Leerstelle (K)eine Chance auf Ausbildung in Schleswig-Holstein?

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Transkript:

Pressekonferenz der DGB-Jugend Nord Leerstelle (K)eine Chance auf Ausbildung in Schleswig-Holstein? Fakten zum Ausbildungsmarkt in Schleswig-Holstein Kiel, 11.10.2010 Ausbildungsstellenmarkt SH, Heiko Gröpler,, 11.10.2010 1

Ausbildungsreport SH 2010 5.000 Jugendliche unsichtbar! 5.000 Jugendliche im Aus? Was Statistik, Ausbildungspakt und Politik verschweigt. 2

Die Logik der Paktpartner Bundesregierung und Wirtschaft Problem: Es werden Äpfel mit Birnen verglichen: Dem Maximum an Ausbildungsstellen wird ein Minimum an BewerberInnen aus einer anderen Statistik entgegengestellt. 3

Wundersames Verschwinden von Jugendlichen Ausbildungsinteressenten müssen dreistufiges Verfahren durchlaufen bis sie als BewerberIn Eingang in die Statistik der Arbeitsagentur finden: 1. Eine Person muss die richtige Stelle ansteuern (i.d.r. die Arbeitsagentur), nicht etwa eine Lehrstellenbörse der IHK, HWK oder anderen Initiative. 2. Diese Person muss ausdrücklich eine individuelle Vermittlung wünschen also als Bewerber registriert werden und darf nicht bei dem Informationsgespräch»stehen«bleiben und 3. die Person muss von der Arbeitsagentur als»ausbildungsreif«anerkannt werden, d.h. die Eignung muss geklärt und gegeben sein. (Berufsbezogene Eignung) Ergebnis: ist immer positiv, weil dem Maximum an Ausbildungsplätzen das Minimum an BewerberInnen entgegengesetzt wird!! 4

Wundersames Verschwinden von Jugendlichen II Nur noch 6.049 von 32.000 aktuellen SchulabgängerInne n (=19%) finden sich in der Statistik der Arbeitsagentur als anerkannte BewerberInnen. Ca. 15.500 Ausbildungsinteressenten sind es aber tatsächlich! 5

Anderes Bestimmungsverfahren für BewerberInnen notwendig Bestimmung aus Gesamtheit notwendig: SchulabgängerInnen + AltbewerberInnen Schätzung der "Altbewerber / Warteschleifenrückkehrer" Anrechnung Bewerber aus jew. Anzahl 2009 lt. BiBB-Studie Schulform Berufsvorbereitungsjahr 1.700 100,0% 1.700 Berufsgrundbildungsjahr 370 100,0% 370 Berufsfachschule 10.018 76,0% 7.614 Fachoberschulen 1.117 45,0% 503 Fachgymnasium 2.922 45,0% 1.315 Technische Oberschulen 428 45,0% 193 Fachschulen 1.730 45,0% 779 Gesamt Altbewerber / Warteschleifenrückkehrer 12.472 Schulabgänger allgemeinbildende Schulen 32.030 15.529 BewerberInnen aus Schleswig-Holstein gesamt: 28.001 Jugendliche 6

Reale Situation auf dem Ausbildungsmarkt in SH ca. 5.000 Jugendliche bleiben alljährlich für Politik und Medien unsichtbar! Negativ: Über 5.000 Ausbildungsplätze fehlen in SH Positiv: Potential liegt bei weiteren 5.000 jugendlichen Ausbildungsinteressenten bzw. zukünftigen Fachkräften 7

Unsere Forderungen Wir brauchen auf Landesebene eine integrierte Ausbildungsstatistik die das tatsächliche Angebot und die tatsächliche Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt in ihrer Gesamtheit erfassen. Die bisherigen Statistiken kommen entweder zu spät oder sind nicht aussagekräftig. So lassen sich mögliche notwendige Veränderungen oder Handlungsempfehlungen nicht ableiten. Sie schönen das Bild in dem alljährlich Tausende von Jugendlichen unentdeckt ins Abseits geschoben werden. Ein Potential von 5.000 Ausbildungsinteressenten (bei gleichzeitigem Fachkräftemangel) gilt es zu heben, nicht nur aus betriebswirtschaftlicher sondern auch aus gesellschaftlicher Verantwortung. Jugendliche wollen in die Gesellschaft integriert werden, wollen gesellschaftliche Teilhabe und bekommen gleich am Anfang ihres Berufeinstiegs wenig Chancen. 8

Unsere Forderungen Sind nicht genügend duale Ausbildungsplätze vorhanden, brauchen wir ein Übergangssystem, welches junge Menschen tatsächlich ausbildet bzw. zeitnah in die duale Ausbildung führt. Da die berufliche Qualifizierung junger Menschen maßgeblich der Wirtschaft dient, muss sich diese auch an deren Finanzierung beteiligen. Die logische Konsequenz daraus ist eine Umlagefinanzierung. Zur Erinnerung: Wenn die Politik die praxisbezogene Berufsausbildung der Jugendlichen den Arbeitgebern überlässt, dann müssen die Arbeitgeber diese Aufgabe nach ihren objektiven Möglichkeiten und damit so erfüllen, dass grundsätzlich alle ausbildungswilligen Jugendlichen die Chance erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das gilt auch dann, wenn das freie Spiel der Kräfte zur Erfüllung der übernommenen Aufgabe nicht mehr ausreichen sollte (Urteil Bundesverfassungsgericht) 9