ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS CONTENT. Fresh thinking for decision makers



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Transkript:

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS CONTENT Fresh thinking for decision makers Unternehmensfinanzierung ist anspruchsvoll wie noch nie Nur eine langfristige Strategie wird den komplexen Anforderungen gerecht Strukturierung anhand des Geschäftsmodells und alternative Instrumente bieten dabei echte Wettbewerbsvorteile Roland Berger gründet neues CC Corporate Finance OKTOBER 2009 2010

DAS COMPETENCE CENTER CORPORATE FINANCE: 270 39 JAHRE BERATUNGSERFAHRUNG 350 BERATER IN DEUTSCHLAND UND EXPERTISE AUS ÜBER PROJEKTEN WELTWEIT IN DEN LETZTEN FÜNF JAHREN! DEN AKTUELLEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE UNTERNEHMENSFINANZIERUNG sowie der stark gestiegenen Komplexität und den hohen Ansprüchen unserer Klienten werden wir durch unser neu formiertes Competence Center Corporate Finance gerecht. Hier haben wir die seit langem gewachsene, umfangreiche Corporate-Finance- Kompetenz von Roland Berger Strategy s gebündelt. Abgedeckt werden alle zentralen Corporate-Finance-Themen: Financial Advisory Mergers & Acquisitions und Private Equity Support Value Creation Wir sind die richtigen Ansprechpartner, ob es nun um die Identifizierung von Investitionszielen, um deren Integration und Weiterentwicklung geht, wenn die Kapitalstruktur optimiert, ein IPO durchgeführt und dem Finanzierungsrisiko richtig begegnet werden soll oder wenn Portfolio Management bzw. Value Management im Zentrum stehen. Wir bieten in enger Zusammenarbeit mit dem internationalen Roland Berger Netzwerk ganzheitliche Lösungen mit hoher Markt- und Umsetzungskompetenz. MIT EXPERTENWISSEN ZUM ERFOLG Projekte werden kundenspezifisch mit umfassendem fachlichen Knowhow und breiter Branchenexpertise durchgeführt! INDUSTRY CC FUNC- TIONAL CC Corporate Finance Corporate Performance Marketing & Sales Operations Strategy te Automotive Energy & Chemicals Consumer Goods & Retail Financial Services InfoCom Pharma & Healthcare Transportation Civil Economics EPHT Quelle: Roland Berger Strategy s

CONTENT Unternehmensfinanzierung I. DIE KRISE WIRKT IN DEN AUFSCHWUNG Unternehmensfinanzierung bewegt seit Mitte des letzten Jahrzehnts immer größere Volumina bei einer wachsenden Auswahl von Finanzierungsinstrumenten. Lag das Kredit- Neugeschäft in Deutschland 2005 noch bei 745 Mrd. EUR, waren es im Jahr 2008 auf dem letzten Konjunkturhöhepunkt mehr als 1,1 Billionen EUR. Trotz der krisenbedingten Rückgänge werden 2010 erneut Volumina erreicht, die mit 830 bis 910 Mrd. EUR immer noch deutlich über dem Stand von 2005 liegen werden. Der Bedarf ist also eindeutig vorhanden. Nur hat die globale Wirtschafts- und Finanzkrise es Unternehmen erschwert, das benötigte Kapital zu erhalten. Dabei zeichnet sich in einigen Ländern und insbesondere in Deutschland ein wenn auch noch fragiler Aufschwung ab. Damit daraus ein nachhaltiger Wachstumstrend wird, ist die solide Finanzierung der Unternehmen mit ausreichendem Spielraum, Marktchancen zu nutzen und wieder auf Expansion zu schalten, eine zentrale Voraussetzung. Doch die Folgen der Krise sind noch immer spürbar. Insbesondere der Mittelstand muss mit schwierigen Rahmenbedingungen umgehen. EXTERNE FINANZIERUNG Verfügbarkeit von Eigen- und Fremdkapital ist eingeschränkt. $ EINGESCHRÄNKTE INNENFINANZIERUNGSKRAFT Die Krise hatte zu sinkenden Umsätzen geführt, die meistens wegen nur eingeschränkt möglicher Kostenflexibilisierung auf die operativen Ergebnisse durchgeschlagen sind. Kombiniert mit einem hohen Druck bei den Zahlungszielen für Lieferanten und Kunden hatte dies eine Schwächung der internen Finanzierungskraft der Unternehmen zur Folge. GERINGE EIGEN- UND FREMDKAPITALVERFÜGBARKEIT Zum einen ist die Verfügbarkeit von Eigenkapital auf den Kapitalmärkten eingeschränkt. IPOs sind bei der hohen Volatilität und anhaltender Unsicherheit an den Börsen schwer durchzuführen und daher eher die Ausnahme. Das Gleiche gilt für Kapitalerhöhungen, die nur eingeschränkt zu platzieren sind. Zum anderen ist der Zugang zu Fremdkapital schwerer geworden durch eine eingeschränkte Kreditvergabe der Banken, durch schärfere Kreditbedingungen und durch gestiegene Zinsen im Falle von Ratingverschlechterungen. Die Auswirkungen der verschärften Eigenkapitalanforderungen an Banken durch Basel III sind noch nicht klar zu kalkulieren, werden die externe Finanzierung von Unternehmen jedoch keinesfalls erleichtern. EINE SOLIDE UNTERNEHMENSFINANZIERUNG ZU REALISIEREN IST NOTWENDIGER UND KOMPLEXER DENN JE Die Balance zwischen interner und externer Finanzierung wird anspruchsvoller! KOMPLEXE UNTERNEHMENSFINANZIERUNG Unternehmen müssen in Zukunft mit Einschränkungen bei der Finanzierung rechnen. Bei aktuellen und künftigen Refinanzierungen wird der mögliche Verschuldungsgrad niedriger liegen als vor der Krise. Die Finanzierungs- und Sicherheitenstrukturen sind komplexer, während zum Beispiel durch das Auslaufen von Mezzanine-Programmen Umfinanzierungsbedarf entsteht. Das anziehende Wachstum verlangt nach neuen Investitionen und mehr Working Capital.

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS Eine solide Unternehmensfinanzierung zu realisieren, ist somit aktuell notwendiger und gleichzeitig komplexer denn je. Diese Aufgabe ist mit ins Zentrum der unternehmerischen Entscheidungen gerückt und muss prioritär behandelt werden. Es gilt die bestmöglichen Lösungen für diese Herausforderungen, die trotz aller Schwierigkeiten zu bewältigen sind, zu finden. Voraussetzung für den Einsatz der passenden Instrumente ist es allerdings, die Unternehmen in ihrer spezifischen Situation zu verstehen. In einer breit angelegten Roland Berger Studie haben wir untersucht, wie vor allem Deutschlands Mittelstand nach der Krise finanziell aufgestellt ist und wie der künftige Finanzierungsbedarf nachhaltig und intelligent gedeckt werden kann. Die wichtigsten Ergebnisse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen stellen wir in dieser think:act Content-Ausgabe vor. BEI KNAPP DER HÄLFTE DER BEFRAGTEN UNTERNEHMEN HAT SICH IM LETZTEN JAHR DAS RATING VERÄNDERT VERÄNDERUNG RATING verbessert unverändert verschlechtert Quelle: Roland Berger Studie 53 26 21 MEHRHEIT DER BEFRAGTEN UNTERNEHMEN AUF WACHSTUMSTHEMEN FOKUSSIERT FOKUS AUF nur Wachstum Refinanzierung und Wachstum Nur Refinanzierung 5 61 34 II. DER DEUTSCHE MITTELSTAND LEGT DIE GRUNDLAGE FÜR EINEN WACHSTUMSSCHUB Als es um die Bewertung Deutschlands in der Krise und kurz danach ging, waren fast alle Experten skeptisch. Die Wachstumsprognosen für 2010 und 2011 von internationalen Institutionen wie dem IWF oder auch deutscher Banken und Beobachter waren niedrig und standen dabei sogar noch immer unter Vorbehalt. Erst die überraschend guten Zahlen für das erste Halbjahr 2010 haben die Wachstumserwartungen verbessert und sogar über die 3%-Marke gehoben. Unsere Befragung von 300 meist mittelständischen Unternehmen zeigt, dass die Unternehmen in Deutschland schon auf Expansion geschaltet haben. Dies sogar, als viele Experten noch vor weiteren konjunkturellen Schwierigkeiten warnten. Eindeutiges Ergebnis unserer Erhebung ist, dass die Unternehmen sehr viel besser durch die Krise gekommen sind, als bei den schweren globalen Turbulenzen zu befürchten gewesen wäre. Rating und Sicherheitenbelastung haben sich in der Regel nicht wesentlich verschlechtert, von einem substanziellen Teil der Befragten wird sogar eine Verbesserung des Ratings festgestellt. Wenn man allerdings das Bild auf die Unternehmen verengt, die während der Krise Kreditverträge neu verhandeln mussten, dann wächst die Gruppe, die Einschränkungen beim Handlungsspielraum durch striktere Covenants spürt, auf 43%. Dabei brauchen viele Unternehmen in nächster Zeit zusätzlichen Spielraum. Wachstumsthemen stehen im Fokus und sind der wesentliche Treiber der Finanzierung in 2010 und 2011. Auffällig ist, dass von den befragten Unternehmen 61% Wachstumsthemen als alleinigen Fokus der Finanzierung sehen und nur 5% Refinanzierung als zentrales Thema für 2010 und 2011. Diese Aussage lässt sich nach unseren Erhebungen über alle Branchen nahezu gleichmäßig anwenden. Denn 37% erwarten einen höheren und gar 6% einen sehr viel höheren Netto-Finanzierungsbedarf im Jahr 2011 im Vergleich zu 2009. Als Anlässe für den Bedarf nennen diese Unternehmen vor allem die Steigerung des Working Capital sowie höhere Investitionen, um die Chancen der globalen Erholung zu nutzen. Die wichtige Botschaft: Deutschlands Mittelstand glaubt an sein Wachstumspotenzial! Wie der Mittelstand das Wachstum finanziert, entscheidet sich allerdings bisher häufig von Fall zu Fall. Die Unternehmen gehen opportunistisch nach Bedarf und Möglichkeiten vor.

CONTENT Unternehmensfinanzierung Nur 28% der befragten Unternehmen orientieren ihre Finanzierung an einer langfristigen Strategie, wobei wir zwischen einzelnen Branchen deutliche Unterschiede festgestellt haben. Während die Automobilindustrie überwiegend auf Langfristigkeit setzt, neigen die meisten Dienstleister zu fallweisen Entscheidungen. In der Wahl der Finanzierungsinstrumente spiegelt sich der Wunsch wider, die Komplexität niedrig zu halten. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die Größe der Unternehmen. Größere Mittelständler greifen insgesamt auf ein breiteres Repertoire an Instrumenten zurück, kleinere Unternehmen beschränken sich weitestgehend auf Eigenkapital und den Bankkredit. Allerdings bleibt auch für größere Unternehmen der Bankkredit eine bevorzugte Finanzierungsart. Unternehmen, die sich nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten erfolglos um einen Bankkredit bemüht haben, nutzten zum größten Teil statt dessen ihre Gesellschafter über zusätzliche Darlehen bzw. eine Kapitalerhöhung oder Leasing-Vereinbarungen als alternative Finanzierungsquelle. Fast jedes fünfte Unternehmen gibt an, kein alternatives Finanzierungsinstrument genutzt zu haben, also auf das notwendige oder erwünschte Projekt verzichtet und das Geschäft ohne das gewünschte zusätzliche Kapital weitergeführt zu haben. Das spricht für einen gewissen Pragmatismus in den Unternehmen, zeigt aber auch die hohen Finanzierungsbedarfe und damit -potenziale, die im beginnenden Aufschwung noch nicht gedeckt bzw. gehoben worden sind. Zähigkeit und der Wille, das Beste aus der bestehenden Situation zu machen, zeichnet den Mittelstand in Deutschland aus. Dabei rechnen viele Unternehmen damit, dass sich die Finanzierungssituation nicht vereinfachen wird. III. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR EINE ZUKUNFTSFESTE FINANZIERUNG So individuell die Finanzierungsansprüche einzelner Unternehmen sind für alle sollten als Lehre aus der Krise und einer nüchternen Analyse der aktuellen Lage drei Grundregeln gelten: KEINE ALTERNATIVEN, DAHER STARKER PRAGMATISMUS! 5te Fast jedes Unternehmen führte das Geschäft ohne das gewünschte zusätzliche Kapital. Quelle: Roland Berger Studie Für die Zukunft werden von den befragten Unternehmen vier wesentliche Herausforderungen hervorgehoben: 1. Das Volumen der Finanzierung zu steigern, erscheint für 13% der Unternehmen als zentrale Aufgabe. 2. 12% rechnen damit, um ihr aktuelles Rating kämpfen zu müssen. 3. Jedes zehnte Unternehmen sieht die Refinanzierung auslaufender Finanzierungen als Herausforderung. 4. 9% der Unternehmen nennen als wichtige Herausforderung, dass die Finanzierungskosten steigen werden. Geben Sie sich eine langfristige Finanzierungsstrategie! Strukturieren Sie Ihre Finanzierung an Ihrem Geschäftsmodell! Nutzen Sie auch alternative Finanzierungsinstrumente! Konkret heißt das: 1. LANGFRISTIGE STRATEGIE Die Unternehmen, die sich stringent an einer langfristigen Strategie bei der Finanzierung orientieren, sind zurzeit in der Minderheit. Unsere Studie zeigt aber, dass sich mit einer langfristigen Finanzierungsstrategie tendenziell die Finanzierungskonditionen und -strukturen optimieren lassen. Diese Optimierung sollte dabei immer im Spannungsfeld von Struktur, Konditionen und Risiko in Bezug auf die Unternehmensstrategie gesehen werden. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen mit einer Orientierung an einer langfristigen Strategie gaben als Vorteile günstige Konditionen, gutes Rating, geringe Komplexität, gerin-

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS WIE BEIM SCHACHSPIEL Eine langfristige Strategie bietet entscheidende Vorteile im Wettbewerb ges Risiko und ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Finanzierern an. Damit sind sie bei den wesentlichen Herausforderungen, nämlich steigende Finanzierungsvolumina, Aufrechterhaltung des Ratings und Risiken der Anschlussfinanzierung, grundsätzlich besser aufgestellt. Bestehende Finanzierungen laufen bei jedem zweiten befragten Unternehmen in zwei bis fünf Jahren aus und das bei einem absehbar steigenden Finanzierungsbedarf für einen Großteil der Unternehmen. Unternehmen sollten sich deshalb bereits heute mit ihrer Finanzierung in zwei bis fünf Jahren befassen. Steigende Finanzierungsvolumina können nicht opportunistisch beschafft werden insbesondere wenn die Konkurrenz ebenfalls auf den Kapitalmarkt drängt. Im Rahmen einer langfristig ausgerichteten Finanzierungsstrategie lassen sich Finanzierungsanforderungen bewerten und entsprechend ausgestalten. Unternehmen sollten sich also nicht vom subjektiv positiven Gefühl gegenüber einem opportunistischen Ansatz leiten lassen, sondern die objektiven Vorteile der Langfristigkeit für sich erschließen. IM FOKUS Durch die richtige Strukturierung kann die Finanzierung besser auf das Geschäftsmodell ausgerichtet werden 2. STRUKTURIERUNG AM GESCHÄFTSMODELL! Gerade kleinere Unternehmen gehen, wie unsere Studie zeigt, in ihrer Finanzierung weniger strukturiert vor. Covenants, Berichtspflichten und das Sichern von Vertrauen bei Finanzierern werden als Herausforderung in der zukünftigen Finanzierung gesehen. Dagegen haben große und international tätige Unternehmen ihre Finanzierung häufig über zentrale Gesellschaften bzw. Holdinggesellschaften und Auslandstöchter systematisch strukturiert. Unternehmen sollten generell ihre Finanzierung an den Besonderheiten des Geschäftsmodells ausrichten und Aspekte wie Geschäftszyklen, Volatilität, Risikostruktur und Footprint explizit berücksichtigen. Dies bezieht sich auch auf die Finanzierung der starken Exporte bzw. Direktinvestitionen des deutschen Mittelstandes. In der Vergangenheit wurden die Aktivitäten im Ausland häufig durch deutsche Banken finanziert, und diese Mittel dann via Konzerndarlehen oder Eigenkapitalinvestitionen in die ausländische Tochtergesellschaft transferiert. Bei internationalen Finanzierungsaktivitäten besteht gegenwärtig eine sinnvolle Tendenz, lokale Banken stärker mit einzubeziehen. Werden zunehmend alternative Finanzierungen genutzt, so sind diese ebenfalls in eine Gesamtfinanzierungsstruktur einzubinden. Will ein Unternehmen nachhaltig agieren, ist eine strukturierte Finanzierung zur Sicherstellung von Transparenz und Steuerbarkeit zwingend erforderlich. Die Strukturierung schafft Vertrauen bei den Finanzierern und reduziert gleichzeitig den administrativen Aufwand. Auf den ersten Blick einfachere und günstigere opportunistische Finanzierungen können das Finanzierungsgefüge negativ beeinflussen und teure Ad-hoc-Lösungen erfordern. Zudem können durch die richtige Strukturierung externe Einflüsse wie z.b. Währungs- und Länderrisiken besser abgefedert werden, sodass sie das operative Geschäft nicht belasten.

CONTENT Unternehmensfinanzierung 3. ALTERNATIVE FINANZIERUNGSINSTRUMENTE NUTZEN! Gerade kleinere Unternehmen sind aufgrund ihrer Größe stark fokussiert auf die regionale Beschaffung des klassischen Bankkredits. Nur ist die Deckung der Nachfrage unter den aktuell schwierigen Bedingungen für die Kreditinstitute eine größere Herausforderung als im letzten Aufschwung und viele der befragten Unternehmen stellen fest, dass Bankkredite ihnen gar nicht oder nicht in ausreichendem Umfang gewährt wurden. Da alternative Kapitalquellen häufig nicht identifiziert werden konnten, wurden Vorhaben laut unseren Studienergebnissen nicht finanziert oder aber man entschied sich für einen opportunistischen Ansatz bei der Finanzierung mit der stark wachsenden Gefahr eines Fehlschlags. Größere Unternehmen haben auch andere Möglichkeiten der Finanzierung als den klassischen Bankkredit, nutzen diese Chancen in wachsendem Maße und gewinnen dadurch zusätzliche Freiräume. Alternative Instrumente ermöglichen eine Diversifizierung der Finanzierungsbasis, eine Streuung des Risikos und eine höhere Flexibilität. Dabei sind viele dieser Finanzierungsinstrumente in Ausgestaltung und Umsetzung nicht komplizierter als ein größeres Bankdarlehen. IV. LANGFRISTIG STRUKTURIERTE FINANZIERUNG EIN ECHTER WETTBEWERBSVORTEIL Die durch die Finanzkrise befürchtete allgemeine Kreditklemme ist nahezu ausgeblieben. Trotzdem ist die belastbare und über kurzfristige Aspekte hinaus tragfähige Unternehmensfinanzierung stärker ins Zentrum der Unternehmensführung gerückt. Opportunistische Versuche, eine Finanzierung möglichst flexibel zu gestalten, um weniger Ressourcen zu binden und mögliche Chancen nicht zu verpassen, sind kurzsichtig und bergen für Unternehmen existenzielle Gefahren. Eine situationsadäquate Finanzierungsstruktur zu entwickeln, benötigt zwar mehr Zeit und bedarf gerade bei kleineren Unternehmen einer externen Expertise. Doch können so Refinanzierungsrisiken minimiert oder auch Kosten für Zinsen und Nebenkosten wie Publikationspflichten nüchtern abgewogen werden. Bei einem ganzheitlichen Blick bietet sich über die klassische Finanzierung hinaus z.b. bei Unternehmen mit international verteilten Produktionsstätten die Möglichkeit, einen "Natural Hedge gegen Währungsschwankungen zu bilden. Eine komplexe Aufgabe, die mittel- und langfristig wesentliche Vorteile gegenüber vermeintlich einfacheren Lösungen hat. Wer das Potenzial des sich aktuell abzeichnenden Aufschwungs voll heben will, sollte nicht zu lange damit warten, die individuell beste Lösung zu entwickeln. In den vergangenen Aufschwüngen war festzustellen, dass deutsche Unternehmen im Vergleich zur internationalen Konkurrenz später auf Expansion schalteten und der Wirtschaftserholung trauten. Jetzt haben viele Unternehmen den Mut gehabt, konsequent Instrumente wie die Kurzarbeit einzusetzen, um ihre Belegschaften zusammenzuhalten und im Aufschwung Kapazitäten schnell hochfahren zu können. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten werden nun auch mit Vertrauen auf eine schnelle Erholung genutzt. Genauso mutig und nachhaltig sollten die Unternehmen jetzt den Finanzierungsbedarf überprüfen und bei absehbaren Veränderungen vor einer tiefgreifenden Umstrukturierung nicht zurückschrecken. ALTERNATIVE FINANZIERUNGSINSTRUMENTE NUTZEN! Während kleine Unternehmen nur auf wenige Banken bzw. Instrumente zurückgreifen können...... haben große Unternehmen vielfältige Finanzierungsmöglichkeiten FÜR WEITERE FRAGEN STEHEN WIR IHNEN JEDERZEIT GERNE ZUR VERFÜGUNG Dr. Sascha Haghani, Partner und Head of CC Corporate Finance +49 69 29924-6111 sascha_haghani@de.rolandberger.com Dr. Klaus van Marwyk, Principal +49 211 43 89-2976 klaus_vanmarwyk@de.rolandberger.com Jürgen Müller, Senior Project Manager +49 211 4389-2968 juergen_mueller@de.rolandberger.com Johannes von Neumann-Cosel, Senior Berater +49 211 4389-2252 johannes_vonneumann-cosel@de.rolandberger.com think:act CONTENT Herausgeber: Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Dr. Martin C. Wittig Gesamtverantwortung: Torsten Oltmanns Projektmanagement: Dr. Katherine Nölling Roland Berger Strategy s GmbH Am Sandtorkai 41 20457 Hamburg +49 40 37631-4421 news@rolandberger.com www.think-act.info

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