Modul Onkologie. Interdisziplinäre Therapie der Hirntumore. Priv. Doz. Dr. med. H. C. Ludwig

Ähnliche Dokumente
Hirntumore. Extrazerebrale Tumore. Welche Informationen sind für die Diagnose wichtig? Extra- oder intrazerebral multiplanares MRT.

Spotlights aus der Neurochirurgie. A. Alfieri, 2015 Hochschulklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg Campus Neuruppin

Prognostisch wichtige Faktoren: Histologie. Lokalisation Ausdehnung/Infiltration

Gliederung. Diagnostik Therapie/Behandlung

Tumor des Zentralen Nervensystems (ZNS) (1)

Einteilung der intrakraniellen Tumore (WHO)

Sommersemester 2018 Vorlesung Neuropathologie Tumoren

Vorlesung Interdisziplinäre Onkologie Hirntumore bei Erwachsenen

Primäre Hirntumoren (maligne) Tumoren der Meningen (benigne und maligne) Tumoren des Rückenmarks Primär maligne Lymphome des ZNS Tumoren von

Computer- und Kernspin-Tomographie intrakranieller Tumoren aus klinischer Sicht

WHO Klassifikation der intrakraniellen Tumoren (nach Histogenese)

Nicht-epitheliale Tumore & Metastasen in der Schilddrüse

Sevgi Sarikaya-Seiwert. Vorlesung

Neuroradiologie. Zerebrale Tumoren

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Zahl der weiblichen und männlichen Neuerkrankungsfällen mit einem bösartigen. männliche und weibliche Erkrankungsfallzahlen

Symptomatik bei Hirntumoren

Struktur der Clinical Pathways

Management von Hirnmetastasen beim Lungenkarzinom

Schädel-Hirn-Trauma. Univ. Prof. Dr. Eduard Auff

Klinik für Neurochirurgie. für Neurochirurgie. Kinderneurochirurgie

Struktur der SOP. Zeichenerklärung. Entscheidungsfrage? Diagnostik. Therapie. Tumorboard. Nachsorge. individuelle Therapie. Studienfrage?

Bildgebung bei Hirntumoren

Hirntumoren. Christine Marosi. Klinik für Innere Medizin I Onkologie. Aufbaukurs Krebswissen Sommer Thema

Pathologie des Nervensystems IV

13. Praktikum. Neuropathologie. II. Institut für Pathologie Semmelweis Universität

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Hirntumore - Was taugen MRT- Bilder und radiologische Befunde?

Kooperative multizentrische Studie für Kinder und Jugendliche mit einem Gliom niedrigen Malignitätsgrades

Hirntumore. Abb.: MRT, sagitale Schnittführung: Dorsum sellae Meningeom

Hirntumor. Was ist ein Tumor? Was ist ein Hirntumor?

LEAT und Ventrikeltumoren: Neuropathologie & Neurochirurgie

1. Einleitung 1.1. Zielstellung

Westfälische Wilhems-Universität Münster. Hauptvorlesung Radiologie. Neuroradiologie I

Hirntumoren. Systematik. Symptome von Hirntumoren. bildgebende Diagnostik. Therapieoptionen. Vorlesung Neurologie Peter Trillenberg

Am RPTC Bisher behandelte Tumoren

Stephanie Rieger Dr.med.

Tumorerkrankungen im Kindesalter. - ein Überblick -

Perineural Invasion: Identification, Significance, and a Standardized Definition

Gutartige Neubildung der Meningen, des Gehirns und andere Teile des ZNS, D32 - D33

Klinik für Neurochirurgie Diagnose Hirntumor

Differenzialdiagnose intra- und suprasellärer Neoplasien

Hirntumore und Epilepsie

Gutartige Neubildung der Meningen, des Gehirns und andere Teile des ZNS, D32 - D33

Hirntumoren bleiben eine große Herausforderung

Behandlungspfade Interdisziplinäres Onkologisches Zentrum Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam. Neuroonkologie Stand September 2018

Aktueller Stand der Hypophysenchirurgie

Molekularbasierte Therapie bei Gliomen

PRO Operation: Indikation, wann und mit welcher Technik?

Fachinformation Gliome und Metastasen

Wintersemester 2014/2015

Thomas G. Wendt. Universitäts- Klinikum Jena

Absolute Neuerkrankungszahlen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Im Fokus: F. Primäre Hirntumoren bei Erwachsenen: Gliome PAUL KLEIHUES ONKOLOGIE 5/2007 5

Ergebnisse Kasuistiken Beispiel für einen kurzen Krankheitsverlauf

GEHIRN UND ZENTRALES NERVENSYSTEM (C70-C72)

Niedergradige Gliome Low Grade Glioma

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Diskussion Radiotherapie Osteosarkome Osteosarkome des appendikulären Skeletts werden in der Regel nicht intensiv mit Bestrahlung therapiert, da

Onkologie 1991;14: Etoposid, 314 Explorative Laparotomie,

Karzinoms. Die Unterscheidung des follikulären Karzinoms vom follikulären Adenom ist in der histologischen Untersuchung oft schwierig.

GEHIRN UND ZENTRALES NERVENSYSTEM (C70-C72)

Primäre intrakranielle und spinale Tumoren ISBN

GIST: Onkologische Therapie

Hirntumore neue Therapien

3 Ergebnisse 3.1 Klinische Befunde Alter und Geschlecht in Abhängigkeit von der Überlebenszeit

INTRADURALE-EXTRAMEDULLÄRE TUMORE

Mit neuen Methoden gegen Glioblastome

Randomisierte Phase-III-Studie der sequentiellen Radiochemotherapie oligoastrozytärer Tumoren des WHO-Grads III mit PCV oder Temozolomid

Anatomie und Symptomatik bei Hirnveränderungen. Dr. med. Katharina Seystahl Klinik für Neurologie Universitätsspital Zürich

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Auge und Orbita: Radiologische Differentialdiagnostik

Absolute Neuerkrankungszahlen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Palliative Therapie bei neurologischen Erkrankungen

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Hirntumoren. Ursachen. Symptome. Diagnose. Behandlung. Heilungschancen. Eine Information der Krebsliga

Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie

Antikonvulsive Therapie bei Patienten mit Gliomen

arithm. Alter Jahre medianes Alter Jahre

Therapeutische Strategien

Chemnitz, Stadt, Erzgebirgskreis, Mittelsachsen, Zwickau. medianes Alter Jahre. arithm. Alter Jahre

Klassifikation maligner Tumoren des ZNS und der Augen

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Alveoläres Weichteilsarkom- Metastasierung - Behandlung - Prognose

Zellbefunde bei sekundären Tumoren. Th. Beyer / Ballenstedt

arithm. Alter Jahre medianes Alter Jahre

Das Gefühl für Gesundheit erwirbt man sich erst durch Krankheit! (Georg Christoph Lichtenberg)

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Inhaltsverzeichnis. Vorwort... V. Autorenverzeichnis... Abkürzungsverzeichnis...

Kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC)

Inhalt. 1 Einleitung F. HÄRLE. 2 Epidemiologie, Klinik und Diagnose der malignen Melanome E. B. BRÖCKER

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Absolute Neuerkrankungen und Neuerkrankungsraten je Einwohner

Intrakranielle Blutungen / Subarachnoidalblutung. Aneurysmen / Angiome

Wertigkeit der Magnetresonanztomographie in der Diagnostik von spinalen Metastasen bei Hirntumoren im Kindes- und Jugendalter

Transkript:

Modul Onkologie Interdisziplinäre Therapie der Hirntumore Priv. Doz. Dr. med. H. C. Ludwig Neurochirurgische Klinik und Poliklinik Direktor: Prof. Dr. med. M. Buchfelder

Hirntumore 20 % aller Todesfälle durch Krebserkrankungen 2 % davon sind Erkrankungen primärer Hirntumoren Gliome haben eine jährliche Inzidenz von 4-7/100.000 Die häufigsten primären Tumore sind Astrozytome III-IV mit einem Altersgipfel in der 60 Dekade. Bei Kindern sind ZNS Tumore die zweit häufigste Tumorerkrankung nach hämatogenen Krebsen Bei Erwachsenen sind 75 % der Tumore supratentoriell, bei Kindern sind 75 % infratentoriell

Einteilungen WHO Klassifizierung und Grade I-IV Supra - infratentoriell Primär sekundär Zellulärer Ursprung-Molekularbiologie

WHO Primäre Tumore A. Ursprung im ZNS 1. Neuralrohr Glia, Neurone 2. Neuralleiste Schwann Zellen, Arachnoidea, Melanome 3. Andere Haemangioblastome, Sarkome, primäre Lymphome B. Embryonale Reste Kraniopharyngeome, Chordome, Lipome

Häufigkeiten Neuroepitheliale Tumore Astrozytome III und IV Oligodendrogliome Ependymome PNETs Andere Metastasen Meningeome Schwannome Erwachsene [%] 10 30 5 5 4 3 43 Kinder [%] 45 7 < 1 15 25 5 3

Benigne Gliome WHO-Klassifikation Grad I II III IV Bezeichnung pilozytisches Astrozytom Astrozytom ( low-grade, diffus) anaplastisches Astrozytom Glioblastom

Maligne Gliome WHO-Klassifikation Grad I II III IV Bezeichnung pilozytisches Astrozytom Astrozytom ( low-grade, diffus) anaplastisches Astrozytom Glioblastom

Astrozytome Progression Grad II IV, oder III IV Nicht abgrenzbarer, infiltrativ wachsender glialer Tumor. Perifokales Oedem, Blut-Hirn- Schrankenstörung

Astrozytom IV Infiltrativ, biologisch und anatomisch nicht abgrenzbar. Schnelles Wachstum. Blut-Hirn- Schrankenstörung Infiltration, Proliferation Migration, Neoangiogenese Zytokine werden hochreguliert: Vascular endothelial growth factor-vegf Progression II-IV

Differentialdiagnose Abszess Metastase

Klinik Kopfschmerz 76 % Übelkeit, Erbrechen, morgendliches nüchtern Erbrechen 30 % Wesensveränderung 44 % Herdneurologie, Paresen, 40 % Sprachstörung, apoplektiform Krampfanfall, fokal, generalisiert 29 % Stauungspapille 8 % kurze Anamnese

Glioblastom-Astrozytom IV Mittlere Überlebenszeit 12 Monate 60. Lebensjahr Häufigkeitsgipfel. In den letzten Jahren höhere Inzidenz bei Kindern? Klinik Kurze Anamnese von ca. 6 Wochen. Intrakranielle RF: Kopfschmerz, Wesensveränderung, Herdsymptome

Prinzipien der operativen Therapie Mechanische Zytoreduktion Elimination von Tumorzellen um 2 Zehnerpotenzen Elimination resistenter Tumorzellen Verlängerung des Überlebens Chirurgische Dekompression Beseitigung des erhöhten intrakraniellen Drucks Verbesserung neurologischer Funktion Verlängerung des Überlebens Induktion und Potenzierung Radiotherapie / Brachytherapie Chemotherapie Immuntherapie

Maligne Gliome: Prädiktoren der Überlebenszeit signifikant: Alter Histologie Karnofsky-Status wahrscheinlich signifikant: Ausmaß der Resektion

Operation 1945 W.E. DANDY. Surgery of the brain.

Intraoperative Neuronavigation Abgrenzung zu vitalen und eloquenten Strukturen Resektionskontrolle

Meningiom Langsam dekompensierende intrakranielle RF Arachnoidaler Ursprung Lange Anamnese Perifokales Oedem Klinik: Krampfanfall, Kopfschmerz, Wesensveränderung, Herdsymptom Lokalisation Cave: Dekompensation in sehr kurzer Zeit!

Lokalisation von Meningiomen

Keilbein-Meningiom

Neurinom Zugang

Neurinom - Schwannom Ursprung aus dem PNS (Neuralleiste) Lange Anamnese Kleinhirn-Brückenwinkel Klinik: Hirnnerven, Hydrozephalus, infratentorielle Raumforderung

Hirntumore Astrozytome am häufigsten Benigne Tumore lassen sich komplett oder bei erhöhtem Risiko teilresezieren Bei malignen Tumoren ermöglicht die Resektion die adjuvante Therapie Interdisziplinäre Therapie erforderlich, Behandlung in Tumorzentren mit Nachsorge Hohe Bedeutung von Therapiestudien