Speicheldrüsenpathologie. Vorlesung R. Häusler HNO

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Transkript:

Speicheldrüsenpathologie Vorlesung R. Häusler HNO

Hauptspeicheldrüsen - GI parotis - GI submandibularis - GI sublingualis Akzessorische Speicheldrüsen Ektopische Speicheldrüsen

Die myoepitheliale Korbzelle Epitheliale Zelle mit mesenchymalen Eigenschaften kontraktile Elemente

Der Speichel 0,5 1 l/tag; 0,4 ml/min. 2/3 aus Glandula submandibularis - Enzyme (Amylase) - Abwehrstoffe (Gammaglobuline) - Hormon (Parotin?)

Speicheldrüsenhypofunktion Hyposyalie, Asialie, Xerostomie Speicheldrüsenhyperfunktion Hypersiallorrhoe, Ptyalismus (Krankheiten des ZNS, neurovegetative Dystonie)

Die Sialometrie

Die gravimetrische Sialometrie Normal: > 2 gr Speichel / 6 Sialose: 0,5 1,5 gr / 6 Sjörgen: 0,1 0,5 gr / 6 RH: Annals Otolaryngol 85, 1977 Saxon Test: Arthritis 28, 1985

Speicheldrüsenhypofunktion Hyposialie Xerostomie (Mundtrockenheit) Schlechte Lebensqualität Progressiver Zahnverlust

Entzündungen - Infektionen Parotitis epidemica (Mumps) oft asymmetrische Speicheldrüsenschwellung Eitrige Sialadenitis mit oder ohne Speichelsteine Parotisabszess präaurikuläre Inzision, Spreizung Parotitis marantica - nach grossen (abdominalen) Eingriffen - präterminal

Parotitis marantica mit Abszedierung nach Abdominal- eingriff

Sialolithiasis M:F = 4:1 Submandibularis 80% Parotis 10% Akzessorische Drüsen 10% Mischkonkremente (Hydroxyapatit, Kalziumkarbonat, -phosphat)

Bimanuelle Palpation

Symptome der Sialolithiasis Postprandiale Schwellung Speichelsteinkolik Eitrige Sialadenitis

Speicheldrüsenzysten Dysgenetische Zysten Mukozelen Lymphoepitheliale Zysten Epidermoidzysten

Branchiuogene Zysten (= Ohren- Halszysten) 1. und 2. Kiemenfurche Hirschgeweihzysten mit rezidivierenden Entzündungen und Fistelbildungen in der Wange Cave: Facialis!

Speicheldrüsensarkoidose Harte Speicheldrüsenschwellung Rezidivierende Augenentzündungen Intermittierendes Fieber Rezidivierende Fazialisnervenlähmung Febris uveo-parotidea Heerfordt

Sjörgensyndrom Xerostomie Xerophthalmie Rheumatoide Erkrankung Benigne lymphoepitheliale Läsion

Sialosis ( = Sialadenosis) Nicht neoplastische, nicht entzündliche intermittierende oder permanente Schwellung der Speicheldrüsen Rauch, 1959

Sialadenose ( = Sialose) Endokrinologisch (Diabetes, Thyreoideaoder Sexualhormondysfunktion) Metabolisch (Unterernährung, Nierenerkrankung) Medikamentös (Psychopharmaka, Antihypertensiva) Xerostomie, Xerophthalmie

Speicheldrüsentumoren Am häufigsten in Parotis Am seltesten in kleinen Speicheldrüsen Je kleiner die Speicheldrüse, desto häufiger handelt es sich um einen malignen Tumor

Klassifikation der Speicheldrüsentumoren A Epitheliale Tumoren 1. Adenome 80% 2. Karzinome 5% B Mesenchymale Tumoren 1. Neurinome, Hämangiome, Lymphangiome 2. Sarkome 3. Lymphome (Mikulicztumor) C Metastasen 1. Thyreoideamalignome 2. Nierenmalignome 3. Tumoren des Abdominal- und Beckenbereichs

Gutartige Speicheldrüsenadenome Monomorphes Adenom Pleomorphes Adenom 70% (Parotismischtumor) Cystadenolymphom 5% (manchmal multipel und bilateral) Oncozytom 1% Myoepitheliom Ductales Papillom

Speicheldrüsenkarzinome Azinuszellkarzinom 2% Mucoepidermoidkarzinom 5% Adenoidzystisches Karzinom 4% Myoepitheliales Karzinom Adenokarzinom Plattenepithelkarzinom 5% Spezialfall: Plattenepithelkarzinom in pleomorphem Adenom Undifferenzierte Karzinome

Speicheldrüsentumoren Histologische Vielfalt Der histologische Typ ist prognostisch wichtiger als das TNM-Stadium! WHO Klassifikation 1991 (neue Klassifikation nach molekularbiologischen Kriterien ist in Bearbeitung)

Das pleomorphe Adenom 80% aller Speicheldrüsentumoren 80% in Parotis Benigner Tumor mit pathomorphologischer Vielfalt

Cave: Enukleation (Pseudokapsel!) Cave: Biopsie (Tumorverschleppung!) Cave: Karzinomentstehung - Entwicklungszeit < als 10 Jahre: 2% - Entwicklungszeit > als 10 Jahre: 17%

Die Feinnadelpunktion (FNP)

Extirpation eines pleomorphen Adenoms durch laterale Parotidektomie L mit Erhalt des N.facialis a t e r a l e P a r o t i d Erste Parotidektomie von RH im Jahre 1976 e k

A. Trotz histologisch benigner Zellstruktur oft hoch malignes Verhalten (Zylindrom adenoidzystisches Karzinom!) B. Lange Ueberlebenszeit, trotzdem fatales Ende (oft grösser als 10 Jahre!) C. Unvollständige Exzision von benignen Tumoren multiple Lokalrezidive ( Kranzrezidive ) maligne Entartung

Das veraltete Prinzip der Semimalignität von Parotistumoren

Spezielle Wachstumsaffinitäten von gewissen Tumoren Adenoidzystisches Karzinom (Wachstum entlang Nervenscheiden!) Basaliom (Tiefenwachstum im Knochen) Ulcus terebrans

Cave: Progressive periphere Fazialisparese Parotismalignom!

Behandlung früher: Multilierende Chirurgie Palliative Radiotherapie Therapieabstinenz

- Totale / radikale Parotidektomie +/- Neck-dissection +/- Subtotale Petrosektomie +/- Fazialisnervenresektion +/- Unterkieferresektion +/- Oberkieferresektion +/- Ausräumung des Parapharyngealraums +/- Ausräumung der Fossa infratemporalis

+/- Interponat des Nervus facialis +/- Rekonstruktion des Unterkiefers und des Kiefergelenkes +/- Einsetzen von Implantaten (Zähne, Ohrmuschel, usw.) Technik der mikrovaskulären Lappenrekonstruktion (Haut, Weichteilgewege, Knochen, Nerven)

Oft kleine, postoperative Morbidität Oft befriedigende funktionelle und ästhetische Resultate

Tumoren des tiefen Parotislappen Tumoren des Parapharyngealraums Malignome der Parotis mit Infiltration des Felsenbeins und der Fossa infratemporalis