Psychiatrie-Erfahrene im Arbeitsleben: Protagonisten & Beteiligungsmodelle bfz Reha-Forum 10. Juli 2013, Nürnberg Rita Wüst, M.A. Münchner Bündnis gegen Depression e.v. www.muenchen-depression.de
Gliederung I Perspektive der Psychiatrie-Erfahrenen / Betroffenen II Beeinträchtigungen im Arbeitsleben II Überlegungen zur Beteiligung Psychiatrie- Erfahrener im Arbeitsleben
Einblick: Psychiatrie-Erfahrener Ohne Arbeit bist du NICHTS. Um die krankheitsbedingte Lücke in meinem Lebenslauf zu füllen hat mir meine Arbeitsvermittlerin vorgeschlagen, `Pflege eines Angehörigen` anzugeben. B. S., Ehrenamtlicher Mitarbeiter MBgD
Von Belastung bis Krankheit A Mangelnde Motivation B Akute Erschöpfung Überarbeitung C Burnout Chronische Erschöpfung D KRANKHEIT z.b. Depression - Unterforderung - Überforderung - nach intensiver - anhaltende - Oft plötzlicher - Keine Arbeitsphase Überforderung, Beginn Identifikation - nach hoher Überlastung - deutliche - Kein Interesse Belastung - Aufbrauchen Veränderung d. - Keine Kontrolle - Bedürfnis nach körperlicher & Persönlichkeit - Keine Auszeit (Urlaub) psychischer - Probleme nicht Einbindung Reserven nur bei Arbeit - Kein Erfolg - Evtl. auch ohne klare Auslöser gesund krank
Arbeitsunfähigkeit 2012: AU-Fälle vs. AU-Tage Quelle: Gesundheitsreport DAK 2013, S. 17
Auswirkungen im Arbeitsleben Beeinträchtigung zeigen sich bei den Grundarbeitsfähigkeiten, im Leistungsbereich, im sozialen Bereich.
Grundarbeitsfähigkeit Unpünktlichkeit mangelnde Disziplin, vermindertes Durchhaltevermögen verspätete Abgabe von Krankmeldungen, unentschuldigtes Fehlen ungewöhnliches Entfernen vom Arbeitsplatz vermehrte Pausen und Arbeitsunterbrechungen
Leistungsbereich Leistungsminderung: qualitativ /quantitativ Erhöhte Leistungsschwankungen, hohe Fehlerquote, vermehrte Flüchtigkeitsfehler Häufiges Nachfragen, Vergewissern, häufiges Kontrollieren Hohe Vergesslichkeit, Zerstreutheit Vermeidung bestimmter Tätigkeiten und Verantwortungsübernahme
Sozialer Bereich Anspannung, Blickkontaktvermeidung, veränderte Körpersprache Rückzug von Kollegen, Vermeidung von Kontakten Kritikempfindlichkeit (nimmt sich alles zu Herzen ) Konfliktvermeidung (traut sich nicht nein zu sagen) Eigene Schuldzuweisung ( Ich bin eben ein Versager. ) Löst bei anderen anfänglich Mitgefühl / Mitleid aus, später eher Hilflosigkeit und Aggression
Arbeit als Stabilisator Viele Faktoren von Arbeit wirken psychisch stabilisierend und könnten genutzt werden: Struktur Identifikation Erleben von Effizienz Wertschätzung Austausch mit anderen Anforderungen Ablenkung
Balance-Modell Verständnis / Entlastung Bei einem strikten Beharren auf den Leistungsansprüchen wird der Betroffene überfordert und seine Insuffizienzgefühle werden vergrößert. Anforderungen / Aktivierung Bei völliger Vernachlässigung der Arbeitsanforderungen und bei überfürsorglicher Haltung drohen Unterforderung und Festschreibung der Krankenrolle. Ausgewogene Haltungen gegenüber dem Betroffenen - je nach Situation und Person. Selbsteinschätzung des Betroffenen!
Krankheitserfahrung als Expertise Beispiel: Konzept von EX-IN (Experienced Involvement): - Krisenerfahrung als professionelle Kompetenz methodisch nutzbar machen. - Neue berufliche Perspektiven & Beitrag zur Verbesserung der Versorgung - 1jährige Ausbildung/250h, Curriculum, Supervision, Praktika - Teilnahmevoraussetzungen www.ex-in-by.de
EX-IN: Mögliche Tätigkeitsfelder Bisherige Überlegungen (v.a. in psychiatr. Versorgung): - Genesungsbegleiter - Hometreatment - Vermittler zwischen Arzt-Patienten - Peer-Berater in psychosoz. Versorgung - Peer-Berater in Schulen - Beschwerdestellen, Qualitätssicherung - Fort- und Weiterbildung, Aufklärungsarbeit Übertragbarkeit auf andere Arbeitsbereiche?
Einblick: Psychiatrie-Erfahrene Ich will in meinem So-Sein angenommen, in meinem Geworden-Sein, verstanden und in meiner Lebensperspektive ermutigt werden. Gwen Schulz, Irre menschlich Hamburg
Voraussetzung: Entstigmatisierung!
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