Kapitalanlage und Steuern Themenbrief 16/2012 30.04.2012



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Transkript:

Kapitalanlage und Steuern Themenbrief 16/2012 30.04.2012 Zertifikate 2: Verschiedene Wertpapierarten A - L Inhaltsverzeichnis 1. Einführung... 2 2. Verschiedene Funktionsweisen der Derivate... 2 2.1. Alpha-Zertifikate... 2 2.2. Best-Zertifikat... 3 2.3. Bonus-Zertifikat... 3 Anlagestrategie... 4 Die vier Szenarien eines Kursverlaufes... 5 Vorteile des Zertifikats auf einen Blick... 5 2.4. Discount-Zertifikat... 6 2.5. Doppel-Discount-Zertifikate... 8 2.6. Double-Chance-Zertifikat... 8 2.7. Faktor-Zertifikat... 9 2.8. Fallschirm-Zertifikat... 10 2.9. Garantie-Zertifikat... 10 2.10. Hedge-Zertifikate... 10 2.11. Index-Zertifikate... 11 2.12. Knock-in-Zertifikate... 12 2.13. Lock-in-Zertifikate... 12

1. Einführung Schuldverschreibungen in Form von Zertifikaten wurden über Jahre hinweg immer beliebter. Alle zwei Minuten kam hierzulande statistisch gesehen ein neues Zertifikat auf den Markt. Dabei haben Anleger die Wahl zwischen mehr als 200.000 verschiedenen Produkten an deutschen Börsen, von über 30 Emittenten. Damit hatten die Zertifikate innerhalb weniger Jahre bereits ein Fünftel des Geldes eingesammelt, das in Investmentfonds steckt. Besonders gefragt waren Discount-Zertifikate sowie Papiere mit einem Kurspuffer, also Garantie oder Bonus. Zwar leidet die Branche noch heute unter den Spätfolgen der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 und das Geschäft hat noch nicht wieder den Stand vor der Krise erreicht: Damals fielen zahlreiche Zertifikate aus und den Banken wurde vorgeworfen, sie hätten ihre Kunden nicht ausreichend auf die Gefahren hingewiesen. Doch bereit rund 100 Milliarden Euro haben deutsche Anleger derzeit wieder in Zertifikaten investiert, zur Krisenzeiten waren es nur 80 Milliarden Euro. Derzeit gibt es knapp 900.000 Zertifikate auf dem deutschen Markt - so viele wie noch nie. Eine wesentliche Ursache für das rapide Wachstum in Deutschland war lange Zeit neben der Vielzahl an verschiedenen Papieren die bevorzugte steuerliche Behandlung. Denn die Gewinne waren nach Ablauf der zwölfmonatigen Spekulationsfrist steuerfrei, selbst wenn der Emittent durch Mechanismen wie Bonus, Rainbow oder Diskont hohe Absicherungszusagen gibt und damit die Risiken eines Totalverlustes nur theoretischer Natur sind. Dies änderte sich 2009 und die Branche hatte reagiert. Es werden jetzt vermehrt Garantiezertifikate und strukturierte Produkte angeboten. Diese Finanzinnovationen werden seit der Systemumstellung an Neujahr 2009 generell moderater besteuert. Zudem müssen die Wertpapiere jetzt nicht mehr zwingend Laufzeiten über ein Jahr aufweisen, da es die Spekulationsfrist nicht mehr gibt. Nachfolgend werden die Grundsätze der Geldanlageform, die steuerliche Behandlung von Zertifikaten sowie die unterschiedlichen Funktionsweisen dargelegt. Im zweiten Teil geht es - in alphabetischer Reihenfolge - um die verschiedenen Funktionsweisen der einzelnen Derivate im Detail nachdem die Grundsätze und die steuerliche Behandlung bereits im ersten Teil vorgestellt wurde. 2. Verschiedene Funktionsweisen der Derivate 2.1. Alpha-Zertifikate Bei diesen Derivaten ist nicht die allgemeine Wertentwicklung einzelner Aktien, Fonds oder Indizes (sog. Long-only- Investments) für die Höhe der Rückzahlung entscheidend, sondern die relative Performance mehrerer Basiswerte zueinander (Aktie oder Index A zu B, Einzelaktie zu Index, zwei Aktienkörben, Rohstoffarten). Ertragschancen und -risiken sind damit weitgehend unabhängig von der Entwicklung des Gesamtmarkts (sog. Benchmark). Damit besteht die Aussicht, Gewinne zu erzielen, ohne dass die Märkte steigen müssen. Alpha-Zertifikate spiegeln das Duell zweier miteinander konkurrierender Basiswerte wider, wobei sich der Anleger vorab für einen der beiden als seinen Favoriten entscheidet. Wenn dieser sich dann tatsächlich besser entwickelt als der Kontrahent, ist die Wette aufgegangen. Statt auf freundliche Börsen zu setzen, können Anleger auch auf die bessere Performance eines Wertpapiers im Vergleich zu einem anderen setzen. Der Charme dieser Angebote ist die Aussicht auf Gewinne, auch wenn die Märkte fallen oder sich seitwärts bewegen. Denn entscheidend ist ausschließlich der Erfolg des favorisierten Bezugswertes A zum Gegenpart B unabhängig von der Börsenentwicklung. Beispiel zum Gewinnpotential A fällt um 15 und B um 20 %.: Der Anleger erhält 5 % Gewinn, obwohl beide Werte im Minus liegen. A fällt um 30 und B um 27 %: Der Anleger macht zwar einen Verlust von 3 %, mit der Direktanlage hingegen 30 %. A steigt um 25 und B um 1 %.: Der Anleger erhält bei Fälligkeit 24 %. A steigt um 5 und B fällt um 5 %: Hier gibt es 10 % Gewinn, auch wenn der Wert A nur gering gestiegen ist. Die Alpha-Strategie ist nicht immer positiv, die Direktanlage kann auch bessere Ergebnisse bringen: Beispiel zum Verlustpotential A steigt um 30 und B um 28 %: Hier gibt es lediglich einen kleinen Differenzgewinn von 2 %, bei der Anlage in Wert A sind es hingegen 30 %. A steigt um 2 und B um 30 %: Der Anleger verliert 28 %, bei der Direktanlage hätte er 2 % gewonnen. A fällt um 5 und B steigt um 25 %: Hier erleidet der Sparer einen Verlust von 30 %, beim Direktinvestment wären es lediglich 5 % gewesen. Alpha-Produkte werden meist in Form von Express-Zertifikaten emittiert angeboten. Bei diesen Papieren reicht bereits eine minimale Outperformance des zugrundeliegenden Favoriten für eine Rückzahlung über dem Nennwert. Wird diese Vorausset- - 2 -

zung am ersten Beobachtungstag nicht erreicht, verlängert sich die Laufzeit um ein weiteres Jahr. Wenn auch am Fälligkeitstag der eine Basiswert nicht über dem anderen notiert, gibt es je nach Konditionen den Nennwert oder den um den relativen Kursverlust verminderten Betrag zurück. Beispiel: Ein Zertifikat bezieht sich auf DAX und EuroStoxx. Sollte sich der heimische Index zu einem Stichtag zumindest minimal besser als das europäische Pendant entwickeln, gibt es die prozentuale Differenz zwischen den beiden Indizes und mindestens 8 % als Prämie mit dem Nennwert zurückgezahlt. Damit erzielen Anleger auch einen Gewinn, wenn beide Kursbarometer gefallen sind, der DAX aber weniger stark. Wird diese Voraussetzung nicht geschafft, läuft das Zertifikat ein weiteres Jahr. Dann könnte es mindestens 16 % Prämie geben, wenn sich der DAX seit dem Startniveau besser als der Euro- Stoxx entwickelt haben sollte. Alpha-Zertifikate werden steuerlich nicht anders eingestuft als herkömmliche Zertifikate, so dass realisierte Gewinne und Verluste unabhängig vom Erwerbsdatum zu den Kapitaleinnahmen gehören. Fazit: Der Ausgang des Duells zweier Basiswerte ist im Gegensatz zur Prognose der künftigen Wertentwicklung eines Indizes oder einer Aktie spekulativ und eher nach sportlichen Maßstäben zu messen. Anleger sollten den Aspekt der Wette daher verinnerlichen. 2.2. Best-Zertifikat Hier gibt es drei verschiedene Varianten: Best-Chance-Zertifikat: Dieses Zertifikat auf einen Index oder eine einzelne Aktie bietet die Möglichkeit, einen günstigen Einstiegskurs zu erwischen. Zwischen der Emission und einem späteren Termin erfolgt die Festlegung des Kaufkurses. Der niedrigere Wert zählt. Als Gegenleistung für dieses Angebot müssen Anleger ein Cap, also eine Kursobergrenze, in Kauf nehmen. Beispiel: Kauf eines Zertifikats zu 50 (Kurs der Aktie bei Emission). Sollte der Kurs am Best-Chance-Datum darunter liegen, ist der maßgebend. Der Kurs liegt bei 40 : Nun gibt es (50/40) 1,25 Anteile. Der Kurs liegt bei 55 : Anleger kaufen ein Zertifikat zu 50 ein. steuerlich nicht anders eingestuft als herkömmliche Zertifikate, so dass realisierte Gewinne und Verluste unabhängig vom Erwerbsdatum zu den Kapitaleinnahmen gehören. Best-End-Zertifikat: Dieses Produkt sichert bei Fälligkeit die höchste während der Laufzeit erreichte Kursnotierung im Bezugswert zu. Damit soll Anlegern fiktiv der Ausstieg zum optimalen Zeitpunkt ermöglicht werden. Best-Entry-Zertifikat: Bei diesem Produkt wird der maßgebende Kaufkurs erst während der Laufzeit bestimmt, beispielsweise nach einem Jahr. Steigt der Bezugswert seit der Emission, ist diese Performance entscheidend. Fällt er hingegen, wird der niedrigste Kurs als Ausgangsniveau genommen. Dies hat den Vorteil, dass Anleger sofort an einer Kurserholung partizipieren. Bei einem herkömmlichen Zertifikat müssen sie erst einmal die zuvor erlittenen Verluste wieder aufholen. Das geringere Niveau gilt allerdings nur, sofern der Basiswert während der Laufzeit nicht unter eine zuvor definierte Kursschwelle fällt. 2.3. Bonus-Zertifikat Mit einem Bonus-Zertifikat können Anleger einen höheren Gewinn erzielen als mit einem Direktinvestment in die entsprechenden Basiswerte. Als solche stehen bei den Bonuspapieren Aktien, Aktienkörbe, Indizes oder Rohstoffkurse zur Verfügung. Ein Bonus-Zertifikat verspricht einen festen Mindestgewinn, allerdings nur bei Fälligkeit. Diese Prämie erhalten Anleger unabhängig vom Stand des zu Grunde liegenden Basiswertes, sofern die Aktie oder der Index während der Laufzeit nicht extrem stark gefallen ist. Ob es den Bonus am Fälligkeitstermin gibt, hängt also vom Kursverlauf während der gesamten Laufzeit ab. Steigen Aktie oder Index jedoch deutlich und sogar über den versprochenen Bonus, gibt es das volle Kursplus in Bar ausbezahlt. Der Gewinn ist somit, anders als bei Discount-Zertifikaten, nicht nach oben durch ein Cap begrenzt. Bei der Neuemission und innerhalb der Zeichnungsfrist kostet ein Bonus-Zertifikat in etwa genau soviel wie die zu Grunde liegende Aktie oder der Stand des gewählten Index. Maßgeblich ist dann zunächst der Kursverlauf des Basiswertes während der Laufzeit, denn er entscheidet über den Bonus. Solange der Kurs nicht auf oder unter eine bestimmte Wertuntergrenze - das Protect-Niveau - fällt, erhalten Anleger den Emissionspreis und zusätzlich einen vorher festgelegten Bonusbetrag. Dieses Zertifikat bietet keine sonderlichen Vorteile. Anleger fahren i.d.r. mit Discountpapieren auf dieselbe Aktie besser. Ist der Chance-Zeitpunkt verstrichen, lohnt der Kauf des Papiers nicht mehr. Best-Chance-Zertifikate werden Damit ist ein Mindestgewinn immer dann sicher, wenn der Protect-Kurs nicht nach unten touchiert wurde, Aktie oder Index also nicht stark gefallen sind. Dabei spielt keine Rolle, auf welchem Niveau sich der Basiswert bei Fälligkeit gerade befindet. - 3 -

Notiert die Aktie bei Fälligkeit über dem Bonus-Niveau, dann profitieren Anleger in vollem Umfang von jedem Kursplus. Sollte der Basiswert allerdings einmal, und sei es nur kurz, das Protect-Niveau verletzt haben, gibt es den Indexstand in Bar oder die Aktie. In diesem Fall erleiden die Besitzer nur dann einen Verlust, wenn der Index oder die Aktie unter Ihrem Kaufpreis notiert. Anlagestrategie Bonus-Zertifikat bei Fälligkeit im gut einem Jahr folgende Szenarien ableiten. Indexverlauf Anleger erhält Die Rendite Index fällt nie unter die Kursschwelle und weist bei Fälligkeit 2.800 Punkte auf den zugesagten Bonus von 8 Euro je Zertifikat plus die Rückzahlung des Nennwertes beträgt 8 % für den Einjahresbereich, und die ist nach Ablauf der Spekulationsfrist steuerfrei. Bonus-Zertifikate sind die optimale Wahl für alle die Anleger, die längerfristig grundsätzlich in eine bestimmte Aktie oder einen Börsenindex investieren wollen. Dabei kann es sich sowohl um eine Neuinvestition als auch ein Depottausch von Aktien in Zertifikate handeln. Index fällt nie unter die Kursschwelle und weist bei Fälligkeit 4.000 Punkte auf den kompletten Kursanstieg von 33% = 33 Euro je Zertifikat plus den Nennwert beträgt stolze 33 %, die ist nach Ablauf der Spekulationsfrist steuerfrei ist. Faustregel: Ein Bonus-Zertifikat weist im Ergebnis, bezogen auf das Ende der Laufzeit, nie ein höheres Risiko auf als die Direktinvestition in die entsprechende Aktie oder den Index. Einziger Aspekt, der die Rendite mindert, ist die während der Laufzeit entgangene Dividendenzahlung, entweder in einer Aktie oder im mangelnden Zuschlag auf einen Index. Gezahlt wird der bereits bei Emission festgelegte Bonus allerdings immer nur dann, wenn der Basiswert während der gesamten Laufzeit eine zu Beginn festgelegte Wertuntergrenze nicht berührt oder unterschreitet. Je nach Ausstattung liegt diese untere Kursschwelle zwischen 20 und 40 Prozent unterhalb des Kursniveaus des Basiswertes zum Emissionszeitpunkt der Zertifikate. Wird die Schwelle erreicht, verwandelt sich das Bonuspapier in ein herkömmliches Index- oder Aktien-Zertifikat. Schutz und der zugesagte Bonus sind damit zwar entfallen, eine anschließend möglicherweise eintretende Markterholung macht das Investment jedoch vollständig mit. Liegt ein Kurs bei Fälligkeit über dem zugesagten Bonuswert, spielt es keine Rolle, ob der Kurs irgendwann einmal das Schutz-Niveau unterschritten hat. Das folgende Beispiel soll die Renditechancen bei unterschiedlichen Marktsituationen erläutern. Dabei wird ein Beispiel für den Einjahresbereich gewählt. Bei längeren Laufzeiten ist zwar das Schutzniveau nicht größer, allerdings fällt der Bonus deutlich stärker aus und kann bei sechs Jahren Laufzeit auch 40 Prozent betragen. Beispiel für den Verlauf eines Bonus-Zertifikats Ein Bonus-Zertifikat auf den EuroStoxx 50 wird mit einem Emissionspreis von 100 Euro ausgegeben. Zu diesem Zeitpunkt notiert der Index bei 3.000 Punkten. Während die untere Kursschwelle bei 75 % (2.250 Punkte) liegt, beträgt der Bonus acht Prozent (3.240 Punkte). Aus der Kursentwicklung des europäischen Aktienmarktbarometers lassen sich für das beschriebene Index fällt unter die Kursschwelle und weist bei Fälligkeit 2.800 Punkte auf Index fällt unter die Kursschwelle und weist bei Fälligkeit 4.000 Punkte auf Index fällt unter die Kursschwelle und weist bei Fälligkeit exakt das Ausgangsniveau aus 93,35 Euro und macht den Indexrückgang von 6,66% voll mit den kompletten Kursanstieg von 33% = 33 Euro je Zertifikat plus den Nennwert 100 Euro, also den Nennbetrag zurück ist minus 6,66 %. Der Verlust wirkt steuerlich nur, wenn das Zertifikat vor Ablauf der Spekulationsfrist verkauft wird. beträgt 33 %, die Verletzung der Kursschwelle spielt keine Rolle. lautet: außer Spesen nichts gewesen. Bei einem Direktinvestment wären zumindest Dividenden möglich gewesen. Ergebnis: Bonus-Zertifikate als kostengünstiges und transparentes Anlageprodukt sind somit genau das richtige Instrument für Anleger, die auch bei einer länger anhaltenden Seitwärtsbewegung der Märkte einen garantierten Ertrag realisieren wollen. Vor Kursverlusten gänzlich verschont werden Anleger allerdings auch dann nicht in jedem Fall, wenn die untere Kursschwelle während der Laufzeit unverletzt bleibt. Dieses Risiko besteht, wenn das Zertifikat während der Laufzeit über die Börse zu Kursen über dem Emissionspreis erworben wird. Darüber hinaus müssen die nicht erhaltenen Dividenden während der Laufzeit vom Ertrag abgezogen werden. Die Ausschüttung bleibt beim Emissionshaus, damit wird der Bonus finanziert. Das gilt neben einem Zertifikat auf eine einzelne Aktie auch bei Kursindizes wie EuroStoxx 50 oder Nikkei 225. Bei deren Berechnung werden anfallende Dividenden nicht berücksichtigt. - 4 -

Hinweis: Zertifikate werden von der jeweils begebenden Bank als Inhaberschuldverschreibungen aufgelegt, bei denen der Anleger wie bei Unternehmensanleihen dieses Emittentenrisiko trägt. Sie haben also ein Bonitätsrisiko, während das Sondervermögen bei Investmentfonds unabhängig von der Bonität der Gesellschaft geschützt ist. Dieser zweitweise kaum beachtete Unterschied geriet insbesondere durch die Finanzmarktkrise in den Fokus, spätestens seit das US- Investmenthaus Lehman Brothers im September 2008 Gläubigerschutz beantragt hatte. Bei Zertifikaten gibt es also grundsätzlich ein Risiko, dass ein Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. So können Anleger den versprochenen Bonus nur dann vereinnahmen, wenn das Zertifikat am Ende der Laufzeit ordnungsgemäß getilgt wird. Die vier Szenarien eines Kursverlaufes Nach der Emission kann sich der Kurs des gewählten Basiswertes in verschiedene Richtungen entwickeln. Entsprechend verläuft auch der Kurs des Zertifikates, das jederzeit über die Börse verkauft werden kann. Der Bonus bezieht sich allerdings immer erst auf den Fälligkeitstermin, so dass dieser Aufschlag während der Laufzeit nur teilweise im Börsenkurs enthalten ist, je nach Wahrscheinlichkeit der Auszahlung und Dauer. Freundlicher Börsenverlauf Szenario: Innerhalb der Laufzeit steigen Index oder Aktie laufend an. Der untere Schwellenwert kommt daher nie in Sichtweite. Bei Fälligkeit ergibt sich ein Kursanstieg von stolzen 50 Prozent, der über dem zugesagten Bonus liegt. Ergebnis: Der Anleger partizipiert in voller Höhe am Kursanstieg und erhält bei Fälligkeit neben dem Nennwert auch den prozentualen Zuschlag ausbezahlt. Damit liegt die Rendite etwas schlechter als bei einem Direktinvestment, da hier auch noch die zwischenzeitlichen Ausschüttungen kassiert worden wären. Seitwärts verlaufende Börse Szenario: Index oder Aktienkurs schwanken um das Ausgangsniveau ohne nennenswert die Richtung nach oben oder unten einzuschlagen. Der untere Schwellenwert kommt daher nie in Sichtweite. Bei Fälligkeit liegt der Kurs in etwa auf den Wert beider Emission. Ergebnis: Der Anleger erhält bei Fälligkeit neben dem Nennwert den zugesagten Bonus ausbezahlt. Damit liegt die Rendite deutlich besser als bei einem Direktinvestment. In seitwärts bewegenden Märkten spielt das Bonus- Zertifikat seine Stärken aus. Einbruch und nachfolgende Erholung Szenario: Index oder Aktienkurs fallen zu Beginn der Laufzeit drastisch und sogar unter den Schwellenwert. Anschließend setzt eine deutliche Kurserholung ein, bei Fälligkeit liegt der Kurs etwas über dem Emissionsniveau. Ergebnis: Der Anleger erhält bei Fälligkeit neben dem Nennwert die Kurssteigerung. Damit liegt die Rendite in etwa bei dem des Direktinvestments, auch wenn der Bonus verloren ging. Allerdings kassiert der Zertifikatbesitzer keine Dividenden. Schwach verlaufende Börse Szenario: Index oder Aktienkurs fallen permanent und auch unter den Schwellenwert. Hiervon erholt sich der Kurs nicht mehr. Ergebnis: Bei Fälligkeit erhält der Anleger entweder den unter dem Einstandspreis liegenden Indexkurs ausbezahlt oder die Aktie geliefert.. Damit liegt die negative Rendite auf dem Niveau des Direktinvestments. Vorteile des Zertifikats auf einen Blick Im Vergleich zu Discount-Zertifikaten partizipieren Anleger an einer positiven Kursentwicklung des Basiswertes in voller Höhe. Ein Cap ist nicht vorgesehen. Für den Investor besteht insoweit (Ausnahme Dividenden) kein Unterschied zum Direktinvestment. Das Verlustrisiko ist geringer als bei der direkten Anlage. Denn über das Bonus-Zertifikat erhalten Anleger nur dann weniger als den Emissionskurs, wenn der Basiswert deutlich und unter den Absicherungskurs fällt. Und auch hier ist noch nicht alles verloren, da sich der Basiswert bis zur Fälligkeit wieder erholen kann. Attraktive Rendite in Seitwärtsmärkten über den dann fälligen Bonus. Die nachfolgende Tabelle soll die Chancen im Vergleich zu einem Direktinvestment aufzeigen. Beispiel: Ausgabe eines Bonus-Zertifikats zu 20 Euro. Die Aktie notiert ebenfalls bei diesem Kurs. Der Anleger erhält bei Fälligkeit in drei Jahren einen Bonus von 25 Prozent und somit 5 Euro, sollte der Kurs bis dahin nicht die Schwelle von 15 Euro unterschreiten. Aktienkurs bei Fälligkeit Auszahlung Zertifikat Entwicklung Aktie Entwicklung Zertifikat Vorteil Zertifikat 12 12-40% -40% 0% 15 25-25% 25% 50% 17 25-15% 25% 40% 19 25-5% 25% 30% - 5 -

20 25 0% 25% 25% 21 25 5% 25% 20% 22 25 10% 25% 15% 24 25 20% 25% 5% 25 25 25% 25% 0% 27 27 35% 35% 0% 30 30 50% 50% 0% Fazit: Vier Vorteile sind bei einem Bonus-Zertifikat hervorzuheben. Entfallen ist dagegen die bis Mitte 2009 mögliche Steuerfreiheit nach einem Jahr, die jedoch nahezu bei allen Varianten der Zertifikate gab. Im Vergleich zu Discount-Zertifikaten partizipieren Anleger an einer positiven Kursentwicklung des Basiswerts in voller Höhe. Ein Cap ist nicht vorgesehen. Für den Investor besteht insoweit (Ausnahme Dividenden) kein Unterschied zum Direktinvestment. Das Verlustrisiko ist geringer als bei der direkten Anlage. Denn über das Bonus-Zertifikat erhalten Anleger nur dann weniger als den Emissionskurs, wenn der Basiswert deutlich unter den Absicherungskurs fällt. Und auch hier ist noch nicht alles verloren, da sich der Basiswert bis zur Fälligkeit wieder erholen kann. Attraktive Rendite in Seitwärtsmärkten über den dann fälligen Bonus. Kursgewinne lassen sich auch bei fallenden Kursen in begrenztem Umfang erzielen. 2.4. Discount-Zertifikat Diese Form der Zertifikate ist eines der Klassiker und wird schon seit den 90er-Jahren am Markt angeboten. Die börsennotierten Papiere werden mit einem Abschlag auf den aktuellen Kurs eines bestimmten Basiswertes ausgegeben. Dies können Aktien, Indizes oder Anleihen sein. Der Besitzer erhält bei Fälligkeit Aktien oder bei Bezug auf einen Index einen Kursausgleich in Bar. Bei einem Discountzertifikat verkauft der Emittent eine Call-Option auf den Basiswert und gibt die Einnahmen daraus als Rabatt an den Anleger weiter. Der große Vorteil liegt im meist zweistelligen Abschlag. Der Kurs des Basiswertes kann bis zur Höhe des Discounts fallen, ohne dass Anleger Verluste verbuchen. Bewegt sich eine Aktie überhaupt nicht, ergibt sich bereits ein stattlicher Ertrag. Steigt der Basiswert moderat, summieren sich Gewinn aus dem Kursplus und der verbilligte Kaufpreis. Steigen Aktie oder Index beispielsweise um fünf Prozent, macht das in der Regel einen Ertrag von rund 15 Prozent aus. Als Gegenleistung für den Discount haben Zertifikat eine Obergrenze, das Cap: Liegt der Kurs bei Fälligkeit über diesen Wert, erhält der Anleger nur das Cap ausgezahlt; der Gewinn ist somit begrenzt (gedeckelt). Kursverluste hingegen muss der Besitzer der Zertifikate in vollem Umfang tragen. Durch den eingeräumten Discount ist das Minus aber in jedem Fall deutlich geringer als bei einem Direktinvestment in den Basiswert. Discount-Zertifikate unterscheiden sich von klassischen Index- Zertifikaten (meist open-end) bzw. Aktien dadurch, dass sie einerseits eine begrenzte Laufzeit (in der Regel 3 bis 18 Monate) haben und andererseits die Rückzahlung von vorneherein auf einen Höchstbetrag (das Cap) begrenzt ist. Daraus ergeben sich zur Fälligkeit zwei Szenarien: 1. Der Bezugswert notiert auf oder über dem Höchstbetrag: Das Discount-Zertifikat wird zum Festbetrag zurückgezahlt. Damit erzielen Anleger die maximale Performance. 2. Der Bezugswert notiert unter dem Höchstbetrag: Der Anleger bekommt entweder die bei Emission festgelegte Anzahl des Basiswertes (Aktien bzw. andere Zertifikate) geliefert und Bruchteile werden durch einen Spitzenausgleich ausgezahlt. Alternativ wird bei Indexprodukten der aktuelle Kurs ausbezahlt. Dieser Barausgleich entspricht dem wirtschaftlichen Gegenwert des Basiswertes. Als Ausgleich für das limitierte Rendite-Potenzial ist ein Discount-Zertifikat stets billiger als sein Bezugswert (Aktie oder Index). So könnte zum Beispiel ein in 13 Monaten fälliges und mit einem Höchstbetrag von 100 Euro ausgestattetes Discount- Zertifikat nur 75 Euro kosten, während die entsprechende Aktie zu diesem Zeitpunkt bei 90 Euro notiert. Der Abschlag auf den aktuellen Kurs beträgt also 15 Euro oder 16,66 Prozent. Anleger erhalten somit einen Abschlag auf den Aktienkurs, eine lukrative Alternative zur Direktanlage. Damit ergeben sich folgende Anlagestrategien: Die Aktie kann bis zur Höhe des Discounts fallen, ohne dass ein Verlust verbucht wird. Verharrt der Kurs, errechnet sich in Höhe des Abschlags eine meist zweistellige Rendite. Steigt der Basiswert moderat an, resultiert der Gewinn aus Kursplus und Discount. Das Zertifikat hat eine Obergrenze das Cap. Liegt der Aktienkurs bei Fälligkeit darüber, erhält der Besitzer den Cap in Bar ausgezahlt; der Gewinn ist somit begrenzt. Kursverluste hingegen trägt der Anleger voll. Dividenden währen der Laufzeit verbleiben beim Emittenten. - 6 -

Die Ergebnisse bei verschiedenen Kursverläufen sollen an einem Beispiel erläutert werden: Ein Zertifikat kostet 10, die zu Grunde liegende Aktie zum gleichen Zeitpunkt 12,50 Euro. Das Cap beträgt 15 Euro. Der Aktienkurs bei Fälligkeit liegt bei 14 Der Anleger erhält die Aktie und verbucht einen Gewinn von 4 Euro = 40 Prozent. Der Aktionär hätte 1,50 Euro verdient. 20 Der Anleger kassiert 15 Euro, das gibt einen Gewinn von 5 Euro. Beim Direktinvestment hätte er 7,50 Euro verdient. 9 Der Anleger erhält die Aktie und erzielt ein Minus von einem Euro. 12,50 Beim Direktinvestment hätte er 3,50 Euro verloren. Beim Zertifikat ergibt sich ein Plus in Höhe des Abschlags von 2,50 Euro. Beim Aktionär ergibt sich ein Nullsummenspiel. 10 Der Anleger erhält die Aktie und hat nichts verdient. Beim Direktinvestment hätte er 2,50 Euro verloren, allerdings möglicherweise eine Dividende kassiert.. Damit sind die Gewinnaussichten klar abgegrenzt; das Zertifikat kann im besten Fall von 10 auf 15 Euro steigen. Mehr als diese 50 Prozent Rendite sind nicht drin. Der Clou ist aber, dass die Aktie dafür bis zur Fälligkeit des Discount-Zertifikates nur um 2,50 Euro und somit 20 Prozent von 12,5 auf 15 Euro steigen muss. Und selbst wenn die Aktie bei Fälligkeit wieder bei 12,5 Euro notiert, also per saldo unverändert, verdient das Discount- Zertifikat noch Geld. Es ist dann eben diese 12,5 Euro wert, doch angesichts des Einstiegskurses von 10 Euro ergibt das immer noch 25 Prozent Plus. Ein Direktinvestment hätte mit ±0 geendet. Auf der anderen Seite wirkt der Discount als Verlustpuffer. Denn erst wenn die Aktie im vorherigen Beispiel bis zur Fälligkeit um über 25 Prozent auf unter 10 Euro gefallen ist, hat das Discount-Zertifikat weniger Wert als heute. Doch auch unterhalb dieser Verlustschwelle schneidet das Zertifikat stets besser ab als die Aktie selbst. Nur wenn die Aktie stark zulegt mehr als 50 Prozent, die maximale Rendite des Discount-Zertifikates, wäre eine Direktanlage die bessere Lösung gewesen. Die entscheidende Stellschraube für das Chance-Risiko-Profil ist somit der Höchstbetrag. Je höher dieser liegt, umso größer ist die Rendite-Chance; je kleiner er gewählt wird, umso größer fällt der Risikopuffer aus. Mit einem Discount-Zertifikat, dessen Höchstbetrag sehr deutlich unter dem aktuellen Kurs des Bezugswertes liegt, können Anleger selbst bei stark fallenden Kursen noch attraktive Renditen erwirtschaften. Eigentlich sind Discount-Zertifikate die verbriefte Form des Stillhaltergeschäfts: Man kauft den Bezugswert und verkauft gleichzeitig eine Kauf-Option. Die dabei vereinnahmte Prämie entspricht dem Discount. Die Investition in Discount-Zertifikate ist also umso attraktiver, je stärker die Börsen schwanken hohe Volatilitäten sorgen für hohe Optionsprämien und stattliche Discounts. Außerdem ist zu beachten, dass das beschriebene Chance/Risiko-Profil nur gilt, wenn das Discount-Zertifikat bis zur Fälligkeit gehalten wird. Diese Kombination aus Aktie und Optionsschein stellt wohl die attraktivste Alternative zur Direktanlage in Aktien dar. Diskont- Zertifikate werden mit einem Abschlag bei Standardwerten rund 20 Prozent auf den aktuellen Kurs einer bestimmten Aktie ausgegeben. Der Anleger erwirbt das Recht, bei Fälligkeit meist nach etwas mehr als einem Jahr statt des Zertifikats die Aktien zu erhalten. Die Papiere können auch jederzeit über die Börse oder das Emissionshaus gehandelt werden. Die Banken stellen permanent Geld- und Briefkurse. Vorteile der Discountzertifikate Der Kurs der Aktie kann bis zur Höhe des Discounts fallen, ohne dass der Anleger einen Verlust verbuchen muss. Verharrt der Kurs, errechnet sich in Höhe des Abschlags eine meist zweistellige Rendite. Steigt der Basiswert moderat an, ergibt sich der Gewinn nicht nur aus der positiven Kursentwicklung, sondern zusätzlich auch noch aus dem ehemals gezahlten verbilligten Kaufpreis. Die im Discount berücksichtigte Dividende bleibt bis zu Verkauf oder Fälligkeit steuerfrei. Bewegen sich Aktie oder Index wenig, ergibt sich beim Zertifikat dank des Abschlags immer noch ein Gewinn. Ein Verlust wird erst erzielt, wenn der Aktienkurs unter den Discountpreis sinkt. Bei Veräußerungsverlusten mit Zertifikaten greift die begrenzte Verrechnung für Aktien nicht, selbst wenn sich das Derivat auf den Kursverlauf von Aktien bezieht. Als Gegenleistung für den Preisabschlag hat das Zertifikat eine Obergrenze das Cap. Liegt der Aktienkurs am Fälligkeitstag über diesem Wert, erhält der Anleger nur das Cap in Bar ausgezahlt; der Gewinn ist somit begrenzt. Kursverluste hingegen muss er in vollem Umfang tragen, da es keine Untergrenze gibt. Darüber hinaus verbleiben Dividendenzahlungen während der Laufzeit beim Emittenten. - 7 -

2.5. Doppel-Discount-Zertifikate Bei diesem Two-Asset-Discount-Zertifikat handelt sich um ein Discount-Zertifikat, dem im Unterschied zur herkömmlichen Ausgabe zwei Aktien zugrunde liegen. Der Emittent besitzt das Wahlrecht, dieses Zertifikat entweder zum Nennbetrag oder durch Lieferung einer der beiden Aktien zu tilgen. Eine Lieferung des Wertpapiers erfolgt in den Fällen, in denen zum Ende der Laufzeit (Fälligkeit) zumindest der Kurs eines der beiden Aktien unterhalb des vereinbarten Basispreises liegt. Notieren beide Werte darunter, erhält der Anleger die Aktie mit dem geringeren Wert. Die Entscheidung liegt ausschließlich beim Emittenten. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Rückzahlung nicht zum Höchstbetrag, sondern durch Lieferung einer der beiden Basiswerte erfolgt. Dafür liegt der Preisabschlag höher als bei den normalen Discountpapieren, meist über 25 %. Eine maximale Rendite für den Anleger wird erzielt, wenn bei Fälligkeit die Kurse beider Aktien leicht oberhalb ihres Basispreises liegen. Liegen beide darunter, wird der Wert geliefert, der prozentual am stärksten unter seinem Basiswert notiert, also die kursmäßig schlechtere Aktie. Szenario bei Fälligkeit Beide Aktien liegen unter dem Basispreis. Der Anleger erhält die am meisten gefallene Aktie. Eine Aktie liegt über, die andere unter dem Basiswert. die Aktie unter dem Basiswert. Beide Aktien liegen über dem Basispreis. den Höchstbetrag. Die Anlage in ein doppeltes Discount-Zertifikat ist dann ratsam, wenn Aktionäre ohnehin beide Aktien erwerben und langfristig halten möchten. In diesem Fall zahlen sie einen deutlich geringeren Betrag als beim Direkterwerb. Als Gegenleistung entgehen ihnen lediglich starke Kursanstiege. Optimal ist die Anlage in Werte, bei denen sie von einem leichten Kursanstieg ausgehen. Hier erhöht sich deren Gewinn im Vergleich zur Direktanlage durch den Preisabschlag. Schlecht sieht es für Anleger aus, wenn sich der Kursverlauf beider Aktien entgegengesetzt bewegen sollte. An der Kurssteigerung partizipieren sie nicht, den Verliererwert hingegen erhalten sie. 2.6. Double-Chance-Zertifikat Verluste des Basiswerts in einfacher Höhe hinnehmen, am Kursplus in doppelter Höhe partizipieren. Solche Renditeaussichten bietet diese Variante des Zertifikats. Liegt der Kurs des Basiswerts bei Fälligkeit über dem Emissionspreis, gibt es den Anstieg in doppelter Höhe. Beispiel: Ausgabe zu 100. Liegt der Basiswert bei Fälligkeit über diesem Kurs, gibt es das Plus in doppelter Höhe, maximal aber 40 %. Zertifikat Kurs bei Fälligkeit Rückzahlung Rendite (in %) Aktie Rückzahlung Rendite (in %) 150 140 +40 150 +50 130 140 +40 130 +30 105 110 + 10 105 + 5 90 90 10 90 10 Steuerlich ergeben sich keine Besonderheiten zu herkömmlichen Zertifikaten. Fazit: Dieses Produkt eignet sich für Anleger, die leicht steigende Kurse des Basiswerts erwarten. Ist eher mit schwankenden oder leicht fallenden Kursen zu rechnen, lohnt eher das Discount-Zertifikat. Express-Zertifikat Dieses Produkt zielt nicht auf ein langfristiges Investment. Index, Aktie oder Aktienkorb werden mit ihrem Kurs bei Emission als Startwert definiert. Hinzu kommen dann mehrere Beobachtungszeitpunkte während der Laufzeit, meist einmal pro Jahr. Liegt der Index nun am ersten Beobachtungstag zumindest auf dem Ausgangsniveau, wird das Zertifikat fällig und der Anleger erhält neben dem Nennwert einen Zuschlag. Der beläuft sich nach einem Jahr auf mehr als den marktkonformen Zins für diesen Zeitraum. Wird der Startwert hingegen nicht erreicht, verlängert sich die Laufzeit um zumindest ein weiteres Jahr. Hier gibt es dann eine höhere und meist verdoppelte Rendite, sollte der Index seinen Ausgangskurs erreicht oder übertroffen haben. Wenn nicht, geht dieses Spiel bis zur Fälligkeit so weiter, jeweils mit einem erhöhten Zuschlag. Bei Laufzeitende gibt es zumindest den Nennwert, wenn der Index nicht unter eine zuvor definierte Schutzbarriere gefallen ist und das Ausgangsniveau nicht erreicht wurde. Erst bei stärkeren Kursverlusten partizipiert der Anleger an den Verlusten, indem er den Nennbetrag nur anteilig zurückerhält. Beispiel: Ein Express-Zertifikat auf den EuroStoxx 50 wird nach einem Jahr zu 107 % zurückgezahlt, sollte das Börsenbarometer auf oder über dem Startwert von 3.000 Punkten liegen. Wenn nicht, gibt es nach zwei Jahren 114, nach drei 121 und nach vier Jahren bei Fälligkeit 128 %. Notiert der Index hier unter dem Ausgangsniveau, erhalten Anleger lediglich den Nennwert zu 100 % zurück. Sofern der Euro Stoxx 50 während der Laufzeit allerdings einmal mehr als 50 % auf unter 1.500-8 -

Punkte gefallen ist, gibt es lediglich die Wertentwicklung bei Laufzeitende. Hat der Index während der Laufzeit einmal 60 % verloren und steht nun bei Fälligkeit auf 2.400 Punkte, erhalten Anleger 80 %. Als Unterform sind auch Easy-Express-Zertifikate im Angebot, die in jedem Fall beim ersten Beobachtungszeitpunkt nach gut einem Jahr Laufzeit fällig werden. Steuerlich ergeben sich keine Unterschiede zu herkömmlichen Zertifikaten. Fazit: Express-Zertifikate eignen sich für freundliche Börsenzeiten. Dann wird kurzfristig eine hohe Rendite erzielt, die auch noch steuerfrei bleiben kann. Die beste Performance gibt es, wenn das Startniveau erst bei Fälligkeit erstmals erreicht wird, dann gibt des den Jahresbonus multipliziert mit den Laufzeitjahren ausgezahlt. Durch die Kursabsicherung nach unten handelt es sich um eine konservative Geldanlage. Bei seitwärts tendierenden Aktienmärkten sind aber andere Zertifikate oder auch Aktienanleihen zu bevorzugen. 2.7. Faktor-Zertifikat Faktor-Zertifikate lassen den Anleger gehebelt an der Wertentwicklung einer Aktie, eines Index, eines Futures oder eines Rohstoffs partizipieren. Dabei bezieht sich jedes Faktor- Zertifikat auf einen Basiswert, der neben dem jeweiligen Basisinstrument (z.b. Aktie, Index, Future oder Rohstoff) eine Zinsbzw. Finanzierungskomponente enthält. Dadurch wird sichergestellt, dass der Basiswert die Wertentwicklung des Basisinstruments gewichtet mit dem jeweiligen Faktor des Zertifikats widerspiegelt. Der Wert dieses Basiswerts wird laufend in der Währung des Basisinstruments berechnet. Die Tagesperformance des Zertifikats entspricht somit der prozentuellen Wertänderung des Basisinstruments multipliziert mit dem definierten Faktor (ohne Zinseffekte). Die tägliche Wertentwicklung des Zertifikats ist somit immer um diesen Faktor größer als die Wertentwicklung des Basisinstruments - dies gilt für potentielle Gewinne sowie Verluste. Der Faktor bleibt über die gesamte Laufzeit konstant. Um die Funktionsweise zu gewährleisten, erfolgt eine Anpassung des Zertifikats auf täglicher Basis. Neben einer Berücksichtigung von Zinseffekten wird die Berechnungsgrundlage für die Tagesperformance auf den Schlusskurs des jeweiligen Basisinstruments angepasst. Dadurch bildet das Zertifikat die Tagesperformance des Basisinstruments gehebelt mit dem konstanten Faktor ab. Hält der Anleger das Faktor-Zertifikat über einen längeren Zeitraum, kann die Wertentwicklung des Zertifikats von der gehebelten Wertentwicklung des Basisinstruments abweichen entspricht die Wertentwicklung des Basiswerts der Anlegermeinung, so ergibt sich daraus ein positiver kumulativer Effekt. Liegt der Anleger mit seiner Meinung falsch, werden aufgrund dieses Effekts die absoluten Verluste bei identen prozentuellen Verlusten geringer. Beispiel: Der Anleger investiert in ein Faktor-Zertifikat auf einen Index mit Faktor 4 (Long) zum Preis von 100 Euro. Er glaubt an einen Index-Anstieg. Die Marktmeinung des Anlegers tritt ein: 1. Tag +1 % 104 Euro +4 % (auf Basis von 100 Euro), Wertentwicklung + 4,00 Euro. 2. Tag +1 % 108,16 +4 % auf Basis von 104 Euro, Euro + 4,16 Euro. Tritt die Marktmeinung des Anlegers ein, werden die absoluten Gewinne des Anlegers bei gleichbleibender prozentueller Performance immer größer. Die Marktmeinung des Anlegers tritt nicht ein: 1. Tag -1 % 96 Wertentwicklung -4 % Euro - 4,00 Euro. 2. Tag -1 % 92,16 Euro -4 % auf Basis 104 Euro, Wertentwicklung - 3,84 Euro. Entspricht die Kursentwicklung nicht den Erwartungen des Anlegers, werden die absoluten Verluste bei gleichbleibender prozentueller Performance immer kleiner. Faktor-Zertifikate eignen sich zum Verfolgen beständiger Trends oder als Instrument zur Risiken kurzfristigen Depot-Absicherung. gehebelte Partizipation an der Basisinstrumententwicklung, bzw. verminderter Kapitaleinsatz gegenüber dem Direktinvestment. der Anleger kann den Ein- bzw. Ausstiegszeitpunkt der Investition jederzeit frei wählen. innertäglicher Schutzmechanismus im Fall extremer Marktbewegungen zur automatischen Verlustbegrenzung keine Knock-out-Schwelle, dadurch kein plötzlicher Totalverlust des Kapitals Falls die erwartete Kursentwicklung nicht eintritt, bedeutet gehebelte Partizipation auch überproportionale Verluste. das Zertifikat wird wertlos (Totalverlust), falls das Basisinstrument wertlos wird. der Wechselkurs, sowie im Fall von Futures als Basiswert der Rollvorgang beeinflussen die Wertentwicklung des Zertifikats. der Faktor wirkt sich jeweils auf die Tagesentwicklung des Faktor-Zertifikats aus. Zins- und Finanzierungskosten können den Faktor-Effekt verstärken oder abschwächen. - 9 -

die Rückzahlung ist abhängig von der Bonität und Liquidität des Emittenten und im Falle einer Insolvenz des Emittenten kann es zu einem Totalverlust der Forderungen des Anlegers kommen. 2.8. Fallschirm-Zertifikat Es handelt sich eigentlich um ein ganz normales Zertifikat. Steigt der Kurs des Basiswerts (Aktie, Index, Basket), partizipieren die Besitzer analog. Geht der Kurs nach unten, wird der Fallschirm aktiviert. Der sichert das Kapital bis zu einem bestimmten Kursniveau in voller Höhe und darunter zumindest teilweise. Die Garantiezusage bezieht sich dabei auf den Fälligkeitstermin. Beispiel: Ein Zertifikat bezieht sich auf eine Aktie. Der Ausgabepreis liegt bei 10. Beträgt der Wert bei Fälligkeit mehr als 10, gibt es den kompletten Kurswert als Rückzahlungsbetrag. Liegt er zwischen 10 und 8, gibt es in jedem Fall 10. Liegt der Wert unter 8, ergibt sich ein prozentual langsam ansteigender Verlust: Bei 8,90 beispielsweise gibt es noch 9,50 und bei 8 immerhin 8,40. Der Emittent finanziert seine Zusagen durch die während der Laufzeit anfallenden Dividenden, die er einstreichen darf. Im Vergleich zum Discount-Zertifikat wird das Papier exakt zum Aktienkurs ausgegeben. Steuerlich ergeben sich keine Unterschiede zu herkömmlichen Zertifikaten. Fazit: Ein konservatives Investment, bei dem lediglich die ausfallende Dividendenzahlung zu berücksichtigen ist. Das Zertifikat eignet sich für Anleger, die von steigenden Kursen im Bezugswert ausgehen, mögliche Rückschläge in gewissem Umfang aber absichern wollen. 2.9. Garantie-Zertifikat Weiterhin an der Börse aktiv bleiben, aber möglichst kein Risiko eingehen und zumindest das eingesetzte Kapital zurück erhalten: Diese Sichtweise hegen viele private Anleger, denn mit der generell vorhandenen Börsenunsicherheit können viele Deutsche schlecht umgehen: Kaum gehen die Aktienmärkte auch nur einen Tag in die Knie, raubt die Sorge um den Wert des eigenen Vermögens manchem Privatanleger sofort den Schlaf. Eine Möglichkeit, sich gegen derlei Schlafstörungen oder blutige Nasen zu schützen, bieten Garantieprodukte, die in Form von herkömmlichen Zertifikaten angeboten werden. Der Run auf Sicherheit geht allerdings mit einer verringerten Ertragschance einher. Sollten beispielsweise die Aktienbörsen während der Laufzeit stark anziehen, geht diese Tendenz zum großen Teil an Besitzern von Garantieprodukten vorbei. Darüber hinaus gilt der Schutz nur zum Ende der Laufzeit. Wer früher aussteigen will oder muss, kann durchaus Kursverluste in Kauf nehmen. Garantie-Zertifikate bewegen sich im Gegensatz zu den Discounts mit dem Kursverlauf von Aktie oder Index und garantieren statt einem Abschlag eine Mindestrückzahlung den Floor. Diese Garantie kann den kompletten Nennbetrag ausmachen, aber je nach Angebot auch nur einen Prozentsatz hiervon. Dafür partizipieren Anleger nur anteilig an Kursgewinnen. Steigt der Index beispielsweise bis zur Fälligkeit um 30 Prozent, könnte sich das beim Zertifikat nur mit 15 Prozent auswirken. Motto: Je höher die Garantie, umso eingeschränkter die Renditechancen. Hinweis: Die Garantiezusage wirkt immer erst bei Fälligkeit. Während der Laufzeit kann der Kurs des Zertifikats durchaus unter dieses Niveau fallen. Anleger, die den Sicherheitsaspekt schätzen, sollten daher Laufzeiten wählen, in denen das investierte Geld voraussichtlich nicht benötigt wird. Garantiezertifikate bestehen eigentlich aus Zerobonds und Optionsgeschäfte, sodass nur der nicht in die Anleihe fließende Teil des Nennwerts für eine mögliche Rendite zur Verfügung steht. Werden diese Produkte während der Laufzeit unter dem späteren Garantiepreis erworben, haben sie eher Anleihecharakter. Garantiezertifikate sind das richtige Produkt für konservative Anleger, die für eine Absicherung auf mögliche Renditen verzichten wollen. Bei einer Garantiezusage waren sämtliche Kursgewinne vor 2009 mit der Marktrendite als Einnahmen aus Kapitalvermögen zu behandeln, 20 Abs. 2 S. 1 Nr. 4 S. 1 EStG. Das galt selbst dann, wenn nicht der komplette Nominalwert garantiert wurde. Diese Finanzinnovationen gingen ohne Übergangsregel in das System der Abgeltungsteuer über. Checkliste zu Garantiezertifikaten Ein klassisches Basisinstrument für risikoscheue Anleger. Hervorragende Alternative zu Anleihen. In der Regel 100-prozentige Rückzahlungsgarantie mit theoretisch unbegrenzten Gewinnchancen. Teilnahme an sämtlichen Kursaufschwüngen mit begrenztem Risiko. Je höher der Garantiebetrag, umso geringer partizipieren Anleger an den Kurszuwächsen. Die Garantie wirkt erst bei Fälligkeit; während der Laufzeit kann der Kurs auch unter diesen Betrag fallen. Sämtliche Kursgewinne sind als Kapitaleinnahme steuerpflichtig und unterliegen der Abgeltungsteuer. 2.10. Hedge-Zertifikate Mittels der Absolute-Return-Anlage sollen Gewinne unabhängig von Markttendenzen erzielt werden und dies auch noch bei - 10 -

geringer Volatilität. Im englischen Sprachgebrauch bedeutet hedge Hecke, in der Finanzwelt steht der Begriff für Schutz. So wie die Hecke den Garten schützt, dienen Hedge-Fonds vom Grundsatz her der Absicherung eines Wertpapierdepots. Dazu gehören der Kauf oder Verkauf von Futures und anderen Derivaten sowie der Leerverkauf von Wertpapieren oder Waren. Eine kreditfinanzierte Spekulation, um die Performance zu erhöhen, zählt ebenfalls zu den Instrumentarien eines Hedge- Fonds-Managers. Zu einem Shootingstar in diesem Bereich hatten sich in den letzten Jahren Hedge-Fonds-Zertifikate entwickelt. Ihr Stern war 2004 kaum verblasst, auch wenn seitdem durch das Investmentgesetz (InvG) für Hedge-Fonds auch den Vertrieb im Inland zugelassen ist und damit den Grundstein für steuerlich günstige Voraussetzungen legte. Bis Ende 2003 waren Fondsmanager durch das Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften die Hände gebunden, denn Hedge-Strategien waren in dieser Vorschrift nicht vorgesehen. Daher wurden die Fonds jenseits der Grenze errichtet. Der Kursverlauf des Zertifikats bezieht sich auf einen oder mehrere Indizes. Die setzen sich aus einem Korb von Hedge-Fonds zusammen. Alternativ kann als Referenzwert auch ein gemanagtes Portfolio aus vielen verschiedenen HedgeFonds dienen. Chance-/Risikoanalyse der Hedge-Zertifikate Gewinne sind in steigenden und fallenden Märkten möglich. Derzeit kaum vergleichbare Produkte am deutschen Markt. Transparenz des Referenzwertes Index oder Summe von Einzelfonds ist eher gering. Hervorragende Alternative zu Direktinvestments am Terminmarkt. Höhere Managementgebühren als bei normalen Zertifikaten. Geringere Kosten als bei Hedge-Fonds Hohe Liquidität wird durch die Emissionshäuser gewährleistet Geringe Mindestanlagesumme Die Konstruktionen dieser Papiere sind nur schwer nachvollziehbar. Viele Zertifikate beziehen sich gleich auf mehrere Dachfonds, deren Gewichtung regelmäßig verändert wird. Für Anleger, die keine großen Risiken eingehen wollen und hierfür höhere Gebühren in Kauf nehmen, sind Hedge-Fonds- Zertifikate dennoch interessant aber höchstens zur Beimischung. 2.11. Index-Zertifikate Nur wenige Fondsmanager schlagen auf Dauer einen Referenzindex. Hinzu kommen noch Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühren. Da ist es wenig verwunderlich, dass ein passives Vermögensmanagement über Index-Zertifikate effizienter und preiswerter ist. Statt auf eine Reihe von Einzelaktien aus einem Aktien-, Renten- oder Rohstoffindex zu spekulieren, haben Anleger hierüber die Möglichkeit, einen ganzen Markt abzudecken. Diese Partizipations-Zertifikate werden in Deutschland immer populärer. Alleine 70 % aller Zertifikate orientieren sich an einem Index, meist DAX oder EuroStoxx, und zunehmend auch an Rohstoffbarometern. Der Hintergrund: Immer mehr Investoren nehmen ihre Anlageentscheidung selbst in die Hand, profitieren von geringen Gebühren sowie den Vorteilen der Besteuerung und sind enttäuscht von den eher negativen Erfolgsquoten der Fondsmanager, die hierfür auch noch Geld verlangen. Der Kurs dieser Wertpapiere hängt unmittelbar vom Verlauf des zugrundeliegenden Index ab. Der Anleger profitiert also bei steigenden und verliert bei fallenden Kursen. Index-Zertifikate konkurrieren mit Index-Fonds, Index-Optionsscheinen oder Index-Aktien, sind aus steuerlicher Sicht aber am attraktivsten. Pluspunkte ergeben sich aber auch aus den Möglichkeiten, mit geringem Einsatz in ein Land oder eine ganze Region zu investieren, sowie dem fairen Preis, da weder Aufgeld noch Ausgabeaufschlag zu zahlen sind. Zumeist bilden die Zertifikate den zugrundeliegenden Index 1:1 oder 1:10 ab. Die Besitzer können den Kursverlauf der Papiere leicht verfolgen und über eine Reihe von Banken auch über Sparpläne investieren. Viele Angebote haben kein Laufzeitende, Anleger können somit dauerhaft auf eine oder mehrere Börsen setzen. Checkliste zu Index-Zertifikaten Der Kurs dieser Wertpapiere hängt unmittelbar vom Verlauf des zugrundeliegenden Index ab. Anleger profitieren also bei steigenden und verlieren bei fallenden Kursen. Index-Zertifikate konkurrieren mit Index-Fonds oder Index-Aktien, sind aus steuerlicher Sicht aber attraktiver. Vorteile ergeben sich aus der Möglichkeit, mit geringem Einsatz in ein Land oder eine ganze Region zu investieren und weder Aufgeld noch Ausgabeaufschlag zahlen zu müssen. Das wird derzeit durch Neuemissionen auf die Indizes der EU-Beitrittsstaaten praktiziert. Permanente Vergleichsmöglichkeit mit dem aktuellen Indexstand In vielen Indizes wie etwa dem DAX werden Dividendenabschläge dem Kurs wieder zugerechnet. Anleger profitieren hiervon indirekt, ohne Kapitaleinnahmen - 11 -

versteuern zu müssen. Ein lukrativer Aspekt, um das 2009 entfallende Halbeinkünfteverfahren bei der Direktanlage in Aktien zu umgehen. Ständiger Börsenhandel möglich Gewinne aus Indexzertifikaten gehören nicht zu den ausschüttungsgleichen Erträgen, sofern das Papier den Kurs einer oder mehrerer Aktien im Verhältnis 1:1 abbildet, weil Gewinne und Verluste bei entsprechender Direktinvestition ebenfalls nicht zu den ausschüttungsgleichen Erträgen zählen. Das klassische Index-Zertifikat z.b. auf DAX oder EuroStoxx 50 ist also nicht betroffen, wohl aber der Bezug auf Rentenindizes oder Baskets. Index-Zertifikate sind wohl die preiswerteste und auch die transparenteste Möglichkeit, vom Auf und Ab eines Börsenindex zu profitieren. Einziger Nachteil im Vergleich zu Fonds ist das Risiko der Schuldnerbonität. Bei den am deutschen Markt agierenden großen Bankhäusern ist dies jedoch zu vernachlässigen. 2.12. Knock-in-Zertifikate Es handelt sich um Discount-Zertifikate, die mit einem zusätzlichen Schutz für Anleger ausgestattet sind. Denn erreicht der Kurs der zugrundeliegenden Aktie während der Laufzeit nicht die vorher festgelegte untere Knock-In-Schwelle, gibt es auf jeden Fall den Nennwert zurück. Wird die Schwelle hingegen unterschritten, wandelt sich das Papier in ein normales Discount-Zertifikat. Der Vorteil hat natürlich seinen Preis. Der Abschlag auf den Aktienkurs ist bei der Emission geringer. Dabei handelt es sich um spezielle Terminkontrakte, die mit begrenzter oder unbegrenzter Laufzeit angeboten werden. Der Anleger kann sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse von Aktien, Indizes, Branchen, Länderregionen, Zinsen, Rohstoffen oder Währungen setzen. Wegen der ausgeprägten Hebelwirkung von Knock-out-Produkten kann der Anleger überproportional an der Entwicklung des Basiswertes partizipieren. Die Hebelwirkung ergibt sich daraus, dass das Hebelprodukt wesentlich weniger kostet als der Basiswert. Wird ein solches Knock-out-Produkt vorzeitig fällig, weil der Kurs des Basiswertes die jeweilige Knock-out-Schwelle berührt oder unter- bzw. überschreitet, verfällt das Wertpapier als wertlos. Bei diesem auch unter dem Begriff Mini-Future-Zertifikat laufenden Produkt kann es also zu einem Totalverlust kommen. Die Funktion ist vergleichbar mit Optionsscheinen, allerdings ist das Risiko höher. Denn ein Unter- (Call) oder Überschreiten (Put) des Schwellenkurses während der Laufzeit führt bereits zur Wertlosigkeit oder Rückzahlung von 0,001 je Papier. Diesen Vorgang stuft die Finanzverwaltung mangels Veräußerungsvorgang als nicht steuerbaren Vorgang auf der Vermögensebene ein (BMF 22.12.2009, IV C 1 - S 2252/08/10004, BStBl 2010 I S. 94, Tz. 60; 27.11.2001, IV C 3 S 2256 265/01, BStBl I 2001 S. 986, Tz. 18 und 23). Es ist ungewiss, ob der BFH diese Auffassung teilt. Verwiesen wird zwar auf dessen Rechtsprechung zu Optionen (13.1.2010, IX B 110/09, BFH/NV 2010 S. 869; 9.10.2008, IX R 69/07, BFH/NV 2009 S. 152; 19.12.2007, IX R 11/06, BStBl 2008 II S. 519 - andere Auffassung: Hessisches FG 22.10.2010, 8 V 1268/10), bei der er den Verfall nicht als Veräußerung einstuft. Doch sind Zertifikate eben als Festgeschäfte etwas anderes als Optionen. Hierzu ist zur Zeit ein weiteres Verfahren vor dem BFH anhängig. Diese Einordnung hat insbesondere unter der Abgeltungsteuer ab 2009 große Relevanz. Der neue 20 Abs. 2 Nr. 3 EStG definiert Terminmarktgeschäfte als Gewinne durch Differenzausgleich oder einen durch den Wert einer veränderlichen Bezugsgröße bestimmten Geldbetrag oder Vorteil. Insoweit soll der wertlose Verfall auch nicht zu den negativen Kapitaleinnahmen zählen. Anleger können dies nach Verwaltungsauffassung dann auch nicht vermeiden, indem sie Ihre Rechte oder Optionsscheine kurz vor Fälligkeit für einen Minimalbetrag verkaufen und damit eine - wirtschaftlich grundlose - Veräußerung auslösen(ofd Münster 13.7.2009, Kurzinformation Einkommensteuer Nr. 021/2009). 2.13. Lock-in-Zertifikate Bei diesem Produkt (auch als All-Time-High- oder Best-End- Zertifikat angeboten) ist der Kurswert eines Indizes nicht nur bei Fälligkeit maßgebend. Vielmehr sichert der Emittent den Anlegern während der Laufzeit einmal erreichte Höchststände zu vordefinierten Gewinnstufen zu, loggt sie also ein. Somit partizipieren Besitzer zu 100 % an dem höchsten festgestellten Kursstand des Basiswerts. Dies hat den Vorteil, dass sich Kursschwankungen positiv bemerkbar machen, allerdings nur die Anstiege. Der höchste Stand, der dabei während der gesamten Laufzeit festgestellt wird, ist Anlegern bei der Auszahlung sicher. Sind alle monatlich festgestellten Indexwerte niedriger als der Referenzwert vom Beginn der Laufzeit, zahlt der Emittent Besitzern des Zertifikats lediglich die relative Performance zurück. Verluste machen Anleger also immer dann, wenn der Basiswert zu keinem Zeitpunkt zumindest die erste Gewinnstufe erreicht. Beispiel: Das Zertifikat auf einen Index hat die Gewinnstufen 20, 50, 75 und 100 %. Steigt der Basiswert schnell um 23 % und fällt anschließend deutlich, erhält der Anleger bei Fälligkeit den Nennwert zu 120 % zurück; die erste Gewinnstufe wurde erreicht. Steigt der Kurs hingegen noch weiter um insgesamt 60 %, gibt es anschließend in jedem Fall einen Kursgewinn von 50 % ausbezahlt. Notiert der Basiswert nun bei Fälligkeit 52 % über Startniveau, gibt es diese Performance. - 12 -

Lock-in-Zertifikate werden nicht anders eingestuft als herkömmliche Zertifikate, die Veräußerung unterliegt der Abgeltungsteuer, Gewinne mit 25 %, Verluste als verrechenbare negative Kapitaleinnahmen. Fazit: Diese Variante bietet deutliche Vorteile im Vergleich zu Index-Zertifikaten. Denn die Besitzer müssen nicht auf Kursanstiege zum Laufzeitende hin setzen. Das Verlustrisiko ist geringer und ein mögliches Minus fällt nicht höher aus als bei Index- Zertifikaten. Anleger müssen allerdings während der Laufzeit auf Dividenden verzichten. Die verwendet der Emittent, um die angebotenen Zusagen über Optionen finanzieren zu können. - 13 -

Ansprechpartner Rolfjosef Hamacher Rechtsanwalt Fachanwalt für Steuerrecht, Fon 0221/47 43 471 Fax 0221/47 43 499 hamacher@axis.de Bernhard Fuchs Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater Fon 0211/43 83 560 Fax 0211/43 83 5611 fuchs@axis.de Dipl.-Finw. Heinrich Bürmann Rechtsanwalt, Steuerberater, Fon 030/40502950 Fax 030/405029599 buermann@axis.de axis RECHTSANWÄLTE GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-0, Fax: 0221 4743-111 Schlüterstraße 41, 10707 Berlin Fon: 030 4050295-0, Fax: 030 4050295-99 Heinrichstraße 155, 40239 Düsseldorf Fon: 0211 438356-0, Fax: 0211 438356-11 axis GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-570, Fax: 0221 4743-499 axis actuarial services GmbH Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-331, Fax: 0221 4743-111 Solvency Fabrik GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-570, Fax: 0221 4743-111 axis Steuerberatungsgesellschaft mbh Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-560, Fax: 0221 4743-111 Centroallee 285, 46047 Oberhausen Fon: 0208 6070405-0, Fax: 0208 6070405-29 axis consulting GmbH Dürener Straße 295, 50935 Köln Fon: 0221 4743-450, Fax: 0221 4743-499 info@axis.de www.axis.de Die Ausführungen in dieser Publikation sollen einer allgemeinen Information dienen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann aufgrund der Komplexität der behandelten Themen nicht erhoben werden; ebenso wird eine einzelfallbezogene Beratung hierdurch nicht ersetzt. Die Einheiten der axis-beratungsgruppe übernehmen keine Haftung für die Folgen einer Verwendung dieser in der Publikation dargelegten Informationen. - 14 -