Management der akuten Gastroenteritis bei Kindern in Europa Empfehlungen der ESPGHAN Update 2014 Luzern, 31.03.2015 Annigna Clavuot
Empfehlungen für gesunde Kinder <5 Jahre mit klinischer Diagnose einer akuten Gastroenteritis, in Europa lebend Ausschluss von Kindern mit Risikofaktoren (chronische Entzündungen, Immundefekt)
Definition akute Gastroenteritis Abnahme der Stuhlkonsistenz (weich oder flüssig) und/oder Erhöhung der Stuhlentleerungen (> 3/24h) mit/oder ohne Fieber oder Erbrechen Dauer akute Diarrhoe: typischerweise <7 Tage und nicht länger als 14 Tage
Epidemiologie Diarrhoe-Inzidenz: 0.5-2 Episoden/Kind (<3 Jahre) pro Jahr in Europa Rotavirus: häufigster Erreger der AGE Norovirus: v.a. in Ländern mit Rotavirus-Impfung Bakterielle Erreger: Campylobacter, Salmonellen Intestinale Infektionen: häufigste nosokomiale Infektionen Giardia oder Cryptosporium Infektionen selten, asymptomatisch
Risikofaktoren für schwere GE Erreger: Rotavirus Junges Alter: starke Dehydratation bei Kindern <6 Monate, höhere Exposition gegenüber Rotavirus Ernährung: Stillen reduziert evtl Risiko für GE chronische Erkrankung/Immundefekt: mehr prolongierte und schwerere AGE Krippenbetreuung: höheres Risiko für milde und schwere Diarrhoe
bakteriell vs viral Bakteriell: hohes Fieber (>40 C) Abdominalschmerzen Blutauflagerung im Stuhl Involvierung des ZNS Viral: Erbrechen Respiratorische Symptome
Diagnostisches work up Mikrobiologische Untersuchung nur bei schwerer Grunderkrankung, schwerem oder prolongiertem Verlauf empfohlen Blutmarker weder CRP- noch Procalcitonin-Bestimmung empfohlen Stuhlmarker zur Unterscheidung bakteriell vs viral nicht empfohlen
3 Therapiepfeiler der AGE frühe Rehydratation Vermeiden von diätetischen Restriktionen Therapie mit Probiotika
Spitalmanagement Nasogastrale Rehydratation: falls orale Rehydratation fehlschlägt, viel weniger NW als i.v. Rehydratation und kürzere Hosp-Dauer Die Hosp-Dauer kann verkürzt werden - Gabe von effektiven Probiotika (Laktobazillen) - Laktosefreie Milch: nicht empfohlen - Racecadotril : reduziert Dauer der Symptome aber
Keine Diät-Empfehlung mehr für Brot, Reis, Apfel, Toast. Jedoch keine allzu zuckerhaltigen Speisen.
Pharmakologische Therapie Antiemetika: Ondansetron (Zofran): reduziert Erbrechen, erhöht jedoch Stuhlfrequenz. Indikation: - Säuglinge/Kinder >6 Mte und/oder >8kg - bei frustraner peroraler Rehydratation = persistierendes Erbrechen (zu Hause/auf NF Station) - leichte bis mittelschwere Dehydratation (<10%), milde Diarrhoe (nicht > als 3-4/d) Dosierung: Einmaldosis 0.1-0.2 mg/kg/dosis p.o. 8-16 kg: 1 x 1.6 mg = 2ml Sirup 16-20 kg: 1 x 3.2 mg = 4 ml Sirup 20-40 kg: 1 x 4 mg Lingual-Tbl > 40 kg: 1 x 8 mg Lingual-Tbl Kontraindikation: - Verdacht auf Ileus - mässige bis mittelschwere Dehydratation (>10%) - Phenylketonurie, Long-QT-Syndrom Kosten Zofran Sirup 4 mg/5ml 50ml: 72.65.- Zofran Lingual Tbl à 4mg 10Stk: 62.30.- Zofran Lingual Tbl à 8mg 6Stk: 62.45.-
Antisekretorische Therapie: Racecadotril (Tiorfan): reduziert Dauer der Diarrhoe, aber in CH nicht zugelassen Probiotika: L Rhamnosus, S. boulardii: reduziert Dauer und Ausprägung der Symptome der AGE Keine Empfehlung für Loperamid, Prebiotika, Folsäure oder Gelatine
Probiotika
Lactobacillus (rhamnosus) GG Kein Produkt in CH erhältlich Empfehlung: >10 10 CFU/d (für 5-7d) Jedoch in Lebensmitteln: Aktifit: >10 9 CFU/d
Sacharomycces boulardii Empfehlung: 250-750mg/d für 5-7 Tage CH: Perenterol 250mg
Lactobacillus reuteri Empfehlung: 10 8-4x10 8 /d für 5-7 Tage CH: BiGaia 10 8 / 5 Tropfen
Enterococcus faecium Reduziert Dauer der Diarrhoe Aber: bei in Vitro Studien: möglicher Verursacher einer Plasmid-vermittelten Vancomycin- Resistenz deshalb nicht mehr empfohlen
Erstattungspflicht Krankenkassen als einziges Produkt Perenterol in Spezialitätenlisten der Krankenkassen aufgeführt, Indikation: Diarrhoe Alle anderen Produkte nicht, müssen deshalb nicht von der KK bezahlt werden
Antiinfektiöse Therapie: Shigellen: Azithromycin für 5 Tage, verkürzt Erkrankungsdauer. Salmonellen: primär keine Behandlung. Antibiotische Therapie ineffektiv gegen Symptome, keine Prävention der Komplikationen, assoziiert mit prolongierter fäkaler Exkretion. Kind < 3 Mte, Immunsuppression, Asplenie, IBD oder systemische Salmonellose: AB Therapie empfohlen Campylobacter: keine antibiotische Therapie empfohlen.
Antimikrobielle Therapie bei GE durch Parasiten: nicht empfohlen Antivirale Therapie: nicht empfohlen
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