Logistik I 4 Beschaffungslogistik (Teil a)



Ähnliche Dokumente
Thema. Thema Nr. 17. Beschaffungslogistik, Definition und Abgrenzung

Allgemeine Entwicklungen

Organisation von Supply Chain-Prozessen

Grundlagen des modernen Beschaffungmanagements

L o g i s t i k l ö s u n g e n f ü r P r o d u k t i o n u n d L a g e r. Die Details kennen heißt das Ganze sehen.

Kapital- und Prozesskosten senken mit integrierten Logistik- und Finanzprozessen per WebEDI oder EDI

Möglichkeiten und Grenzen von Supply-Chain-Management am Beispiel der Automobilindustrie

engdax.pearlchain Die reißfeste Perlenkette Stabile Verarbeitung von DELJIT SYNCRO 3

RWE Service. lieferantenmanagement. Konzentration auf die Besten gemeinsam sind wir stark

Logistiklösungen. C-Teile-Management

Studierende der Wirtschaftsinformatik / Betriebswirtschaft

Großunternehmen vs. Kleinunternehmen

Logistik. Inhalt. Ausgabe / 5

Herausforderung Global Sourcing

LIBRA Elektronik AG Ihr Partner für Lösungen aus einer Hand

3. MOTORISTEN-Kongress. Elektronische Bestellungen - Die Vorteile von Standards. Referent: Horst Geiger


VMI Vendor Managed Inventory SORTIMENTSSTEUERUNG IN GEMEINSAMER SACHE.

Pressekonferenz Geschäftsjahr 2009 zweites Quartal Barbara Kux Mitglied des Vorstands, Siemens AG Berlin, 29. April 2009

Logistischer Datenaustausch im Automotive Sektor

Regionalkonferenz für Gemeinderäte - Energiewirtschaft heute. Daniel-Klaus Henne, Geschäftsführer Südwestdeutsche Stromhandels GmbH

Markt- und Kundenbeziehungen

Fragebogen zum Einkauf

Das Erfolgsgeheimnis der Toyota-Produktion

Erfahrungen & Anforderungen an Logistik- und Zulieferparks am Beispiel der Automobilindustrie

Allgemeine BWL - WS 2008/2009

Spielarten der Logistik

Seite 1 von 8 Ergebnisbericht für Max Mustermann

Pension Liability Management. Ein Konzept für die Liquiditätsplanung in der betrieblichen Altersversorgung. BAV Ludwig

Logistik macht Schule

LOGISTISCHE FUNKTIONEN

Wertschöpfung durch Einkaufsoptimierung

Extended Supply Chain Management by GMP. zuverlässig, flexibel und 100% transparent

Third Party Management in der Dienstleistungsbeschaffung

Warum ist das ein Thema für den Mittelstand?

Vermittlung von Unternehmensbeteiligungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Prozessablauf

9001 weitere (kleinere) Änderungen

Supply Chain Management & Faktoren des Beschaffungsmanagements. Fiona Grum, Manuel Füssl 1

Logistik mit SAP. Lehrstuhl für Produktion & Logistik der Universität Wien. Materialwirtschaft. Franz Birsel. AC Solutions Wien, Österreich 1

IHRE PRODUKTION IST UNSERE PASSION. 7. Oktober 2014

Beschaffung, Verkehr & Logistik

Kapitel 5. Grundlagen des Beschaffungsmanagements

Architektur von SN. New Economy Architektur von SN Page 1

SSC BP MUSTERPRÜFUNG Prüfungsfach: Supply Chain Management

SSC Basismodulprüfung Stufe Berufsprüfung Musterprüfung. Fach: Supply Chain Management (Basiswissen) Kandidat/in: 7 Aufgaben

VDI-Gesellschaft Systementwicklung und Projektgestaltung VDI-GSP. Kompetenz in. Projektmanagement Wertanalyse

3. Operatives Controlling 3.24Kosten- und Erfolgscontrolling

1. Einführung. 1.1 Tourenplanung als Teilbereich der Logistik

Supply Chain Management

Frank Hammer. Projektmanagement Kompetenz. Definition: Projekt (DIN 69901)

Beschaffungsmanagement

Hardware, Software, Services

COMINN KOMpetenzen für INNovation im Metallsektor DEFINITIONEN DER LERNERGEBNISSE

Teil 3: Materialwirtschaft Analyse der Ausgangslage. 2. Ziele der Materialwirtschaft. 3. Teilbereiche der Materialwirtschaft

RÜSTZEITEN SENKEN, PRODUKTION BESCHLEUNIGEN DER SMED-PRAXIS-WORKSHOP IN IHREM HAUS

INTERIM MANAGER, temporärer fachlicher Helfer in ungewohnten, komplizierten Aussenhandelsfällen. Verpackung, Zoll, Transport und Dokumentation

Auswertung der internetbasierten Umfrage zum Thema Schnittstelle Rampe Lösungen zur Vermeidung von Wartezeiten

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln Erfahrungen aus den Ländern

Unsere Lösung für Ihre Netze. Voice Data Services

Betreibermodelle für Personalsoftware

Logistik Prozeßmanagement. Horst Wildemann

Datenschutz-Management

Training und Schulungen

To buy or not to buy? Wann ist Outsourcing sinnvoll?

IT OUTSOURCING. Wie die IT durch Transparenz zum internen Dienstleister wird. Herford, , Steffen Müter

Components. Brütsch/Rüegger Metals AG liefert Maschinenteile und Komponenten

Vorlesungsinhalt. Produktionsplanung. Beschaffung. Produktion. QM in der Produktionsplanung. - Wareneingangsprüfung

Projektplanung und management für den erfolgreichen Aufbau Ihres Call Centers

Digital Insights Industrie 4.0. Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.v.

Stadt» Cottbus. Alternativen zur Weiterentwicklung der Informationsverarbeitung der Stadt Cottbus. Cottbus, 17. Januar 2006

KMU s Peter Strizik. Impulse für Innovation, Investition und Wachstum. KMU s 2020

AGENDA BUNDESWEHR IN FÜHRUNG AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS.

Unsere Kernkompetenzen 1

advisory Unser Vorgehen Vermittlung von Unternehmensbeteiligungen

Pensionskasse des Bundes Caisse fédérale de pensions Holzikofenweg 36 Cassa pensioni della Confederazione

Nr. 12-1/Dezember 2005-Januar A 12041

Optimierung Liefertreue

Der Datenschutzbeauftragte. Eine Information von ds² 05/2010

Tender Manager. Sparen Sie Zeit und Kosten durch eine optimierte Erstellung Ihrer individuellen IT-Ausschreibungen

Unternehmensführung in der Krise

Herausforderungen für das Qualitätsmanagement in der Supply-chain

Materialwirtschaft in der Instandhaltung

Wir optimieren Ihre Produktion in drei Schritten.

SaarLB-Trendstudie Erneuerbare Energien

Wenn die Margen Trauer tragen Business Process Outsourcing im Direktgeschäft

Business-Plan. F & E Aufwand/Innovationskraft Wird aktive, eigene Produktentwicklung betrieben? Nein

Wertstromdesign Verschwendung beseitigen und nützliche Leistung erhöhen

Ein Ansatz für f r eine ressourceneffizientere Inbound-Logistik durch Integration mit der Produktionsplanung

Plus Strom. Das modulare System für Gewerbe, Handel und Industrie.

Selbstbeurteilungsbogen von Lieferanten

Risiko- und Vertragsmanagement in KMUs. Deutsch-Türkische Umfrage. Marmara Universität Istanbul / SRH Hochschule Berlin

Impuls. Lobby. Service. Lokalisierungsstrategie der russischen Regierung: Position der deutschen Wirtschaft

Unsere Produkte. Wir automatisieren Ihren Waren- und Informationsfluss. Wir unterstützen Ihren Verkaufsaußendienst.

HSW Forum für Facility Management Outsourcing / Insourcing im Facility Management

MHP Inventory Management Ihre Lösung für ein optimiertes und effizientes Bestandsmanagement!

Erfolgreiche Deutung logistischer Kennzahlen: Einführung eines innovativen Distributions-Konzeptes im Hause Bayer AG

INFORMATION ZUR STRATEGIEBERATUNG

Check Point License Management

BME-Umfrage. Top-Kennzahlen im Einkauf. Ergebnisse aus der Datenerhebung Leseprobe. Kennzahlen aus 150 Unternehmen zu:

ReverseFactoring. Lange Zahlungsziele ohne Liquiditätslücken. Unser Produkt für lange Zahlungsziele ohne Liquiditätslücken. Vorteile auf einen Blick

Transkript:

1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Seite 1

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Aufgaben der Beschaffungslogistik Bedarfsgerechte, wirtschaftliche Versorgung des Unternehmens mit betriebsfremden Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffen, Handelswaren sowie mit nicht selbst gefertigten Einzelteilen und Baugruppen Definition und Aufbau von Zulieferbeziehungen Festlegung der Versorgungskonzepte Auswahl von Lieferanten Festlegen von Lieferkonditionen Koordination interner und externer logistischer Dienstleister Qualitätsmanagement im Zuliefernetzwerk Betreuung der Beschaffungslager Bestandsmanagement und Bestandscontrolling Quelle: Heiserich Seite 2

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling MOB: Bereich der MOB-Entscheidung Gesamt-Leistungsumfang Kern- Kompetenz "Make" DIN- und Standardteile (Zukaufteile) MOB-Entscheidungsrahmen Seite 3

MOB: Kosten-/Kapazitätsbetrachtung Kurzfristige Entscheidungen Bei Unterbeschäftigung: Vergleich von: Einstandspreis zzgl. im eigenen Unternehmen anfallender Kosten Proportionale Stückkosten der Eigenfertigung Bei Engpasssituation Vergleich von: Einstandspreis zzgl. im eigenen Unternehmen anfallender Kosten Proportionale Stückkosten der Eigenfertigung Kapazitätsbelastung der einzelnen Produkte (->Fremdbezugsmengen) Langfristige Entscheidungen Investitionsfrage bei der Produktentwicklung Break-Even-Ermittlung aus den Kurven für: Stückgesamtkosten bei Fremdbezug Stückgesamtkosten bei Eigenfertigung = Invest x Annuität + Personalkosten/Periode + Stückkosten x Menge MOB: Break-Even-Analyse (Beispiel) Fremdbezug Eigenfertigung Fixkosten Gesamtkosten [TEUR] 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Break-Even 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 Menge [Stk] Seite 4

MOB: Argumentenbilanz Vorteile Konzentration auf die Kernkompetenzen Reduktion der Fertigungstiefe Verminderung von Gemeinkosten durch Abbau von Managementfunktionen Ansiedlung von Zulieferern auf ungenutzten Flächen (Industriepark) Wettbewerb der eigenen Fertigung mit Zulieferern Nachteile / Risiken Verlust von Fertigungskompetenz Die Verringerung der Fertigungstiefe führt zur Verlängerung externer Materialflüsse Abhängigkeit vom Zulieferer (wirtschaftliche Lage, Liefertreue, Qualität, Flexibilität, etc.) Abriss des Materialflusses bei Lieferstörungen (insbesondere bei JIT-Belieferung) Aufwand zur Sicherstellung eines reibungslosen Informationsflusses Abhängigkeit von einer reibungslosen Transportlogistik MOB: Portfolio-Betrachtung hoch Produkt-/ Produktions- Komplexität niedrig Teilhabe am Eigenfertigung Lieferanten- Know-How Make (Ziel: Make) Technische Kooperationsstrategien Verbesserung Buy des Lieferanten- Know-How Fremdfertigung (Ziel: Buy) niedrig Produkt-/Produktions- Know-how des Lieferanten hoch Quelle: Heiserich Seite 5

MOB: Modifizierung als Make-and-Buy Kapazität Kapazität Kapazität Fremdfertigung Eigenfertigung Eigenfertigung Eigenfertigung Fremdfertigung Fremdfertigung Zeit Zeit Zeit Schwankende Auslastung Serienauslauf Wachstumskapazität Quelle: Heiserich Seite 6

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Beschaffungs-Portfolio-Analyse 1. Klassifizierung der Beschaffungsartikel Einteilung der Wirtschaftsgüter nach ihrer Bedeutung für den Erfolg und nach dem Beschaffungsrisiko. 2. Marktanalyse Vergleich der Stärken des Abnehmers mit denen der möglichen Lieferanten. 3. Strategische Positionierung Positionierung der als strategische Produkte klassifizierten Artikel in die Beschaffungsportfolio-Matrix. 4. Handlungsempfehlungen Ableiten von Handlungsempfehlungen in Abhängigkeit der drei strategischen Stossrichtungen. Quelle: Ehrmann Seite 7

Beschaffungs-Portfolio-Analyse Klassifizierung der Kaufteile hoch niedrig Engpass- Kaufteile Standard- Kaufteile Strategische- Kaufteile Kern-/Hebel- Kaufteile niedrig hoch Wirtschaftliche Bedeutung - Einkaufsvolumen/Ergebniseinfluss - Macht des Lieferanten Quelle: Ehrmann; Heiserich Beschaffungs-Portfolio-Analyse Güterklassen: Aufgabenschwerpunkte Güterklasse Strategische Kaufteile Kern- oder Hebel-Kaufteile Engpass- Kaufteile Komplexe Beschaffungssituation - Technisch aufwendige Teile - Versorgungsrisiko Standard- Kaufteile Hauptaufgaben Präzise, langfristige Bedarfsprognose Genaue Marktforschung, Schaffen guter Lieferantenbeziehungen Risikoanalyse und MOB-Betrachtung Notfallplanung, Bestands- und Lieferantenkontrolle Ausnutzung der vollen Einkaufsmacht: Lieferantenauswahl, Produktsubstitution, Preisverhandlung, Mengenoptimierung, etc Einkauf auf unterschiedlichen Märkten, Mengenoptimierung Mengensicherung; Bestandssicherheit Lieferantenkontrolle Bestandssicherheit, Ausweichpläne Rationelle Bestellabwicklung Überwachung und Optimierung der Auftragsmengen Bestandsoptimierung Quelle: Ehrmann nach Kraljic4 Seite 8

Beschaffungs-Portfolio-Analyse Nachfragemacht vs. Lieferantenmacht 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Nachfragemacht Einkaufsmenge im Verhältnis zur Kapazität der wichtigsten Produktionseinheiten Nachfragewachstum im Verhältnis zur Kapazitätsausweitung Kapazitätsauslastung der wichtigsten Produktionseinheiten Marktanteil im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern Ergebnisbeitrag der wichtigsten Produkte Kosten- und Preisstruktur Kosten bei Lieferausfall Möglichkeiten zur Eigenfertigung bzw. Integrationstiefe Eintrittskosten für neue Bezugsquellen Logistik Lieferantenmacht Marktgröße im Verhältnis zur Lieferantenkapazität Marktwachstum im Verhältnis zur Kapazitätsausweitung Kapazitätsauslastung oder Engpassrisiken Wettbewerbssituation ROI oder ROC Kosten- und Preisstruktur Gewinnschwelle Besonderheit des Produktes und technische Stabilität Eintrittsbarrieren Logistische Situation Quelle: Ehrmann, Schulte nach Kraljic Beschaffungs-Portfolio-Analyse Beschaffungsportfolio-Matrix Nachfragemacnt gering mittel hoch Abschöpfen: Aktives Auftreten auf dem Markt, Verhandlung günstiger Preise und Bedingungen Abschöpfen Abschöpfen Abwägen Abschöpfen Abwägen Diversifizieren Abwägen Diversifizieren Diversifizieren Abwägen: Strategische Position der Mitte, Gleichgewicht halten Diversifizieren: Defensives Verhalten, Intensive Suche nach Alternativen gering mittel hoch Lieferantenmacht Quelle: Ehrmann nach Kraljic Seite 9

Beschaffungs-Portfolio-Analyse Handlungsempfehlungen Grundsatzfragen Menge Preis Vertragliche Absicherung Neue Lieferanten Verteilen Abschöpfen Reduzierungen erzwingen Auf den Spot-märkten kaufen In Kontakt bleiben Strategische Stossrichtung Abwägen Beibehalten oder vorsichtig verändern Opportunistisch verhandeln Gleichermaßen Spotmarktkäufe wie Vertragskäufe Ausgewählte Lieferanten Diversifizieren Zentralisieren Thema nicht zu sehr betonen Bedarf über Verträge sichern Intensiv danach suchen Bestände Niedrig halten Bestände als Puffer Bestandspolster aufbauen Eigenfertigung Verringern bzw. nicht anfangen Selektiv entscheiden Verstärken bzw. neu anfangen Substitution In Kontakt bleiben Guten Gelegenheiten nachgehen Aktiv danach suchen Wertanalyse Lieferanten dazu zwingen Auf selektiver Basis durchführen Ein eigenes Programm starten Logistik Kosten minimieren Selektiv optimieren Ausreichende Bestände Quelle: Ehrmann, Schulte nach Kraljic Seite 10

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Global Sourcing Global Sourcing: Internationale Marktbearbeitung in Form der systematischen Ausdehnung der Beschaffungspolitik auf internationale Beschaffungsquellen mit strategischer Ausrichtung. Voraussetzungen / Anforderungen: Politische Stabilität im Land der Zulieferer Handels- und Rechtssicherheit im Land der Zulieferer Gute Kenntnis der Partnerländer Intensive Marktforschung Bereitschaft zu internationaler Zusammenarbeit Hohe Qualifikation der Mitarbeiter Breite Management-Erfahrung International einsatzfähige Einkaufsorganisation Spezifische logistische und datentechnische Infrastruktur Quelle: Ehrmann Seite 11

Global Sourcing: Chancen und Risiken Chancen/Vorteile Versorgung mit Gütern, die im Inland knapp sind Ausnutzung von Konjunktur-, Wachstums-, und Inflationsunterschieden Druck auf inländische Lieferanten Verminderung der Abhängigkeit Erweiterung der Beschaffungsmarktforschung zur Technologieforschung Schaffung von Absatzmärkten durch Kontakte der Beschaffung Risiken/Nachteile Wechselkursschwankungen (Absicherung z.b. durch Kurssicherungsgeschäfte) Transportrisiken Qualitätsrisiken Know-how-Abfluss Kommunikationsprobleme Politische und wirtschaftliche Risiken Quelle: Ehrmann, Schulte nach Kraljic Single Sourcing Single Sourcing: Konzentration auf eine einzige Beschaffungsquelle einer bestimmten Güterart. Kennzeichen: Intensive Gestaltung der Beziehungen zwischen beiden Partnern Gegenseitige Abhängigkeit mit gegenseitigen Vorteilen Aufeinander abgestimmte Organisation Übernahme von technischem Know-how durch den Zulieferer Gemeinsame Investition Gemeinsame Mitarbeiterteams Materialfluss- und datentechnische Infrastruktur ist integraler Bestandteil der Beziehung Häufig in Verbindung mit Just-in-Time-Anlieferung Quelle: Ehrmann Seite 12

Modular Sourcing Modular Sourcing: Bezug bereits vormontierter bzw. montierter Module (komplette Armaturenbretter, komplette Türen, komplette Achseinheit, etc.) anstatt der Einzelteile. Lieferant 1 Lieferant 1 Lieferant 2 Lieferant 2 Lieferant 3 Lieferant 4 Hersteller Lieferant 3 Lieferant 4 Systemlieferant Hersteller Lieferant 5 Lieferant 5 Lieferant 6 Traditionelle Beschaffungsstruktur Lieferant 6 Modular Sourcing Wichtige Leistungen wie Forschung und Entwicklung, Beschaffungsmarktforschung, Qualitätssicherung, Einkauf, Logistikleistung, Fertigungs- und Montageleistungen werden vom Abnehmer auf den Zulieferer verlagert. Quelle: Ehrmann Seite 13

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Lieferantenauswahl: Bewertungskatalog Kriterien zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage Kriterien zur Beurteilung der grundsätzlichen Eignung Kriterien zur Beurteilung im Hinblick auf das Beschaffungsobjekt Rechtsform Image, Kapitalbasis und Marktstellung Qualität des Managements, der Mitarbeiter Kostenstruktur und Ertragslage Organisation Forschungs- und Entwicklungsintensität Entfernung zum Abnehmer Anlieferungsmöglichkeiten, JIT-Anbindung Flexibilität bzgl. späterer Änderungen Service, Garantie/Kulanz Recyclingmöglichkeit Abstimmung bzw. Integration der Informationssysteme Möglichkeit gemeinsamer Investitionen Qualität Preis Liefer- und Zahlungsbedingungen Liefertermine Quelle: Ehrmann Seite 14

4 - Beschaffungslogistik 1. Aufgaben 2. Beschaffungsstrategien 1. Make-or-Buy-Entscheidung 2. Beschaffungsportfolio-Analyse 3. Beschaffungsstruktur 4. Lieferantenauswahl 5. Beschaffungsformen 3. Bestandsmanagement und -controlling Beschaffungsformen Beschaffungsform Beschreibung Vorteile/Chancen Nachteile/Risiken Fallweise Beschaffung Beschaffung bei Bedarf (Einzelfertigung) Geringe Kapitalbindung Niedrige Lagerkosten Risiko Keine Mengenrabatte Beschaffungsmenge größer als Verbrauchsmenge Vorratsbeschaffung Günstige Konditionen Unabhängigkeit Materialverfügbarkeit Hohe Kapitalbindung Hoher Flächenbedarf Vermehrter Schwund Produktionssynchrone Beschaffung Beschaffungsmenge entspricht ungefähr Verbrauchsmenge Kombination der Vorteile aus 1 und 2 Kompensation der Nachteile aus 1 und 2 Just-in-Time- Beschaffung "Vermeidung von Verschwendung und Verzögerung in jeder Stufe" Kostensenkung, Durchlaufzeit-Verkürzung, Produktivitätssteigerung Strat. Zusammenarbeit Abhängigkeit vom Lieferanten Erhöhung der Transportkosten und -belastung Quelle: nach Ehrmann u.a. Seite 15

Konzepte der produktionssynchronen Beschaffung Zulieferer P L K Spediteur / Log. Dienstleister Konventionelle Zulieferung (zeitentkoppelt) Abnehmer K L P P L K Ship-to-Stock Zulieferung (verbrauchsentkoppelt) L P P L K Ship-to-Line Zulieferung (verbrauchssynchron) P P K Line-to-Line Zulieferung (verbrauchssynchron) P P K verbr.- entkopp. LILA / LLZ verbr.- synchr. P P Produktion, L Lagerung, K Kontrolle LILA Lieferanten-Lager, LLZ Logistik-Lieferanten-Zentrum Quelle: nach Heiserich u.a. JIT-Synchronisation Rahmenvereinbarung Rahmen- Auftrag/Abruf JIT-Abruf Periodische Bedarfsübermittlung vom Hersteller zum Lieferanten Langfristige Planung Mittelfristige Planung Bedarfsübermittlung aus der Produktion Kurzfristige Steuerung Laufzeit 12-24 Monate Laufzeit 1-3 Monate Laufzeit 1-5 Tage Laufzeit ±35% ±15% ±3 % ±0,5 % 2-5 h Fertigung/Montage Bedarfsabweichung Rohbau- Start Reihenfolge Seite 16

Ebenen-Struktur des Zuliefer-Netzwerks in der Automobilindustrie Produktstruktur System Subsystem Funktionsgruppe Bauteil H = Hausteil K = Kaufteil H K H K H Abnehmer Automobilhersteller EDL TDL LILA LLZ Zulieferer-Struktur Systemlieferant Dienstleister Subsystemlieferant Dienstleister Funktionsgruppenlieferant Dienstleister Teile-Zulieferer EDL: Externer Dienstleister TDL: Transport-Dienstleister LILA: Lieferanten-Lager LLZ: Lieferanten-Logistik-Zentrum Beziehungsgeflecht im Zuliefer-Netzwerk der Automobilindustrie Zulieferungen Funktions- gruppen- Lieferant LILA / LLZ Teile- Zulieferer TDL Teile- Zulieferer Subsystem- Lieferant System- Lieferant Automobilhersteller Teile- Zulieferer Leergut/ Rücklieferungen Seite 17

Informationsfluss und -verarbeitung im Automobil-Zuliefernetzwerk FiBu Rechnungswesen Produktions- Programmplanung MRP Montage Bestellung Abnehmer Rahmenvertrag Lieferabruf Feinabruf JIT-Abruf Wareneingang Gutschrift Zahlungsavis EDI (VDA, Odette, EDIFACT, Internet) Rahmenvertrag Lieferabruf Feinabruf JIT-Abruf Lieferplan Versand Rechnung Zulieferer Produktions- Programmplanung Materialbedarfsplanung (MRP) Auftrag Nachrichtenaustausch im Automobil-Zuliefernetzwerk Abnehmer Einkauf Lieferabruf Zulieferer Verkauf MRP MPS FiBu Rechnungswesen Finanz- System Wareneingang Montage- System Feinabruf Produktionssynchroner Abruf Lieferavis Warenanhänger WBS Lieferavis Lieferavis EDL Lieferavis Rechnung Gutschrift Zahlungsavis Versand Produktionssteuerung Finanz- System Seite 18

Zeitliche Verfeinerung des Informationsflusses von der Programmplanung bis zum Versand Lieferabruf: 1 9 Monate Vorschau für Programmplanung / Disposition Verbrauch Monat 1 Monat 2...... Monat 9 Feinabruf: Verbrauch 1 15 Tage Vorschau für Lieferplanung 1 2 3 4 15 Tage JIT-Abruf: Feinabruf Reihenfolge Zeit Menge Fahrzeug-Nr. 4711 Fahrzeug-Nr. 4712 Fahrzeug-Nr. 4713 08:00 16:00 90 80...... 24:00 110 IST-Daten für Versand Zeit Menge 08:00 16:00 90 80 24:00 110 Zeit Menge 08:00 16:00 90 80 24:00 110 JIT als Gesamtkonzept Ziel: "Elimination der fortdauernden Verschwendung und Verzögerung in jeder Stufe vom Rohmaterial zum Endkunden..." d.h. nicht nur eine produktionssynchrone Beschaffung, sondern auch: Minimierung der Wartezeit (Zero Lead Times) Minimierung des Arbeitszeitbedarfs (Zero Handling) Minimierung der Rüstzeiten (Zero Set-Up) Minimale Losgrößen (Zero Lot Size) Minimierung der Qualitätsfehler (Zero Defects) Minimierung der Fertigungsschwankungen (Zero Surging) Schnellste Fehlerbeseitigung und vorbeugende Instandhaltung (Zero Breakdown) Quelle: Ehrmann Seite 19