Berlin, den 18. September 2015

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Transkript:

Das Zinsergebnis der deutschen Kreditinstitute Berlin, den Christoph Memmel, Deutsche Bundesbank Die Ansichten in dieser Präsentation sind die des Vortragenden und müssen nicht unbedingt mit denen der Deutschen Bundesbank übereinstimmen.

Agenda Motivation Aufspaltung der Zinsspanne Steuerung des Zinsergebnisses Einfluss des Zinsniveaus Schluss Folie 2

Motivation: Ertragskomponenten Großbanken Landesbanken Zentralinstitute der Kreditgenossen schaften Sparkassen Kreditgenossen schaften Zinsüberschuss 57 78 63 80 77 Provisionsüberschuss 29 12 17 18 19 Handelsergebnis 12 6 17 1 0 Rest 2 4 2 1 4 In % der Gesamterträge; ausgewählte Bankengruppen; Mittelwerte von 2005 bis 2012 Quelle: Deutscher Bundesbank (2014) Slide 3

Aufspaltung der Zinsspanne I Fragen: Für welche Tätigkeiten wird die Bank entlohnt? Wie setzt sich die Zinsspanne einer Bank zusammen? Slide 4

Aufspaltung der Zinsspanne II Übernahme von Kreditrisiko: Entschädigung für erwartete Verluste Risikoprämie Fristentransformation: Zinsbindung auf der Aktivseite gewöhnlich länger als auf der Passivseite Bei normaler Zinsstrukturkurve mit positivem Ertrag Liquiditäts- und Zahlungsmanagement für die Kunden: Überweisungen Schaltertransaktionen, Geldautomaten Slide 5

Aufspaltung der Zinsspanne: Kreditrisiko Erwarteter Verlust im Kreditportfolio: Auf Basis der Kreditnehmerstatistik (Kreditportfolio heruntergebrochen auf 27 Branchen und 3 Laufzeitbänder) Deutschlandweite Abschreibungsraten in den Unterportfolien zu der Zeit der Kreditvergabe als Entschädigung für den erwarteten Verlust Risikoprämie gemäß Annahme proportional zum erwarteten Verlust Slide 6

Aufspaltung der Zinsspanne: Fristentransformation I Erträge aus dem traditionellen Bankgeschäft: Ausgabe langfristiger Kredite, finanziert durch kurzfristig fällige Kundeneinlagen Grundidee, wie Erträge aus der Fristentransformation ( Term ti, ) gemessen werden können: Das Ausmaß der Fristentransformation einer Bank ist bekannt ( BVP ti ), Wir betrachten eine passive Handelsstrategie (TS), deren Zinsänderungsrisiko (BVP(TS)) und Zinsspanne (NII(TS)) bekannt sind Annahme: Term BVP ti, ti, = NII( TS) BVP( TS) t t Slide 7

Aufspaltung der Zinsspanne: Fristentransformation II 4.00 3.00 2.00 1.00 0.00 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010-1.00-2.00 NII(TS): Nettoertrag (in % p. a. ) einer passiven Handelsstrategie, die darin besteht, revolvierend in 10jährige Pari-Anleihen zu investieren und 1jährige Anleihen zu emittieren (Quelle: Busch / Memmel 2014) Slide 8

Aufspaltung der Zinsspanne: Zahlungs- und Liquiditätsmanagement Annahme: Kosten entsprechen (langfristig) den Erlösen (Verwaltungs-)Kosten einer Bank werden in der GuV ausgewiesen, aber nicht getrennt nach dem Zins- und dem Nichtzinsgeschäft Deshalb: Mit OC = α + β CARDS + β TRANSACTIONS + β CREDITS ti, 1 ti, 2 ti, 3 ti, + β ATMs + β Securities + β Fee + ε 4 ti, 5 ti, 6 ti, ti, β CARDS + β TRANSACTIONS + β CREDITS + β ATMs 1 ti, 2 ti, 3 ti, 4 ti, als Schätzwert für die Verwaltungskosten im Zinsgeschäft einer Bank Slide 9

Aufspaltung der Zinsspanne: Ergebnisse (für 2012) Relativ zur Zinsspanne (in %) Kredit risiko Fristentrans formation Zahlungs- und Liquiditätsma Anderes Summe nagement 25. Perzentil 12.8 27.7 40.9-0.3 89.9 Median 15.9 34.9 47.3 0.8 99.5 75. Perzentil 19.4 43.3 54.1 1.4 109.9 Quelle: Busch/Memmel (2014) Slide 10

Steuerung des Zinsergebnisses Fragen: Welcher Teil der Zinsspanne wird durch Zinsänderungen, welcher durch Änderungen der Bilanzzusammensetzung hervorgerufen? (Memmel/Schertler 2013) Werden Zinsderivate eher zum Hedgen oder zum Spekulieren eingesetzt? (Memmel/Schertler 2013) Was bestimmt das Eingehen von Zinsänderungsrisiken? (Memmel 2011) Slide 11

Steuerung des Zinsergebnisses Zinsänderung vs. geänderte Bilanzzusammensetzung I Änderung der Zinsspanne nim i : nimi = PCHi + WCHi + ηi mit PCH = L. w ' r und WCH = w ' r i i i i PCH (Zinsänderung): Änderung der Zinsspanne durch Änderungen der Bankzinssätze Auf kurze Frist exogen; strategische Entscheidung WCH (Änderung der Bilanzzusammensetzung): Änderung der Zinsspanne durch geänderte Bilanzzusammensetzung Unter der Kontrolle des Managements; taktische Entscheidung Slide 12

Steuerung des Zinsergebnisses Zinsänderung vs. geänderte Bilanzzusammensetzung II Auswirkung von Zinsänderungen und Änderungen in der Bilanz nim = β + β PCH + β WCH + η it 0 1 it 2 it it Vollkommen korrektes Modell: β 0 = 0, β 1 = 1, β 2 = 1 Interpretation des Bestimmtheitsmaßes (R^2) Slide 13

Steuerung des Zinsergebnisses Zinsänderung vs. geänderte Bilanzzusammensetzung III Zeitraum 1999-2010 Alle deutschen Universalbanken 22 239 Beobachtungen Bilanzzusammensetzung: Monatliche Bilanzstatistik Derivate: Zinsswaps (auch mit Währungsswaps kombiniert) Slide 14

Steuerung des Zinsergebnisses Zinsänderung vs. geänderte Bilanzzusammensetzung IV Δ nim Δ nim Δ nim PCH 0.836*** 0.866*** (0.010) (0.010) WCH 0.475*** 0.549*** (0.013) (0.015) Const 0.000 0.000*** -0.000*** (0.000) (0.000) (0.000) Nobs 18,728 18,728 18,728 R-sq 41.8% 34.5% 9.9% Quelle: Memmel/Schertler (2013) Slide 15

Steuerung des Zinsergebnisses Derivate zum Hedgen? I Aufspaltung der Banken in solche, die Derivate nicht nutzen, und Derivate- Nutzer: Nicht-Nutzer: Nutzer: nim = β + β PCH + β WCH + η NU NU NU it 0 1 it 2 it it nim = β + β PCH + β WCH + η User User User it 0 1 it 2 it it Koeffizienten: Vollständig korrektes Modell: NU NU β = β 1 = 1, β 2 = 1 NU 0 0, Zinsderivate vorwiegend zum Hedgen impliziert: β < β User NU 1 1 Slide 16

Steuerung des Zinsergebnisses Derivate zum Hedgen? II Jahr(e) Anteil der derivatenutzenden Banken alle 25% kleinste 25% größte 1999 28,8% 8,5% 22,4% 35,4% 48,9% 2010 47,8% 17,5% 37,5% 56,2% 80,2% 1999-2010 36,6% 9,1% 28,4% 43,8% 65,1% Quelle: Memmel/Schertler (2013) Slide 17

Steuerung des Zinsergebnisses Derivate zum Hedgen? III Δ nim Nicht-Nutzer (NU) Δ nim Nutzer (User) Slide 18 PCH 0.894*** 0.761*** (0.012) (0.016) WCH 0.507*** 0.423*** (0.016) (0.021) Const 0.000 0.000 (0.000) (0.000) Nobs 11,809 6,919 R-sq 43.0% 40.6% Quelle: Memmel/Schertler (2013)

Steuerung des Zinsergebnisses Einflussfaktoren des Zinsänderungsrisikos Einflussfaktoren: im Zeitablauf: Verdienstmöglichkeiten aus der Fristentransformation (Regulierung) im Querschnitt der Banken: Größe Geschäftsmodell Messung durch Baseler Zinskoeffizienten: Barwertiger Verlust nach einem Zinsschock (parallel; +/- 200 Basispunkte; über Nacht) relativ zum Eigenkapital der Bank Slide 19

Steuerung des Zinsergebnisses Einflussfaktoren des Zinsänderungsrisikos: Zeitablauf Quelle: Memmel (2011) Slide 20

Steuerung des Zinsergebnisses Einflussfaktoren des Zinsänderungsrisikos: Querschnitt I Schätzung folgender Regression: bzqi = α + γ2 sz2 i +... + γ5 sz5 i + β1 genoi + β2 spari + β3 rwa _ bs i + εi Mit: bzq: Baseler Zinskoeffizient, ein Maß für das Zinsänderungsrisiko einer Bank sz1,, sz5: Größendummies (sz1 = 1 für die 20% kleinsten Banken, ) geno: Dummy für Kreditgenossenschaften spar: Dummy für Sparkassen rwa_bs: Quotient aus RWA und Bilanzsumme (Kreditrisikogehalt der Aktiva) (Querschnittsschätzung auf Basis von Zeitreihenmittelwerten 2011-14) Slide 21

Steuerung des Zinsergebnisses Einflussfaktoren des Zinsänderungsrisikos: Querschnitt II Variablen sz2 sz3 sz4 sz5 spar geno rwa_bs Abhängige Variable bzq bzq bzq 0.763 (0.481) 1.112** (0.479) 0.604 (0.502) 1.575*** (0.532) 15.670*** (0.520) 16.194*** (0.475) -4.608*** (0.969) 1.585** (0.629) 1.842*** (0.621) 1.389** (0.619) -0.577 (0.613) 15.824*** (0.508) 15.906*** (0.453) -4.899*** (0.958) constant --- --- --- --- --- --- R^2 (between) 42.7% 1.3% 42.3% Zahl der Banken 1767 1767 1767 Slide 22

Steuerung des Zinsergebnisses Änderung der Zinsspanne dominiert durch Zinsänderungen; Änderung der Bilanzzusammensetzung auf Jahressicht deutlich weniger wichtig Zinsderivate eher zum Hedgen eingesetzt Eingehen von Zinsänderungsrisiken: Zeitdimension: Verdienstmöglichkeiten aus Fristentransformation, (Regulierung) Querschnittsdimension: Geschäftsmodell; Größe eher unwichtig Slide 23

Einfluss des Zinsniveaus I Wie beeinflusst das Zinsniveau die Zinsspanne einer Bank? Mögliche Antworten: Gar nicht: Spreads auf der Aktiv- und Passivseite unabhängig vom Zinsniveau Positiv: wie bei einer Zentralbank Negativ: zumindest kurzfristig (wegen der Fristentransformation) Quelle: Busch/Memmel (2015) Folie 24

Einfluss des Zinsniveaus II Einige Annahmen vorausgesetzt: NIM = R R L D Empirisches Modell für den Kreditzinssatz ( R ) und Einlagenzinssatz ( R ): R = α + β R + β r + ε Lt, L L,1 Lt, 1 L,2 t Lt, L D R = α + β R + β r + ε Dt, D D,1 Dt, 1 D,2 t Dt, mit r t als das Zinsniveau Slide 25

Einfluss des Zinsniveaus III Kurzfristiger Effekt: NIM r = β β Langfristiger Effekt: L,2 D,2 NIM βl,2 βd,2 = r 1 β 1 β L,1 D,1 Test, ob das Vorzeichen des kurz- und langfristigen Effekts verschieden ist: LvsS βl,2 βd,2 = ( βl,2 βd,2 ) 1 β 1 β L,1 D,1 Slide 26

Einfluss des Zinsniveaus IV - Zinserträge und aufwendungen sowie die Bilanzsumme der deutschen Banken - Für die Universalbanken aggregiert und heruntergebrochen nach großen und kleinen Banken - Jahresdaten - Zeitraum: 1968-2013 - Umlaufrendite von deutschen Staatsanleihen als Zinsniveau Slide 27

Einfluss des Zinsniveaus V Betrachtete Banken Alle Banken Auswirkung eines Zinsschocks von 1 Prozentpunkt Horizont Zinsertrag Zinsaufwand Zinsspanne kurzfristig langfristig 0.5355*** (0.0650) 0.7831*** (0.0985) 0.5617*** (0.0682) 0.7093*** (0.0922) -0.0261** (0.0133) 0.0738*** (0.0275) Kleine Banken kurzfristig langfristig 0.5262*** (0.0671) 0.7650*** (0.1006) 0.5462*** (0.0694) 0.6811*** (0.0914) -0.0200 (0.0149) 0.0839*** (0.0310) Große Banken kurzfristig langfristig 0.5477*** (0.0710) 0.7106*** (0.0891) 0.5872*** (0.0730) 0.6797*** (0.0847) -0.0396*** (0.0136) 0.0309 (0.0216) Robuste Standardfehler in Klammern. ** und *** bezeichnen Signifikanz auf dem 5%- und 1%-Niveau Slide 28 Quelle: Busch/Memmel (2015)

Einfluss des Zinsniveaus VI 0.80 Änderung der Zinsmarge in [Prozentpunkten] 0.75 0.70 0.65 0.60 0.55 Zinsertrag Zinsaufwand 0.50 1 2 3 4 5 6 Jahre nach Zinsschock von 1 Prozentpunkt Slide 29

Einfluss des Zinsniveaus VII Alle Banken Kleine Banken Große Banken LvsS x1000-1.930*** (0.794) -1.682* (1.017) -1.221* (0.669) Horizont k* [in Jahren] 1.464*** (0.256) 1.325*** (0.259) 1.814*** (0.427) Robuste Standardfehler in Klammern. * und *** bezeichnen Signifikanz auf dem 10%- und 1%-Niveau Quelle: Busch/Memmel (2015) LvsS: Teststatistik; H 0 : kurz- und langfristiger Effekt sind qualitativ gleich k*: Horizont, bei dem sich kurz- und langfristiger Effekt gerade ausgleichen Slide 30

Schluss: Zusammenfassung Aufspaltung der Zinsspanne (im Jahr 2012): 1/2 Zahlungs- und Liquiditätsmanagement für die Kunden 1/3 Fristentransformation 1/6 Tragen von Kreditrisiken Steuerung des Zinsergebnisses: Zinsänderungen bedeutend wichtiger als Bilanzänderung Zinsderivate vorwiegend zum Hedgen Ausmaß des Zinsänderungsrisikos: Geschäftsmodell und Zinsstruktur Zinsniveau: Anstieg kurzfristig belastend, mittel- und langfristig vorteilhaft Kritischer Horizont: ca. 1,5 Jahre Slide 31

Schluss: Ausblick Wie können die Banken mit einem fortdauernden Niedrigzinsumfeld umgehen? Gibt es Anzeichen für verstärkte Risikoübernahme? Digitalisierung des Bankgeschäfts: Was bedeutet das für das Zinseinkommen? Werden neue Wettbewerber hinzukommen? Slide 32

Literatur Busch, R. and C. Memmel (2014), Quantifying the Components of the Banks Net Interest Margin, Deutsche Bundesbank Discussion Paper, No 15/2014. Busch, R. and C. Memmel (2015), Banks Net Interest Margin and the Level of Interest Rates, Deutsche Bundesbank Discussion Paper, No 16/2015. Deutsche Bundesbank (2014), Finanzstabilitätsbericht 2014. Memmel, C. (2011), Banks exposure to interest rate risk, their earnings from term transformation and the dynamics of term structure, Journal of Banking and Finance, Vol. 35, 282-289. Memmel, C. and A. Schertler (2013) Banks' management of the net interest margin: New measures, Financial Markets and Portfolio Management, Vol. 27(3), 275-297. Slide 33