Neuroradiologie. Zerebrale Tumoren

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Transkript:

Neuroradiologie Zerebrale Tumoren

Zerebrale Tumoren Untersuchungsmodalitäten/-technik Allgemeine Regeln zur Beurteilung Hirntumore im einzelnen

Untersuchungsmethoden Computertomographie (CT) Akutdiagnostik Verkalkung, Knochenveränderungen, Einblutung Magnetresonanztomographie (MRT) hohe Kontrastauflösung funktionelle Bildgebung MRT <-> CT: Methoden ergänzen sich bei V. a. TU: immer - / + KM! Angiographie Spielt bei Diagnose fast keine Rolle mehr zur Klärung Lage Tu <-> Gefäß Präoperativ Tu-Devaskularisation

Computertomographie (CT) Tumore: hypo- aber auch iso-/ hyperdens zum normalen Hirnparenchym perifokales Ödem: fingerförmig, hypodens Verkalkungen? natives CT CT +KM Verkalkungen?

Magnetresonanztomographie (MRT) T2w; T1w; +/-KM mindestens 2 Ebenen Läsionen T2: oft hyperintens; T1: oft hypointens T2 T1 nativ T1 +KM

funktionelle MR-Techniken in der Diagnostik von Hirntumoren Diffusions-& Perfusionsgewichtete MRT

Diffusion (DWI): normal Zellularität zellreicher Tumor IZR EZR Extrazelluläre Brownsche Molekularbewegung Diff. eingeschränkt DWI: hell Diffusionseinschränkung

Perfusions-MRT 1,1 S / S(0) 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6-10 0 10 20 t (s) 30 40 t 50

PWI eines Glioms IV (GBM) T2W T1W+KM T2* rrcbv Map Diffusionsbild ADC Map

Diffusionseinschränkung (DWI) & Hypervaskularisation (PWI) Malignisierung eines Tumors

Allgemeine Regeln zur Einschätzung von Dignität von Hirntumoren Lage extraaxial intraaxial

Allgemeine Regeln zur Einschätzungvon Dignität von Hirntumoren Abgrenzung zum Hirnparenchym gut abgegrenzt schlecht abgegrenzt

Allgemeine Regeln zur Einschätzungvon Dignität von Hirntumoren Kontrastmittelenhancement? keine Anreicherung Anreicherung

Allgemeine Regeln zur Einschätzungvon Dignität von Hirntumoren Konfiguration KM-Enhancement? homogen zerrissen/unregelmäßig/ Girlande

Allgemeine Regeln zur Einschätzungvon Dignität von Hirntumoren Anzahl Läsionen? singulär multipel/multizentrisch

Allgemeine Regeln zur Einschätzungvon Dignität von Hirntumoren Ödem, Umgebungsreaktion? kein Ödem ausgeprägtes Ödem

Hirntumoren Ca. 2/3 d. intrakraniellen Tumore: hirneigen Ca. 50% d. hirneigenen Tu: Gliome

80-95% Pilozytisches Astrozytom Pleomorphes Xanthoastrozytom Subependymales Riesenzellastrozytom Niedriggradiges Astrozytom Oligodendrogliom Ependymom Subependymom Gliomatosis cerebri Anaplastisches Astrozytom Anaplastisches Oligodendrogliom Anaplastisches Ependymom Gliosarkom Glioblastoma multiforme Mischgliome

WHO- Grad I II III IV Beispiel Pilozytisches Astrozytom (Meningeom; Neurinom) Astrozytom II Oligodendrogliom Ependymom Anaplastisches Astro-/Oligo-/Ependymom Glioblastoma multiforme

Pilozytisches Astrozytom WHO Grad 1 5-10% aller Gliome Alter: Kinder, junge Erwachsene 1/3 aller pädiatrischen Hirntumoren Lokalisation: um 3. und 4. Ventrikel 5 -Jahres -Überleben: > 90% bei Komplettresektion: Langzeitüberleben nahe 100% CT&MR Häufig mit zystischem Anteil Enhancement häufig, meist homogen, manchmal unregelmäßig 10% der Tu mit Verkalkungen

T2w T1w T1w + KM Pilozytisches Astrozytom

NiedriggradigeAstrozytome (WHO II) 10-15 % aller Astrozytome Kinder und junge Erwachsene (20-40J.) Typischerweise supratentoriell 7-10 Jahre Überlebenszeit Problem: Dignitätswandel, Karrieregliom CT: hypodens MR T1: hypointens T2: hyperintens meist kein Kontrastmittelenhancement

T2w MRT CT T1w + KM Niedriggradiges Astrozytom

Anaplastisches Astrozytom(WHO Grad III ) Zwischenstellung zwischen AstroII und GBM Ca. 1/3 aller Astrozytome Alter 40-60 Jahre diffus infiltrierend Inhomogenes Erscheinungsbild CT: inhomogene Dichte, hypodense Ödemzone MR: T2 hyperintens, inhomogene Signalintensität, Ödemzone T1 hypointens KM-Enhancement

T2w T1w T1w + KM

Anaplastisches Gliom WHO Grad III Meist KM-Anreicherung Gliom WHO Grad II Meist keine KM-Anreicherung

Ausnahmen dieser Regel T2W T1W +KM Diffusions- MRT Diff. eingeschränkt DWI: hell normal Zellreicher Tumor

Perfusions MRT Biopsie:Gliom III

Glioblastomamultiforme (WHO Grad 4) häufigster primärer Hirntumor schlechteste Prognose der prim. Hirntumoren meist ältere Patienten diffus infiltrierend Nekrosen CT/MR unregelmäßiges KM-Enh. um Nekrose meist ausgedehnte Ödemzone Gefäßreiche Tumoren

Glioblastoma multiforme

Ausbreitungswege des GBM Entlang von Fasertrakten Hier: Balken ->Schmetterlingsgliom subependymal liquorgen

Ca. 1/3 d. intrakraniellen Tu: Metastasen

Hirnmetastasen Bronchial-Ca > Mamma-Ca > Melanom ~ 75% Erstmanifestation eines extrazerebralen Ca in ~ 10% in mehr als 50 (-80)% multipel in über 50% der solitären Metastasen Exstirpation möglich Lokalisation oft an Mark-Rinden-Grenze Einblutung: häufig bei Nierenzell-Ca, Mamma- Ca, Melanom

Hirnmetastasen Lokalisation häufig Mark-Rinden-Grenze

Lymphom meist B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome > 5% aller ZNS-Tumoren, hohe Inzidenz bei Immunschwäche 20-40% multipel Lokalisation: periventrikulär, Balken, Stammganglien, Rinden-Markgrenze

CT: hyperdens (zellreich) i. V. zur TU-Größe wenig Ödem u. RF Lymphom MRT: T1w: iso- bis leicht hypointens T2w: iso- bis hyperintens CT T2 KM-Aufnahme: kräftig und homogen selten Ring-Enhancement Blutung und Nekrose bei Immunschwäche oder unter Therapie (RTX, Chemo) T1n T1KM

Extraaxiale Hirntumoren Meningeom Neurinom

Meningeom von meningothelialen Zellen der duralen Arachnoidalgranulationen häufigster nichtglialer Hirntumor (15-20% aller HT) Altersgipfel 40. - 60. LJ w:m= 3:1 (Progesteron- u. Östrogenrezeptoren in Meningeomen) multipel 1-9%

Meningeom Nativ-CT: hyperdens häufig Verkalkungen T2 T1KM KM-Aufnahme: homogen, kräftig, dural tail

Meningeom dural tail nicht pathognomonisch parasagittale Meningeome ~ 5% zystisch

Meningeom A. meningea media Endovaskuläre Devaskularisation

Neurinom (WHO I, Schwannom!) Nervus vestibularis( Akustikus- Neurinom ) klinisch: Hörminderung, Gleichgewichtstörung, Hydrozephalus, Fazialisschwäche Kleinhirnbrückenwinkel-Tumore intra-/extrakanalikulär homogen, kräftiges KM-Enhancement können zystisch sein können auch alle anderen Hirnnerven betreffen

Akustikusneurinom rein intrakanalikulär intra-extra-kanalikulär Eistüte

Topographische Anatomie Intra-axial = intrazerebrale Lage Metastase, Gliom Extra-axial = extrazerebrale Lage Meningeom, Neurinom

Magnetresonanztomographie Methode der Wahl bei Hirn-Tumoren zur OP-Planung essentiell zunehmende Rolle der funktionellen MRT-Techniken (u.a. Diffusions-/Perfusions-MRT) Ausblick: spezifische KM (Antikörper-Gd.?) zur Artdiagnose