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Transkript:

Dezember 2012 Informationen für Unternehmer RUNDUM FAMILIENFREUNDLICH // Best-Practice-Beispiele aus dem Emsland. THEMA BILDUNG RÜCKT IN DEN FOKUS // Landrat Reinhard Winter und Alfons Veer im Interview. FERIENBETREUUNG FÜR GRUNDSCHULKINDER // Emsländische Stiftung Beruf und Familie stellt 750.000 Euro bereit.

Inhalt Seite 4 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 14 Seite 15 Seite 16 Seite 18 THEMA BILDUNG RÜCKT ZUNEHMEND IN DEN FOKUS Interview mit Landrat Reinhard Winter und Alfons Veer Bezahlte Auszeit Lebensarbeitszeitkonten bei der Alwin Otten GmbH in Meppen Bei Familienfreundlichkeit nicht nur an Eltern denken Kampmann aus Lingen unterstützt pflegende Mitarbeiter FAMILIE DARF KEINE KARRIEREBREMSE SEIN Flexible Arbeitszeiten bei Klasmann-Deilmann in Groß-Hesepe MITARBEITER KÖNNEN BEI UNS ALT WERDEN Unterstützung in jeder Lebensphase im Hümmling Krankenhaus Sögel DIE ZEITEN HABEN SICH GEÄNDERT Väter in Elternzeit bei Hero-Glas in Dersum KEINE STEINE IN DEN WEG LEGEN SKM Lingen plant betriebliche Kinderbetreuung Zertifizierte Unternehmen Zeichen setzen für Familienfreundlichkeit FAMILIENFREUNDLICH ZERTIFIZIERT UND DANN? Das Projektteam der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH berichtet PRAGMATISCH UND PREISWERT: DAS EMSLÄNDISCHE GÜTESIEGEL Interview mit Ursula Günster-Schöning, Unternehmenscoach Ferienbetreuung für Grundschulkinder Emsländische Stiftung Beruf und Familie stellt 750.000 Euro bereit Ein Gewinn für alle: Eltern, Schulen, Teilnehmer Interview mit Rita Rottau, VHS Meppen www.familienstiftung-emsland.de 2

Editorial Editorial Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie zählt zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Darin sind sich die meisten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Politikerinnen und Politiker einig. Infolge des demografischen Wandels gewinnt neben der Kinderbetreuung zunehmend auch die Angehörigenpflege an Bedeutung und wird zu einer Herausforderung für viele Arbeitnehmer. Familienfreundlichkeit ist ein Muss und ein Wettbewerbsvorteil zugleich. Denn eines ist klar: Zufriedene Mitarbeiter sind loyaler, produktiver, konzentrierter, engagierter und motivierter. Und das wiederum zahlt sich über kurz oder lang für ein Unternehmen in barer Münze aus. Dabei müssen familienfreundliche Maßnahmen weder teuer noch aufwändig sein. Das beweisen viele emsländische Unternehmen, die sich seit Jahren mit Ideenreichtum erfolgreich für eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben einsetzen. Einige Best- Practice-Beispiele stellen wir auf den nachfolgenden Seiten vor. Verständnis für die familiäre Situation der Mitarbeiter und Gesprächsbereitschaft sind das Fundament einer familienfreundlichen Unternehmensausrichtung. Jedes einzelne Unternehmen, egal wie groß oder klein, kann seinen Beitrag dazu leisten, dass das Emsland für Familien attraktiv ist und bleibt. Im bundesweiten Vergleich liegt unsere Region übrigens schon ziemlich weit vorne: Laut dem Familienatlas 2012 zählt das Emsland zu den 25 familienfreundlichsten Regionen Deutschlands und konnte sich somit gegen annähernd 400 andere Regionen durchsetzen. Ein toller Erfolg, der Lob und Ansporn zugleich ist. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden, Landrat Reinhard Winter, und auf das neue Jahr 2013. Ihr Ludwig Momann Vorstandsmitglied Emsländische Stiftung Beruf und Familie 3

Alfons Veer, 1. Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes Emsland e. V., im Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden der Emsländischen Stiftung Beruf und Familie, Landrat Reinhard Winter. THEMA BILDUNG RÜCKT ZUNEHMEND IN DEN FOKUS Interview mit Landrat Reinhard Winter und Alfons Veer Herr Winter, im Oktober 2011 hat Hermann Bröring als Vorsitzender der Emsländischen Stiftung Beruf und Familie den Staffelstab an Sie übergeben. Seitdem ist ein Jahr vergangen. Welche Bilanz ziehen Sie? Reinhard Winter: Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass ich vor einem Jahr ein sehr gut bestelltes Feld übernommen habe. Seit ihrer Gründung im Jahre 2006 hat die Stiftung eine Strahlkraft erreicht, die weit über die Grenzen des Emslandes hinaus reicht. Viele Lösungen, welche die Stiftung gemeinsam mit der Wirtschaft entwickelt hat, haben dazu beigetragen, dass Vereinbarkeit von Beruf und Familie heute bereits in vielen Unternehmen gelebte Praxis ist. Gemeinsam mit der Wirtschaft darin liegt, glaube ich, das Erfolgsgeheimnis der Stiftung. Die Lösungen sind maßgeschneidert für die Bedürfnisse unserer emsländischen Mittelständler. Insbesondere in Sachen bedarfsgerechter Kinderbetreuung sind wir im Emsland mittlerweile schon sehr gut aufgestellt und bieten als Landkreis hervorragende Rahmenbedingungen. Allein in den letzten vier Jahren haben wir mehr als tausend neue Krippenplätze geschaffen. Das stimmt. Doch es gibt noch Herausforderungen, beispielsweise den Samstag. Denkt die Stiftung über Lösungen für eine verlässliche Ganztagsbetreuung an den Samstagen nach? Reinhard Winter: Natürlich gibt es noch Bereiche, in denen wir besser werden können. Diese Bereiche werden wir uns sehr genau anschauen und mit den Unternehmen über Lösungen nachdenken. Zuletzt haben wir dies mit Blick auf die Ferien getan und in Kooperation mit dem Landkreis das Modellprojekt Ferienbetreuung für Grundschulkinder realisiert. Denn wenn die Grundschule im Sommer sechs Wochen geschlossen ist, haben berufstätige Eltern oftmals ein Betreuungsproblem. Genau hier setzen wir mit dem Modellprojekt an. Auch über eine verlässliche Samstagsbetreuung wird weiter nachzudenken sein. Individuelle Lösungen gibt es jedoch schon heute. Zum Beispiel in Kooperation mit einzelnen Familienzentren. Wenn Unternehmen in punkto Samstagsbetreuung großen Bedarf sehen, sollten sie das Gespräch mit Ursula Günster- Schöning, dem Unternehmenscoach 4

der Stiftung, suchen. Sie wird dabei behilflich sein, eine passende Lösung zu finden. Gibt es weitere Neuigkeiten aus der Stiftungsarbeit? Reinhard Winter: Ja, durchaus. Im Stiftungsvorstand und im Stiftungsrat hat es 2012 nach fünfjähriger Amtszeit einige personelle Veränderungen gegeben. Aber auch inhaltlich gibt es neue Schwerpunkte. So haben wir angesichts des Fachkräftemangels im Schulterschluss mit dem Wirtschaftsverband das Thema Bildung stärker in den Fokus gerückt. Bildung spielt im Emsland schon seit Jahren eine zentrale Rolle. So gibt es bereits seit 2005 das Projekt Bildungsregion Emsland. Das ist ein in Niedersachsen einmaliges Netzwerk, in dem unsere Schulen miteinander kooperieren, um die Qualität der Bildung zu verbessern. Im Frühjahr 2012 haben wir die Kindertagesstätten in die Bildungsregion aufgenommen. Denn in Familie, Krippe und Kita werden elementare Weichen für einen erfolgreichen Bildungsweg und für die Chancengleichheit unserer Kinder gestellt. Hier werden Landkreis, Wirtschaftsverband und Stiftung gemeinsam Unterstützung leisten. Alfons Veer: Dabei müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Die bestehenden Bildungsnetzwerke des Landkreises sind eine gute Basis für unsere weitere Arbeit, die sehr vielschichtig ist. Denken Sie nur an das Projekt Arbeitsplatz sucht Frau!, das der Landkreis Emsland und das BELOS Netzwerk für Weiterbildung in Kooperation mit der Stiftung im April 2012 initiiert haben. Was steckt dahinter? Der Fachkräftemangel ist im Emsland die größte Sorge des Mittelstands. Aber: Während auf der einen Seite Fachkräfte fehlen, gibt es auf der anderen Seite viel ungenutztes Potenzial. So lag 2011 die Quote der Frauen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Emsland bei 37 Prozent. Diese Quote liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 46 Prozent. Hier sehen wir eine Chance für die emsländische Wirtschaft. Also mit Frauenpower gegen den Fachkräftemangel? Alfons Veer: Ja, das ist natürlich nur eine Maßnahme von einem ganzen Maßnahmen-Strauß. Das Interesse der Frauen, wieder ins Berufsleben zurückzukehren oder die Arbeitszeit aufzustocken, ist da. Das sind in der Regel Frauen, die in der Lebensmitte stehen und einen Beruf erlernt haben. Sie müssen den Willen mitbringen, sich für die konkreten Aufgaben, die in der Wirtschaft zu besetzen sind, weiterzubilden. Das erfordert Mut. Mut brauchen auch die Unternehmen, sich darauf einzulassen und typische Männerjobs mit engagierten Frauen zu besetzen. Ich wünsche uns diesen Mut und freue mich auf ein erfolgreiches neues Jahr! Emsländische Stiftung Beruf und Familie Stiftungsvorstand Landrat Reinhard Winter, 1. Vorsitzender der Stiftung Alfons Veer, 1. Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes Emsland e. V. Maria Borgmann, Hölscher Wasserbau Ludwig Momann, Sparkasse Emsland Jochen Zerrahn, Meyer Werft GmbH Stiftungsrat Horst Hagemann, Kreishandwerkerschaft Lingen Hans-Günter Kaltwasser, Sparkasse Emsland Elisabeth Knollenborg, Knollenborg & Partner Karoline Lampe, Erwin Müller Gruppe Prof. Dr. Thorsten Litfin, Hochschule Osnabrück Norbert Verst, Wirtschaftsverband Emsland e. V. Anna Vosskuhl, Familienzentrum St. Michael Papenburg Magdalena Wilmes, Stellv. Kreistagsvorsitzende Geschäftsführer Matthias Funke Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning www.familienstiftung-emsland.de 5

Bezahlte Auszeit Lebensarbeitszeitkonten bei der Alwin Otten GmbH in Meppen Früher in Rente gehen, mehr Zeit fürs Baby haben oder für die pflegebedürftige Mutter da sein. Ohne finanzielle Einbußen. Das ermöglichen moderne Lebensarbeitszeitmodelle. Bei VW, bei Siemens, bei der Deutschen Telekom. Und bei der Alwin Otten GmbH in Meppen. Im Emsland war der Kälte-, Klimaund Elektrofachbetrieb eines der ersten mittelständischen Unternehmen, die das Konzept der Lebensarbeitszeitkonten für sich entdeckt haben. Sechzig Männer und Frauen arbeiten bei Otten. Sie können Zeit und Geld auf einem sogenannten Zeitwertkonto zunächst steuerfrei sammeln: Teile des Gehalts in beliebiger Höhe, Überstunden und Resturlaub. Dazu gewährt das Unternehmen einen jährlichen Zuschuss, Insolvenzschutz und eine feste Verzinsung der angesparten Beträge. Jeder Teilnehmer kann in Abstimmung mit der Geschäftsleitung die angesparte Zeit so nutzen, wie er es gerade braucht: Er kann Arbeitszeit reduzieren, seinen Erziehungsurlaub verlängern, mehr Zeit zur Betreuung häuslicher Pflegefälle haben, sich eine berufliche Auszeit nehmen oder früher in den Ruhestand gehen und zwar mit fortlaufendem Gehalt. Wertguthaben, die während der regulären Lebensarbeitszeit nicht verbraucht werden, können bei Eintritt in den gesetzlichen Ruhestand auch in eine betriebliche Altersvorsorge überführt werden. Als Vorteile für das Unternehmen sieht Inhaber Alwin Otten sowohl Personalbindung als auch Mitarbeitermotivation: Wir wollen jungen Menschen mehr Gelegenheit für Fortbildungen und Eltern genug Zeit für ihre Familie bieten. Und ältere Mitarbeiter sollen später die Möglichkeit haben, weniger Stunden zu arbeiten oder früher in Rente zu gehen. Nicht selbstverständlich sind auch die weiteren Maßnahmen, welche die Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Unternehmen stärken sollen: z. B. die 4-Tage-Woche für Monteure und betriebliches Gesundheitsmanagement. So freut sich das Otten Team der Rennradfahrer schon jetzt auf die gemeinsame Vorbereitung für die 18. Cyclassics 2013 in Hamburg. Kälteanlagenbauer Matthias Holt (links) freut sich über die Flexibilität, die ihm das Zeitwertkonto bei Otten bietet. 6

Gemeinsam mit pflegenden Mitarbeitern wurden familienfreundliche Maßnahmen abgestimmt. Bei Familienfreundlichkeit nicht nur an Eltern denken Kampmann aus Lingen unterstützt pflegende Mitarbeiter Beim Stichwort Familienfreundlichkeit denken viele zunächst an Eltern mit kleinen Kindern. Dass dieser Ansatz zu kurz greift, weiß Christine Albers, Personalreferentin bei der Kampmann GmbH in Lingen: Mehr und mehr berufstätige Menschen kümmern sich um pflegebedürftige Angehörige. Damit sie die Doppelbelastung auch über einen längeren Zeitraum bewältigen können, brauchen sie Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. Ihre Aussage stützt sie auf eine Mitarbeiterbefragung, die sie konzipiert und ausgewertet hat. Dabei zeichnete sich ein klares Bild ab: Jeder zehnte Befragte gab an, einen Angehörigen zu pflegen. Jeder Dritte konnte sich vorstellen, in naher Zukunft mit diesem Problem konfrontiert zu werden. Um gezielt auf die Bedürfnisse pflegender Mitarbeiter reagieren zu können, wurde Christine Albers als zentrale Ansprechpartnerin benannt. Hilfe und Entlastung anbieten, gezielt informieren, zuhören und bei Bedarf Trost spenden das alles gehört nun zu ihren Aufgaben. Zur Vorbereitung hat sie an einer Qualifizierung zur betrieblichen Beraterin Pflege und Beruf teilgenommen. Pflege ist sehr anstrengend. Denn zu den körperlichen Anforderungen kommt die seelische Komponente hinzu. Es ist wichtig, dem Mitarbeiter zu signalisieren, dass wir hinter ihm stehen und ihn so weit wie möglich unterstützen, weiß die 27-Jährige. Zum Beispiel werden zukünftig Informationen zu rechtlichen Aspekten der Pflege, zu Unterstützungsmöglichkeiten und Anlaufstellen im Intranet veröffentlicht. Dadurch wird das Thema Pflege stärker im Betrieb verankert und damit enttabuisiert. Natürlich mussten wir das Rad nicht neu erfinden, so Christine Albers weiter. Flexible Arbeitszeitmodelle sind zum Beispiel bereits etabliert und entlasten sowohl Eltern als auch pflegende Mitarbeiter. Das Wichtigste ist, im Gespräch zu bleiben. Bislang haben wir immer eine Lösung gefunden. Die Kampmann GmbH entwickelt, produziert und vertreibt seit nahezu 40 Jahren Systemlösungen in den Geschäftsbereichen Heizung, Klima und Lüftung. 7

Daniel Klinke, seine Frau Tanja und Sohn Moritz freuen sich auf das Baby. FAMILIE DARF KEINE KARRIEREBREMSE SEIN Flexible Arbeitszeiten bei Klasmann-Deilmann in Groß-Hesepe Familienfreundlichkeit ist in der Unternehmenskultur von Klasmann- Deilmann tief verwurzelt. Das Unternehmen gehört zu den Gründungsmitgliedern der Emsländischen Stiftung Beruf und Familie und überzeugt seit vielen Jahren durch hohe Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitszeiten. Die Familie steht bei uns ganz klar im Vordergrund, erläutert Personalleiter Benedikt Kossen. Wir gehen ganz individuell auf die Situation des jeweiligen Mitarbeiters bzw. der jeweiligen Mitarbeiterin ein und machen es so einfach wie möglich, Beruf und Familie zu vereinbaren. So wurde zum Beispiel für einen neu eingestellten technischen Berater kürzlich ein kleines Büro in seiner Wahlheimat angemietet. Bei Klasmann-Deilmann gibt es viele Stundenmodelle: Von 2 bis 3 Arbeitstagen pro Woche bis zu flexibel reduzierten Stunden am Tag ist alles möglich, ergänzt seine Kollegin Agnes Wolters. Die Frage, ob eine Führungsposition mit verringertem Stundenumfang machbar ist, beantwortet sie mit einem klaren Ja: Das habe ich selbst erlebt. Als mein erstes Kind geboren wurde, war ich Geschäftsführerin der Betriebskrankenkasse. Ich bin sehr schnell wieder eingestiegen und konnte aufgrund flexibler Arbeitszeiten Kind und Karriere vereinbaren. Wohlgemerkt: Das war vor 24 Jahren und für damalige Zeiten ungewöhnlich. Neue Ideen brauchen Zeit, um in den Köpfen anzukommen, und Mutige, die vorangehen. Ähnlich unkonventionell, wie flexible Arbeitszeiten und ein schneller Wiedereinstieg in den achtziger Jahren waren, ist heute mancherorts noch die Elternzeit für Väter. Nicht aber bei Klasmann-Deilmann. Daniel Klinke, Gruppenleiter des Debitoren- und Kreditmanagements, wird im Februar zum zweiten Mal Vater und dann ebenfalls zum zweiten Mal zwei Monate Elternzeit nehmen. Die Zeit mit dem Kind ist sehr wertvoll, sagt er. Ich bin froh, dass mir die Möglichkeit erneut geboten wird. Klasmann-Deilmann zählt zu den erfolgreichsten Unternehmensgruppen der internationalen Substratindustrie und ist weltweit marktführend. Die Klasmann-Deilmann-Gruppe beschäftigt weltweit 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 420 an den deutschen Standorten. 8

MITARBEITER KÖNNEN BEI UNS ALT WERDEN Unterstützung in jeder Lebensphase im Hümmling Krankenhaus Sögel (Schicht-) Arbeit im Krankenhaus und Familienleben das klingt erst einmal schwer vereinbar. Dass beides sehr wohl möglich ist, beweist das Hümmling Krankenhaus in Sögel. Da wäre zum Beispiel die Ferienbetreuung in Kooperation mit dem Familienzentrum St. Jakobus aus Sögel. Das Projekt lief im Sommer 2012 an und traf in jeder Hinsicht ins Schwarze. Elke Knoll, Bürokauffrau und zweifache Mutter, berichtet: Die Sommerferienbetreuung war eine große Entlastung. Sechs Wochen am Stück zu überbrücken ist gerade für Berufstätige eine Herausforderung, und immer will man die Großeltern ja auch nicht fragen. Eine Woche lang besuchten ihre Töchter Ida (7 Jahre) und Anni (4 Jahre) ab halb acht das Familienzentrum. Die Betreuungszeiten werden individuell abgesprochen, so dass auch Mitarbeiter im Schichtdienst von der Ferienbetreuung profitieren können. Den Geschmack der Mitarbeiter trifft im wahrsten Sinne des Wortes auch das Mittagessen aus der hauseigenen Kantine zum Mitnehmen. Jeden Tag gibt es drei frisch zubereitete Gerichte zum vergünstigten Preis von 2,50 Euro pro Portion. Kein Einkaufen, kein Kochen, kein Abwasch, zählt Elke Knoll die Vorteile auf. Eine familienfreundliche Personalpolitik hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert, betont Nadine Janßen, Leiterin des Krankenhausbetriebes, und verweist auf die lange Betriebszugehörigkeit der meisten Mitarbeiter. Fluktuation ist kein Problem, Mitarbeiter dürfen bei uns alt werden. Wir unterstützen sie in jeder Lebensphase. Das Thema Familienfreundlichkeit sei nämlich nach der Kindererziehung nicht vom Tisch. Wenn der Grundstein gelegt ist, ist es ein Leichtes, Familienfreundlichkeit in der Unternehmenskultur zu verankern, ergänzt sie. Verwaltungsfachangestellte Elke Knoll mit ihren Töchtern Ida und Anni. 9

DIE ZEITEN HABEN SICH GEÄNDERT Väter in Elternzeit bei Hero-Glas in Dersum Früher war alles anders. Da verdiente der Mann die Brötchen und die Frau kümmerte sich zu Hause um die Kinder. Heute wollen sich die wenigsten Mütter und Väter auf eine Rolle festlegen lassen. Es hat ein Umdenken stattgefunden. Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt immer mehr Väter, die sich wie ich aktiv an der Kindererziehung und am Familienleben beteiligen möchten, sagt Frank Loxen, Vertriebsmitarbeiter bei Hero-Glas in Dersum, einem der größten deutschen Anbieter von Standard- und Spezialverglasungen. 2013 nimmt er zweimal für jeweils einen Monat Elternzeit. Da möchte er ganz für seine Kinder Henry (5 Jahre), Hannes (2 Jahre) und Caroline (8 Monate) da sein und seine Frau entlasten. Unser Tagesablauf ist straff geplant, im Moment haben wir kaum eine ruhige Minute. Kein Wunder bei drei kleinen Kindern, schildert der 41-Jährige. Umso mehr freue er sich auf die bevorstehende Elternzeit, übrigens die erste, die er nimmt: Als unser Großer geboren wurde, habe ich ehrlich gesagt nicht daran gedacht. Mittlerweile ist das Thema Elternzeit für Väter um einiges präsenter. Frank Loxen ist nicht der erste Mitarbeiter bei Hero-Glas, der Elternzeit nimmt. Erst seit Kurzem ist ein Kollege aus der Elternzeit zurück. Er hat ein Stück weit eine Vorreiterrolle übernommen. Seine Kollegen haben gesehen, dass durch die Auszeit keine beruflichen Nachteile entstehen, unterstreicht Veronika Ross, Leiterin des Personalmanagements bei Hero- Glas. Bedenken, dass nun reihenweise Männer in Elternzeit gehen möchten, habe sie nicht. Sie sagt: Ich freue mich für jeden Kollegen, der Nachwuchs bekommt. Man kann fast immer eine Lösung finden, so dass weder die betrieblichen noch die familiären Interessen zu kurz kommen. Bevor Frank Loxen Elternzeit beantragt hat, hat er sich beispielsweise mit seinem Vorgesetzten und den Kollegen, die ihn während seiner Abwesenheit vertreten, zusammengesetzt, um Zeitraum, Arbeitsverteilung und Vertretung zu planen. Es beruhigt mich, dass alles geregelt ist und ich weiß, dass meine Kollegen hinter mir stehen, sagt er. Frank Loxen, Vertriebsmitarbeiter bei Hero-Glas, geht 2013 in Elternzeit. 10

Günter Rohoff erläutert die Pläne für eine betriebliche Kinderbetreuung. KEINE STEINE IN DEN WEG LEGEN SKM Lingen plant betriebliche Kinderbetreuung Günter Rohoff, Geschäftsführer des Katholischen Vereins für Soziale Dienste in Lingen e. V. (kurz: SKM Lingen), ist ein Mann der Tat. Einer, der neue Wege geht und Chancen nutzt. Im Zuge des Erweiterungsbaus an der Lindenstraße ergriff er die Gelegenheit, ein Zimmer für eine betriebliche Kinderbetreuung einzurichten. Und zwar ausdrücklich nicht, weil ihn äußere Umstände dazu gezwungen haben, sondern um einen weiteren Beitrag zu noch mehr Familienfreundlichkeit im SKM zu leisten. Viele unserer 52 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in einem Alter, in dem Familienplanung aktuell ist. Ich wäre der letzte, der ihnen Steine in den Weg legen würde. Vielmehr möchte ich Möglichkeiten aufzeigen, Beruf und Familie noch besser unter einen Hut zu bekommen, sagt er. Wenn alles wie geplant läuft, soll das neue Gebäude im Mai 2013 bezugsfertig sein. Im Juli soll das Betreuungsangebot starten. Eine Tagesmutter steht dann bei Bedarf zur Verfügung und wird sich um die Mitarbeiterkinder im Alter von 0 3 Jahren kümmern. Der zeitliche Umfang kann ganz individuell abgesprochen werden. Möglich ist sowohl eine regelmäßige Betreuung als auch eine kurzfristige Notfallbetreuung, wenn zum Beispiel die reguläre Betreuungsperson erkrankt. Das kann für einen Vormittag, für ein paar Wochen oder ganze Monate sein, da sind wir sehr flexibel, verdeutlicht Günter Rohoff, der selbst drei Kinder hat und weiß, mit welchen Herausforderungen berufstätige Eltern konfrontiert werden. Wenn es die familiäre Situation erfordert und die betriebliche Situation es zulässt, soll ein Mitarbeiter auch von zu Hause aus arbeiten können, fährt der 61-Jährige fort. Dann könne ein Home- Office eingerichtet werden. Am Nutzen einer familienfreundlichen Unternehmensausrichtung habe er nie gezweifelt. Zufriedene Mitarbeiter bringen bessere Arbeitsergebnisse. Es lohnt sich also auf jeden Fall. 11

Zertifizierte Unternehmen Zeichen setzen für Familienfreundlichkeit 2012 wurde 16 Unternehmen offiziell das Emsländische Gütesiegel für Familienfreundlichkeit verliehen. Insgesamt haben sich damit seit August 2010 mehr als 40 Unternehmen der Zertifizierung unterzogen. Alwin Otten GmbH Branche: Kälte-, Klima- und Elektrotechnik Mitarbeiter: 9 Frauen, 50 Männer Firmensitz: Meppen asp Projektsteuerung GmbH & Co. KG Branche: Projektentwicklung und Projektsteuerung Mitarbeiter: 7 Frauen, 10 Männer Firmensitz: Lähden Hänsch Warnsysteme GmbH Branche: Entwicklung und Produktion von Warnsystemen Mitarbeiter: 52 Frauen, 89 Männer Firmensitz: Herzlake Hero-Glas Veredelungs GmbH Branche: Industrielle Glasverarbeitung und -veredelung Mitarbeiter: 34 Frauen, 137 Männer Firmensitz: Dersum Günter Terfehr Bautechniker GmbH & Co. KG Branche: Bauunternehmen und Planungsbüro Mitarbeiter: 5 Frauen, 27 Männer Firmensitz: Rhede H&R ChemPharm GmbH Branche: Chemisch-Pharmazeutische Spezialprodukte Mitarbeiter: 57 Frauen, 336 Männer Firmensitz: Salzbergen Kampmann GmbH Branche: Heizung, Kühlung, Lüftungssysteme Mitarbeiter: 89 Frauen, 411 Männer Firmensitz: Lingen Klasmann-Deilmann GmbH Branche: Hersteller von Kultursubstanzen Mitarbeiter: 63 Frauen, 326 Männer Firmensitz: Groß Hesepe 12

Knipper Bauzentrum GmbH & Co. KG Branche: Baustoffhandel Mitarbeiter: 10 Frauen, 39 Männer Firmensitz: Sögel MediClin Hedon Klinik Branche: Gesundheitswesen Mitarbeiter: 309 Frauen, 73 Männer Firmensitz: Lingen Norrenbrock Zimmerei und Abbund-Center GmbH Branche: Zimmererarbeiten, Dachdecker, Innenausbau Mitarbeiter: 2 Frauen, 13 Männer Firmensitz: Vrees PRO TALIS Seniorenzentren Branche: Pflegebranche Mitarbeiter: 7 Frauen, 6 Männer Firmensitz: Meppen Röchling Engineering Plastics KG Branche: Kunststoffverarbeitung Mitarbeiter: 80 Frauen, 507 Männer Firmensitz: Haren Schulte Bauunternehmen GmbH Branche: Generalunternehmen, Hochbau Mitarbeiter: 18 Frauen, 107 Männer Firmensitz: Haselünne SKM Lingen e. V. Branche: Beratungs- und Betreuungsdienste Mitarbeiter: 32 Frauen, 20 Männer Firmensitz: Lingen Sozialpädagogische Intensivbetreuung e. V. Branche: Beratungs- und Betreuungsdienste Mitarbeiter: 16 Frauen, 5 Männer Firmensitz: Lingen Familienatlas 2012: Das Emsland zählt zu den familienfreundlichsten Regionen in Deutschland. Das ergab eine Untersuchung des Prognos Instituts im November 2012. Damit zählt der Landkreis zu einer erlesenen Gruppe von 25 Landkreisen und kreisfreien Städten, die besonders attraktive Rahmenbedingungen für Familien bieten. Insgesamt wurden 402 Regionen untersucht. Es ist schön, auf diese Weise die Bestätigung dafür zu bekommen, dass die politischen Maßnahmen im Bereich der Bildung, der Kinderbetreuung, der Wirtschaft und der demografischen Entwicklung auf fruchtbaren Boden gefallen sind, sagte Landrat Reinhard Winter. 13

FAMILIENFREUNDLICH ZERTIFIZIERT UND DANN? Das Projektteam der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH berichtet Der GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH wurde im Juni 2011 das Gütesiegel für Familienfreundlichkeit verliehen. Marietta Rößler, Assistentin der Bereichsleitung Personal, Nina Roling, Junior-Personalreferentin, und Rainer Wittrock, Abteilungsleiter Personalmanagement, gehören zum Projektteam Familie & Beruf, welches die Belegschaft unterstützen soll, wenn es darum geht, die betrieblichen Anforderungen und ihre familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Seit gut anderthalb Jahren trägt die GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH das Gütesiegel für Familienfreundlichkeit. Wie ist Ihr Resümee? Ist Familienfreundlichkeit jetzt noch stärker im Unternehmensalltag verankert? Marietta Rößler: Die Resonanz auf die Zertifizierung war positiv. Wir konnten bereits mehrere Maßnahmen erfolgreich umsetzen, die im Rahmen der Zertifizierung von unseren Mitarbeitern im ersten Workshop angestoßen wurden. Können Sie Beispiele geben? Rainer Wittrock: Seit April 2012 gibt es bei uns in der Hauptverwaltung ein Eltern-Kind-Büro für Betreuungsnotfälle. Die Idee dazu ist im Workshop entstanden. Das Angebot wurde in diesem Jahr schon mehrfach in Anspruch genommen. Marietta Rößler: Ein anderes Beispiel ist die Kooperation mit der Kinderkrippe Mondscheinland. Frau Günster-Schöning hat den Kontakt hergestellt. Das war ein echter Glücksfall, weil die Krippe ein sehr innovatives Angebot für Kleinkinder im Alter von 8 Wochen bis 3 Jahren vorhält. Weiterhin zeichnet sie sich durch ihre flexiblen und langen Öffnungszeiten aus. Wir möchten unsere Mitarbeiter mit diesem Angebot z. B. bei dem Wiedereinstieg in das Arbeitsleben nach der Elternzeit aktiv unterstützen. Nina Roling, Rainer Wittrock und Marietta Rößler. 14

PRAGMATISCH UND PREISWERT: DAS EMSLÄNDISCHE GÜTESIEGEL Interview mit Ursula Günster-Schöning, Unternehmenscoach Nina Roling: Außerdem haben wir in unserem Intranet eine Rubrik erstellt, in der wir nützliche Informationen rund um das Thema Familienfreundlichkeit zentral für unsere Mitarbeiter zusammengestellt haben. Wie ging es nach der Zertifizierung weiter? Hatten Sie weiterhin Kontakt zu Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning? Marietta Rößler: Wir haben uns in regelmäßigen Abständen ausgetauscht. Vor kurzem fand ein Reflexionsgespräch statt, in dem wir unser bisheriges Vorgehen analysiert und die weiteren Schritte besprochen haben. Wir sind sehr zufrieden mit der engen Zusammenarbeit. Das Gütesiegel wird für drei Jahre verliehen. Denken Sie bereits über eine Re-Auditierung nach? Nina Roling: Wir haben den Prozess der Zertifizierung als positiv erlebt und sind grundsätzlich an einer Fortführung interessiert. Für Detailfragen ist es aber noch zu früh. Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch. Seit gut zwei Jahren gibt es das Emsländische Gütesiegel für Familienfreundlichkeit. Frau Günster-Schöning, hat sich das Gütesiegel im Emsland etabliert? Ursula Günster-Schöning: Auf jeden Fall. Seit August 2010 haben sich mehr als vierzig emsländische Unternehmen dem Zertifizierungsprozess unterzogen. Das ist ein beachtlicher Erfolg. Worauf führen Sie den Erfolg zurück? Ursula Günster-Schöning: Das Emsländische Gütesiegel wurde von Emsländern für Emsländer entwickelt und ist passgenau auf die Anforderungen der Unternehmen in unserer Region zugeschnitten. Teil der Zertifizierung ist ein Strategie- Workshop, auf dessen Basis Lösungsansätze entwickelt werden ganz pragmatisch und zielorientiert. Eben typisch emsländisch. Neben der Qualität spricht auch der Preis für das Emsländische Gütesiegel: Durch Subventionierungen durch die Emsländische Stiftung Beruf und Familie ist es auch für kleine oder mittlere Unternehmen erschwinglich. Wie würden Sie den Stellenwert des Emsländischen Gütesiegels im Vergleich zu anderen Gütesiegeln einordnen? Ursula Günster-Schöning: Generell ist es wichtig, zwischen regionalen und bundesweit anerkannten Gütesiegeln zu unterscheiden. Insgesamt gibt es meines Wissens nach 44 verschiedene Gütesiegel, von ganz schmalen Lösungen bis hin zu sehr aufwändigen und zeitintensiven Zertifizierungsprozessen. Unser Gütesiegel wurde für die Wirtschaft im Emsland maßgeschneidert und ist deshalb hier sehr erfolgreich. Viele Eltern sowie viele Menschen mit Pflegeaufgaben profitieren mittlerweile von Maßnahmen, die im Strategie-Workshop erarbeitet wurden. Was Familienfreundlichkeit angeht, waren und sind wir Vorreiter. 15

Ferienbetreuung für Grundschulkinder Emsländische Stiftung Beruf und Familie stellt 750.000 Euro bereit Circa 75 Ferientage pro Jahr für Kinder ein Grund zur Freude, für berufstätige Eltern eine echte Herausforderung. Mit dem 2012 vom Landkreis Emsland in Kooperation mit der Familienstiftung gestarteten Modellprojekt Ferienbetreuung für Grundschulkinder werden berufstätige Eltern entlastet und dabei unterstützt, eine verlässliche Ferienbetreuung in einem Familienzentrum oder einer Kindertagesstätte in ihrer Nähe zu finden. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre ausgelegt. Damit die Kosten der Ferienbetreuung für Eltern erschwinglich bleiben (25 bis 40 Euro pro Woche), stellt die Emsländische Stiftung Beruf und Familie insgesamt rund 750.000 Euro zur Verfügung. Häufig gestellte Fragen Findet die Ferienbetreuung auch bei mir in der Nähe statt? Zu den Pionieren des Modellprojektes zählen Familien- und Mütterzentren, Kindergärten und Kindertagesstätten im gesamten Emsland. Laufend kommen weitere Kooperationspartner hinzu. Denn: Jede der insgesamt 135 Betreuungseinrichtungen kann teilnehmen. Wann findet die Ferienbetreuung statt? Jeweils für zwei bis drei Wochen in den Osterferien, Sommerferien und Herbstferien. Langfristig ist geplant, das Angebot auszuweiten. In welchem Zeitraum werden die Kinder betreut? In der Regel montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr. Manche Betreuungseinrichtungen bieten auch Ganztagsbetreuung von 8 bis 16 Uhr. Welche Kosten entstehen? Eltern zahlen nur 1 Euro pro Stunde, das sind wöchentlich 25 Euro für Vormittagsbetreuung und 40 Euro für Ganztagsbetreuung. Da der wöchentliche Elternbeitrag die Gesamtkosten nicht deckt, übernimmt die Emsländische Stiftung Beruf und Familie die Differenz. Auf die Betreuungseinrichtungen kommen keine zusätzlichen Kosten zu. Mit Pizzabäcker Roberto haben die Kinder aus dem Familienzentrum Purzelbaum Pizza gebacken. 16

Im Familienzentrum St. Josef stand Klettern auf dem Programm. Wie werden die Kinder beschäftigt? Wer versorgt sie? Die Kinder werden zum Beispiel von ausgebildeten oder angehenden Erzieherinnen, Sozialassistentinnen oder Kindertagespflegepersonen betreut. Das Betreuungsangebot ist ganz auf die Wünsche und Vorlieben von Grundschulkindern zugeschnitten. Zum Beispiel plante das Familienzentrum Purzelbaum in Lathen Themenwochen, in denen die Kinder eine Piratenprüfung ablegten oder an einer Waldolympiade teilnahmen. An wen können sich interessierte Unternehmen wenden? Fragen zur Umsetzung und Finanzierung des Projektes beantwortet Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning. Sie stellt auch gern Kontakt zu einer Betreuungseinrichtung her. Interessierte können sich natürlich auch direkt an eine Einrichtung in ihrer Nähe wenden. Das war echt super. Besonders die Mühlenbesichtigung fand ich toll. Darf ich in den nächsten Ferien wieder in die Betreuung? Timo Meyer, 7 Jahre, besuchte das Familienzentrum Purzelbaum in Lathen Die Sozialassistentinnen haben sich liebevoll um die Kinder gekümmert. Daher konnte ich Timo jeden Morgen mit einem guten Gefühl ins Familienzentrum Purzelbaum bringen. Helga Meyer, Mutter von Timo Die Ferienbetreuung ist eine gute Möglichkeit, während der Ferien Geld zu verdienen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Gut für meine Vita! Steffi Lefeling, Auszubildende zur Erzieherin, arbeitete im Familienzentrum St. Josef in Emsbüren Die Abrechnung der Maßnahmen ist unkompliziert und die Betreuungskräfte verdienen einen sehr guten Stundenlohn. Ein tolles Projekt. Brigitte Kloßek, Leiterin des Familienzentrums St. Josef in Emsbüren Literaturtipp Die Unternehmerverbände Niedersachsen e. V. (UVN) haben Ende 2012 einen Leitfaden für Unternehmen zur betrieblichen Kinderbetreuung veröffentlicht. Die Broschüre gibt einen praxisnahen Überblick über Modelle der betrieblichen Kinderbetreuung, stellt Entscheidungskriterien vor und erläutert Schritt für Schritt die konkrete Umsetzung. Als gutes Praxisbeispiel wird übrigens die im Januar 2008 eröffnete Kindertagesstätte ROKIDS der Rosen Gruppe am Standort Lingen dargestellt. Eine Besonderheit ist die bilinguale Erziehung der Kinder sowie die Förderung naturwissenschaftlicher Fähigkeiten. Auf der Homepage der Unternehmerverbände Niedersachsen können Sie den Leitfaden herunterladen: www.uvn-online.de 17

Ein Gewinn für alle: Eltern, Schulen, Teilnehmer Interview mit Rita Rottau, Fachbereichsleiterin bei der Volkshochschule Meppen BETREUTE GRUNDSCHULE UND SCHULBEGLEITUNG Zur Entlastung berufstätiger Eltern haben die Emsländische Stiftung Beruf und Familie und die Volkshochschulen in Meppen, Lingen und Papenburg Konzepte für neue Betreuungsansätze in Schulen erarbeitet und umgesetzt. Die Fakten: Modellprojekt Betreute Grundschule in Zusammenarbeit mit der VHS Meppen, Lingen und Papenburg Betreuung von Grundschulkindern nach dem Unterricht (z. B. Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen, Arbeitsgemeinschaften) 15 Lehrgänge seit 2008 über 200 Teilnehmer gefördert durch und die Emsländische Stiftung Beruf und Familie und das Land Niedersachsen Modellprojekt Schulbegleitung in Zusammenarbeit mit der VHS Meppen Begleitung von behinderten Kindern oder Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf (z. B. bei körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen) zum regulären Schulunterricht 3 Lehrgänge seit 2010 63 Teilnehmer gefördert durch die Emsländische Stiftung Beruf und Familie Vor vier Jahren haben Sie gemeinsam mit der Familienstiftung das Modellprojekt Betreute Grundschule gestartet. Welches Fazit ziehen Sie? Rita Rottau: Ein sehr positives. Viele Eltern, insbesondere Mütter, konnten dadurch ihre Arbeitszeit aufstocken oder überhaupt ins Berufsleben zurückkehren. Auch für die Teilnehmerinnen der Qualifizierungen haben sich interessante Perspektiven ergeben. Inwiefern? Rita Rottau: Die meisten Teilnehmerinnen waren Berufsrückkehrerinnen und hatten nach rund zehn Jahren Familienphase Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Mit der Qualifizierung haben sie eine echte Chance erhalten 102 Teilnehmerinnen sind mittlerweile bei der Landesschulbehörde angestellt. Klingt nach einem rundum gelungenen Projekt 18

Rita Rottau: Die Zeit war reif. Durch den engen Kontakt zu Schulen und zur Familienstiftung wussten wir, dass einerseits die Nachfrage nach einer verlässlichen Nachmittagsbetreuung groß ist und andererseits viele motivierte Frauen einen neuen Tätigkeitsbereich suchen. Also habe ich mich mit Frau Günster-Schöning zusammengesetzt und das Konzept für die Qualifizierung in Anlehnung an das vhsconcept ausgearbeitet. Ihr aktuelles Projekt ist eine Qualifizierung zum Schulbegleiter für behinderte oder in der Entwicklung verzögerte Kinder. Was gab dazu den Anstoß? Rita Rottau: Dreh- und Angelpunkt ist der Integrations- und Inklusionsgedanke. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, am gesellschaftlichen Leben und am Schulunterricht in einer Regelschule teilzunehmen. Früher begleiteten Zivildienstleistende die Kinder, nun musste eine neue Lösung gefunden werden. Wie werden die Schulbegleiter vorbereitet? Rita Rottau: Die Teilnehmer müssen eine pädagogische, medizinische oder pflegerische Vorqualifikation mitbringen und werden intensiv geschult, zum Beispiel zu Krankheitsbildern und Behinderungsformen. In der Praxis werden sie auch vom mobilen Dienst der Förderlehrer unterstützt. Beruf und Pflege Weiterbildung zum betrieblichen Berater Immer mehr Arbeitnehmer kümmern sich um pflegebedürftige Angehörige. Zur Unterstützung pflegender Mitarbeiter kann es hilfreich sein, einen betrieblichen Berater zu benennen. Die Herausforderung annehmen Die komplexe Tätigkeit setzt Knowhow und Einfühlungsvermögen voraus. Hierzu hat die Emsländische Stiftung Beruf und Familie im November 2012 eine mehrtägige Qualifizierung zum betrieblichen Berater initiiert. Als Coach konnte die Sozialmanagerin M. A. Christiane Siebert gewonnen werden. Praxisnahe Konzepte Neben Fachwissen vermittelte Christiane Siebert Ansätze und Tipps, wie die Teilnehmer ein Bewusstsein für die Doppelbelastung Pflege und Beruf wecken, Führungskräfte sensibilisieren und Unterstützungsangebote entwickeln können. In intensiven Trainings lernten sie außerdem, schwierige Praxissituationen zu meistern und sich mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen. Pflegestützpunkt Emsland Man muss nicht alles wissen sondern nur, wen man fragen muss. Zu allen Aspekten rund um Pflege hält der Pflegestützpunkt Emsland ein breites Informationsangebot bereit. Er informiert und berät u. a. über Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, ambulante und (teil-) stationäre Einrichtungen, Leistungen der Pflegeversicherung und evtl. anderer Kostenträger, Pflegeorganisation nach Krankenhausaufenthalt oder Reha. Pflegestützpunkt Emsland Ordeniederung 1 49716 Meppen T 05931 44-2211 www.service-emsland.de Gibt es viele Interessenten für die Qualifizierung? Rita Rottau: Oh ja, wir haben doppelt so viele Interessenten wie Plätze. Der Job wird als sehr erfüllend wahrgenommen. Und die Arbeitszeiten lassen sich gut mit der eigenen Familie vereinbaren: Schulbegleiter sind nämlich vormittags im Einsatz. 19

Die Emsländische Stiftung Beruf und Familie wurde 2006 vom Landkreis und Wirtschaftsverband Emsland ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning berät Betriebe über individuelle Optionen zu einer familienfreundlichen Unternehmenspolitik und unterstützt sie tatkräftig bei der Realisierung konkreter Projekte. Interesse? Emsländische Stiftung Beruf und Familie Emsländische Stiftung Beruf und Familie Unternehmenscoach Ursula Günster-Schöning Herzog-Arenberg-Straße 7 49716 Meppen Telefon 05931 84843-66 Telefax 05931 84843-65 info@familienstiftung-emsland.de www.familienstiftung-emsland.de 10028-01888 www.holl-kommunikation.de