Partitionen II. 1 Geometrische Repräsentation von Partitionen

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Partitionen II Vortrag zum Seminar zur Höheren Funktionentheorie, 09.07.2008 Oliver Delpy In diesem Vortrag geht es um Partitionen, also um Aufteilung von natürlichen Zahlen in Summen. Er setzt den Vortrag Partitionen I fort und liefert unter anderem einen neuen Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz sowie weitere interessante Ergebnisse. 1 Geometrische Repräsentation von Partitionen Man kann Partitionen auf einfache Weise geometrisch darstellen. Dafür verwendet man ein Schema, auch Graph genannt, welches aus Punkten besteht. Als Beispiel betrachten wir die folgende Partition von 15 Sie kann als Graph dargestellt werden: 6 + 3 + 3 + 2 + 1. Abbildung 1 Wenn man diesen Graph nun vertikal statt horizontal liest, erhält man wieder eine Partition von 15, nämlich 5 + 4 + 3 + 1 + 1 + 1, diese nennt man die konjugierte Partition. Man erhält nun offensichtlich folgenden Satz: (1.1) Satz Die Anzahl von Partitionen von n in m Teile ist genau so groß wie die Anzahl der Partitionen von n, deren größter Teil m ist.

2 Kombinatorischer Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz Auf ähnliche Weise können weitere Sätze gezeigt werden, für stärkere Resultate benötigt man allerdings eine analytischere Herangehensweise, zu der wir später kommen. Im nächsten Abschnitt zeigen wir eine Anwendung der Graphen, es wird Eulers Pentagonalzahlensatz bewiesen. 2 Kombinatorischer Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz Zunächst wiederholen wir zwei Definitionen: (2.1) Definition (Pentagonalzahl) Wir definieren ω(n) : n 1 k0 (3k + 1) 3n(n 1) 2 + n 3n2 n 2 für n N, diese Zahlen nennt man Pentagonalzahlen. (2.2) Definition Wir definieren die Abkürzungen p e (n) und p o (n) für die Anzahl der Partitionen von n in eine gerade beziehungsweise ungerade Anzahl von ungleichen Teilen. Nun liefern wir einen kombinatorischen Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz, einen anderen Beweis haben wir im vorherigen Vortrag schon gesehen. (2.3) Satz (Eulers Pentagonalzahlensatz) Sei x < 1. Dann gilt m1 (1 x m ) 1 x x 2 + x 5 + x 7 x 12 x 15 +... 1 + ( 1) n ( x ω(n) + x ω( n)) ( 1) n x ω(n). n 2

2 Kombinatorischer Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz Beweis Wir wissen bereits, dass gilt. m1 (1 x m ) 1 + (p e (n) p o (n)) x n Wir zeigen nun, dass p e (n) p o (n) gilt, außer wenn n eine Pentagonalzahl ist. Dazu betrachten wir den Graphen einer Partition von n in ungleiche Teile. Wir sagen, dass der Graph in Standardform ist, wenn die Zeilen in absteigender Reihenfolge sortiert sind, so wie in Abbildung 2. Die längste Verbindung zwischen Punkten in der letzten Reihe wird Basis (base) genannt, die Anzahl Punkte wird mit b bezeichnet. Es gilt also b 1. Die längste Verbindung im 45 -Winkel, die am Ende der ersten Reihe beginnt, wird Schräge (slope) genannt, die Anzahl Punkte wird mit s bezeichnet. Sie ist ebenfalls größer als 1. In Abbildung 2 ist b 2 und s 4. Schräge (s 4) Basis (b 2) Abbildung 2 Jetzt definieren wir zwei Operationen A und B auf dem Graph. Operation A verschiebt die Basis, so dass sie parallel zur Schräge liegt, Operation B verschiebt die Schräge unter die Basis. Illustriert ist das in den Abbildungen 3 und 4. A Abbildung 3 Wir nennen eine solche Operation zulässig, wenn der neu entstandene Graph wieder in Standardform ist, also aus ungleichen Teilen besteht, die in absteigender Reihenfolge sortiert sind. 3

2 Kombinatorischer Beweis von Eulers Pentagonalzahlensatz B Abbildung 4 Wenn A zulässig ist, erhält man eine neue Partition von n in ungleiche Teile, es gibt aber einen Teil weniger als vorher. Wenn B zulässig ist, erhält man ebenfalls eine neue Partition von n in ungleiche Teile, es gibt einen Teil mehr als zuvor. Wenn also für jede Partition von n entweder A oder B zulässig ist, dann sind jeweils zwei Partitionen über A und B verbunden. Es folgt p e (n) p o (n), da eine ungerade Partition durch A oder B in eine gerade Partition übergeht und umgekehrt. Um nun zu bestimmen, ob A oder B zulässig ist, betrachten wir drei Fälle: 1. Fall: Wenn b < s ist, gilt b s 1. Operation A ist zulässig, Operation B nicht, denn B zerstört die Standardform (siehe Abbildung 4). 2. Fall: Wenn b s, ist Operation B nicht zulässig, da der entstandene Graph nicht in Standardform ist. Operation A ist erlaubt, außer in den Fällen, in denen Basis und Schräge überlappen. Dies ist in Abbildung 5 gezeigt. 3. Fall: Wenn b > s gilt, ist Operation A nicht zulässig. B hingegen wohl, außer in dem Fall, dass b s + 1 gilt und Basis und Schräge überlappen. Diese Situation zeigt Abbildung 6. Abbildung 5 Es folgt also, dass entweder A oder B zulässig ist, außer in den beiden Ausnahmefällen. Wir betrachten nun den ersten Ausnahmefall, wie er in Abbildung 5 gezeigt ist. Sei k die Anzahl der Reihen im Graph, also k s b. Demnach lässt sich n folgendermaßen berechnen: 4

3 Jakobis Tripelproduktidentität Abbildung 6 n k 1 k + i 3k2 k 2 i0 ω(k) Für dieses n gibt es also eine Extrapartition in eine gerade Anzahl, wenn k gerade ist, beziehungsweise eine ungerade Anzahl, wenn k ungerade ist. Demnach erhält man p e (n) p o (n) ( 1) k. Im anderen Ausnahmefall gibt es einen zusätzlichen Punkt in jeder Reihe, also ist n 3k2 k 2 + k 3k2 + k 2 ω( k) und wieder folgt p e (n) p o (n) ( 1) k. Damit ist Eulers Satz bewiesen. 3 Jakobis Tripelproduktidentität (3.1) Satz (Jakobis Tripelproduktidentität) Für komplexe x und z mit x < 1 und z 0 gilt (1 x 2n )(1 + x 2n 1 z 2 )(1 + x 2n 1 z 2 ) x m2 z 2m. m 5

3 Jakobis Tripelproduktidentität Beweis Da x < 1 gilt, sind die drei Produkte (1 x 2n ), (1 + x 2n 1 z 2 ) und (1 + x 2n 1 z 2 ) sowie die rechte Seite absolut konvergent. Dies folgt sofort aus Satz XXVI 3.6 aus der höheren Funktionentheorie I. Für festes x mit x < 1 konvergieren die Produkte und die Summe sogar gleichmäßig auf kompakten Teilmengen der komplexen Ebene, die die Null nicht enthalten, sie sind also holomorphe Funktionen abhängig von z mit z 0. Für festes z 0 konvergieren sie für x r < 1, sie repräsentieren also außerdem holomorphe Funktionen abhängig von x für x < 1. Nun lassen wir zunächst x fest und definieren F x (z) für z 0 als F x (z) (1 + x 2n 1 z 2 )(1 + x 2n 1 z 2 ). Als erstes zeigen wir für F x die folgende Funktionalgleichung für: Setzen wir xz in F x ein, so erhalten wir xz 2 F(xz) F x (z) für z C, x < 1. (1) F x (xz) m2 (1 + x 2n+1 z 2 )(1 + x 2n 3 z 2 ) (1 + x 2m 1 z 2 ) r0 (1 + x 2r 1 z 2 ). Da xz 2 (1 + xz 2 )/(1 + x 1 z 2 ) gilt, liefert Multiplikation der letzten Gleichung mit xz 2 genau die Funktionalgleichung (1). Wir definieren nun G x (z) über G x (z) F x (z) (1 x 2n ). Trivialerweise erfüllt G x (z) die Funktionalgleichung für F x (z). Außerdem ist G x (z) eine gerade Funktion von z, da F x (z) nur gerade Potenzen von z enthält. Zudem ist G x (z) holomorph für alle z 0 ist, also gibt es eine Laurententwicklung G x (z) a m z 2m m mit a m a m für alle m N 0, da G x (z) G x (z 1 ) und damit die Koeffizienten der negativen Potenzen von z schon durch die der Positiven festgelegt sind und 6

3 Jakobis Tripelproduktidentität umgekehrt. Wenn wir nun Gleichung (1) für G x (z) anwenden, erhalten wir durch einen Koeffizientenvergleich der beiden Seiten die rekursive Formel Da m i1 (2i 1) m2 ergibt dies a m x 2m 1 a m 1. a m a 0 x m2 für alle m 0. Aufgrund von a m a m hat man a m a 0 x m2 auch für negative m, also ist G x (z) a 0 (x) m x m2 z 2m. Da nach Definition G 0 (z) 1 ist, muss a 0 (x) 1 für x 0 gelten. Es bleibt nun noch zu zeigen, dass a 0 (x) 1 für alle x gilt. Mit a 0 (x) 0, da sonst schon G x (z) 0, wählen wir nun z e iπ/4 und erhalten G x (e iπ/4 ) a 0 (x) x m2 i m m i 2n x (2n)2 n i 2n (x 4 ) n2 G x 4(i) n a 0 (x 4 ), (2) da i m i m für ungerade m. Aufgrund der ursprünglichen Definition für G x (z) gilt nun G x (e iπ/4 ) (1 x 2n )(1 + ix 2n 1 )(1 ix 2n 1 ) (1 x 2n )(1 + x 4n 2 ). Mit (1 x 2n ) (1 x 4n )(1 x 4n 2 ) 7

4 Konsequenzen aus der Jakobi-Identität folgt G x (e iπ/4 ) G x 4(i), (1 x 4n )(1 x 4n 2 )(1 + x 4n 2 ) (1 x 4n )(1 x 8n 4 ) (1 x 8n )(1 x 8n 4 )(1 x 8n 4 ) (1 (x 4 ) 2n )(1 + i 2 (x 4 ) 2n 1 )(1 + i 2 (x 4 ) 2n 1 ) also haben wir mit Gleichung (2) a 0 (x) a 0 (x 4 ) beziehungsweise a 0 (x) a 0 (x 4k ) für k 1, 2,.... Für beliebiges x mit x < 1 kann man nun den Grenzwert k ausrechnen. So erhält man a 0 (x) 1, da die rechte Seite wegen a 0 (x) 1 für x 0 gegen 1 konvergiert. Damit ist die Behauptung bewiesen. 4 Konsequenzen aus der Jakobi-Identität Wenn man in Jakobis Identität x durch x a und z 2 durch x b ersetzt, erhält man (1 x 2na )(1 + x 2na a+b )(1 + x 2na a b ) x am2 +bm. m Dies ist erlaubt, wenn x nicht 0 ist, denn dann ist x a wieder kleiner als 1 und x b in C. Ersetzt man z 2 stattdessen durch x b erhält man (1 x 2na )(1 x 2na a+b )(1 x 2na a b ) Setzt man nun a 3/2 und b 1/2, liefert dies (1 x 3n )(1 x 3n 1 )(1 x 3n 2 ) (1 x n ) ( 1) m x am2 +bm. m ( 1) m x (3/2)m2 +(1/2)m m ( 1) m x ω( m) ( 1) m x ω(m), m m 8

4 Konsequenzen aus der Jakobi-Identität also genau Eulers Pentagonalzahlensatz. Eine weitere wichtige Formel für die dritte Potenz des Euler-Produkts lässt sich mit Jakobis Identität beweisen: (4.1) Satz Für alle x C mit x < 1 gilt (1 x n ) 3 ( 1) m mx (m2 +m)/2 m ( 1) m (2m + 1)x (m2 +m)/2. m0 Beweis Ersetzt man in Jakobis Identität z 2 durch xz, liefert dies Setzt man nun und (1 x 2n )(1 x 2n z)(1 x 2n 2 z 1 ) x m2 ( xz) m m ( 1) m x m2 +m z m m ( 1) m x m2 +m (z m z m 1 ). m0 (1 x 2n 2 z 1 ) (1 z 1 ) (1 z 1 ) n2 (1 x 2n 2 z 1 ) (1 x 2n z 1 ) ( z m z m 1 z m 1 (z 1 ) 2m+1) (1 z 1 )z m 2m z k, k0 9

5 Logarithmische Differentiation von erzeugenden Funktionen ein, so folgt (1 z 1 ) (1 x 2n )(1 x 2n z)(1 x 2n z 1 ) ( 1) m x m2 +m (1 z 1 )z m 2m z k. m0 k0 Kürzt man (1 z 1 ) und ersetzt z durch 1 sowie x durch x, bekommt man Außerdem ist nun (1 x n ) 3 ( 1) m (2m + 1)x (m2 +m)/2 m0 ( 1) m x (m2 +m)/2 (2m + 1). m0 ( 1) m mx (m2 +m)/2 + ( 1) m (m + 1)x (m2 +m)/2 m0 m0 ( 1) m mx (m2 +m)/2 + 1 + ( 1) (m+1) ( (m + 1))x ((m+1)2 (m+1))/2 m1 m1 ( 1) m mx (m2 +m)/2 + 1 + ( 1) m ( m)x (m2 m)/2 m1 m2 ( 1) m mx (m2 +m)/2 + ( 1) m ( m)x (m2 m)/2 m1 m1 ( 1) m mx (m2 +m)/2 m und somit folgt die Behauptung. 5 Logarithmische Differentiation von erzeugenden Funktionen Im letzten Vortrag wurde schon eine rekursive Formel für p(n) bestimmt. Es gibt noch weitere Rekursionsformeln für arithmetische Funktionen, die man über logarithmische Differentiation von erzeugenden Funktionen berechnen kann. In diesem Abschnitt beschreiben wir diese Methode. 10

5 Logarithmische Differentiation von erzeugenden Funktionen Sei A N und f (n) für n A eine arithmetische Funktion. Vorausgesetzt, und F A (x) (1 x n ) f (n)/n n A G A (x) n A f (n) n xn konvergieren absolut für x < 1 und repräsentieren holomorphe Funktionen auf der Einheitsscheibe. Für 0 < x < 1 ist der Logarithmus des Produkts dann gegeben durch log F A (x) n A f (n) n log(1 xn ) n A f (n) n x mn m m1 m1 1 m G A(x m ). Es wurde die Potenzreihendarstellung des reellen Logarithmus benutzt. Da der Logarithmus auf K 1 (1) holomorph ist, kann man die Aussage mit dem Identitätssatz auf diesen Kreis ausdehnen. Wir differenzieren, multiplizieren mit x und erhalten x F A (x) F A (x) x(log F A(x)) G A (xm )x m m1 m1 n A f (n)x mn m1 χ A (n) f (n)x mn. Dabei ist χ A die charakteristische Funktion auf A. Die Gleichung gilt für reelle x, für komplexe x folgt sie wieder aus dem Identitätssatz. Sammelt man nun die Terme mit mn k, erhält man wobei Es gilt also m1 χ A (n) f (n)x mn f A (k)x k, k1 f A (k) χ A (d) f (d) f (d). d k d k, d A xf A (x) F A(x) k1 f A (k)x k. (3) Da F A (x) ausgeschrieben eine Potenzreihe mit konstantem Koeffizienten 1 ist, schreiben wir das Produkt in F A (x) p A, f (n)x n mit p A, f (0) 1 n0 11

5 Logarithmische Differentiation von erzeugenden Funktionen um und setzen es in Formel (3) ein. So erhält man np A, f (n)x n ( n0 p A, f (n)x n ) Mithilfe des Cauchy-Produktes erhält man da f A (0) 0. np A, f (n)x n n k1 Koeffizientenvergleich liefert den folgenden Satz: ( k1 f A (k)x k ) p A, f (n k) f A (k)x n, (5.1) Satz Für eine Menge A N und eine arithmetische Funktion f definiere die Zahlen p A, f (n) durch (1 x n ) f (n)/n 1 + n A Dann erfüllen die p A, f (n) folgende Rekursionsformel: np A, f (n) p A, f (n)x n. n p A, f (n k) f A (k). (4) k1. Hier ist p A, f (0) 1 und f A (k) f (d). d k, d A (5.2) Beispiel Sei A N. Wenn f (n) n ist für alle n N, dann ist p A, f p, die unbeschränkte Partitionsfunktion, nach dem Satz von Euler aus dem Vortrag Partitionen I. Außerdem ist f A (k) σ(k), die Summe aller Teiler von k. Gleichung (4) wird dann zu np(n) n σ(k)p(n k). k1 Dies ist eine bemerkenswerte Relation, die eine Funktion der multiplikativen Zahlentheorie mit einer der Additiven verknüpft. 12

6 Die Partitionsidentitäten von Ramanujan (5.3) Beispiel Sei A wie in Beispiel (5.2) und f (n) n. Dann erhält man wobei np A, f (n) p A, f (n) n k1 σ(k)p A, f (n k) σ(n) n 1 p A, f (k)σ(n k), (5) k1 { ( 1) m, wenn n eine Pentagonalzahl ω(m) oder ω( m) ist, 0, wenn n keine Pentagonalzahl ist. Dies folgt aus Eulers Pentagonalzahlensatz (2.3). Gleichung (5) kann man schreiben als σ(n) σ(n 1) σ(n 2) + σ(n 5) + σ(n 7) ( 1) m 1 ω(m), wenn n ω(m), ( 1) m 1 ω( m), wenn n ω( m), 0, sonst. Die Summe auf der linken Seite bricht ab, wenn das Argument von σ kleiner gleich 1 wird. Für n 6 beziehungsweise n 7 gilt beispielsweise σ(6) σ(5) + σ(4) σ(1), σ(7) σ(6) + σ(5) σ(2) 7. 6 Die Partitionsidentitäten von Ramanujan Beim Überprüfen von MacMahons Tabelle der Partitionsfunktion fand Ramanujan einige Eigenschaften von p(n). Zum Beispiel bewies er für alle m N. p(5m + 4) 0 (mod 5), (6) p(7m + 5) 0 (mod 7), (7) p(11m + 6) 0 (mod 11) (8) 13

6 Die Partitionsidentitäten von Ramanujan Im Zusammenhang mit diesen Entdeckungen postulierte er folgende zwei Identitäten ohne Beweis und mit m0 p(5m + 4)x m 5 φ(x5 ) 5 φ(x) 6, (9) p(7m + 5)x m 7 φ(x7 ) 3 m0 φ(x) 4 + ) 7 49φ(x7 φ(x) 8, (10) φ(x) (1 x n ). Da die Funktionen auf der rechten Seite von (9) und (10) Reihenentwicklungen mit ganzen Koeffizienten haben, implizieren diese Gleichungen sofort die Kongruenzen (6) und (7). Basierend auf der Theorie der Modulfunktionen wurden für (9) und (10) Beweise von Darling, Mordell, Rademacher, Zuckerman und anderen gefunden. Es existieren außerdem Beweise ohne diese Theorie, gefunden von Kruyswijk und Kolberg. Literatur: T. M. Apostol: Introduction to Analytic Number Theory, Springer 1998 (Kap. 14) 14