Antrag. Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode. Drucksache 13/4389

Ähnliche Dokumente
auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Rainder Steenblock und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 13/2960

auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 12/8381

Antwort. Deutscher Bundestag Drucksache 17/6621. der Bundesregierung

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

Auftraggeber: Dachverband Bürgerinitiative "Das bessere Bahnkonzept" Frankenstraße Altendorf. München, den 21.

Vorbemerkung der Fragesteller Die Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg Erfurt (VDE 8.1) stellt nach dem Verkehrsinvestitionsbericht

Schienengüterverkehr auf den Neubaustrecken Nürnberg Ingolstadt und Wendlingen Ulm

Die DB Netz AG als bedeutender Infrastrukturbetreiber Aufgaben und Verantwortung. DB Netz AG Stefan Kühn I.NM-S Rosenheim,

Vorbemerkung der Fragesteller DerviergleisigeAusbauderRheintalbahnzurLeistungssteigerungimGüterverkehralsZubringerzudenneuenschweizerAlpentunneln

Ausbau des Schienengüterverkehrs auf der Achse Köln Karls ruhe und dessen Auswirkungen auf das Land Baden-Württemberg

Thüringen Die schnelle Mitte Deutschlands

denabschnittnürnberg Fürthin2005eineFinanzierungsvereinbarungabgeschlossen

Presseinformation. Bahn erarbeitet Alternativvarianten zur Y-Trasse. Schaffung von Kapazitäten, Lärm- und Umweltschutz stehen im Vordergrund

auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 13/1675

Kostenüberschreitungen bei Bauprojekten der Deutsche Bahn AG

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 13/891

Bahnprojekt Ulm Augsburg Informationen zum Projekt. DB Netz AG Markus Baumann I.NG-S-B

Gesetzentwurf. Drucksache 13/3103. Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode. der Bundesregierung

Kommentierung des Bundesverkehrswegeplans 2030 bzgl. Fragen der Organisation, Projektauswahl und Bewertung

Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 Status Quo und Ausblick

Die Korridore Hamburg Hannover und Bremen Hannover sollten für den Schienen Güter Verkehr ausgebaut werden.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie

Antrag. Deutscher Bundestag 11. Wahlperiode. Drucksache 11/387 (neu) der Abgeordneten Frau Brahmst-Rock, Weiss (München) und der Fraktion DIE GRÜNEN

Im Dialog im Rahmen der Frühen Öffentlichkeitsbeteiligung Runder Tisch Rotenburg Verden

Änderungsantrag. Deutscher Bundestag 12. Wahlperiode. Drucksache 12/6312. der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P.

Schneller Direkter Komfortabler. Die neue Schnellfahrstrecke Berlin München

Investitionsrahmenplan : Kein Geld für Nichts in Baden- Württemberg?

Eurailspeed Parallel Session D.2

Investitionskosten von Stuttgart 21

Fachgespräch Technologieachse Süd. Deutsche Bahn AG Klaus-Dieter Josel Konzernbevollmächtigter Bayern Augsburg, 9. Februar 2015

ABS/NBS Hanau Würzburg/Fulda im BVWP Arbeitsgruppe Südkorridor Aschaffenburg,

Variante Region Neckar-Alb

Vom Ypsilon über Alpha zum BSWAG (HHBH) Bahnprojekt Hamburg/Bremen - Hannover. DB Netz AG. Bahnprojekt Hamburg/Bremen - Hannover. Hannover,

Eisenbahnpolitik in Sachsen im Lichte des neuen Bundesverkehrswegeplans April 2016 I IZBE - Forum I Hubertus Schröder

Die Bürgerinitiativen der: G. Kaiser

ICE Forum Suhl VDE 8 Strecke Nürnberg - Berlin. DB Netz AG Mike Flügel I.NGW(S) Suhl

Knappe Mittel effizient verwenden! Prioritäten setzen!

(Artikel12aAbs.1) können [Männer]vomvollendetenachtzehntenLebensjahranzumDienstindenStreitkräften,imBundesgrenzschutz

Deutsche Bahn investiert bis 2019 rund 1,6 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur in Sachsen-Anhalt. Pressegespräch Magdeburg,

Deutscher Bundestag Drucksache 18/ Kleine Anfrage. 18. Wahlperiode

UPI Umwelt- und Prognose- Institut e.v.

ABS/NBS Hamburg/Bremen - Hannover

Vom Fahrplan 2018 und der Inbetriebnahme der VDE 8 profitiert ganz Deutschland. DB AG Klaus-Dieter Josel

Schienenverkehrskonferenz der IHKs der Metropolregion Nürnberg

ABS Nürnberg Marktredwitz Reichenbach/ Grenze D/CZ (-Prag) Elektrifizierung Hof Marktredwitz

Deutscher Bundestag Drucksache 13/ Wahlperiode

ABS Nürnberg Marktredwitz Reichenbach/ Grenze D/CZ (-Prag) Elektrifizierung Hof Marktredwitz

elektronische Vorab-Fassung*

Deutschland-Takt. Der Deutschland-Takt als Grundlage für eine integrierte Infrastrukturplanung Bernhard Wewers,

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ausbau und Elektrifizierung der Südbahn und der Strecke zwischen Friedrichshafen und Lindau

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (Einzelplan 12) 16 Aufwendiger Ausbau einer Kreuzung der B 2 in Weißenburg

Dialogforum 2016 Netzkonzeption 2030

Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 - Einbindung Südthüringens an das ICE-Netz - Deutsche Bahn AG Eckart Fricke Suhl

der Abgeordneten Sabine Leidig, Caren Lay, Herbert Behrens, Eva Bulling-Schröter, Annette Groth, Thomas Lutze und der Fraktion DIE LINKE.

(BüG)alsSchallminderungsmaßnahmeangewandt.EinMesszugüberprüftaufdiesenAbschnittenregelmäßigdenZustand

der Abgeordneten Stephan Kühn (Dresden), Matthias Gastel, Stefan Gelbhaar, Cem Özdemir, Daniela Wagner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Der Deutschland-Takt. Fachforum "Zukunft des Bahn-Fernverkehrs" 13. September 2008, Düsseldorf. Arnd Schäfer, Geschäftsführer BAG-SPNV

NetzDialog 2015 Interview mit Herrn Wolfgang Bohrer. DB Netz AG Wolfgang Bohrer Leiter Netzplanung und Portfoliomanagement

Umsetzung von Projekten des Neubaus, Ausbaus und der Erhaltung der Bundesschienenwege in Bayern

Stausituation auf deutschen Autobahnen im Jahr 2011

Ferlemann stellt Korridorstudie Mittelrhein vor

Beschlussempfehlung und Bericht

VERKEHRS- INFRASTRUKTUR- PROJEKTE

Sofortiger Baustopp für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen Ulm

Deutsche Bahn investiert bis 2019 rund 2,1 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur in Sachsen

Positionen der IHK Nürnberg für Mittelfranken

auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 12/8272

Potenzial der Verlagerung von Flügen auf die Bahn am Flughafen München

Bewertung von Schienenverkehrsprojekten im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans und des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes

Kleine Anfrage. Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode. Drucksache 13/9346

Ausbau der Eisenbahnverbindungen zwischen Deutschland und Polen

ERTMS/ETCSausgerüsteteNeubaustreckenodernachgerüsteteBestandsstreckenermöglicheneineeuropäischeDurchgängigkeitsowieeineerhebliche

Der Deutsche Bundestag hat die Petition am abschließend beraten und beschlossen:

Auf unserer Strecke Ingolstadt München gibt es noch allerlei zu tun.

Ausbau der Schieneninfrastruktur in Hessen Pressekonferenz HMWEVL, RMV, DB Netz AG. Wiesbaden, 18. Mai 2017

Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen weiterentwickeln

ABS/NBS Karlsruhe Basel Notwendigkeit der Vmax 250km/h zwischen Offenburg und Basel

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie

ABS Leipzig - Dresden (VDE 9) / S-Bahn S1 Dresden Coswig

Intermodale Anbindung saarländischer Kreise an den Fernverkehr

17-RPR :04 BMUBS KabParl S.01/08 Bundesministßrium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN

Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg

Komfort-Radwege-Netz für Regensburg entlang von Flüssen, Bahnlinien, Schnellstraßen

Magistrale für Europa Sachstand und Perspektiven für die bayerischen Abschnitte

Bewertung und Unterstützung des Wachstumsprogramms der DB Netz AG durch die Bundesregierung

Auch das sind die Ergebnisse von (bundespolitisch bedingt) 3 Monaten unmoderierter Diskussion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Landtag von Baden-Württemberg. Antrag. Stellungnahme. Drucksache 15 / Wahlperiode. der Abg. Jochen Haußmann u. a. FDP/DVP.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Potenzieller Bedarf für Schienenwegeinfrastrukturvorhaben in der Bundesverkehrswegeplanung

Die Zeitbombe der Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee entschärfen

Rahmenbedingungen für eine nachhaltige internationale Investitionspolitik schaffen Multilaterale Regeln für Staatsfonds entwickeln

NBS/ABS Hamburg/Bremen Hannover Autobahnvariante. Verkehrswegebündelung mit Bundesautobahn 7

Perspektiven für Oberfranken und das Saaletal im Zuge der vollständigen VDE 8-Inbetriebnahme zum Dezember 2017

Neubaustrecke Rhein/Main Rhein/Neckar 1. Beteiligungsforum am 6. Dezember Präsentation DB Netz AG

entweder über Mühldorf oder über Rosenheim

Transkript:

Deutscher Bundestag 13. Wahlperiode Drucksache 13/4389 18. 04. 96 Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Rainder Steenblock, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), Helmut Wilhelm (Amberg) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Optimierung des Schienennetzausbaus zwischen Würzburg/Nürnberg und Augsburg/München Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die geplante ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt- München ( 28 Abs. 2 des Haushaltsgesetzes 1996) wird aufgrund der verfassungs- und haushaltsrechtlichen Bedenken des Bundesrechnungshofes (vgl. Prüfmitteilung zur privaten Vorfinanzierung von Straßen, Drucksache 13/2600 vom 9. Oktober 1995) nicht privat vorfinanziert. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, statt der unfinanzierbaren Neubauplanung eine kostengünstigere und umweltschonendere Optimierung eines ICE-tauglichen Schienennetzes zwischen Würzburg/Nürnberg und Augsburg/München vorzulegen und umzusetzen. Dies bedeutet insbesondere, die bestehende Schienenstrecke Nürnberg-Augsburg-München für höhere Geschwindigkeiten auszubauen und mit moderner Zugtechnik (z. B. ICE der 3. Generation, Neigezüge, ICT) zu befahren. Die kürzere und schon heute sehr schnelle Strecke Würzburg-Ansbach-Treuchtlingen-Donauwörth-Augsburg- München ist im Hinblick auf die Verbindungen zwischen München und dem Rhein-Main-Gebiet bzw. Hannover in die Ausbau- und Betriebsplanungen einzubeziehen. 3. Das Gesetz über den Ausbau der Schienenwege des Bundes (Bundesschienenwegeausbaugesetz) vom 25. November 1993 ist im Anhang (Bedarfsplan) unter 1. a Vordringlicher Bedarf, Überhang" (Nr. 12, ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München) entsprechend zu ändern. Bonn, den 19. März 1996 Albert Schmidt (Hitzhofen) Rainder Steenblock Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) Helmut Wilhelm (Amberg) Joseph Fischer (Frankfurt), Kerstin Müller (Köln) und Fraktion

Drucksache 13/4389 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Begründung 1. Immer wieder hat sich der Bundesrechnungshof sehr kritisch zur geplanten Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München geäußert; 1990, 1993, 1994 und 1995 gab es negative Zwischen- und Prüfberichte. Da die p rivate Vorfinanzierung dieser Schienenstrecke analog zur privaten Vorfinanzierung von insgesamt zwölf Straßenbauprojekten erfolgen soll, ist es sinnvoll, auch die neueste Stellungnahme des Bundesrechnungshofs zur privaten Vorfinanzierung von Bundesfernstraßen zu berücksichtigen: Sie stellt unmißverständlich fest, daß die Finanzierung nach dem Konzessionsmodell gegenüber einer unmittelbaren Finanzierung aus dem Haushalt unwirtschaftlich ist. Die Finanzierung weiterer im Bundesverkehrswegeplan vorgesehener Maßnahmen wird durch die private Vorfinanzierung erschwert, die künftige Investitionsspielräume erheblich einengt. Ferner hat der Bundesrechnungshof erhebliche Zweifel, ob das Verfahren beim Konzessionsmodell" mit den Vorgaben des Grundgesetzes vereinbar ist. Die Kritik, die der Bundesrechnungshof an der privaten Vorfinanzierung von Bundesfernstraßen formuliert, gilt selbstverständlich analog auch für die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München. 2. Die Planung der Aus- und Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München erfolgte in ihren Grundzügen bis 1990 und paßt vor allem aus drei Gründen nicht mehr in die heutige bahnpolitische Landschaft: - Sie ist mit einem Finanzbedarf von ca. 7 Mrd. DM (Kabinettsbeschluß vom 5. Juli 1995), der sich laut Artikel 28 Abs. 2 des Haushaltsgesetzes 1996 aufgrund privater Vorfinanzierung auf letztlich 15,6 Mrd. DM belaufen wird, überaus teuer und kann deshalb nur auf Kosten zahlreicher anderer, mindestens ebenso notwendiger Schienenprojekte finanziert werden. In den Jahren 2003 bis 2028 soll der Bund jährlich 622 Mio. DM abzahlen, womit ein großer Teil des Verkehrshaushaltes auf ein einziges Projekt konzentriert und der Gestaltungsspielraum künftiger Bundesregierungen massiv eingeschränkt werden. - Das bisherige Strecken- und Betriebskonzept berücksichtigt nicht die Fortentwicklung insbesondere des rollenden Materials. Die Neigetechnik bei Zügen ermöglicht es heute, auch auf Ausbaustrecken mit allenfalls kurzen Neubauabschnitten hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten zu erreichen. - Auch bahnintern wurden die Strecke Nürnberg-Ingolstadt-München im Rahmen der Überlegungen für ein Netz 21 " bereits im Herbst 1995 in Frage gestellt, statt dessen der Ausbau der bestehenden Strecke Nürnberg- Donauwörth-Augsburg-München, zusammen mit der Strecke Donauwörth-Stuttgart ( Südstern"), befürwortet. 3. Die bisherige Planung für Nürnberg-Ingolstadt-München zielt nur auf eine einzige Relation und verzichtet auf eine mit ge-

Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/4389 ringeren Finanzmitteln mögliche Ertüchtigung des gesamten Korridors zwischen Würzburg/Nürnberg und Augsburg/München. Die Ermittlung des Nutzens von 'Schieneninvestitionen kann nicht allein anhand von linearen Geschwindigkeitsvergleichen zwischen zwei Städten (Nürnberg-München) erfolgen, sondern muß sich an einer großräumigen Netzbetrachtung orientieren, die Synergieeffekte aufgrund der Optimierung verschiedener, zum Teil paralleler Relationen berücksichtigen. Entscheidend ist dabei nicht die Höchstgeschwindigkeit auf einer Zentralstrecke, sondern die Systemgeschwindigkeit im Gesamtnetz. Unser Vorschlag folgt dieser Zielsetzung und ist damit moderner als die veraltete Infrastrukturplanung des Bundesministeriums für Verkehr. Zugleich berücksichtigen wir folgende Aspekte: - Längst nicht jeder Zug nach München aus dem Raum Würzburg/Frankfurt bzw. aus Richtung Hannover muß über Nürnberg geführt werden. Statt dessen würde eine Zugführung über Ansbach die Fahrzeit selbst ohne Baumaßnahmen deutlich verkürzen. Schon heute sind die über Ans bach fahrenden Züge deutlich schneller als bei einem Umweg über Nürnberg; selbst Inter Regios mit sieben Zwischenhalten sind bei der Fahrt von Würzburg nach München über Ansbach schneller als ICE über Nürnberg. - Bereits heute können auf dem Streckenabschnitt Donauwörth-Augsburg-München sehr hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, so daß sich die Ausbaustrecke über Augsburg trotz ihrer größeren Länge von 25 Kilometern deutlich besser für den Hochgeschwindigkeitsverkehr eignet als - eine ICE-Strecke über Ingolstadt. Für den Energieverbrauch eines Zuges ist weniger die Länge einer Strecke als die Möglichkeit entscheidend, ein möglichst gleichmäßiges Tempo fahren zu können (fahrdynamische Betrachtung). Ein in Ingolstadt haltender Zug müßte dagegen bei Fahrt in Richtung Nürnberg nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof zunächst den Aufstieg auf die Altmühlalb bewältigen, so daß er erst spät und nur für ein relativ kurzes Teilstück Höchstgeschwindigkeit fahren könnte. - Der ICE zwischen München und Nürnberg könnte bei Führung über eine optimierte Augsburg-Trasse auf 123,3 km eine Geschwindigkeit von 230 bis 250 km/h fahren, bei der Ingolstadt-Trasse wegen der kurvenreichen Strecke durch die Holledau und der Steigungen im Bereich der Altmühlalb aber nur auf 55,6 km. 4. Die Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Ingolstadt würde die Schienenkapazitäten im bayerischen Nord-Süd-Verkehr eher verringern, da sich die kapazitätsbegrenzenden Engpässe südlich der Donau, also zwischen Augsburg und München sowie zwischen Ingolstadt und München, befinden. Das betrifft insbesondere die auch bei einem Ausbau kurvenreiche Strecke von Ingolstadt durch die Holledau in Richtung München, da es zu Trassennutzungskonkurrenzen zwischen dem Personenfern-, -regional- und -nahverkehr sowie dem Güterverkehr

Drucksache 13/4389 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode käme, ohne daß zusätzliche Gleiskapazitäten bereitgestellt werden sollen. Da bei Realisierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke über Ingolstadt täglich 100 Ferngüterzüge wegen ihrer Langsamkeit nicht mehr die Hochgeschwindigkeitstrasse Ingolstadt-München benutzen könnten, sondern statt dessen über Augsburg geführt werden müßten, müßte der Abschnitt zwischen Augsburg und München täglich insgesamt 671 Züge aufnehmen. Selbst auf einer viergleisigen Strecke ist dies nicht zu leisten. Folglich können im südbayerischen Raum die prognostizierten Güterzugzahlen bei einer Realisierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Ingolstadt-München nur dann bewältigt werden, wenn entweder Augsburg-München sechsgleisig oder Ingolstadt-München viergleisig ausgebaut würde. 5. Auf der Neu- und Ausbaustrecke Nürnberg-Ingolstadt-München sollen nach den bisherigen Planungen künftig alle Züge von Nordwesten (aus dem Raum Rhein-Ruhr, Rhein-Main und Hamburg/Hannover) und von Norden (aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) gebündelt werden. Der überwiegende Teil des Fahrgastaufkommens aus dem Nordwesten wäre also zum zeitraubenden Umweg über Nürnberg gezwungen, anstatt die fast 30 Minuten kürzere Strecke über Ansbach zu benutzen. Zusätzlich wird der durch den Streckenneubau erzielte relative Fahrzeitgewinn zwischen München und den neuen Bundesländern durch den Umweg über Erfurt statt Benutzung der geographisch günstigeren Sachsenmagistrale" verspielt. Der Milliardenaufwand einer Neubaustrecke über Ingolstadt entpuppt sich folglich bei einer Netzbetrachtung als ineffektive Verschwendung von Investitions- und Steuergeldern. 6. Würde auf die Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Ingolstadt verzichtet, könnten nichtausgleichbare Landschaftseingriffe im Anlauter- und Altmühltal sowie im Köschinger Forst unterbleiben. 7. Der Verzicht auf die Neubaustrecke über Ingolstadt ermöglicht Investitionen zugunsten von Ausbaumaßnahmen auf allen Schienenstrecken zwischen Würzburg/Nürnberg und Augsburg/München, die erheblich größere Nutzeffekte sowohl hinsichtlich der Reisezeitverkürzung als auch der Wirtschaftlichkeit im Gesamtnetz (zugunsten von Fern-, Regional- und Nahverkehr) haben. Mit zusätzlichen Gleisen, abschnittsweisen Kurven- und Steigungskorrekturen, moderner Schienenfahrzeugtechnik und elektronischer Betriebssteuerung könnten sämtliche Ausbaustrecken mit einem gegenüber der jetzt geplanten Neutrassierung wesentlich wirtschaftlicheren Finanzmittelaufwand erheblich beschleunigt werden: ICE der 3. Generation können dank Neigetechnik und Einzelantrieb auch auf maßvoll ausgebauten Trassen über 200 km/h fahren. 8. Die Investitionskosten sind bei einer ICE-Ausbautrasse über Augsburg erheblich geringer als bei einer Neubautrasse über Ingolstadt. Die Gründe veranschaulicht der folgende von der

Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/4389 VIEREGG & RÖSSLER Innovative Verkehrsplanung GmbH erstellte Vergleich: 9. Bei der Ingolstadt-Trasse sind erheblich mehr kostenintensive Baumaßnahmen als bei der Augsburg-Trasse erforderlich, vor allem Tunnel- und Brückenbauwerke; die Bauzeit ist daher erheblich länger. Deshalb belaufen sich die Bau- und Finanzierungskosten während der Bauzeit (ohne private Vorfinanzierung) bei der Augsburg-Variante auf ca. 2 Mrd. DM, bei der Ingolstadt-Variante hingegen auf 7 Mrd. DM. Der Wegfall der aufwendigen, auch ökologisch fragwürdigen Tunnelbaumaßnahmen (Abraum- und Energieproblematik) führt zusätzlich zu einer Verkürzung der Bauzeit um vier Jahre. 10. Angesichts der aktuellen Finanzierungsprobleme bei den Schieneninvestitionen und im gesamten Haushalt des Bundes sind Bundesregierung und Deutsche Bahn AG gehalten, auf eine Optimierung der Nutzeffekte eingesetzter Investitionsmittel zu achten.