Motivation und Honorierung - Verschiedene Aspekte einer zielorientierten Honorierung ökologischer Leistungen Thünen-Institut für Betriebswirtschaft Rob Burton Centre for Rural Research, Norway BfN-Workshop, Vilm Seite 1
Limitierter Erfolg bestehender Agrarumweltmaßnahmen Standardansatz sind handlungsorientierte Agrarumweltmaßnahmen Landwirte werden für die Umsetzung von Managementvorgaben bezahlt Kompatibilität mit EU und internationalen Rahmenbedingungen WTO Kompensation von entgangenem Einkommen und zusätzlichen Kosten Erfolgreicher Politikansatz, wenn man den Umfang der Implementierung als Maßstab ansetzen würde. Aber Bewertungen der Effektivität und des erzielten Umweltnutzen liefern ein gemischtes Bild. Probleme werden z. B. im Hinblick auf folgende Punkte gesehen: Mangelnde Flexibilität der Managementvorgaben Räumliche Zuschnitte und Spezialisierung der implementierten Maßnahmen Längerfristige Auswirkungen auf Motivation und Bewusstseinsbildung der Landwirte sowie auf eine langfristig nachhaltige Landbewirtschaftung Seite 2
Limitierter Erfolg bestehender Agrarumweltmaßnahmen Warum wird die Motivation und Bewusstseinsbildung der Landwirte nur unzureichend durch AUMs beeinflusst? Ökologische Leistung ist von keiner wirtschaftlichen Bedeutung Geringer Anreiz zur Entwicklung neuer Fähigkeiten und Wissen Geringer Anreiz zur Entwicklung von landwirtschaftlichen Netzwerken zum Umweltschutz Geringer Anreiz für Netzwerke die außerlandwirtschaftliches Wissen (und Stakeholder) mit einbeziehen Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung der Landwirte bedarf ein langfristiges Konzept was passiert nach dem Ablauf des Fördervertrags? Seite 3
Bedeutung geringer oder fehlender Motivation Bereitschaft sinkt, etwas freiwillig ohne Honorierung zu tun, zusätzliches Interesse am Naturschutz zu entwickeln, das über das Interesse am Geld hinausgeht. bestehendes oder neues Wissen in innovatives Umweltmanagement umzusetzen Fehlender Stolz auf die Produktion von Umweltgütern auf seinem Land, der über das rein finanzielle Interesse herausgeht. Keine Integration von Umweltgüter in das Betriebskonzept Konsequenz: Geringere Effektivität: Höheres Budget für gleichen Umweltnutzen benötigt oder geringerer Umweltnutzen bei gleichem Budget Seite 4
Outline Welche Rolle kann eine ergebnisorientierte (zielorientierte) Honorierung zur Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung von Landwirten spielen? Was sind zentrale Aspekte für die erfolgreiche Implementierung einer zielorientierten Honorierung? Seite 5
Ergebnisorientierung Landwirte erhalten Zahlungen für erzielte Ergebnisse und nicht für vorgeschriebene Auflagen Grundidee ökologische Leistung zu honorieren Ergebnisorientierung erlangt immer mehr Aufmerksamkeit in der EU und D Zahlreiche Pilotprojekte wurden getestet und einige Maßnahmen sind den ländlichen Entwicklungsprogrammen implementiert: Schwerpunkt auf Biodiversität im Grünland Teilweise kombiniert mit Managementvorgaben (handlungsorientierten Element) Zahlung an Erreichung von definierten Indikator-Schwellenwerten (z. B. Nachweis von 4 oder 6 Pflanzenkennarten) geknüpft Landwirte teilweise eingebunden in das Monitoring (z. B. Artenerhebung) Prämienkalkulation erfolgt in der Regel nach handlungsorientierten Ansatz Seite 6
Rolle der Ergebnisorientierung für Motivation und Bewusstseinsbildung Welche Vorteile hat eine Ergebnisorientierung für die Motivation und Bewusstseinsbildung der Landwirte? Hohe Flexibilität und weniger Restriktion wirken sich positiv auf die Akzeptanz durch Landwirte aus Fähigkeiten und Kenntnisse zum Naturschutz werden genutzt und gefördert längerfristige Betrachtung: Anreiz für innovatives Naturschutzmanagement Bewusstsein schaffende Wirkung durch direkte Teilnahme der Landwirte am Naturschutzmanagement und Monitoring (z. B. der Artenerhebung) Verfolgen eines gemeinsamen Ziels: Förderung der Kommunikation zwischen Landwirten und Naturschutzorganisationen Förderung von Sozial- und Kulturkapital Produktion von Umweltgütern ökologische Leistung ist von wirtschaftlicher Bedeutung Seite 7
Rolle der Ergebnisorientierung für Motivation und Bewusstseinsbildung Aber das Potential einer ergebnis- und zielorientierten Honorierung wird gegenwärtig nicht ausgeschöpft. Herausforderung: Langfristigkeit Die Entwicklung von Sozial- und Kulturkapital, und somit die Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung, ist ein langfristiger Prozess Naturschutz mit 5-Jahres Verträgen unzureichend für langfristige Ergebnisse Kontinuität für langfristige Ergebnisse erforderlich Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Landwirten, spezieller Naturschutzberatung und Verwaltung oder zusätzlichen Anreize erforderlich Wie kann dieser langfristige Prozess weiter unterstützt werden? Seite 8
Rolle der Ergebnisorientierung für Motivation und Bewusstseinsbildung Herausforderungen: Komplexität / Novität Negative Konsequenzen der Flexibilität für Landwirte: Besonders am Beginn der Teilnahme können Fehler passieren Risiko gewünschte Ergebnisse werden nicht gleich erreicht Ergebnisorientierter Ansatz setzt eine Gewisse Toleranz auch im Design - gegenüber Fehlern voraus Komplexität / Novität des Ansatzes kann sich negativ auf die Teilnahmebereitschaft auswirken Wie können mögliche Fehler oder Inakzeptanz gering gehalten werden ohne den innovativen Vorteil einer ergebnisorientierten Honorierung zu verlieren? Seite 9
Rolle der Ergebnisorientierung für Motivation und Bewusstseinsbildung Herausforderungen: Komplexität der Umweltziele Ökologische Leistung zu Erreichung des definierten Umweltziels kann oft nicht individuell von Landwirten erreicht bzw. zugeordnet werden Unsicherheit im Hinblick auf Zielerreichung und Zahlungslegitimation Erfolg hängt von der Zusammenarbeit von Landwirten sowie der räumlichen Gestaltung der Maßnahme ab Wie kann die Kooperation zwischen Landwirten im Rahmen einer zielorientierten Honorierung gefördert werden? Seite 10
Rolle der Ergebnisorientierung für Motivation und Bewusstseinsbildung Herausforderungen: Inkonsistenz mit übergeordneten Politikkonzept Logik einer ergebnisorientierten Honorierung nicht konsistent mit der kompensationsbasierten Logik der 2. Säule der GAP Vorgaben der EU und der WTO setzen Grenzen für die Gestaltung von ergebnisorientierter Honorierung durch die öffentliche Hand Procurement : Verträge zur Lieferung von ökologischen Leistungen - umdenken erforderlich, um das Potential auszuschöpfen? Gibt es Spielraum für eine flexiblere Interpretation und Anwendung der WTO Rahmenbedingungen? Seite 11
Zentrale Aspekte zur Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung durch zielorientierte Honorierung Welche zentralen Aspekte oder Förderelemente helfen, die aus der vorherigen Diskussion hervorgegangen Herausforderungen zu adressieren? Seite 12
Zentrale Aspekte zur Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung durch zielorientierte Honorierung Bewusstseins- und Vertrauensbildung durch agrarökologische Meisterschaften Beispiel der concours prairies fleuries aus Frankreich: Entwicklung von lokalen zu nationalen Wettbewerben Meisterschaften zeichnen Landwirte aus, die eine besonders hohe Artenvielfalt auf Weiden und Wiesen erzielen Meisterschaften haben maßgeblich zum Erfolg der Maßnahme beitragen: Stärkeres Interesse an der, und Unterstützung für die, Maßnahme Bewusstseinsbildung von Landwirten und anderen Stakeholdern Ähnliche Meisterschaften wurden auch in Deutschland durchgeführt. Wichtig: direkter Zusammenhang mit der ergebnisorientierten Maßnahme Förderung gemeinsamen Lernens und positivem sozialen Druck durch Peers Seite 13
Zentrale Aspekte zur Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung durch zielorientierte Honorierung Balance zwischen Flexibilität und Guidelines durch Naturschutzberatung Flexibilität für Landwirte ist wesentlicher Bestandteil des Ansatzes und fördert Motivation Intensiver Austausch zwischen Naturschutzberatung und Landwirten notwendig Wissensförderung und Vertrauensbildung Aufzeigen verschiedener Optionen unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und der übergeordneten Ziele Bewusstseinsentwicklung Entscheidung für eine Option liegt bei Landwirt Vertrauensbildung Wirkungen auf Motivation, Bewusstseins- und Vertrauensbildung je größer je stärker Landwirte in den Prozess miteinbezogen werden Seite 14
Zentrale Aspekte zur Förderung von Motivation und Bewusstseinsbildung durch zielorientierte Honorierung Höheres Risiko nicht zwingend negativ Anreiz zur Entwicklung von neuen Fähigkeiten und Kenntnissesn (Kulturkapital) und zur Innovation Maßnahme mit zu hohem Risiko geringe Akzeptanz bei Landwirten Maßnahme mit zu geringem Risiko Kulturkapital wird nicht gefördert Langfristiges und dynamisches Konzept unter Berücksichtigung der steigenden Fähigkeiten, Kenntnisse und Vertrauen aller Beteiligten Integration von kooperativen Naturschutz Projektbezogener Ansatz Seite 15
Zusammenfassung Ergebnisorientierte Honorierung: Potential die Motivation und Bewusstseinsbildung bei Landwirten wesentlich zu verbessern Aber, Potential nicht ausgeschöpft Sozio-kulturelle Aspekte wichtig für den Erfolg einer ergebnis- und zielorientierten Honorierung Bewusstsein und Vertrauen schaffende Maßnahmen sind entscheidend für positive Wirkungen auf die Motivation Mögliche Optionen: Stärkere Verknüpfung mit nichtmonetären Ansätzen Partizipative Entwicklung und Begleitung von Maßnahmen Projektbezogener Ansatz Entlohnung ökologischer Leistung Seite 16
Zusammenfassung Adäquate Prämienhöhe ist auch wichtig, aber alleine nicht ausreichend um Motivation und langfristigen Erfolg zu sichern Langfristiger und dynamischer Prozess Stagnation oder Weiterentwicklung? Umdenken zur Weiterentwicklung erforderlich? Entlohnung ökologischer Leistung? WTO: Flexible Interpretation? Rolle der Privatwirtschaft? Seite 17