(Botanischer) Artenschutz auf Äckern des Nationalen Netzwerk Natur (NNN)

Ähnliche Dokumente
100 Äcker für die Vielfalt Auswahl, Sicherung und Entwicklung von Schutzäckern für Ackerwildkräuter

Das Schutzacker-Projekt 100 Äcker für die Vielfalt Fazit und Ausblick

Das Projekt 100 Äcker für die Vielfalt Artenschutz auf Ackerflächen

Ackerwildkrautschutz in Bayern das 100-Äcker-Projekt und die Rolle der Landschaftspflegeverbände

Produktionsintegrierte Kompensation in Thüringen

Erfahrungen mit produktionsintegrierter Kompensation durch ökologischen Landbau in Thüringen

Segetalartenschutz in der produktionsintegrierten Kompensation (PiK)

Botanischer Artenschutz auf Ackerflächen

Botanischer Artenschutz auf Ackerflächen Das Projekt 100 Äcker für die Vielfalt

PIK. Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen. Bernhard Schwaninger Gemeinsame Dienststelle Flurneuordnung - Karlsruhe

EINFÜHRUNG.zu Ackerwildkräutern und Schutzmaßnahmen

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen

1. Fachtagung Nachhaltige Flächenpolitik Zwischen Anspruch und Wirklichkeit am 06. September 2013

Praxisbeispiele aus Rheinland-Pfalz

Die KulturLandStiftung als Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Naturschutz

Kompensation mit der Landwirtschaft Praxisbeispiele aus Rheinland-Pfalz

Machbarkeitsstudie zur Umsetzung von Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen (PIK) am Beispiel der Stadt Hameln

Schutzbemühungen für die Segetalflora in Deutschland Das Projekt 100 Äcker für die Vielfalt

INITIATIVEN ZUM UMWELTSCHUTZ Band 86

Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft Wie gelingt die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen?

Produktionsintegrierte Kompensation

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen (PiK) -auf wechselnden Flächen-

nähere Regelungen zur Kompensation von Eingriffen i.s. des 14 Abs. 1 BNatSchG, insbesondere

Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen fachliche und rechtliche Aspekte

100 Äcker sind nicht genug! Praktische Instrumente für den Ackerwildkrautschutz

Schutz der Ackerbiozönosen - Möglichkeiten und Grenzen aus der Sicht der konventionellen und biologischen Landwirtschaft.

100 Äcker für die Vielfalt in NRW Errichtung eines bundesweiten Schutzgebietsnetzes für Ackerwildkräuter

Produktionsintegrierte Kompensation auf wechselnden Flächen Chance oder Risiko für Naturschutz und/oder Landwirtschaft?!

Produktionsintegrierte Kompensation (PIK) durch ökologischen Landbau

Herausforderungen der Evaluation aus Sicht der Landwirtschaft

Praktische Beispiele zur PIK-Umsetzung im Landkreis Sömmerda

Ackerwildkrautschutz in Bayern staatliche Förderung

Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft

Die Biologischen Stationen in Nordrhein-Westfalen Rudolstadt, Prof. em. Dr. Wolfgang Schumacher

Workshop Biologische Vielfalt und Landwirtschaft Kommunale Handlungsspielräume

Neue Wege bei der Kompensation von Eingriffen

Rückgang der Biodiversität in der Agrarlandschaft

- Regionales Agrarumweltkonzept - Landschaftspflege-/ Biodiversitätskonzept Darmstadt

Informationsveranstaltung zum SuedLink und SuedOstLink für Landwirte und Waldbesitzer

Die Umsetzung des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ländliche Entwicklung (ELER) in Bayern

Situation und Schutz der Segetalflora in Brandenburg

Ökonomische Aspekte der Produktionsintegrierten Kompensation. Ulrich Hampicke

Von A wie Ackerbrache bis Z wie Zwischenfrüchte - Die Vielfalt produktionsintegrierter Naturschutzmaßnahmen und ihre Einsatzmöglichkeiten

Ressourcenprojekt Ackerbegleitflora. Artenliste

Lebensraum Feldflur Beispiele aus Bayern

Unsere Landwirtschaft Erfolgswege zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt?

Was tun?! Von der Nationalen Strategie zur konkreten Umsetzung

Ausgleichs-und Ersatzmaßnahmen Aktuelle Probleme bei der Umsetzung aus Sicht der Landwirtschaft

Naturschutz durch Nutzung Lösungsansätze für die praktische Umsetzung Münster 4. Juli 2012

Biologische Vielfalt und Landwirtschaft: Wie gelingt die Umsetzung in die Praxis?

Verbundprojekt Lebendige Agrarlandschaften Landwirte gestalten Vielfalt!

der Naturschutzes aufgrund der Eingriffsregelung, des Tagung am 19. April 2012 Hochschule Anhalt (FH), Bernburg

DAS ÖKOPOOLANGEBOT der. Naturschutz im Konsens mit der Landwirtschaft. Eingriffsregelung als strategisches Instrument des Naturschutzes?

Biodiversität in der Beratung - vom Modell zum Regelbetrieb

Gerd Trautmann, HMUELV

Biotopverbund räumlicher Kontakt zwischen Lebensräumen

Produktionsintegrierte Kompensation Chance oder Risiko für Landwirtschaft und Naturschutz?!

Produktionsintegrierte Kompensation in Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben. Dipl.-Ing. Armin Tuinmann Landkreis Friesland

Vollzugshinweise zur Produktionsintegrierten Kompensation gemäß Bayerischer Kompensationsverordnung (BayKompV)

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gestalten und anbieten Landwirte aktiv im Naturschutz?!

PIK-Maßnahmen: Ökologische Rahmenbedingungen und Wirksamkeit sowie praktische Erfahrungen, Erfolge und Grenzen

Greening Wie entscheidet der Betrieb? Greening-Beratung in der Praxis, Erfahrungen aus Bayern

15 Abs. 2 Satz 4 BNatSchG bestimmte rechtliche Regelungen zu Maßnahmen stehen der Anerkennung als Kompensationsmaßnahmen nicht entgegen

HAUPTTEIL. Fallstudien und Übersichten zur Biodiversität in Kulturlandschaften

Phytodiversität in Agrarökosystemen eine wichtige Ziel- und Indikatorgröße für Agrarumweltmaßnahmen

Übersicht der Aufgabenschwerpunkte Untere Naturschutzbehörde

Agrikulturprogramm für Hannover LANDESHAUPTSTADT HANNOVER Fachbereich Umwelt und Stadtgrün

Landwirtschaft und Naturschutz Kein Problem!? Vortrag WLLV 15. März 2011

Referat 13, Standortentwicklung und Agrarumweltmaßnahmen Artenschutz aus Sicht der Landwirtschaftskammer Was geht? Was geht nicht?

Probleme und Lösungen bei der Umsetzung und Kontrolle von Produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen (PIK)

Überschrift Unterüberschrift. Umsetzung der EU-Richtlinien "Natura 2000" in Sachsen-Anhalt

Ressourcenprojekt zur Erhaltung und Förderung der gefährdeten Schweizer Ackerbegleitflora. Fotodokumentation einiger Zielarten

30 Millionen Datensätze zeigen die Pflanzenvielfalt Deutschlands. Vorstellung des Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands

Die Rolle der Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität. Verdana 1,2,3. Die Schriftart dieser Vorlage heißt: Verdana.

Innovative Finanzierung von Biodiversität auf öffentlichem Grün Möglichkeiten für Kommunen

Gute fachliche Praxis der Landwirtschaft im neuen BNatschG Hintergründe Ziele Umsetzung

Land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen schützen!

Flurneuordnung und Naturschutz

Bodenfruchtbarkeit Grundlage erfolgreicher Landwirtschaft. BAD/VLK-Tagung

Voranschreitender Bodenverbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen. Mag. Martin Längauer ÖGAUR-Herbsttagung

21. Grundwasser-Workshop am 1. Juni 2016 in Cloppenburg

Naturschutz/Landwirtschaft aktuelle Situation/Trends

1 Fachforum Naturschutzberatung , Berlin

Erfahrungen und Vorschläge zur Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen mit der Landwirtschaft

Die Idee. Beteiligte. MarktEntlastungs- und KulturlandschaftsAusgleich

Flurbereinigung und Flächenmanagement für den Naturschutz. Erfahrungen der Sächsischen Ökoflächen- Agentur

Perspektiven für mehr Biodiversitäts- und Umweltleistungen der Landwirtschaft

Jakobskreuzkraut im Saarland - ein gewachsenes Problem Franziska Nicke

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

Aktuelle Fragen der Agrarpolitik/GAP-Reform ab 2014

Bedeutung von Äckern als Lebensraum - Entwicklungen und Tendenzen -

Was kann mein landwirtschaftlicher Betrieb für die biologische Vielfalt leisten und was ist zumutbar?

Warum fordern Naturschutzverbände eine Biodiv-Strategie? Siegfried Schuch Vorsitzender des NABU Rheinland-Pfalz

Tagung Betriebsaufwertung für Natur und Landwirtschaft. BfN und ifab. 14. bis 17. März 2016

Rechtliche Rahmenbedingungen für Kurzumtriebsplantagen (KUP)

Erfahrungen mit KULAP aus Sicht eines Wasserschutzberaters. Vortrag von Josef Reiter Palling 28. Januar 2009

Ansiedlung seltener Ackerwildkräuter auf einem Öko- Betrieb des südlichen Frankenjura

Wasserstraße und Naturschutz Neue Wege der Kooperation

Agrarumweltmaßnahmen zur Biodiversitätsförderung auf dem Acker Perspektiven für die Umsetzung im künftigen ELER-Programm

Zweieinhalb Säulen zur Finanzierung von DBU Naturerbe

Transkript:

Albrecht-von-Haller Institute für Pflanzenwissenschaften Ökologie und Ökosystemforschung (Botanischer) Artenschutz auf Äckern des Nationalen Netzwerk Natur (NNN) - Defizite & Förderinstrumente - Bewirtschaftung, Monitoring, Pachtverträge Stefan Meyer Göttingen 24. April 2014 NABU-Schutzacker Mallnow

EINFÜHRUNG Bedeutung Diversität Segetalflora Ackerbauliche Intensivierung Hauptursache Artenwandel Diversität wichtig für die Bereitstellung Ökosystemdienstleistungen Unterstützende Dienstleistungen: Bereitstellung von Habitat- und Nahrungsressourcen Regulierende Dienstleitungen: Bestäubung und biologische Schädlingskontrolle Studien von Ackerflächen (Obrist & Duelli 1998) zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen der Diversität von Flora und Fauna

EINFÜHRUNG CH D (Storkey, Meyer et al. 2012) Jede mehr produzierte Tonne Weizenertrag führt zur Gefährdung von 10 Segetalarten!

EINFÜHRUNG Rückgang Deckungsgrad und Artenzahlen je Vegetationsaufnahme! (Meyer et al. 2013)

EINFÜHRUNG Die tiefgreifenden Veränderungen in den sehr dynamischen Agro- Ökosystemen haben die Gesellschaftsstruktur, die Diversität, Populationsgrößen und die genetische Variation von Segetalarten stark beeinflusst! KONTINENTALE EBENE Segetalflora europaweit stark gefährdet Gefährdungsstatus korreliert mit Intensivierungsgrad (Storkey, Meyer et al. 2012) (Meyer et al. 2013) GESELLSCHAFTS EBENE Aktuelle Vegetationsaufnahmen stark verarmt typische/diagnostische Arten fehlen ART EBENE (Meyer et al. in Revision) Kleine Populationen genetische Diversität gering (Austausch) Ex-situ-Kulturen zeigen eine noch geringe Diversität (Brütting et al. 2013)

EINFÜHRUNG Verluste in den Phytozönosen der Äcker auf allen Ebenen Bestehender Konflikt Landwirtschaft Naturschutz (Hampicke 2010) Stark gefährdeter Habitattyp in Mitteleuropa (Ellenberg & Leuschner 2010) ~120 Ackerwildkräuter auf den Roten Listen in D (Hofmeister & Garve 2006) Hohe Verantwortung für den Erhalt von Arten (Welk 2001) (Sehr) wenige gesetzliche Schutzinstrumente (Meyer et al. 2010) kein NATURA 2000-Habitattyp (nur Bromus grossus FFH-taxon) Ausweisung FND in ehemaliger DDR Stiefkinder des Naturschutzes

Auftrag Nationale Biodiversitätsstrategie (NBS): Bis zum Jahre 2020 ist die Biodiversität in Agrarökosystemen deutlich erhöht. Bis 2015 sind die Populationen der Mehrzahl der Arten (insbesondere wildlebende Arten), die für die agrarisch genutzten Kulturlandschaften typisch sind, gesichert und nehmen wieder zu. Ansatz: Extensivierung von 10% ertragsschwacher Ackerstandorte 300.000 ha (Hampicke 2010) 2.5 % der AF

SCHUTZKONZEPTE Erhalt von Arten in Botanischen Gärten, Bauernmuseen -> erste Überlegungen Mitte der 1950er -> Schau- und Demonstrationsprojekte -> Problem: Genetische Diversität! photo: St. Meyer right:preservation of species at open-air museum Kommern (1984) left:adonis annuacultures at the botanical garden of Göttingen (2009) Foto: Th. van Elsen photo: T. van Elsen

SCHUTZKONZEPTE Anlage von Feld-Flora-Reservaten -> 1970: Anlage 1. FFR in Deutschland (Baden-Württemberg) -> Pflanzensammen gesammelt in ganz Europa -> traditionelle Bewirtschaftung (3-Felder-Wirtschaft) FFR Beutenlay bei Münsingen photo: www.google.de Foto: Th. van Elsen

SCHUTZKONZEPTE Erhaltung von samples in Genbanken -> teuer und zeitaufwendig -> nur wenige genetische Varianten können vorgehalten werden -> Genbank: Institute of Plant genetics(ipk Gatersleben) photo: www.google.de Foto: Th. van Elsen

SCHUTZKONZEPTE Ackerrandstreifenprogramm -entwickelt 1978 von Prof. Wolfgang Schumacher (Universität Bonn) www.nrw-stiftung.de Idee: Kein Herbizideinsatz entlang an den Ackerrändern zur Förderung seltener Segetalarten! -> 3 5 m breite Streifen -> reduzierte Düngung notwendig -> Freiwilligkeitsprinzip -> Landwirte bekommen Entschädigung Foto: Th. van Elsen

SCHUTZKONZEPTE Der Erfolg des Ackerrandstreifenprogrammes hängt ab von... -> fachgerechten Auswahl geeigneter Flächen (Fokus auf gefährdete/seltene Arten und Gesellschaften, -> Beratung/Betreuung der teilnehmenden Landwirte, und -> Engagement von Naturschutz-Experten vor-ort. photo: T. van Elsen Ackerrandstreifen in der Eifel mit Melampyrum arvense Foto: Th. van Elsen

SCHUTZKONZEPTE -> Höhepunkt Ende 80 s Anfang 90 s mit ca. 8.000-10.000 ha!!! zunehmend unattraktiv Option für Landwirte! Abneigung zwecks Verunkrautungsgefahr steigende Preise für Getreidepeise (z.b. 2007) Programmausgestaltung ist zu unflexibel -> zu viele Restriktionen neue AUP, z.b. Wildblumenmischungen für die Insektenfauna bieten finanziell bessere Optionen -> bis zu 1.000 /ha weiterhin starker Verlust von ackerbaulicher Nutzfläche in D z.b. Infrastruktur Projekte [2008 Versiegelung 95 ha/d] und Umwandlung ackerbaulicher Flächen (bes. wenig ertragreiche Flächen) in Grünland ->Kompensationsmaßnahmen -> Höherer Biodiversitätswert? Foto: Th. van Elsen

ACKERWILDKRÄUTER Status Quo Ackerwildkrautschutz in Deutschland Beispiel ARS Thüringen (MEYER et al. 2010 Aspects of Applied Biology)

SCHUTZKONZEPTE

SCHUTZKONZEPTE Ackerrandstreifenprogramm -> unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern -> keine ARS in manchen Bundesländern Vergütung: 320-740 /ha/a (ja nach Bundesland) Finanzierung: 50% EU - 50% Bundesland (W-Germany) 80% EU - 20% Bundesland (E-Germany) Problem: kein Geld für Co-Finanzierung!!! photo: S. Wehke

SCHUTZKONZEPTE Fazit: Ackerrandstreifenprogramm hoher bürokratischer Aufwand -> unflexible Programme! kurze Laufzeiten (1-5 Jahre) -> oft kein Monitoring! keine Beständigkeit (aktuell 2000 ha = 0,018% Fläche D) keine langfristige Finanzierungssicherheiten! kein Instrument für die wertvollsten Flächen!!! photo: T. van Elsen photo: St. Meyer Liliumbulbiferumsubsp. croceum stark gefährdet!

SCHUTZKONZEPTE Status Quo Ackerwildkrautschutz in Deutschland bisherige Aktivitäten (Feldflorareservate, Schutzäcker) zumeist Einzelinitiativen + (oft) ohne Erfahrungsaustausch AUM verlieren bei den Landwirten zunehmend an Attraktivität - ständig wechselnde Förderbedingungen - oft starre, unflexible Programmausgestaltung (Bsp. Kartoffeln, doppelter Reihenabstand, ganze Ackerschläge) - bürokratischer Aufwand -> Angst vor Kontrollen - keine langfristige Deckung (<5 Jahre) der Bewirtschaftungsmehrkosten - Flächenkonkurrenz -> Anbau von Bioenergie Effizienz der Maßnahmen?

SCHUTZKONZEPTE Status Quo Ackerwildkrautschutz in Deutschland Ackerrandstreifenprogramme nicht in allen Bundesländern gute Programmausgestaltung und Akzeptanz z.b. in Bayern (incl. Effizienzkontrollen) und Baden-Württemberg Rückläufige Flächenstatistik z.b. in Niedersachsen (Konkurrenz Blühstreifen) und Thüringen (keine Finanzmittel -> Problem der Co-Finanzierung) Bundesländer ohne ARS-Programm z.b. Sachsen-Anhalt Blühstreifen auf Kalkscherbenäckern im Südharz! Umwandlung im Zuge von A+E/Maßnahmen von Kalkscherbenäcker in Halbtrockenrasen (BAB38)

100 ÄCKER FÜR DIE VIELFALT Kriterien Schutzacker floristische Wertigkeit der Fläche langfristiger/dauerhafter Flächenzugriff langfristige/dauerhafte finanzielle Absicherung der Bewirtschaftung (z.b. PIK) Absicherung Erfolgskontrolle/Monitoring/Beratung bisher 112 Äcker (ca. 475 ha) gesichert Schutzacker Ostalb

100 ÄCKER FÜR DIE VIELFALT NNN-Flächen DBU, NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, Landesbund für Vogelschutz in Bayern, Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg, Landesverein Sächsischer Heimatschutz, etc. Schutzacker Backofen bei Schwochau

100 ÄCKER FÜR DIE VIELFALT 11 DBU Flächenkomplexe Kartierung naturschutzfachliche Bewertung Leitbildentwicklung Beratung (PIK, VNP) DBU-Lauterberg 9.45 ha (13 TF)

100 ÄCKER FÜR DIE VIELFALT Flächenkulisse 1. Übertragung 12 Arten RL Deutschland 20 Arten RL Bundesländer DBU-Wahner Heide 14.84 ha (5 TF)

100 ÄCKER FÜR DIE VIELFALT Kooperationen INTEGRAE Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen. Rechtliche Möglichkeiten, Akzeptanz, Effizienz und naturschutzgerechte Nutzung Universitäten Rostock (Prof. Czybulka) und Greifswald (Prof. Hampicke) Eingriffsregelung und landwirtschaftliche Bodennutzung - Aufwertung durch Nutzung - Modellvorhaben zur innovativen Anwendung der Eingriffsregelung Thüringer Landgesellschaft mbh (Catharina Druckenbrod)

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK BNatschG 15 Abs. 3 (Flächeneignungen) Bei der Inanspruchnahme von land- oder forstwirtschaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist auf agrarstrukturelle Belange Rücksicht zu nehmen, insbesondere sind für die landwirtschaftliche Nutzung besonders geeignete Böden nur im notwendigen Umfang in Anspruch zu nehmen. landwirtschaftliche Gunststandorte (Ausdünnung Diasporenreservoir,.) Ansatz auf Grenzertragsstandorten (Austrocknung, Vernässung) Nährstoffarme Sandäcker, skelettreiche Kalkscherbenäcker, Feuchtäcker

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK Funktionaler Zusammenhang PIK fachlich geeignet um Eingriffe zu kompensieren Bewertung multifunktionale Kompensation bedenken (1. trophische Ebene) Betriebsprämie (1. Säule) Anspruch bleibt (EuGH), da landwirtschaftliche Nutzung Verhältnis zu Agrarumweltmaßnahmen (AUM) AUM und PIK nicht gleichzeitig möglich Thüringen: PIK nach KULAP möglich PIK sind in Ausgestaltung flexibler als AUM Schutzgebietsverordnungen beachten bereits vorgeschriebene Maßnahmen dürfen nicht honoriert werden

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK Bewirtschaftungs-(grundsätze) Einzelne, flächenspezifische Konzepte notwendig 1. Verzicht auf Herbizide, Fungizide, Insektizide 2. Reduzierung der Mineraldüngung (organische Düngung) 3. Betonung der Fruchtfolge auf Winterbestände 4. wendende Bodenbearbeitung (flache Pflugfurche max. 15 cm) 5. verzögerter Stoppelsturz (Anagallis foemina, Kickxia spec.) 6. verminderte Saatstärke bzw. Handaussaat 7. Verwendung von nicht gereinigten Saatgut aus dem Vorjahr 8. Verwendung alter Kultursorten -> immer mit den Landwirt unter Beachtung dessen betrieblicher Ausstattung und standörtlicher Gegebenheiten!

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK Bewirtschaftung Festsetzungen von Grundmaßnahmen: - ackerbauliche Nutzung/Bodenbearbeitung - kein Einsatz von Pestiziden - später Stoppelsturz flexible Maßnahmen: - organische Düngung - Bodenbearbeitung Pflug - Kombination alter Kultursorten KOSTEN: siehe Leitfaden!

PROBLEME UMSETZUNG Akzeptanz bei Planern, Behörden verbessern (keiner wagt sich aus der Deckung) Angst (?) von neuen Maßnahmen wie PIK (man setzt auf Altbewährtes) Konkurrenzfähigkeit der Maßnahme = Geringe Punktebewertung (Maßnahmen mit vielen Punkten und wenig Fläche werden bevorzugt) Planungs- und Umsetzungshorizont oft sehr lang, schwer kalkulierbar Eingreifer private Eingreifer leichter händelbar als staatliche Institutionen

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK Beispiele Sandacker Aschaffenburg Fa. Schuck Arnoseris minima Filago minima Galeopsis segetum Ornithopus perpusillus Peplis portula Teesdalia nudicaulis

ACKERWILDKRÄUTER UND PIK Beispiele A/E-Projekt Schmoner Hänge - DB Projektbau GmbH Adonis flammea Adonis aestivalis Althaea hirsuta Bupleurum rotundifolium Caucalis platycarpos Bromus commutatus Ajuga chamaepitys Galium tricornutum Anagallis foemina Conringia orientalis Anthemis cotula Kickxia elatine Consolida regalis Neslia paniculata Chenopodium vulvaria Podospermum laciniatum Valerianalle dentata var. eriocarpa Kickxia x confinis

PROBLEME UMSETZUNG Dauer der Maßnahme dauerhaften Eingriff dauerhaft kompensieren (?30 Jahre) bei staatlichen Trägern oft nur Einrichtung (3-5 Jahre) finanziert Monitoring/Beratung in bewirtschafteten Systemen zur Erreichung des Kompensationszieles unabdingbar (dauerhafte Betreuung!!!) Erfolgskontrollen alle 2-5 Jahre, jährliches (!) Gespräch mit Bewirtschafter

PROBLEME UMSETZUNG Flächenauswahl Flächenkonkurrenz (Naturschutz): Blühstreifen Sachsen-Anhalt (Positionspapier) naturschutzfachliche Eignung der Flächen wird nicht geprüft (Bsp.B6n, A38) Planungsfehler: teuer, aufwendig und nicht biodiversitätsfördernd

PIK & AUM Drei entscheidende Unterschiede: 1. PIK-Maßnahmen sind nicht fest definiert, sondern können gemeinsam mit den Akteuren (Landwirte, Naturschutzbehörden, Planer) gestaltet werden. 2. Bei PIK kann in Ausnahmefällen von der getroffenen Bewirtschaftungsvereinbarung abgewichen werden (z.b. wenn das Kompensationsziel gefährdet ist). Diese Möglichkeit erhöht die Kooperationsbereitschaft der Landwirte für Naturschutzmaßnahmen auf ackerbaulich genutzten Flächen. 3. Dauer: Während Agrarumweltmaßnahmen zumeist eine Laufzeitbindung von fünf Jahren haben, sind PIK-Maßnahmen (je nach Art und Dauer des Eingriffes) auf 20 bis 30 Jahre und gegebenenfalls unbefristet angelegt.

DOPPELFÖRDERUNG Verhältnis zu Agrarumweltmaßnahmen Agrarumwelt- und PIK-Maßnahmen können nicht gleichzeitig auf einer Fläche durchgeführt werden es ist aber möglich, PIK-Maßnahmen zeitlich unmittelbar an Maßnahmen des KULAP/VNP anzuschließen (Bewertung Ausgangszustand vor Beginn KULAP) PIK können Agrarumweltmaßnahmen darüber hinaus vorzeitig ablösen, sofern die PIK-Maßnahme ein mindestens gleichwertiges Ziel verfolgt. Flexibel anstatt starre Vorgaben!

FLÄCHENPRÄMIE Betriebsprämienanspruch bleibt Flächen, auf denen Ackerwildkraut-Maßnahmen durchgeführt werden, sind weiterhin betriebsprämienfähig Grundlage Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union (2010) (Niedermair-Schiemann, Vorabentscheidung vom 14.10.2010, Urteil, C-61/09) Zulässig ist auch, auf den beihilfefähigen Flächen keine landwirtschaftliche Erzeugung vorzunehmen, sondern lediglich die Flächen in guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand zu halten. für die Landwirte ist die Betriebsprämie ein essentieller Aspekt, da die Flächen somit auch rechtlich den Status der landwirtschaftlichen Nutzfläche behalten Aktivierung/Klärung der Zahlungsansprüche

MONITORING Leitfaden Schutzäcker 23. Februar 2013

MONITORING Fachliche Begleitung erforderlich Da bei produktionsintegrierter Kompensation die eigentliche Maßnahme jährlich wiederkehrend umgesetzt werden muss, ist eine fachliche Begleitung über die gesamte Dauer der Maßnahme unabdingbar. Die Begleitung durch einen beauftragten Sachverständigen sichert die tatsächliche Ausführung der vereinbarten extensiven Bewirtschaftung einerseits und prüft den Erfolg der Maßnahme andererseits. Die fachliche Begleitung ist ein fester Bestandteil der Kompensationsmaßnahme und damit vom Eingriffsverursacher sicherzustellen. Kann von der UNB (bzw. ONB) festgesetzt werden! 23. Februar 2013