Schizophrenie Neuronale Dysfunktion & Gewalt Seminar: Forensische Neuropsychologie Dozent: Dr. B. Schiffer Referentin: Christine Heinemann SS09 Gliederung Einführung Methode Ergebnisse Fazit 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 2
Studie Kumari et al. (2006). Neural Dysfunction and Violence in Schizophrenia: An fmri Investigation. Schizophrenia Res. 84:144-164. 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 3 Einführung Patienten mit psychischen Störungen weisen häufiger gewalttätiges Verhalten auf besonders häufig: Schizophrenie antisoziale Persönlichkeitsstörung Bisherige Studien: Gewalt verknüpft mit positiven Symptomen Aber: nicht jeder Patient mit pos. Symptomen wird gewalttätig 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 4
Einführung Patienten mit Schizophrenie und Gewalttätigkeit zeigen schlechtere generelle intellektuelle Leistungen schlechtere exekutive Funktionen (z. B. im Wisconsin Card Sorting Test) also speziell in Funktionen, die dem dorsolateralen präfrontalen Kortex zugeschrieben werden 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 5 Einführung Frontallappen Schäden gehen oft mit antisozialem und gewalttätigem Verhalten einher Steuern exekutive Funktionen Regulieren Sozialverhalten Hemmender Einfluss auf Aggression Auch Schäden im Temporallappen, Thalamus, Hippocampus und Amygdala können zu gewalttätigem Verhalten führen 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 6
Einführung Bisherige Befunde zeigten Anomalitäten im Frontallappen bei n Verbindung zu Gewaltverhalten vorher nicht erforscht Hauptfokus der Studie: Verbindung von Gehirnfehlfunktionen bei Schizophrenie im Zusammenhang mit schwerer körperlicher Gewalt 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 7 Einführung Hypothesen: Generell: Weniger Aktivität im Bereich des Arbeitsgedächtnisses (neuralem Netzwerk) im Vergleich zu Gesunden Spezifisch: Reduzierte Aktivität im Frontalhirn bei Patienten mit Schizophrenie und insbesondere bei Schizophrenie mit Gewalt in der Vorgeschichte 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 8
Einführung Hypothesen: Weitere erwartete Aktivierungsabweichungen: Theorie: Personen mit niedriger Effektivität des Arbeitsgedächtnis weisen bei einfachen Tätigkeiten eine hohe Aktivität auf, die sie dann bei schweren nicht weiter steigert 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 9 Methode Cross sectional Design: Ausschließlich rechtshändige, englischmuttersprachige Männer zwischen 18 und 55 4 Gruppen: 1. 12 Männer mit Schizophrenie und Gewalt in Vorgeschichte (9 Paranoide, 2 Undifferenzierte, 1 Residualer) 2. 13 Männer mit Schizophrenie ohne Gewalthintergrund (10 Paranoide, 1 Undifferenzierter, 1 Disorganisierter, 1 Residualer) 3. 10 Männer mit antisozialer Persönlichkeitsstörung und Gewalt in der Vorgeschichte 4. 13 Gesunde nicht-gewalttätige Männer Alle TN waren frei von Substanzmissbrauch alle TN der ersten drei Gruppen bekamen Medikation 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 10
Demographie der TN Gewalttätige Nicht-gewalttätige Antisoziale Persönlichkeits -störungen Kontrolle Alter 34 33 31 33 Grad an Gewalt 6 1,15 6,4 0,54 Alter bei Krankheitsbeginn Antipsychotische Behandlungsdauer (Jahre) 23 23,15 9,45 9,31 Aktuelle Medikation 3,91 3,46 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 11 Methode Zur Stichprobe: : 1 Mörder 4 Gewaltverbrecher 2 versuchter Mord 1 GBH (grievous bodily harm) Antisoziale Persönlichkeitsstörung: 6 Mörder 2 Gewaltverbrecher 1 versuchter Mord 3 GBH 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 12
Methode Fragebögen: National Adult Reading Test Wechsler Intelligenztest PANSS: Positive and Negative Syndrome Skale (nur auf angewendet) 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 13 Methode fmri: Lokalisierung von Punkten (n-back-task nach Callicott und Kumari) Darbietungszeit: 450 ms Interstimulusinterval: 1500 ms Gesamtdauer: 11 min 15s Aufgabe: Je nach Lage der Punkte sollte Button gedrückt werden, um korrekten Ort entweder des Aktuellen Eines vorhergehenden Oder eines vor dem zuletzt dargebotenen Stimulus anzuzeigen 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 14
Ergebnisse National Adult Reading Test: Gesunde hatten höhere IQs Gewalttätige und antisoziale unterschieden sich kaum Nichtgewalttätige hatten etwas höhere IQs als Antisoziale Predictive IQ (National Adult Reading Test) Gewalttätige Nicht-gewalttätige Antisoziale Persönlichkeits -störungen Kontrolle 95,75 101,08 97,30 107,54 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 15 Ergebnisse Wechlser Intelligenztest: Gesunde hatten höhere IQs Gewalttätige hatten niedrigsten IQ Nichtgewalttätige hatten niedrigere IQs als antisoziale Gewalttätige Nicht-gewalttätige Antisoziale Persönlichkeits -störungen Kontrolle IQ Wechsler 86,08 91,69 98 104,62 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 16
Ergebnisse PANSS: Positive and Negative Syndrom Scale: Gewalttätige hatten etwas geringere Werte bei den generellen Psychopathologien, insbesondere bei: Angst Anspannung Depression Aktives soziales Vermeiden Gewalttätige Nicht-gewalttätige Antisoziale Persönlichkeits -störungen Kontrolle Generelle Psychopathie 22,42 32,92 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 17 Ergebnisse PANSS: Positive and Negative Syndrom Scale: Kaum Unterschiede bei negativen und positiven Symptomen Gewalttätige Nicht-gewalttätige Antisoziale Persönlichkeits -störungen Kontrolle Positivsymptomatik Negativsymptomatik 9,67 12,31 17 19,15 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 18
Ergebnisse fmri: Interaktion von Gruppe und Arbeitsload: Nichtgewalttätige und Antisoziale unterschieden sich kaum von Gesunden Gewalttätige waren weniger genau als die übrigen drei Gruppen 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 19 Ergebnisse Aktivierungen im fmri: Gewalttätige : Zeigten weniger bilaterale Aktivität im Frontallappen im Vergleich zu Gesunden Aktivierungsdefizit im rechten Precuneus Aktivierungsdefizit im rechten inferioren Parietallappen 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 20
Ergebnisse Gewalttätige : Eingeschränktes Arbeitsgedächtnis (schlechtere Performance in der Aufgabe) Niedrigere Aktivität in inferiorer frontaler Region ging mit einem höheren Score an Gewalt einher - die rechte Parietalregion zeigte diesen Zusammenhang am Stärksten 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 21 Ergebnisse Aktivierungen im fmri: Nicht-gewalttätige : Aktivierungsmuster eher wie bei Gesunden Reduzierte fmri-aktivität nur im rechten Precuneus Keine frontalen Aktivierungsdefizite sichtbar, auch nicht bei erhöhter Arbeitslast 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 22
Ergebnisse Aktivierungen im fmri: Antisoziale Persönlichkeitsstörungen: Aktivierungsdefizite im anterioren cingulate Kortex Reduzierte fmri-aktivität im rechten Precuneus Etwas reduzierte Aktivität im linken superioren frontalen Gyrus aber nur in der Aufgabe, in der nach dem eins zurück liegenden Stimulus gefragt wurde 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 23 Ergebnisse Aktivierungen im fmri: Antisoziale Persönlichkeitsstörungen: Besseres Arbeitsgedächtnis als gewalttätige Höhere Aktivität im rechten Frontallappen als gewalttätige 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 24
Ergebnisse Vergleich der klinischen Gruppen: Bei direkter Wahl der Items (no memory load): Große Ähnlichkeit der Aktivierungsmuster in allen Gruppen Alle drei klinischen Gruppen zeigten reduzierte Aktivierung im linken superioren temporalen Gyrus Gewalttätige wiesen geringere Aktivität im linken Putamen auf 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 25 Ergebnisse Vergleich der klinischen Gruppen: Bei Frage nach vorvorletztem Item (2 zurückliegend): Niedrigere Aktivität im inferioren Parietallappen bei gewalttätigen n im Vergleich zu nicht-gewalttätigen Weniger Aktivität im rechten superioren frontalen Gyrus, im rechten inferioren Parietallappen und im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex als die antisoziale Gruppe Antisoziale wiesen niedrigere Aktivität im rechten mittleren frontalen Gyrus im Vergleich zu nicht-gewalttätigen n auf 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 26
Zusammenfassung der Ergebnisse Rolle des Frontallappens bei Gewalt im Zusammenhang mit Schizophrenie konnte bestätigt werden! Die zusätzlichen Befunde sollten in weiteren Studien überprüft und detaillierter betrachtet werden 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 27 Fazit Dysfunktionen im beidseitigen Bereich des Frontallappens und rechten inferioren Parietallappen scheinen durch beschädigte exekutive Funktionen mit Gewalt bei einer Schizophrenie verbunden zu sein Bei der Antisozialen Persönlichkeitsstörung könnten Fehlfunktionen des anterioren cingulate Kortex und damit verbundene Verhaltensdefizite eine stärkere Rolle spielen Bei beiden Krankheiten scheinen Fehlfunktionen des Thalamus, des Hippokampus und des sensorischen Kortex mit schwerwiegender Gewalt verbunden zu sein Einige der Aktivierungsdefizite könnten auf strukturelle Anomalitäten zurückzuführen sein Zusätzlich könnten emotionale Prozesse betroffen sein dies wird zukünftig zu überprüfen sein 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 28
Danke für die Aufmerksamkeit 23. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 29 Danke für die Aufmerksamkeit! 09. Mai 2009 Schizophrenie Seite: 30