Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Staatssekretär Jürgen Walter Rede anlässlich der zentralen Auftaktveranstaltung zum Internationalen Museumstag am 12. Mai 2013, in Ludwigsburg Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Spec, sehr geehrter Herr Dr. Hütt, meine sehr geehrten Damen und Herren, heute begehen die Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum 36. Mal gemeinsam den Internationalen Museumstag. Es ist der Tag des Jahres, an dem die Museen bundesweit und gemeinsam ihre Leistungen und Angebote präsentieren. Vergangenheit erinnern - Zukunft gestalten: Museen machen mit! lautet das diesjährige Motto. Wer die Zukunft gestalten will, lernt besser frühzeitig die Vergangenheit und Gegenwart kennen. Nirgendwo können wir dies besser als in den Museen. Herr Ministerpräsident Winfried Kretschmann als amtierender Bundesrats-Präsident hat daher sehr gerne die Schirmherrschaft über die Aktionen und Veranstaltungen in ganz Deutschland übernommen. In unserem Bundesland werden Kunst und Kultur traditionsgemäß sehr geschätzt. Wir haben zahlreiche Orchester, renommierte Theater, soziokulturelle Einrichtungen, Kinos, Bibliotheken und Archive, Kunst- und Musikschulen und rund 1.300 Museen. Elf davon sind staatliche Einrichtungen, die das Land Ba-
- 2 - den-württemberg finanziert. Die unterschiedlichsten Disziplinen sind hier vertreten: Archäologie, zeitgenössische Kunst und Kunstgeschichte, Naturwissenschaften, Technik und Technikgeschichte, Landesgeschichte, Volkskunde, Kunsthandwerk und Ethnologie. Alle diese Museen - vom kleinen Heimatmuseum bis hin zum großen Mehrspartenhaus - spielen in ihrer Vielfalt und Qualität eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Der Internationale Museumstag ist eine traditionsreiche und bewährte Einrichtung. Er trägt dazu bei, dass noch mehr Menschen in die Museen kommen: nicht nur das Stammpublikum, sondern auch diejenigen, die sonst eher nicht in Ausstellungen gehen. Der Internationale Museumstag bietet daher die ideale Gelegenheit, den kulturellen Reichtum in Deutschland der Öffentlichkeit einmal mehr bewusst zu machen. Ich danke den Organisatoren und Förderern, den regionalen Museumsämtern und Museumsverbänden, dem Internationalen Museumsrat ICOM, dem Deutschen Museumsbund und dem Sparkassenverband. Besonders danke ich dem Museumsverband Baden-Württemberg, der in diesem Jahr nicht nur die Aktivitäten in unserem Bundesland, sondern auch die Organisation der zentralen Auftaktveranstaltung übernommen hat. Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel: Viel hat sich geändert, seit der Internationale Museumtag im Jahr 1978 erstmals stattfand. Zahlreiche Häuser haben ihre Dauerausstellungen überarbeitet und modernisiert, weil das Museumpublikum heute andere Ansprüche stellt und andere Sehgewohnheiten hat. Viel mehr als früher steht heute auch die Vermittlung im Vordergrund. Die Museen haben in diesem Sinn ein oftmals breites museumspädagogisches Angebot entwickelt, das möglichst viele Besucherinnen und Besucher zielgrup-
- 3 - penspezifisch ansprechen soll. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spielt in den meisten Häusern eine besondere Rolle, die Museen haben sich dadurch zu wichtigen Orten der kulturellen Bildung entwickelt. Gerade dieser Aspekt ist uns in Baden-Württemberg sehr wichtig, weil die Stärkung der kulturellen und interkulturellen Bildung ein Schwerpunktthema unserer Kulturpolitik ist. Das Publikum ändert sich, und mit ihm ändern sich die Museen. Es ist daher nur konsequent, dass der Internationale Museumstag seit kurzem auch in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Pinterest vertreten ist. Ende März wurde die Blogparade gestartet, bei der die Museen sowie die mit dem Internationalen Museumstag assoziierten Kulturpartner und Förderer ihre Beweggründe für und Erfahrungen mit der Teilnahme einer breiten Leserschaft vermitteln können. Diese neuen Medien können und sollen den Museumsbesuch nicht ersetzen. Im Gegenteil - sie bieten eine Möglichkeit, noch mehr Menschen zu gewinnen und zu begeistern, weil sie Lust machen auf einen realen Besuch, sozusagen als Appetitanreger. Ich bin sicher, dass es angesichts der weiter wachsenden virtuellen Welten auch künftig ein zunehmendes Bedürfnis der Menschen nach Begegnung mit physischen Objekten geben wird. Museen sind also aktuell: gestern - heute - morgen. Sehr geehrte Damen und Herren, auch in Baden-Württemberg haben sich wieder zahlreiche Einrichtungen am Internationalen Museumstag beteiligt. Die zentrale Auftaktveranstaltung hier in Ludwigsburg ist in diesem Jahr etwas ganz Besonderes, denn gleichzeitig mit dem Internationalen Museumstag feiern wir heute die Eröffnung des Museumsbaus MIK Museum - Information - Kunst mit dem Ludwigsburger Museum. Ich gratuliere der Stadt Ludwigsburg an dieser
- 4 - Stelle ganz herzlich zu dieser neuen Einrichtung in zentraler Lage. Die neuen Räumlichkeiten werden mit dazu beitragen, dass Kunst und Kultur in Ludwigsburg künftig noch besser wahrgenommen und von der Bevölkerung angenommen werden können. Sehr geehrte Damen und Herren, Museen leisten eine wichtige Arbeit. Sie sammeln, bewahren, erforschen und vermitteln. Alle Gebiete sind wichtig. In letzter Zeit geriet der Aspekt der Forschung aufgrund eines Artikels in einem großen deutschen Nachrichtenmagazin verstärkt in den Blick, konkret: der Aspekt Provenienzforschung. Der Autor hatte bemängelt, dass die deutschen Museen angeblich unwillig seien und sich der Klärung der Provenienz verweigerten. Der Deutsche Museumsbund und ICOM Deutschland haben in einem gemeinsamen Leserbrief darauf reagiert, und ich bin dafür sehr dankbar, denn in dem Artikel wurde in der Tat ein verzerrtes Bild gezeichnet, das wir so nicht stehen lassen können. Die Museen nehmen die Provenienzforschung durchaus ernst. Ich bin sehr froh, dass wir in Baden-Württemberg dank der Komplementärfinanzierung durch den Bund insgesamt drei zusätzliche Kunsthistorikerinnen einstellen konnten. Sie überprüfen die Bestände der Landesmuseen auf Kunstgegenstände, die während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt oder sonst verfolgungsbedingt entzogen wurden. Viele neue Erkenntnisse sind dabei ans Licht gekommen. Und es konnten auch schon einige Werke den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben werden. Insgesamt laufen derzeit 30 Restitutionsverfahren. Im Haushalt 2013/14 haben wir zusätzliche Mittel im Landeshaushalt bereit gestellt, um die Provenienzforschung auch nach dem Auslaufen der Komplementärfinanzierung durch den Bund weiterhin finanzieren zu können. Wir haben ei-
- 5 - ne historische Verantwortung, Kulturgüter, die den Verfolgten des Naziregimes entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben. Eine weitere wichtige Aufgabe der Museen ist die Stärkung der kulturellen und interkulturellen Bildung. Mit dem neuen Innovationsfonds, der nun in die zweite Runde gegangen ist, fördern wir auch Projekte von Kultureinrichtungen, die hierzu einen Beitrag leisten, indem sie zum Beispiel neue Vermittlungsformen erproben oder neue Zielgruppen ansprechen. Ich freue mich, dass sich auch die Museen mit großem Engagement beteiligt haben und hoffe auf ein gutes Abschneiden bei der Endauswahl, die eine unabhängige Jury treffen wird. Sehr geehrte Damen und Herren, den Museen geht die Arbeit nicht aus. Leider bleiben jedoch vielerorts auch diese Einrichtungen von Einsparungen nicht verschont. Die baden-württembergischen Museen, auch die staatlichen, sind davon nicht ausgenommen. Substanzielle Kürzungen konnten wir allerdings für den Bereich der staatlichen Museen glücklicherweise abwenden. Ich appelliere an die Träger und Geldgeber - an den Bund, an die Länder und Kommunen, aber auch an die privaten Träger - die Leistungsfähigkeit unserer Museen nicht auf Spiel zu setzen. Sie sind alles andere als nachrangig und mit Sicherheit kein haushaltspolitischer Steinbruch, aus dem man sich nach Belieben bedienen darf. Museen sind unser kulturelles Gedächtnis und Orte der Selbstreflexion, Orte der kulturellen und interkulturellen Bildung. Sie sind Foren der Begegnung, der Integration und Partizipation und auch Teil des gesellschaftlichen Lebens und des damit verbundenen lebendigen Diskurses - und damit für uns alle wichtig. Ich wünsche dem Internationalen Museumstag heute viel Erfolg sowie zahlreiche Besucherinnen und Besucher.