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Transkript:

Angewandte Probleme der Volkswirtschaftslehre: l h Entwicklungsökonomik ik Dr. Andreas Schäfer WS 10/11

Dr. Andreas Schäfer Angewandte Probleme der Volkswirtschaftslehre: l h Entwicklungsökonomik 1. Einleitung 2. Armut, Ungleichheit und wirtschaftliche Entwicklung 3. Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Entwicklung 4. Humankapital: Ausbildung und Gesundheit 5. Umwelt und wirtschaftliche Entwicklung 6. KlassischeHandelstheorieund Handelspolitik 7. Zahlungsbilanz und Verschuldung von Entwicklungsländern 8. Ausländische Finanzierung, Investitionen und Entwicklungshilfe 9. Finanzierung und Fiskalpolitiken für wirtschaftliche Entwicklung

Einleitung it Literatur: Debraj Ray, Development Economics, Princetion, 1998 Seit Ende des 2. Weltkrieges vollzog sich eine enorme Expansion des Welthandels. Zwischen 1960 und 1986 steigen die Weltexsporte durchschnittlich um 7,3% pro Jahr und beschleunigten sich auf 9,7% zwischen 1986 und 1973. Obowohl das GATT (General Agreement on Trade and Tarifs) genau das Gegenteil vorssah kehrten die entwickelten Länder im Lichte der Erdölkrisen zu einer protektionistischen Handelspolitik zurück Der Welthandel dehnte sich weiterhin aus, aber mit einer deutlich langsameren Rate (3,3% pro Jahr zwischen 1973 und 1981; 2,3% zwischen 1980 und 1985; 4,5% zwischen 1985 und 1990). Die Entwicklung in den Entwicklungsländern verlief sehr unterschiedlich. Trotzt der Rückkehr zum Protektionismus dehnten die Entwicklungsländer ihren Handel aus. Besonders Eindrücklich ist der Verlauf in Asien Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 3

Einleitung it Region 1973 82 1983 86 1987 90 Alle EL 0,1 4,7 5,7 Afrika -2,4 4,4 2,3 Asien 9,2 10,5 11,8 Europa 4,3 5,1-4,2 Mittl. Osten -5,1-1,1 5,4 Westl. IL 1,9 2,6 7,2 Sub-Sah. Afrika Hong Kong, Korea, Singapur, Taiwan -1,0 1,7 1,0 13,3 13,4 11,4 Quelle: D. Ray, Development Economics, 1998, S. 662 Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 4

Einleitung it Trotz des rasanten Anstiegs der asiatischen Exporte in dem betrachteten Zeitraum, erhöhte sich der Anteil der Industrieländer am Gesamtwert des Welthandels von 66% 1960 auf 73% 1991. Die Ursache liegt zum einen darin, dass nicht alle Entwicklungsländer die Entwicklung Asiens nachvollzogen haben und zum anderen darin, dass die relativen Preise für Rohstoffe und Agrargüter und Rohstoffe gesunken sind. Mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen sinkt der Anteil der Primärgüterexporte an den Gesamtexporten. Gleichwohl hat sich die Zusammensetzung der Exporte der Entwicklungsländer auch zu Industriegütern hin verlagert Der Anteil der Industriegüterexporte von Industrieländern ist gesunken, während der Anteil der Entwicklungsländer von 7% 1970 auf 17% 1990 gestiegen ist. Wobei der größte Zuwachs den ostasiatischen Ländern zu verdanken ist (exportorientierte Handelspolitik) Der Gesamtanteil der Entwicklungsländer am Industriegüterexport ist aber dennoch niedrig, etwa 20% im Jahre 1990. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Güterhandel zwischen Industrieländern in seiner Zusammensetzung ähnlicher ist (insb. Kaum Primärgüter enthält) und bedeutender als der Handel mit Entwicklungsländern, was wiederum Auswirkungen auf Freihandelsabkommen haben muss. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 5

Komparative Vorteile Zwei Länder N und S verfügen insegsamt jeweils über 600 Einheiten Arbeit S ist in der Erstellung von Computern und der Produktion von Reis ineffizienter als N Dennoch kommt es zur Handelsaufnahme zwischen beiden Ländern Erforderlicher 1 Computer 1 Sack Reis Arbeitseinsatz In N 10 15 In S 40 20 Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 6

Komparative Vorteile Reis Reis 40 Land N Land S 30 60 Computer 15 Computer N kann entweder 60 Computer oder 40 Sack Reis produzieren S kann entweder 15 Computer oder 30 Sack Reis produzieren Sobald Arbeit zu einem anderen Sektor alloziiert wird, sind alle Linearkombinationen zwischen diesen Punkten denkbar. Im Autarkiezustand müssen beide Güter in N und S hergestellt werden, wobei die relativen Preise (Preis eines Computers relativ zu einem Sack kreis) in N: 2/3 und in S: 2 betragen. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 7

Komparative Vorteile Reis 40 Land N Land S 30 60 Computer 15 Computer Offensichtlich muss sich nach Handelsaufnahme ein gleichgewichtiger relativer Preis einstellen, aber welcher? 1. Unterhalb von 2/3? 2. Größer als 2? 3. Zwischen 2/3 und 2? 1. und 2. scheiden aus, weil im ersten Fall niemand Computer herstellen würde und im 2. Fall niemand Reis produzieren würde. Damit ist 3. einzige verbleibende Möglichkeit! Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 8

Komparative Vorteile Reis 40 Land N C 30 Land S 60 Computer 15 Computer Offensichtlich spezialisieren sich beide Länder vollständig. Land N produziert nur Computer und kann diese entlang einer besseren Produktionsmöglichkeitenkruve gegen Reis eintauschen. Land S produziert nur noch Reis. Allerdings hat sich aus sicht von Land S das Austauschverhältnis von Reis gegen Computer ebenfalls verbessert. Durch hhandel lkönnen beispielsweise i i Konsumpunkte wie C aufgesucht werden, die eine Wohlfahrtsverbesserung gegenüber dem Autarkiegleichgewicht signalisieren. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 9

Komparative Vorteile Handel wurde hier durch unterschiedliche relative Kosten hervorgerufen. Damit sind die absoluten Kosten irrelevant und solange nicht die relativen Kosten. zufälligerweise i identisch i sein sollten, wird Handel durch unterschiedliche h relative Kosten zustande kommen können, auch wenn ein Handelspartner absolut gesehen unproduktiver ist. Deshalb: komparative Vorteile Handel führt insgesamt zu Wohlfahrtsverbesserungen Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 10

Technologie: Im vorherigen Abschnitt ist unterstellt worden, dass S in der Erstellung beider Güter unproduktiver war. Allerdings war der Punkt, der folgende: der relative Nachteil war bei Computern stärker ausgeprägt. Technologisch betrachtet verfügt ein Land über einen komparativen Vorteil, wenn Güter einfacher in dieses Gut transformiert werden können als dies in anderen Ländern der Fall ist. Relative Unterschiede in den Faktorausstattungen (Faktorproportionentheorem) Selbst wenn Präferenzen und Technologien übereinstimmen, kann zwischen zwei ansonsten identischen Volkswirtschaften Handel zustande kommen, wenn sie sich hinsichtlich ihrer Faktoausstattungsrelationen unterscheiden Präferenzen Unterschiedliche Präferenzen können selbst bei identischen Transformationskurven, Handel durch unterschiedliche relative Preise begründen Steigende Skalenerträge Steigende Skalenerträge könne selbst dann Handel begründen, wenn die betracheten Volkswirtschaft vollständig identisch sind. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 11

Faktorproportionentheorem (Heckscher-Ohlin-Modell) Die Länder N und S seien jetzt bis auf ihre Faktoraustattungsverhältnisse identisch, d.h. sie verfügen über identische Technologien und Präferenzen. Beide Länder produzieren Autos und Textilien mit Arbeit L und Kapital K. N ist relativ reichlich mit Kapital ausgestattet und S ist relativ reichlich mit Arbeit ausgestattet. Die Produktion von Autos ist kapitalintensiv und die Produktion von Textilien ist arbeitsintensiv. Für jedes Lohn-Zins-Verhältnis hält i beschäftigt t der Autosektor mehr Kapital als Arbeit als der Textilsektor. Die nächste Abbildung veranschaulicht die Zusammenhänge für ein gegebenes Faktorpreisverhältnis. Die Kapitalintensitäten der Sektoren werden durch die jeweiligen Ursprungsstrahlen repräsentiert. Je steile, desto größer ist die Kapitalintensität. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 12

Faktorproportionentheorem - Autarkiezustand Kapital Autos Textilien Arbeit Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 13

Die nächste Abbildung symbolisiert die Faktorausstattungsbox (Edgeworth-Box). Die Kurve, welche die Punkte EFGH miteinander verbindet repräsentiert mögliche effiziente Faktorallokationen von Kapital und Arbeit auf dem Auto- und dem Textilsektor. Bewegt man sich von E nach H werden mehr Autos und weniger Textilien produziert. Die Punkte sind effizient in dem Sinne als dass keine Produktionssteigerungen im Auto- und Textilsektor gleichzeitig möglich ist. Jeder dieser Punkte ist dadurch gekennzeichnet, dass die Isoquanten einander tangieren. So kann ein Punkt X, der diese Eigenschaft nicht aufweist durch einen Punkt F beispielsweise dominiert werden, indem Produktionsfaktoren realloziiert werden und mehr von beiden Gütern produziert werden kann. Die Punkte EFGH können auf einer Produktionsmöglichkeitenkurve (Transformationskurve) rechtes Diagramm dargestellt werden. Im Gegensatz zum Ricardianischen Modell ist diese Kurve jetzt nicht mehr linear: Die Ursache liegt in den unterschiedlichen Kapitalintensitäten beider Sektoren. Wird die Produktion von Textilien um eine Einheit reduziert, so setzt dieser Sektoren relativ mehr Arbeit als Kapital frei. Die Produktion von Autos ist aber relativ kapitalintensiv. Dementsprechend wird es zunehmend schwieriger ein Gut in das andere zu transformieren. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 14

Textilien Kapital E F X G H Textilien H G F Autos E Arbeit Autos Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 15

Textilien Wie betrachten nun die Produktionsmöglichkeitenkurve des Landes S S ist relativ reichlich an Arbeit ausgestattet. S N Autos Dementsprechend muss die Faktoraustattungsbox relativ kürzer und relativ breiter sein. Weil S über relativ mehr Arbeit verfügt und Textilien eine geringere Kapitalintensität aufweisen, kann S vergleichsweise mehr Textilien und vergleichsweise weniger Autos produzieren. Die Produktionsmöglichkeitenkurve von S ist deshalb relativ mehr in die Richtung von Textilien verzerrt. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 16

Beide Länder verfügen annahmegemäß über identische Präferenzen. Dementsprechend ist die Lage der Indifferenzkurven im Textilien/Auto-Diagramm identisch. Die Transformationskurven sind allerdings aufgrund der unterschiedlichen Faktoausstattungsverhältnisse verschieden. Im Autarkiezustand werden die relativen Preise durch den Tagentialpunkt einer Indifferenzkurve mit der Produktionsmöglichkeitenkurve determiniert. Da die Transformationskurve in S relativ steiler verläuft, so wird das Preisverhältnis im Autarkiegleichgewicht ebenfalls größer sein, verglichen zu Land N. Dementsprechend ist in S der Preis von Textilien relativ zum Preis von Autos im Autarkiegleichgewicht kleiner als jener in N. Das macht Sinn, weil S relativ reichlich an Arbeit ausgestattet ist und die Produktion von Textilien arbeitsintensiv i t i ist. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 17

Faktorproportionentheorem - Autarkiezustand Textilien Land N Textilien Land S Autos Autos Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 18

Wir können jetzt das selbe Argument wie im Ricardianischen Modell verwenden: Das gleichgewichtige Preisverhältnis nach Handelsaufnahmen muss zwischen den Autarkiepreisverhältnissen liegen. N wird Autos exportieren und Textilien importieren. S wird Textilien exportieren und Autos importieren. Die Essens des Heckscher Ohlin Modells lautet: Länder welche bis auf die Faktorproportionen identisch sind, werden dasjenige Gut exportieren, welches mit einer höheren Faktorintensität in dem Produktionsfaktor hergestellt wird, über den sie relativ reichlich verfügen. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 19

Faktorproportionentheorem - Freihandelsgleichgewicht Textilien Land N Textilien Land S Autos Autos Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 20

Sowohl das Heckscher-Ohlin-Modell als auch das Ricaridanische Modell implizieren intensiven Handel zwischen unterschiedlichen Ländern, hinsichtlich der Faktorausstattung und der Technologien. Dementsprechend sollte das Handelsvolumen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern hoch sein und zwischen vergleichsweise ähnlichen Ländern niedrig. Dies ist nicht gerade im Einklang mit den empirischen i Befunden. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 21

Präferenzen Handel kann auch bei identischen Ländern durch unterschiedliche Präferenzen hervorgerufen werden. Die Lage der Indifferenzkurven unterscheidet sich bei identischen Transformationskurven. Dementsprechend kommt es zu unterschiedlichen Preisverhältnissen im Autarkiezustand. Ein Land verfügt in der Produktion eines Gutes über einen komparativen Vorteil, wenn dieses relativ weniger nachgefragt wird. Diese Hypothese wird insbesondere dann relevant, wenn die Präferenzen sich mit dem Einkommen ändern (Bedürfnispyramide). Beispielsweise sinken die Ausgabenanteile für Nahrungsmittel mit steigendem Einkommen. Letzteres kann dem Heckscher-Ohlin-Argument entgegenwirken, wenn in ärmeren Ländern ein höhere Ausgabenanteil für Nahrungsmittel verwendet wird und durch den relativen Preisanstieg der komparative Vorteil durch das Faktorproportionentheorem p in der Nahrungsmittelproduktion (über-)kompensiert wird. Analoges gilt für Industrieländer bei einer höheren Nachfrage nach Autos etc.. Der Handel zwischen ähnlichen Ländern kann entgegen der Heckscher-Ohlin/Ricadianischen Theorie intensiv sein, da sich im Zuge der Entwicklung auch ein taste for variety herausbildet, d.h. es werden unterschiedliche Autos und Weine etc. international gehandelt. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 22

Steigende Skalenerträge Selbst bei vollkommen identischen Ländern kann Handel zustande kommen, wenn die Produktion steigenden Skalenerträgen unterliegt. Mit steigender Produktion sinken die Durchschnittskosten. Zwei Länder produzieren Schiffe und Flugzeuge mit identischen Technologien in denselben Mengen OA bzw. OB im Autarkiezustand. Nach Handelsaufnahme können die Länder sich in unterschiedliche Richtung spezialisieren und das Produktionsvolumen insgesamt ausdehnen (Kostendegression). Richtung ist aber eher Zufall. Dur chschnitts skosten Dur rchschnitt tskosten O A C Schiffe O B D Flugzeuge Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 23

Dieses Argument begründet auch Handel in differenzierten Produkten und damit intraindustriellen Handel (französische Autos gegen g deutsche Autos). Heckscher-Ohlin-Handel ist auf inter-industriellen Handel übertragbar, wenn Gütergruppen mit unterschiedlichen Kapitalintensitäten klassifiziert werden (Autos aus Deutschland gegen Computer aus Taiwan). Es ist wichtig zu unterscheiden, ob die steigenden Skalenerträge auf sektoraler oder auf Firmenebene auftauchen: Letzteres wird zur Marktkonzentration mit sehr wenigen und großen Anbietern führen. Ersteres ist mit dem gerade beschrieben Modell unter vollständiger Konkurrenz kompatibel. Allerdings wird jedes Unternehmen seinen Effekt auf den Sektor vernachlässigen und damit ist das Marktergebnis bei vorliegen von Externalitäten suboptimal. Wintersemester 10/11 Entwicklungsökonomik (B.Sc.) 24