Editorial. Dieses Heft QualiTest weist eine Neuerung insofern auf, als es nach 10-jährigem

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Transkript:

Gerätetest Mobile Laktat-Messgeräte Accutrend Lactate (Roche Diagnostics, Mannheim) Lactate Pro (Arkray, Japan) Lactate Scout (SensLab, Leipzig) Als Referenzgerät: Miniphotometer plus LP 2 (Hach Lange, Berlin) Heft 9 September 26 Druckfehlerkorrektur (. 3. 27) Editorial Kodex Dieses Heft QualiTest weist eine Neuerung insofern auf, als es nach -jährigem Bestehen des Test-Labors für Hämodiagnostik am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Mainz (Start am 1. 7.1996) erstmals ab diesem Heft nur noch online unter www.physioklin.de erscheint. Das Thema dieses Heftes ist die Prüfung von mobilen Hand-Geräten zur Messung der Laktat-Konzentration (clac), wie sie heute üblicherweise im sportmedizinischen Bereich eingesetzt werden. Diese Geräte könnten, ausreichende Genauigkeit vorausgesetzt, auch in anderen Bereichen der Medizin Anwendung finden, so z. B. im intensivmedizinischen Monitoring als Hypoxie- Marker. Damit tritt die Laktat-Konzentration in Konkurrenz zum Base Excess (BE) des Blutes, der mit guten Argumenten als universelle diagnostische und therapeutische Größe bezeichnet wird [6]. Die diagnostische Aussagekraft der clac ist zwar dem BE unterlegen, weil mit Laktat nur das Anion der Milchsäure nachgewiesen wird, während der BE die Wasserstoffionen aller potenziellen Säuren erfasst, also neben der Milchsäure auch noch zum Beispiel diejenigen aus der ATP-Spaltung oder des Fettsäureabbaus. Während ein Sportler nachweislich immer eine Proportionalität zwischen BE des Blutes und clac des Plasmas aufweist [2], gilt dies z. B. für ein Neugeborenes nicht. Die Konkurrenz zwischen BE und clac wird aber zugunsten von clac verschoben, weil hier Geräte angeboten werden, die als Probenvolumen nur noch, l Blut benötigen, im Vergleich zu 4 6 l Probenvolumen für eine BE- Bestimmung, im Mikromodus moderner Geräte ein eindeutiger Vorteil. RZ An Systeme im Bereich der medizinischen Diagnostik sind besonders hohe Anforderungen zu stellen, was die Sicherheit und Funktionstüchtigkeit der Geräte einerseits und die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der damit erhobenen Befunde andererseits betrifft. Das diagnostische und therapeutische Handeln des Arztes zum Wohle seiner Patienten wird entscheidend von diesen Kriterien bestimmt. Diese Anforderungen können nur erfüllt werden, wenn das fertige Gerät einer laufenden objektiven internen und externen Qualitätskontrolle unterworfen wird. Das Gebot der Wirtschaftlichkeit verlangt darüber hinaus, dass die Kosten des Geräteeinsatzes, der laufenden Wartung und Qualitätskontrolle im günstigen Verhältnis zur erwarteten Diagnostik und möglichen Therapie stehen. Der Wettbewerb zwischen den Herstellern findet dort seine Grenze, wo wissentlich Qualitätsverluste zum Nachteil des Patienten in Kauf genommen werden. Eine externe Qualitätskontrolle durch das Test-Labor kann nur dann Erfolg haben, wenn maximale Transparenz bezüglich der Art der durchgeführten Prüfung, der Deklarierung des goldenen Standards, der beauftragten Gutachter sowie der veröffentlichten Ergebnisse hergestellt wird. Dem Gebot der Fairness wird dadurch entsprochen, dass jede Veröffentlichung auf entsprechenden Wunsch mit einer Stellungnahme des betroffenen Herstellers oder Vertreibers versehen werden muss, wenn dem Test-Labor zuvor ein Auftrag zur Begutachtung erteilt wurde. Das Test-Labor kann nur dann erfolgreich tätig werden, wenn sich Betreiber, Mitarbeiter und Gutachter auf der einen und Auftraggeber auf der anderen Seite mit diesem Kodex identifizieren können.

Mobile Laktat-Messgeräte Accutrend Lactate (Roche Diagnostics, Mannheim) Lactate Pro (Arkray, Japan) Lactate Scout (2 Geräte) (SensLab, Leipzig) Als Referenzgerät Miniphotometer LP 2 (Hach Lange, Berlin) (Gerätetest Juni/August 2) Fragestellung Mobile Handgeräte zur Messung der Laktat-Konzentration werden üblicherweise im sportmedizinischen Bereich eingesetzt. Ausreichende Genauigkeit vorausgesetzt, könnten diese Geräte auch in anderen Bereichen der Medizin Anwendung finden. Daher war zu untersuchen, mit welcher Genauigkeit (Unrichtigkeit, Abweichung zwischen Soll- und Messwert, accuracy) und Präzision (Unpräzision, Streuung von Mehrfachmessungen einer Probe, precision) mobile Handgeräte in der Lage sind, die Laktat-Konzentration einer Blut- oder Plasmaprobe zu messen. Material Untersuchungsmaterial Humanes (heparinisiertes) Frischblut wird für längstens 8 Stunden nach Abnahme bei 4 8C gelagert. Die Laktat-Konzentration wird nativ oder nach Aufstockung, d. h. nach Zugabe einer definierten Menge an Laktat, vermessen. Zur Vermeidung einer Verfälschung der Sollwerte infolge einer Laktatproduktion der Erythrozyten während Lagerung der Blutprobe, wird die Zeit zwischen Laktatzusatz und Messung auf weniger als Minuten reduziert. Das für die Messung erforderliche Probevolumen beträgt, l (Lactate Scout), l (Accutrend Lactate*, Lactate Pro) und l (Miniphotometer LP 2). * Probevolumen: 1 Tropfen Blut (2 3ml) Geräte Folgende Geräte wurden getestet (s. Abb.1): Accutrend Lactate (Typ 312 22, Ser.-Nr. 127384/3) (Fa. Roche Diagnostics, Mannheim) überlassen von der Fa. Gemar GmbH, Celle Lactate Pro LT 17 (Ser.-Nr. 24386) (Fa. Arkray, Japan) überlassen von der Fa. Gemar GmbH, Celle Lactate Scout (2 Geräte) (Fa. SensLab GmbH, Leipzig) überlassen vom Hersteller Als Referenzgerät (Abb.1): Miniphotometer plus LP2 mit Küvettentest Laktat (Hach Lange GmbH, Berlin) überlassen vom Hersteller Methodik Vorgabe von Sollwerten Die mobilen Geräte sind allesamt darauf ausgerichtet, die Laktat-Konzentration im Vollblut (Erythrozyten und Plasma) zu messen. Für einen möglichen Einsatz in der Medizin war auch zu prüfen, ob die Geräte darüber hinaus im abzentrifugierten Plasma messen können. Vergleichbar der Glukosemessung und anderer Größen (ph, pco 2,pO 2, cna +,ck +, ccl ) wird in der Medizin gefordert, die Plasmawerte zu erfassen. Für Laktat ist dies von besonderem Interesse, weil die Proportionalität zwischen der Laktat-Konzentration des Plasmas (nicht des Blutes) und dem Base Excess des Blutes ein wichtiges diagnostisches Kriterium darstellt [4]. Abb.1 Mobile Laktat-Messgeräte: alle Testgeräte, ganz rechts das Referenzgerät. 2

Gravimetrische Sollwerte werden wie folgt hergestellt: Die Laktat-Konzentration des Ausgangsmaterials wird mit dem jeweiligen Gerät gemessen und dann die Konzentration quantitativ mit einer gravimetrisch hergestellten wässrigen Laktat- Lösung ( mmol/l) aufgestockt, meistens in -mmol/l- Schritten. Beispiel: Entnahme von l Blut (Eppendorf-Pipette) aus einer Probe von ml Blut und Zugabe von l einer 1 molaren Natrium-Laktat-Lösung ergibt eine Aufstockung um mmol/l. Aufgestocktes Plasma Die Laktat-Konzentration von zentrifugiertem Plasma wird gemessen und dann aufgestockt. Beispiel: Eine durch Zentrifugation aus Blut gewonnene Plasmaprobe weist eine spontane Laktat-Konzentration von 1, mmol/l auf, nach Aufstockung werden dann Sollwerte von 6, bis 26, mmol/l in -mmol/l-schritten erhalten. Tabelle 1 Beispiele für die Berechnung der Plasma-Laktat-Konzentration bei einem Hämatokrit von 48% Blut (Vorgabe) Plasma 6,9 13,8 1 2,7 2 27, Allgemein lautet die Berechung für einen variablen Hämatokrit (mit Hct als Fraktion): clakt ðbþ clakt (P) = ð1 ; 7 HctÞ Bei der Berechung der Plasma-Laktat-Konzentration nach Aufstockung und Zentrifugation ist wieder zu berücksichtigen, welche Ausgangskonzentration das Plasma zuvor aufgewiesen hat. Aufgestocktes Blut Die Laktat-Konzentration von Blut wird gemessen und dann aufgestockt. Beispiel: Eine Blutprobe weist eine spontane Laktat-Konzentration von 1, mmol/l auf, nach Aufstockung werden dann Sollwerte von 6, bis 26, mmol/l in -mmol/l-schritten erhalten. Plasma aus aufgestocktem Blut Soll eine Messung im abzentrifugierten Plasma des zuvor (!) aufgestockten Blutes erfolgen, so stellen sich die Verhältnisse etwas komplizierter dar, da sich Laktat nach eigenen Messungen sehr ungleichmäßig zwischen Erythrozyten und Plasma verteilt, nämlich Ery/Plasma wie,43/1 [2]. Dieser Verteilungskoeffizient ist erstaunlich konstant und ist zwischen 2 und 37 8C temperaturunabhängig, er gilt gleichermaßen für Sportler (Milchsäurebildung im Muskel) bis 3 mmol/l und Erythrozyten-Konzentrate (Milchsäurebildung im Erythrozyten) bis mmol/l [3] und stimmt mit dem Mittelwert von insgesamt 8 Literaturstellen (,423,2) sehr gut überein []. Also musste in diesen Fällen eine Hämatokritbestimmung durchgeführt werden (Doppelbestimmung, Mikro-Hämatokrit-Methode). Beispiel: Beträgt der Hämatokrit (Hct) z. B. 48%, dann ergibt sich ein Faktor von 1,377 zwischen Blut und Plasma, also der Blutwert ist mit 1,377 zu multiplizieren um den Plasmawert zu erhalten. Tabelle 1 zeigt dazu Beispiele. Hämatokrit Um zu prüfen, ob der Hämatokrit einer Blutprobe einen Einfluss auf das Messergebnis hat, wurden auch solche Plasmaproben gemessen, die aus Blutproben mit variiertem Hämatokrit von 34 bis 3% gewonnen wurden, also Plasmaproben, deren Umrechnung aus Vollblut deutlich voneinander abweichen muss. Zur Einstellung des Hct wurde aus der Blutprobe nach Zentrifugation Plasma (Erhöhung des Hct) oder Erythrozyten (Erniedrigung des Hct) entnommen. Kontrolle von Sollwerten Die Überprüfung der Sollwerte erfolgt mit dem Miniphotometer plus LP 2 (Hach Lange) unter Verwendung der vom Hersteller gelieferten, vorgefertigten Einmalküvetten. Ergebnisse Bei allen im Labortest angegebenen Messwerten handelt es sich immer um Mittelwerte einer Doppelbestimmung; Doppelbestimmungen wurden deshalb vorgenommen, weil damit eine einfache Prüfung auf Plausibilität der Messung möglich ist. Die Abbildungen 2 8 geben die Ergebnisse grafisch wieder, wobei die Messwerte im Blut und/oder im Plasma jeweils gegen die aufgestockten Sollwerte aufgetragen sind. 3

Miniphotometer LP 2 (mmol/l) 3 2 2 1 y = 1,6 x,364 1 2 2 LactateScout1und2(mmol/l) 3 2 2 1 y = 1,74 x +,394 1 2 2 Abb. 2 Blut- und Plasmawerte Miniphotometer LP 2. Messwerte für Blut (*) und Plasma (D) mit gemeinsamer Trendlinie. Abb. 3 Blutwerte Lactate Scout 1 und 2. LactateScout1und2(mmol/l) 3 2 2 1 y = 1,2624 x 1,283 1 2 2 Accutrend Lactate (mmol/l) 3 2 2 1 y = 1,344 x 2,331 1 2 2 Abb. 4 Plasmawerte Lactate Scout 1 und 2. Abb. Blutwerte Accutrend Lactate. Accutrend Lactate (mmol/l) 3 2 2 1 y = 1,2787 x 3,6627 1 2 2 Lactate Pro (mmol/l) 3 2 2 1 2 y =,217 x + 1,6283 x 1,7486 1 2 2 Abb. 6 Plasmawerte Accutrend Lactate. Abb. 7 Blutwerte Lactate Pro. Diskussion Bezüglich der gewählten Methodik der vorgegebenen Sollwerte wird hier der Beleg erbracht, dass diese bis 2 mmol/l fast optimal mit dem Miniphotometer LP 2 erfasst werden (Abb. 2), was sowohl für die Plasma- als auch die Blutwerte gilt (nicht getrennt dargestellt). Die Unrichtigkeit beträgt hier nur 4% und die Unpräzision nur 2,4%. Damit ist zugleich belegt, dass diese Vorgabe von Sollwerten offensichtlich korrekt ist. Dies gilt auch für die problematischen Plasmaproben, die aus dem aufgestockten Blut durch Zentrifugation gewonnen wur- 4

Lactate Pro (mmol/l) 3 2 2 1 2 y =,384 x + 2,37 x 4,332 1 2 2 Tabelle 2 Mittelwert (MW) der Differenzen Messwert minus Sollwert (mit Vorzeichen) in mmol/l bzw. in % des Sollwertes (ohne Vorzeichen) mit Standardabweichung (SD) für die Sollwerte im Blut von 2 mmol/l. MW SD (mmol/l) (%) Miniphotomter LP2,34,48 4,1 2,41 24 Lactate Scout 1,1 1, 6,21 4,26 26 Lactate Scout 2,24 1,1 6,68,9 26 Lactate Scout 1 + 2,13 1,1 6,44 4,6 2 Accutrend Lactate,74 1,7 12,4 8,69 26 Lactate Pro 1,98 1,1 18,9 7,6 26 n Abb. 8 Plasmawerte Lactate Pro. den, was die Gültigkeit der Laktatverteilung zwischen Erythrozyten und Plasma (,43/1) zur Voraussetzung hat. Gemäß Richtlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung quantitativer laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen von 22 (RiliB¾K) sowie zugehöriger ¾nderung der Fehlergrenzen von 23 (Anlage 1 a Messgrößen im Serum/ Plasma) beträgt die maximal zulässige Unrichtigkeit 9% und die maximal zulässige Unpräzision 6%. Für einen klinisch relevanten Laktat-Messwert von z. B. mmol/l bedeutet dies, dass die Abweichung zwischen Messund Sollwert (Unrichtigkeit) maximal,4 mmol/l betragen darf bei einer mittleren Streuung der Messwerte (Unpräzision) von,3 mmol/l. Diese Angaben gelten formal nach RiliB¾K nur für Plasma, dürfen aber wohl in Anlehnung an die Vorgaben für Glukose auch auf Blut übertragen werden (Laktat wurde dort offensichtlich vergessen). Damit ist klar, dass dieses Kriterium 9% Unrichtigkeit und 6% Unpräzision nur vom Referenzgerät Miniphotometer LP 2 für Blut und Plasma sowie für das Lactate Scout im Blut (jedoch nicht im Plasma) erfüllt wird (s. Tab. 2 und 3). Somit wären die Geräte Accutrend Lactate und Lactate Pro in der Medizin nicht einsetzbar. Unter speziellen sportmedizinischen Bedingungen (!) relativieren sich die Verhältnisse wie folgt [1]: Im Vergleich zum Miniphotometer LP 2 (!) mit einer Unrichtigkeit von 4% wiesen die drei Geräte bei insgesamt 27 Messwerten im Kapillarblut (!) aus Belastungstests bis maximal nur mmol/l (!) folgende mittlere absolute Fehler auf: Lactate Pro,32,28 mmol/l, Lactate Scout,36,34 mmol/l und Accutrend Lactate,63,39 mmol/l. Tabelle 3 Mittelwert (MW) der Differenzen Messwert minus Sollwert (mit Vorzeichen) in mmol/l bzw. in % des Sollwertes (ohne Vorzeichen) mit Standardabweichung (SD) für die Sollwerte im Plasma von 2 mmol/l. Diese Ergebnisse lassen einen Einsatz in der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik zu, zumindest für die ersten beiden Geräte, da in der Regel der Verlauf der Werte von größerer Bedeutung ist als der Absolutwert. Empfehlungen MW SD (mmol/l) (%) Miniphotomter LP2,22,78 4,4 3,33 2 Lactate Scout 1 1,73 1, 13,66,19 13 Lactate Scout 2 1,82 1,36 14, 8,9 14 Lactate Scout 1 + 2 1,6 1,3 13,31 8,72 27 Accutrend Lactate,3 1,94 13,46,6 16 Lactate Pro 1,4 1,3 13,21 11,49 18 Für den klinischen Einsatz wird den Herstellern aller drei geprüfter mobiler Handgeräte zur Messung der Laktat-Konzentration empfohlen: 1. Optimierung der Kalibrationskurven für Blut anhand präziser Sollwerte. 2. Bereitstellung von Qualitätskontroll-Materialien für die tägliche Qualitätskontrolle. 3. Einrichtung der Möglichkeit einer Laktat-Messung im Plasma. Dies kann erfolgen durch Eingabe einer offensichtlich anderen Kalibrierkurve (Abb. 4, 6 und 8) und Möglichkeit der Vorwahl eines Messmodus Blut oder Plasma. n

Alternativ kann dies aber auch dadurch ermöglicht werden, dass mit der gleichen Messung auch der Hämatokrit (oder ersatzweise die Hämoglobin-Konzentration) erfasst wird, damit anschließend der für Vollblut erhaltene Laktat-Wert mit dem Hämatokrit auf Plasma umgerechnet wird. Bewertung Von den geprüften mobilen Handgeräten zur Messung der Laktat-Konzentration, Accutrend Lactate (Fa. Roche Diagnostics, Mannheim), Lactate Pro (Fa. Arkray, Japan) und Lactate Scout (Fa. SensLab GmbH, Leipzig) kann für den Einsatz in der Medizin nur das Gerät Lactate Scout empfohlen werden, weil es als einziges Gerät die Forderungen der RiliB¾K von 23, nämlich maximal zulässige Unrichtigkeit von 9% und maximal zulässige Unpräzision von 6% bei der Messung im Blut (nicht im Plasma) eindeutig erfüllt. Gutachter Prof. Dr. med. R. Zander, Test-Labor für Hämodiagnostik am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Mainz Technische Durchführung Frau W. Bauer, Test-Labor für Hämodiagnostik am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Mainz Literatur 1 Krause C. Methoden der Laktat-Messung unter sportmedizinischen Bedingungen. Medizinische Dissertation, Mainz 26 2 Lachtermann E, Zander R. Die Diagnostik der Laktatkonzentration im Plasma ist der im Vollblut deutlich überlegen. Anästhesiol Intensivmed 1999; 4: S24 3 Lachtermann E, Zander R. Milchsäure-Bildung und -Verteilung in Erythrozytenkonzentraten. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 21; 36: 31 33 4 Zander R. Diagnostische und therapeutische Bedeutung von Base Excess und Laktatkonzentration. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 22; 37: 343 346 Zander R, Lachtermann E. Laktat: Ein Marker für Gewebehypoxie? Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1999; 34: 724 72 6 Zander R. Der Base Excess als universelle diagnostische und therapeutische Größe. Dtsch ¾rtebl 26; 17: A114 HD Dr. med. O. Thews, Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Mainz Impressum QualiTest erscheint in loser Folge unter www.physioklin.de. Redaktion und Copyright Test-Labor für Hämodiagnostik am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Mainz, Saarstraße 21, 99 Mainz; Leiter: Prof. Dr. med. R. Zander. Satzarbeiten und Graphikerstellung Ziegler und Müller, text form files, Einhornstraße 21, 72138 Kirchentellinsfurt, E-Mail: info@ziegler-mueller.de, www.ziegler-mueller.de 26 Test-Labor für Hämodiagnostik, Mainz Arbeitsweise des Test-Labors für Hämodiagnostik Das Test-Labor für Hämodiagnostik ist ein Drittmittelprojekt, das sich über die Erstellung von Gutachten für Gerätehersteller finanziert. Seine Aufgabe ist es, durch unabhängige Funktionsprüfungen und Qualitätskontrolle von Geräten der Hämodiagnostik im weitesten Sinne zur Überprüfung, Verbesserung und Gewährleistung der Qualität dieser Geräte beizutragen und die jeweiligen Ergebnisse zu veröffentlichen. Gutachter können nur dann gegen oder ohne Honorar für das Test-Labor arbeiten, wenn sie erklären, keine finanziellen oder sächlichen Zuwendungen vom Begutachteten zu erhalten, und wenn sie sich verpflichten, jede Verbindung zum besprochenen Verfahren oder Gerät zu deklarieren. Der Leiter des Test-Labors erhält kein Honorar. 6