Evaluation von Fördermaßnahmen der Strukturförderung im Bereich der patientenorientierten klinischen Forschung

Ähnliche Dokumente
Aufgaben, Zielsetzung und Leistungsspektrum des Interdisziplinären Zentrums Klinische Studien. PharmaForum 2009 Frankfurt Monika Seibert-Grafe

Schmerzkonzeption Land Baden Württemberg

Suchtmittelkonsumierende Schwangere aus der Sicht des medizinischen Betreuungssystems Zwischenergebnisse einer Befragung in

Zehn Jahre Gender Mainstreaming in der Bundesverwaltung

Statement von Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung

Qualifizierung von Studienpersonal an einer Medizinischen Fakultät

ExWoSt-Forschungsfeld Unternehmen und Stiftungen für die soziale Quartiersentwicklung. Ergebnisse der Online-Befragung von Unternehmen und Stiftungen

Die Konsolidierung im deutschen Krankenhausmarkt setzt sich fort. Ein Blick auf die aktuellsten Kennzahlen des Sektors

Kooperation zwischen Mehrgenerationenhäusern und den regionalen Agenturen für Arbeit bzw. Jobcentern. (Stand: Dezember 2012)

Integrierte Dienstleistungen regionaler Netzwerke für Lebenslanges Lernen zur Vertiefung des Programms

Das niedersächsische Modell der Lehrkräftefortbildung

FamiLe Familiengesundheit im Lebensverlauf

Verzahnung von Frauenschutz und Jugendhilfe in Thüringen Ein Überblick

Entstehung und Verlauf des Forschungsprojekts...7

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 4/ Wahlperiode

Together against violence

Libertas & Sanitas e.v. Forum für Impfproblematik, Gesundheit und eine bessere Zukunft Geschäftsstelle: Stuttgarter St Marbach Fernruf:

Kompetenzen für eine digitale Souveränität Abschlussbericht

DFG-Förderung von Personen, Projekten und Strukturen

Das Modell Integrierte psychosoziale Beratung im Rahmen des FamBeFöG. Umsetzungsstand aus Sicht der LIGA Ergebnisse, Erkenntnisse und Empfehlungen

Tenure-Track-Modelle im Vergleich: Was kann das deutsche Wissenschaftssystem übernehmen, was besser nicht?

Qualitätszirkel Offene Ganztagsschulen im Kreis Borken 3

Die Bildungsinitiative Haus der kleinen Forscher Zahlen und Fakten (Stand: 30. Juni 2017)

Gesellschaftsstruktur der GRN ggmbh

Netzwerkanlass Förderprogramm «MINT Schweiz» Bisherige Erfahrungen mit dem SBFI Förderprogramm «MINT Schweiz»

Malteser Care-Ring GmbH bietet österreichweit koordinierte Pflege durch Case und Care Management

Zur Situation gehörloser Menschen im Alter

Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung

Innovationsfaktor Kooperation

Generelle Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Telematik und Telemedizin

Jenaer Geschäftsklimaindex. Gesamtauswertung der Befragung des Basisjahres 2011

Ausbildungspartnerschaften und Verbünde im Lande Bremen - Eine Bilanz -

für die Abschlussberichte zur Umsetzung der Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards

Umsetzung gutachterlicher Empfehlungen (Mittag, 2006)

Übergangsmanagement Familie Kita & Kita Grundschule im Programm Lernen vor Ort

Pressekonferenz. WIFO Werbeklimaindex Erhebungszeitraum Oktober 2013 Sonderauswertung: Werbung und Ethik. 12. November 2013

Studienzentrum des Universitätsklinikums Freiburg

WILLKOMMEN im virtuellen Konferenzraum

Gefördert vom. Medizinische Kinderschutzhotline: Errichtung einer Kinderschutzhotline für ärztliches und heilberufliches Fachpersonal

DIGITALISIERUNG. Elke Ahlers

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) Referat III 1 Stand:

Information und Beratung für beruflich Qualifizierte an der Schnittstelle zwischen beruflicher und akademischer Bildung

Bundespressekonferenz

Innovationsfonds Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit Handlungsbedarf aus Sicht des DNVF e.v.

Antibiotic Stewardship Netzwerk München

Evaluation Förderunterricht Deutsch Klasse 5 und 6

Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdocs für den Übergang in die Wirtschaft

Gelingende Kooperation im Kinderschutz. - Aus Fehlern lernen -

medieninformation 13. Juni 2014

Forschung für Nachhaltige Entwicklung und ihre Bezüge zur Berufsbildung

Institut für Geographie der Universität Stuttgart, Iris Gebauer, M.A. Deutscher Geographentag Bern Oktober 2003

Fragebogen. zur Beurteilung der Zertifizierungsfähigkeit des Betrieblichen Gesundheitsmanagements nach DIN SPEC

Imagepflege Wann hören wir auf zu jammern? Das Image deutscher Kliniken aus Sicht der Industrie. Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, MBA Aesculap AG

EVITA stellt sich vor Dialog und Kennenlernen der Akkreditierungsstelle

Evaluation des Studiengangs Rechtswissenschaft SS 2014 Zusammenfassender Bericht

Berner Fachhochschule Gesundheit. Detailinformation zum CAS-Studiengang

Krebskranke Kinder haben in Deutschland eine hohe Wahrscheinlichkeit zu überleben

Medienkompetenzförderung in Deutschland

VBI-Konjunkturumfrage 2012 Zahlen und Fakten

wgkk.at Unternehmensleitbild der Wiener Gebietskrankenkasse

Systemevaluation nach EFQM

Good better best!? Sprachvermittlung verbessern, Integrationskurse reformieren, Integration gestalten. Rainer Ohliger Netzwerk Migration in Europa e.

Themenfindung im Gesundheitsforschungsprogramm der Bundesregierung

Die Bildungsfunktion des Waldes Eine Statusbestimmung am Beispiel Niedersachsens

Interne Evaluation als Instrument der Qualitätsentwicklung an bayerischen Schulen Reflexionsworkshop in Hirschberg

Regelhafter Ausbau Frühe Hilfen aus Sicht einer Kommune

Pflege-Weiterentwicklungsgesetz

Verständnis, Konzept und Angebote der Hochschuldidaktik an unserer Hochschule

Krankenhaushygieniker

Gesundheitspolitische Aspekte der Infektionsprävention

Regionale Infoveranstaltung Bundeswettbewerb InnoVET Berlin, Düsseldorf, Nürnberg, Hamburg.

Ausbildungsreport Bayern 2014

Unangeforderte Stellungnahme

Hof- und Fassadenprogramm

Systemevaluation nach EFQM

Ansprache von Herrn Staatssekretär Dr. Georg Schütte. anlässlich der Verabschiedung des GFR und Dank im Rahmen eines Abendessens

In der Region liegt die Kraft

Unternehmensleitbild der Wiener Gebietskrankenkasse

Gleichberechtigte Teilhabe an Bildung?

Für eine gemeinsame Vision der Berufsausbildung

Praktikerinnen und Praktiker unterstützen! Neues Handbuch zur Potenzialanalyse

Die Rolle von Patientenorganisationen bei Seltenen Erkrankungen

Perspektive Berufsabschluss

Vorstellung des BMBF-Programms. Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte

Vorschläge und Ideen zukünftiger Hausärzte. Dr. Christoph Gögele

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG

Strukturförderung patientenorientierter. Evaluation von Fördermaßnahmen für das Bundesministerium für Bildung und Forschung

Schlaglichter aus der Bedarfserhebung bei den Pflegeeinrichtungen der Region Hannover

Befragung von Ärzten zum Thema Organspende

Innovative Personalund. Organisationsentwicklungsmöglichkeiten in Pflegeeinrichtungen

Lehrveranstaltungsevaluation Wintersemester 2016/17

Soziale Frühwarnsysteme: Ansatzpunkte für eine umfassende Unterstützung von Familien mit Kindern im Grundschulalter?

Beratung und Prüfung nach dem Wohn- und Teilhabegesetz

Medizinische Versorgung und Forschungstätigkeiten bei Neurofibromatose

Vorbericht zu Versorgungsqualität veröffentlicht

GVS-Befragung zur Kooperation von Suchtberatung und Jobcenter 2010

Transkript:

Evaluation von Fördermaßnahmen der Strukturförderung im Bereich der patientenorientierten klinischen Forschung Hintergrund der Evaluation Zur Stärkung der patientenorientierten klinischen Forschung in Deutschland unternimmt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Jahren umfangreiche Förderanstrengungen. Ein wichtiger Beitrag dazu war die Einrichtung von Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS), die von 1998 bis 2008 gefördert wurden. Außerdem ermöglichte das BMBF seit 2007 mit weiteren Fördermitteln die Etablierung von Klinischen Studienzentren. Auf Empfehlung des Gesundheitsforschungsrates wurden nun diese beiden Fördermaßnahmen im Auftrag des BMBF hinsichtlich des Erreichens der Förderziele evaluiert. Es sollte untersucht werden, inwieweit mit den Förderinstrumenten Koordinierungszentren für Klinische Studien (KKS) bzw. den Klinischen Studienzentren nachhaltige Strukturen an den Fakultäten aufgebaut wurden bzw. welchen Einfluss diese Maßnahmen auf die Forschungslandschaft in Deutschland genommen haben. Mit der Evaluation wurde die IGES Institut GmbH in Berlin beauftragt. Durchführung / Methoden der Evaluation In der Evaluation wurden insgesamt 13 Standorte berücksichtigt, die im Rahmen der beiden Maßnahmen Koordinierungszentren für klinische Studien (KKS) und Klinische Studienzentren eine Förderung erhalten hatten bzw. in letzterem Fall noch erhalten. Dies beinhaltete acht Standorte mit KKS-Förderung und fünf mit Klinischem Studienzentrum. Unter den Klinischen Studienzentren waren vier Einrichtungen, die zuvor auch eine Förderung als KKS erhalten hatten. Die Evaluation der Fördermaßnahmen gründet methodisch im Wesentlichen auf Befragungen aller geförderten Einrichtungen und unabhängiger Experten. Daneben wurden Fachliteratur und einrichtungsspezifische Dokumente ausgewertet. Ebenso wurden öffentlich verfügbare Statistiken über klinische Studien und die Rahmenbedingungen ihrer Durchführung herangezogen. 1

Generelle Entwicklung der patientenorientierten klinischen Forschung in Deutschland Den Ausgangspunkt der hier untersuchten Fördermaßnahmen des BMBF bilden die in der Vergangenheit vielfach diskutierten Mängel der patientenbezogenen klinischen Forschung in Deutschland. Kritisiert wurde insbesondere eine unzureichende Institutionalisierung dieser Art der Forschung in Deutschland, ihre mangelnde Ausstattung mit Ressourcen, ein Mangel an hinreichend qualifizierten Fachkräften, mangelnder Forschungsoutput und eine vergleichsweise geringe Wertschätzung dieses Forschungsbereichs. Als externe Vergleichsgröße sollte die Entwicklung der Anzahl, Art und Qualität der in Deutschland durchgeführten klinischen Studien verwendet werden. Insgesamt liefern die existierenden Datenquellen ein wenig kohärentes Bild der Entwicklung von klinischen Studien in Deutschland. Angaben zur Entwicklung der absoluten Anzahl durchgeführter klinischer Studien in Deutschland sind zuverlässig nicht möglich. Bei den klinischen Prüfungen im Kompetenzbereich des BfArM ist seit 2006 ein Rückgang zu verzeichnen, der - auf Basis der EudraCT-Daten - für Europa ab 2008 auch zu beobachten ist. Andere Studien, die etwa in den Daten von ClinicalTrials.gov und den Ethikkommissionen erfasst werden, scheinen hingegen in den letzten Jahren deutlich zugenommen zu haben. Gleiches gilt auch für klinische Prüfungen im Zuständigkeitsbereich des PEI. Auch über die Anzahl und Entwicklung von nichtkommerziellen Prüfungen liegen nur wenige Daten vor. Gemäß den Daten des BfArM ging ihr Anteil an allen klinischen Prüfungen und damit auch ihre absolute Anzahl in den letzten Jahren etwas zurück und liegt leicht unter dem Anteil nicht-kommerzieller Studien, der von EudraCT für Europa insgesamt berichtet wird. Eine weitere Vergleichsgröße war die Entwicklung der Hochschulfinanzierung an den medizinischen Fakultäten. Diese übt prinzipiell einen wesentlichen Einfluss darauf aus, in welchem Umfang, in welcher Art und in welcher Qualität klinische Forschung an den medizinischen Fakultäten unterstützt werden kann. Insgesamt stand ein leichter Rückgang der Grundmittel einem Aufwuchs der Drittmittel gegenüber. Einflussfaktoren auf diese Entwicklungen Die Wirksamkeit der Förderung war abhängig von einer Reihe von Kontextfaktoren, welche durch das einzelne KKS oder Klinische Studienzentrum grundsätzlich nicht oder nur marginal beeinflusst werden konnten. Zwei Kontextfaktoren waren besonders maßgeblich: (1) die 12. AMG-Novelle im Jahr 2004 und (2) andere Fördermaßnahmen des BMBF, die im Förderzeitraum der KKS / Klinischen Studienzentren herausgebracht wurden. Mit der 12. Arzneimittelgesetz-Novelle stiegen die Anforderungen an klinische Studien in Verbindung mit entsprechenden Qualifikationsanforderungen, die insbesondere von den Ethik-Kommissionen eingefordert wurden. Von den befragten Einrichtungen und Experten wurde mehrfach angemerkt, dass es hier einen deutlichen Interaktionseffekt gebe. Aus den Expertenbefragungen ergab sich die Einschätzung, dass diese Novelle die Nachfrage nach den Leistungen der KKS und Klinischen Studienzentren deutlich stimuliert habe. Hierdurch wurde die Erfolgswahrscheinlichkeit der Förderung erhöht. 2

Der zweite befördernde Kontextfaktor waren alternative Fördermaßnahmen im Bereich der Strukturförderung (Integrierte Forschungs- u. Behandlungszentren, Kompetenznetze etc.) oder der Projektförderung (insbesondere das BMBF/DFG- Programm Klinische Studien ). Diese Förderungen haben durch ihre Bündelung nicht nur zur Festigung und zum Ausbau der Strukturen für die klinische Forschung geführt. Sie haben auch die Nachfrage nach Leistungen der KKS und Klinischen Studienzentren stimuliert. Das Zusammenwirken der verschiedenen Förderansätze dürfte darüber hinaus einen generellen Bewusstseinswandel zugunsten einer patientenorientierten klinischen Forschung unterstützt haben. Vergleich der zentralen Ziele der Fördermaßnahmen mit der Entwicklung der geförderten KKS und Klinischen Studienzentren Ziel der Förderung von KKS und Klinischen Studienzentren war und ist die nachhaltige Etablierung von Strukturen für die patientenorientierte klinische Forschung an medizinischen Fakultäten in Deutschland. Diese Strukturen sollen die Initiierung und effiziente Durchführung von klinischen Studien auf internationalem Qualitätsniveau erleichtern. In diesem Zusammenhang sollen auch Nachwuchswissenschaftler für die klinische Forschung interessiert und gefördert werden. 1. Schaffung nachhaltiger Strukturen Die geförderten Strukturen haben sich bisher als nachhaltig erwiesen, da sie auch mehrere Jahre nach Ende der Förderung noch fortbestehen. Die Tatsache, dass die Einrichtungen mit einer Ausnahme noch als eigenständige Einrichtungen der medizinischen Fakultäten bzw. als gemeinsame Einrichtung von medizinischer Fakultät und Universität geführt werden, lässt grundsätzlich auf eine enge Anbindung an Fakultät und Universität schließen. Insgesamt scheint aber die Einbindung des KKS / Klinischen Studienzentrums in die Tätigkeiten der Fakultät und umgekehrt zumindest auf formaler Ebene in vielen Einrichtungen noch ausbaufähig zu sein. Die differenzierte Darstellung der Nachhaltigkeit fokussiert vor allem auf die Entwicklung der personellen Ressourcen und der Finanzierung der Einrichtungen: Sowohl die KKS als auch die Klinischen Studienzentren konnten sich seit dem Beginn der Förderung personell vergrößern. Auch für die Zukunft wird überwiegend mit einer positiven personellen Entwicklung gerechnet. Grundsätzlich erscheint es jedoch schwierig, qualifiziertes Personal zu finden und auch zu halten. Die Universitäten bzw. medizinischen Fakultäten leisten auch nach Auslaufen der Förderung noch einen eigenständigen Beitrag zur Finanzierung der KKS. Damit tragen sie dazu bei, die Nachhaltigkeit der Förderung zu sichern. 1 In einigen Fällen leisten die Universitäten bzw. Fakultäten sogar einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der KKS, der z. B. durch die Bindung an unbefristete Stellen auch längerfristig gesichert ist. In anderen Fällen ist der Anteil der Landesmittel an der KKS-Finanzierung jedoch eher gering. Die meisten Standorte rechnen damit, dass dieser Anteil in der Zukunft weiter zurück gehen wird. 1 Für die Klinischen Studienzentren kann hier keine Aussage getroffen werden, da dort die Förderung aktuell noch läuft. 3

Die degressive Förderung der KKS durch das BMBF 2 und die gleichfalls vielfach abnehmenden Zuweisungen aus Landesmitteln wurden aber meist erfolgreich durch Drittmittel gegenfinanziert. Bei überwiegender Finanzierung über Drittmittel könnten jedoch nach Ansicht einiger Standorte wesentliche und für ein universitäres KKS spezifische Aufgaben wie z. B. kostenlose Beratung 3 von Wissenschaftlern oder Klinikern oder die Durchführung von Informationsveranstaltungen zu Fragen der Klinischen Forschung in Zukunft nicht mehr im notwendigen Umfang angeboten werden. Eine nachhaltige Finanzierung der KKS und Klinischen Studienzentren wird zum Teil auch dadurch erschwert, dass es nicht allen Standorten gelungen ist, die medizinische Fakultät und die forschenden Kliniker vom Nutzen ihrer Leistungsangebote zu überzeugen. 2. Verbesserung der Studienkompetenz und Studienqualität Die Darstellung fokussiert hier auf die Entwicklung der Menge und Qualität betreuter Studien und der Betreuungs- und Beratungsleistungen der geförderten Einrichtungen. Daneben wurden Fort- und Weiterbildungsangebote sowie die Kooperation mit Kliniken und niedergelassenen Ärzten berücksichtigt. Um den Einfluss der geförderten KKS und Klinischen Studienzentren auf die Durchführung von klinischen Studien zu untersuchen, wurde verglichen, wie sich die Anzahl der von den Einrichtungen betreuten Studien im Vergleich zur Anzahl der in Deutschland insgesamt durchgeführten klinischen Studien entwickelt hat. Nach einer Aufbauphase sollte im Erfolgsfall die Entwicklung an den geförderten Einrichtungen zumindest nicht schlechter sein als in Deutschland insgesamt. Es ist im Sinne der Förderziele positiv zu bewerten, dass die meisten KKS und Klinischen Studienzentren die Anzahl der von ihnen betreuten Studien im Förderzeitraum steigern oder zumindest halten konnten. Angesichts der deutschlandweiten Entwicklung, die seit dem Jahr 2006 eine abnehmende Anzahl klinischer Prüfungen zeigt, war dies nicht ohne weiteres zu erwarten. Eine Steigerung der Studienzahlen hatte aus der Sicht einiger Einrichtungen gemäß dem Motto "Qualität vor Quantität" jedoch keine absolute Priorität. Zur Beurteilung der Qualität der durchgeführten Studien wurden als Indikatoren GCP-Konformität und multizentrische Durchführung herangezogen. Sowohl in den KKS als auch in den Klinischen Studienzentren wurden alle oder nahezu alle Studien GCP-konform durchgeführt. Dies spricht für eine hohe Qualität der betreuten Studien. Im Fall der multizentrischen Durchführung stellt sich für die KKS und die Klinischen Studienzentren jedoch ein differenziertes Bild dar: In den KKS liegt der Anteil von monozentrischen Studien und Studien mit Leitung vor Ort hoch. In den Klinischen Studienzentren ist der Anteil der multizentrischen Studien vergleichsweise hoch. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die dort aufgrund der Förderrichtlinien etablierten dezentralen Studieneinheiten überwiegend multizentrische Zulassungsstudien für die Industrie durchführen. Insgesamt wurde aber sowohl von den Befragten in den geförderten Einrichtungen als auch von den befragten externen Experten festgestellt, dass die Förderung an den geförderten Standorten und darüber hinaus zu einer Steigerung der Studienqualität geführt habe. Mögliche Gründe hierfür waren direkter (durch Fortbildungen) oder indirekter (durch Konkurrenzdruck) Art. 2 Die Förderrichtlinien für die KKS sahen einen degressiv gestalteten Bundesanteil an der Förderung vor. 3 im Gegensatz zur kostenpflichtigen Betreuung 4

Bezüglich der Betreuungs- und Beratungsleistungen firmieren die geförderten Einrichtungen grundsätzlich alle als "Full Service"-Anbieter. Es gibt jedoch inhaltlich unterschiedliche, oft historisch gewachsene Schwerpunkte. Eine Vorgabe der Förderrichtlinien war, dass die geschaffenen Strukturen keine Duplizierung von CROs darstellen. Die geförderten Strukturen sollten vielmehr Defizite in der klinischen Forschung beheben, die zuvor durch kommerzielle Angebote nicht behoben werden konnten. In der Untersuchung zeigte sich, dass genau dieses Ziel auch erreicht wurde: Die Einrichtungen sind in der Lage - anders als CROs - ihren "Kunden" selektiv genau die Leistungsmodule anzubieten, die diese im konkreten Fall benötigen. Bei einem Großteil der Studien betreuen die geförderten Einrichtungen daher nur einen sehr kleinen Leistungsanteil, z.b. Studienassistenz oder Monitoring. Dies ist vor allem bei industrie-initiierten Studien der Fall. Als direkter Partner der Pharmaindustrie haben die KKS / Klinischen Studienzentren somit zwar keine Bedeutung, da sie aufgrund ihrer geringen Größe nicht international agieren können. Die Industrie arbeitet jedoch mit einigen Einrichtungen zusammen und nutzt dabei vor allem die Erfahrung des Personals vor Ort. Im Fall von IITs übernehmen die geförderten Einrichtungen jedoch vielfach eine Rundum-Betreuung. Hier können sie ebenfalls einen Bedarf befriedigen, der bisher von CROs nicht gedeckt werden konnte, da lokale Kliniker meist nicht als direkte Kunden für CROs in Frage kommen. Die meisten geförderten Einrichtungen haben so auch die Sichtweise der befragten Experten im Rahmen der Förderung ein umfangreiches, vielfältiges, qualitativ hochwertiges und gut angenommenes Fort- und Weiterbildungsangebot auf- und ausgebaut. Dabei hat die hohe und für einen Teil der KKS aus anderen Gründen problematische Personalfluktuation dazu geführt, dass die durchgeführten Fortund Weiterbildungen über die Grenzen der geförderten Einrichtungen hinaus positiv wirkten. Auf diese Weise trugen sie zu einer breiten Verbesserung der Strukturqualität im Bereich der klinischen Forschung bei. Die Mitwirkungsmöglichkeiten der geförderten Einrichtungen bei der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der medizinischen Fakultät waren begrenzt. Aus diesem Grund war auch eine Einflussnahme auf die Förderung von Nachwuchswissenschaftern auf dem Gebiet der patientenorientierten klinischen Forschung nur an sehr wenigen Standorten möglich. Besondere Lehrveranstaltungen zum Thema Klinische Studien mit wesentlicher Beteiligung des KKS oder Klinischen Studienzentrums sind immerhin an drei Standorten etabliert worden. Oft mangelt es jedoch noch immer an der Bereitschaft von Nachwuchswissenschaftlern, in die patientenorientierte klinische Forschung einzusteigen. Rotationsarztsysteme zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses haben sich an den meisten Standorten oft ebenfalls mangels Interesse von Seiten der Kliniker nicht durchsetzen können. An den geförderten Standorten ist es vielfach gelungen, stabile Kooperationsbeziehungen mit einer großen Zahl von anderen Kliniken und Studiensekretariaten vor Ort aufzubauen. Es gibt jedoch weiterhin eine Vielzahl von Klinken an den Standorten, die ihre Studien überwiegend oder ganz ohne eine Betreuung durch das KKS bzw. Klinische Studienzentrum durchführen. Die geförderten Einrichtungen bzw. die Universitäten schlugen deswegen den Weg einer 5

auf Überzeugungsarbeit und ggf. auch finanziellen Anreizen beruhenden Kooperation mit den Kliniken ein. Dieser Weg war mit einer ausgebauten Qualitätssicherung verbunden und sollte deshalb nach verbreiteter Einschätzung der befragten Einrichtungen weiter fortgeführt werden. Vielfach haben geförderte Einrichtungen auch Netzwerke zur Patientenrekrutierung mit Krankenhäusern in der Umgebung und seltener mit niedergelassenen Ärzten etabliert. Die generellen Probleme im Bereich der Patientenrekrutierung deuten aber schon darauf hin, dass hier noch Ausbaupotential besteht. Einige der geförderten Einrichtungen unterstützten andere nicht geförderte Universitätskliniken, z.b. durch die Bereitstellung von Software zur Durchführung klinischer Studien oder durch Beratungsangebote. Generell wurde konstatiert, dass die KKS-/ Klinischen Studienzentren-Fördermaßnahmen auch bei nicht geförderten Einrichtungen das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Einrichtungen geweckt haben. Resümee Im Zusammenwirken mit der 12. Arzneimittel-Novelle und deren Folgen haben die Fördermaßnahmen dazu beigetragen, die Studienkompetenz und die Studienqualität in Deutschland zu steigern. Verbesserungsbedarf besteht allerdings nach wie vor bei der Patientenrekrutierung. Die Förderung von Koordinierungszentren für klinische Studien (KKS) und Klinischen Studienzentren hat in Synergie mit anderen Fördermaßnahmen des BMBF im Bereich der Strukturförderung (Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren, Kompetenznetze etc.) oder der Projektförderung (insbesondere das BMBF/DFG-Programm Klinische Studien ) zur Festigung und zum Ausbau der Strukturen für die klinische Forschung geführt. Das Zusammenwirken der verschiedenen Förderansätze dürfte einen generellen Bewusstseinswandel zugunsten einer patientenorientierten klinischen Forschung angestoßen haben, der jedoch noch nicht in allen Bereichen und in der notwendigen Tiefe vollzogen wurde. Insgesamt wurden die Ziele der Fördermaßnahmen im Hinblick auf die Schaffung von Strukturen zur Verbesserung der patientenorientierten klinischen Forschung erreicht. Bislang haben sich diese Strukturen, insoweit ihre Förderung endete, als nachhaltig und entwicklungsfähig erwiesen. 6