterrichtes 1. Die Sprache der Lehrkraft hat für die Schüler eine besondere Vorbildfunktion. 2. Der Ausbau der mündlichen Kommunikation bei den Schülern ist ein wichtiges Ziel. 3. Hinführung der Schüler zu einem situationsunabhängigen Verwenden von Sprache, wie es beim Lesen und Schreiben von Texten in allen Schulfächern notwendig ist. 4. Durch das selbstständige Entdecken von sprachlichen Regeln können die Schüler zu mehr Sprachbewusstheit gelangen. 5. Der Förderunterricht in Deutsch sollte inhaltliche Bezüge zum allgemeinen Unterricht aufweisen (vorrangig HSU, Deutsch). 6. Sprachliche Fehler der Schüler sollen in diesem geschützten Rahmen durch behutsame Korrekturen aufgegriffen und verbessert werden. Spezifische Schwerpunkte je nach Klassenstufe: Förderunterricht Deutsch 1. Jahrgangsstufe In einer Kleingruppe von 6 8 Kindern werden die Inhalte des Deutschunterrichts wiederholt und geübt. Der Kurs findet ein oder zweimal wöchentlich einstündig statt. Dazu werden die Schüler, die im Unterricht Unsicherheiten in einem bestimmten Gebiet zeigen, zeitnah in die Förderstunde eingeladen, um gezielt die beobachteten Defizite aufzuarbeiten. Der Kurs hat im Verlauf des Schuljahres drei Schwerpunkte, die aufeinander aufbauen: Zu Beginn soll die Kenntnis der Buchstaben gesichert werden. Dazu werden die analysierten Laute noch einmal optisch, akustisch und motorisch erfasst und vielfältig geübt. Im nächsten Abschnitt wird die Synthese der Laute in den Mittelpunkt gestellt. Die Schüler lernen Buchstabengruppen und Wörter in differenzierten Aufgabenstellungen zusammenzulesen. Zuletzt liegt der Schwerpunkt auf der Sinnerfassung des Gelesenen. Die Schüler üben je nach Leistungsfähigkeit Wörter, Sätze oder kleine Text mit eigenen Worten wiederzugeben oder Fragen dazu zu beantworten. Parallel dazu wird ganzjährig mit der Anlauttabelle sowie das Verschriften lauttreuer Wörter trainiert. Um alle Lernprozesse möglichst optimal zu begleiten, wird verstärkt mit grobmotorischen, ganzkörperlichen Übungen der Leselernprozess unterstützt. (Silbenwandern, Lautgebärden, Schwingen der Silben...) Durch ein mannigfaltiges Ansprechen verschiedener Sinneskanäle kann es Kindern mit Defiziten in einem oder mehreren Wahrnehmungsbereichen gelingen, doch noch einen Zugang zu einem Aufgabenbereich zu erlangen. 3
Förderunterricht Deutsch 2. Jahrgangsstufe Im Förderunterricht der 2. Jahrgangsstufe liegt der Schwerpunkt auf der Erarbeitung und Vertiefung des deutschen Wortschatzes der Teilnehmer. Da die Schüler in ihrem Elternhaus wenig deutsch sprechen, wird im Unterricht anhand verschiedener Themenfelder aus dem Alltag der Wortschatz erweitert und geübt. Das Unterrichtsgespräch spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber auch Bilderbücher können hier eine wichtige Rolle übernehmen, da sie zum Einen zum Vorlesen und Zuhören geeignet sind, aber auch als wertvoller Srechanlass dienen. Weiterhin werden Sprachspiele, Bildkarten und szenisches Spiel genutzt. Hauptthemen sind Schule, Familie, Körper, Haus, Tiere, Pflanzen, Farben usw., wobei auch aktuelle Themen als Gesprächsanlass genutzt werden. Die Schüler sollen in der Kleingruppe motiviert werden, ohne Angst vor Fehlern die deutsche Sprache aktiv zu üben. Die Teilnehmer sollen die Wörter richtig anwenden, aussprechen und aufschreiben können sowie die Wortarten bestimmen und unterscheiden können. Da die feinmotorischen Fähigkeiten wie Schreiben und auch sprechen im Fach Deutsch vermehrt zum Tagen kommen, werden unterstützende grobmotorische Elemente in die Übungsformen möglichst zahlreich eingebaut, um eine gute Basis für höhere Fähigkeiten zu schaffen oder zu festigen. Förderunterricht Deutsch 3. Jahrgangsstufe Grundlage des Kurses ist der Grundwortschatz der 3. und 4. Jahrgangsstufe (LP). Es werden die jeweils aktuellen Lernwörter und RS-Besonderheiten und Regeln geübt. Als inhaltliche Schwerpunkte gelten die Schulung der Wahrnehmung und das Erkennen von Strukturen sowie die Erweiterung und Sicherung von Rechtschreibstrategien. Die Kinder lernen Wörter spezifisch zu strukturieren und entdecken dabei, dass sowohl die Verwandtschaft von Wörtern als auch Analogien wichtige Hilfen zum Richtigschreiben sind. Auf individuelle Schwierigkeiten wird eingegangen und viele Übungen werden als Spiel durchgeführt (Lernwerkstatt). Bei ihren vielfältigen Schreiberfahrungen werden die Schüler angehalten, über ihre Schreibweise nachzudenken und zu berichtigen. Besonderer Schwerpunkt soll auch in dieser Jahrgangsstufe die differenzierte Sprach- und Sprechfähgkeit der Kinder sein und möglichst stetig weiterentwickelt werden. In Sprachspielen wird verstärkt auf einen korrekten Satzbau und auf gute Artikulation geachtet. Im Bereich Lesen werden die Lesetechniken ausgeformt und Texterschließungsverfahren eingeübt, um selbstständig Informationen aus Texten gewinnen zu lernen. Alles Lernen soll möglichst mit viel Bewegung und Eigenhandeln stattfinden, um die Denkprozesse der Schüler optimal neurologisch zu unterstützen. Förderunterricht Deutsch 4. Jahrgangsstufe Auch am Förderunterricht Deutsch der vierten Klassen nehmen ausschließlich Kinder mit nicht deutscher Muttersprache teil. In der Kleingruppe werden sämtliche Inhalte des Deutschunterrichts wiederholt und geübt. Eine engmaschige Absprache mit der Klassenlehrerin ist von großer Bedeutung, um unmittelbar an den aktuellen Unterrichtsstoff anschließen zu können. Da die Defizite der Teilnehmer hauptsächlich in der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit liegen, ist ein besonderer Schwerpunkt auch hier auf das Erzählen und Verfassen eigener Geschichten gerichtet. Diese werden im Gespräch durch umfangreichere Stoffsammlungen als im Regelunterricht gesichert 4
und auch durch szenisches Spiel verfestigt und schließlich ausformuliert. Das Einschalten und Ansprechen möglichst vieler Sinneskanäle ist von großer Wichtigkeit, da hierdurch auch gleichzeitig die vorhandenen Wahrnehmungsdefizite ausgeglichen werden können. Übungen und Lernspiele aus dem Bereich Sprache untersuchen ergänzen das Förderangebot. Durch Umgang mit altersgemäßer Literatur (Vorlesen, Textarbeit) soll die Sprachkompetenz und auch Lesefreude der Teilnehmer gefördert werden. Durch den spielerischen Umgang mit der Sprache kann die Motivation der Schüler, im Bereich Deutsch weiter zu üben und Fortschritte zu erzielen, gesteigert werden. Unterstützend für alle Lernbereiche im Fach Deutsch gilt es auch hier motorische, rhythmische und koordinative Elemente in möglichst viele Übungsbereiche zu integrieren. (Schulleiterin) (Konrektorin) (Förderlehrkraft, Fr. Seibold, GS-Lk mit lerntherapeut. Ausbildung) 5