Das Urheberrecht - Ein Besuch auf der Dauerbaustelle

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Transkript:

Das Urheberrecht - Ein Besuch auf der Dauerbaustelle Dr. Arne Upmeier TU Ilmenau

Gibt es eine Krise des Urheberrechts? Das Urheberrecht ist gegenwärtig für alle Beteiligten sehr frustrierend.

Drei geistige Wurzeln des modernen europäischen Urheberrechts 1. Englisches Recht 2. Französisches Recht Druckerprivilegien (Albrecht Dürer 1511) Statute of Anne (1710) Droit d'auteur 3. US-Amerikanisches Recht Copyright Clause in der Verfassung (1787)

Die (für Bibliotheken) wichtigsten Urheberrechte: Bis 70 Jahre nach dem Tode u.a. Monopol auf: 1. Vervielfältigung (Kopie) 2. Verbreitung 3. Ausstellung 4. Vortrag und Aufführung 5. Öffentliche Zugänglichmachung (Internet)

Schranken Drei-Stufen-Test (Art 2 RBÜ) 1. Nur Sonderfälle als Ausnahmeregelung 2. Normale Auswertung wird nicht unangemessen beeinträchtigt 3. Berechtigte Interessen des Urhebers werden nicht unangemessen verletzt

Internationales und europäisches Recht Berner Übereinkunft (Berne Convention) 1886 und 1907 Welturheberrechtsabkommen: Genf/Paris 1952/1971 (Deutschland 1973/Montenegro 1974 (2006)) TRIPS 1994 EU-InfoSoc-Directive (Directive 2001/29/EC) [wird gerade überarbeitet] Nötig: WIPO-Vertrag zu Bibliotheken und Archiven [aktuell gescheitert]

Themen der nächsten drei, vier Jahre

Besonders im Auge zu behalten: Rechtsprechung: ein Urteil des EuGH zu 52 b UrhG (Elektronische Leseplätze) wird mit Spannung erwartet. Rahmenvertrag Wissenschaft/Forschung zu 52 a UrhG. Reform der InfoSoc-Richtlinie. Umsetzung der Ansagen im Berliner Koalitionsvertrag.

Aus dem Koalitionsvertrag CDU/CSU und SPD Bildungs- und forschungsfreundliches Urheberrecht und eine umfassende Open-Access-Politik. Schulbücher und Lehrmaterial, auch an Hochschulen, sollen, soweit möglich, frei zugänglich sein, die Verwendung freier Lizenzen und Formate soll ausgebaut werden. gerechter Ausgleich der Interessen von Urhebern, Verwertern und Nutzern. Um Rechtsverletzungen vorzubeugen, werden wir die Medienkompetenz der Internetnutzer stärken und sie besser in die Lage versetzen, zwischen legalen und illegalen Angeboten im Netz zu unterscheiden.

Aus dem Koalitionsvertrag CDU/CSU und SPD Einführung einer Bildungs- und Wissenschaftsschranke. umfassende Open Access Strategie, die die Rahmenbedingungen für einen effektiven und dauerhaften Zugang zu öffentlich finanzierten Publikationen [ ] verbessert. Wir werden prüfen, ob den öffentlichen Bibliotheken gesetzlich das Recht eingeräumt werden sollte, elektronische Bücher zu lizensieren.

Wie funktioniert die e-ausleihe juristisch?

Erschöpfungsgrundsatz ( 17 Abs. 2 UrhG) Sind das Original oder Vervielfältigungsstücke des Werkes mit Zustimmung des zur Verbreitung Berechtigten im Gebiet der Europäischen Union [...] im Wege der Veräußerung in Verkehr gebracht worden, so ist ihre Weiterverbreitung mit Ausnahme der Vermietung zulässig. Deutscher Bibliotheksverband e.v. 12 Kommission Recht Dr. Arne Upmeier

Bibliothekstantieme - 27 Abs.2 UrhG Entschädigung der Rechteinhaber für die Nutzung des Werkes im Bibliotheksverleih. Die Bundesländer zahlen z.zt. 17,2 Mio. uro pro Jahr Nicht-Buch-Medien (CDs, DVDs etc.) werden doppelt berechnet.

Urheberrechtstantiemen 2014 27 II UrhG Verleihtantieme 17,2 Mio. - Vertrag läuft bis 31.12.2014. 52a UrhG Lehr- und Forschungstantieme - Gesamtvertrag Länder/VG Bild + Kunst eal. - Pauschalabgeltung auf 1,45 Mio. in 2014. Laufzeit: 31.12.2014 - Länder/VG Wort Verhandlungen sind aufgenommen 52b UrhG Bildschirmles(e)tantieme - 46,5% des Nettoladenpreises

Urheberrechtstantiemen 2014 53a UrhG Kopienversandtantieme (hier: innerbibliothekarischer Leihverkehr) - Ab 01.01.2012 Gesamtvertrag 1,50 je erledigter Bestellung. Summe 2013 600 T, 54ff. UrhG Betreiberabgabe Hochschulen/Öffentliche Bibliotheken - Rahmenvertrag, differenziert nach 3 Klassen (Wiss. Bibl./ÖB in Orten über und unter 20 T Einwohner bzw. bis zu/über 2 Kopierer je Standort).

Ausgaben der öffentlichen Hand Wissenschaftliche Bibliotheken (DBS- Statistik) 2003: 220 Mio. - 2012 - Steigerung 36 % (nachrichtlich: davon 120 Mio. - 41 % - für digitale Medien) 299 Mio. Öffentliche Bibliotheken (DBS-Statistik) 2012: 101 Mio.

Ausgaben der öffentlichen Hand Forschungseinrichtungen (MPG, HGF, WGL, FhG)? Deutsche Forschungsgemeinschaft 2011 für Literatur 51 Mio. Tantiemen ca. 25 Mio. Gesamt ca. 475 600 Mio. /Jahr

Wirtschaftliche Interessen und Chancen der Bibliotheken Großes Erfolgsmodell Wichtig für die Demokratie Bibliotheken leisten Quadratur des Kreises durch fairen Ausgleich der Interessen E-Ausleihe könnte effektiv Verkauf fördern

Vielen Dank! arne.upmeier@tu-ilmenau.de Deutscher Bibliotheksverband e.v. Kommission Recht Dr. Arne Upmeier (UB Ilmenau)