Gesundheitstraining und Sport auf Rezept? Chancen der Zusammenarbeit mit dem Partner GKV Prof. Dr. rer. pol. Jörg Loth Vorstand IKK Südwest 1
Agenda Notwendigkeit der Zusammenarbeit: Die gesundheitliche Situation der Bevölkerung Gesetzliche Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit Gesundheitstraining und Sport auf Rezept? 4 konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Partner GKV 2
Gesundheitliche Situation der Bevölkerung Lediglich eine geringe Anzahl von Risikofaktoren determiniert die enorme Krankheitslast chronischer Erkrankungen in modernen Industrieländern: Körperliche Inaktivität Über /Fehlernährung Nikotin u. Alkoholkonsum Übergewicht/Adipositas Bluthochdruck/Fettstoffwechselstörung Mit entsprechenden Folgen BSA/DHfPG (Maaz, Winter & Kuhlmey, 2006, S. 6) 3
Indikatoren für Prävention in der Bevölkerung Kursinanspruchnahme 2002 2013 (MDS & GKV Spitzenverband, 2014, S. 67) 4
Welche Handlungsfelder werden belegt? (MDS & GKV Spitzenverband, 2014, S. 68) 5
Wer trainiert? (MDS & GKV Spitzenverband, 2014, S. 71) 6
Problem: das Aktivitätslevel der Deutschen N = 7988 Männer & Frauen, Alter 18 79 Jahre Krug, Jordan & Lampert (2012) 7
und die Ausrichtung des Gesundheitssystems Säulen des Gesundheitssystems Neu: Prävention Kuration Rehabilitation Pflege BSA/DHfPG 8
Anstieg der Leistungsausgaben in der GKV (MDS & GKV Spitzenverband, 2014, S. 67) 9
Prävention 16.424.963 1,1 % Leistungsausgaben IKK Südwest 2014 Prävention Vorsorge/Reha 17.447.394 1,2 % Integr. Versorgung 2.418.109 0,2 % Früherkennung 14.307.459 1,0 % gesamt: 50,6 Mill. Krankengeld 136.271.934 9,6 % Arznei u. Verbandmittel 220.434.791 15,5 % Ärztl. Behandlung 265.683.477 18,6 % Krankenhausbehandlung 450.232.889 31,6 % Eckdaten IKK Gesamtvolumen Haushalt: rd. 1,5 Mrd. Anzahl Versicherte: 650.000 Anzahl Mitarbeiter: 1.600 10
Die Herausforderung ( ) Vier Fünftel der Erwachsenen erreichen immer noch nicht die von der WHO für einen gesundheitlichen Nutzen empfohlene Aktivitätszeit von 2,5 Stunden wöchentlich. Ziel sollte es daher weiterhin sein, zielgruppenspezifische verhaltens und verhältnispräventive Maßnahmen anzubieten und die Bevölkerung bei der Umsetzung regelmäßiger körperlicher Aktivität zu unterstützen. Krug, Jordan & Lampert (2012, S. 5) 11
Sport kann als Medikament wirken BSA/DHfPG BSA/DHfPG BSA/DHfPG entsprechende Dosis ist Voraussetzung Die Qualität des Trainings ist entscheidend für die Wirkung! 12
Gesundheitstraining und Sport auf Rezept? BSA/DHfPG BSA/DHfPG 13
Gesetzliche Rahmenbedingungen Becker, U. & Kingreen, Th. (2015). (GKV Spitzenverband, 2014) Gesetz zur Stärkung der Gesundheits förderung und Prävention (Präventionsgesetz PrävG) vom 17. Juli 2015, trat am 25. Juli 2015 in wesentlichen Teilen in Kraft 14
Im Präventionsgesetz steht Ärzte können eine Präventionsempfehlung z. B. für Fitness Studios aussprechen Präventionsgesetz neuer 20 SGB V... die Finanzierung von Studiogebühren, Vereinsbeiträgen und Mitgliedschaften ist jedoch nach wie vor ausgeschlossen. Ausnahme: IKK Bonus Programm 15
Wie kann eine Zusammenarbeit zwischen Fitness Studio und GKV aussehen? 4 Möglichkeiten 16
Möglichkeit 1: Reha Sport/Patientenschulung Im Rahmen der Ergänzenden Leistungen zur Rehabilitation stehen folgende Kooperationsmöglichkeiten zur Verfügung ( 43 SGB V): sogenannter Reha Sport Patientenschulungsmaßnahmen Becker, U. & Kingreen, Th. (2015). 17
Beispiel für Möglichkeit 1: IKK Rückenstark Kostenübernahme für ein therapeutisches Rückentraining in Höhe von bis zu 150, Euro pro Jahr Anspruch auf Kostenerstattung besteht, nachdem mindestens 12 Trainingseinheiten/Quartal durchgeführt wurden Kooperationspartner sind rd. 200 qualifizierte Anbieter (Voraussetzungen z. B. med. Trainingsberatung, persönliches Trainingsprogramm, Trainingskontrolle, qualifizierte Fachkraft) IKK Südwest 18
Möglichkeit 2: Besondere Versorgungsformen In Abhängigkeit von der Ausgestaltung des jeweiligen Programms und der Anbietervoraussetzungen sind primär folgende Varianten der Zusammenarbeit möglich: Integrierte Versorgung ( 140a SGB V) Modellvorhaben ( 63 SGB V) Alternativ (bei Nichterfüllung der Voraussetzungen): Ergänzende Leistungen zur Rehabilitation Becker, U. & Kingreen, Th. (2015). 19
Beispiel für Möglichkeit 2: Aktiv leben nach Krebs BSA/DHfPG 20
Kuration Aktiv leben nach Krebs Krankenhaus Bewegungs /Physiotherapie Rehabilitation stationäre/ambulante Reha Sporttherapie Nachsorge/ Tertiärprävention Sportverein Rehabilitationssport (Krebssportgruppen) Wohnort Fitness Studio gesundheitsorientiertes Fitnesstraining BSA/DHfPG 21
Programminhalte Aktiv leben nach Krebs Kursprogramm für Menschen nach überstandener Krebserkrankung: 8 Wochen Kurs (2 Einheiten/Woche) Praxis und Theorieeinheiten in Kleingruppen (max. 12 Teilnehmer) interdisziplinär (Bewegung, Ernährung, Entspannung) qualifizierte Betreuung BSA/DHfPG Einstiegshilfe in ein gesundes, aktives Leben nach Krebs 22
Anbieterqualifikation Aktiv leben nach Krebs gesundheitsorientiertes Trainingszentrum definierte Ausstattung (personell, räumlich, apparativ) DHfPG zertifizierter Kursleiter staatlich aberkannter Studien / Berufsabschluss im Bereich Bewegung 80 Stunden onkologisches Praktikum 2 tägige Programmschulung BSA/DHfPG 23
Möglichkeit 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement Leistungserbringung im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ( 20a SGB V): Analyse der gesundheitlichen Situation in den Betrieben Identifikation von Risiken und Potenzialen Stärkung der betrieblichen Ressourcen und Fähigkeiten Vorschläge und Umsetzung von konkreten Aktivitäten (GKV Spitzenverband, 2014) 24
Beispiel für Möglichkeit 3: IKK Jobaktiv Card Zuschuss von 150, Euro für ein 3 monatiges Fitnesstraining für Mitarbeiter von Betrieben, die am Jobaktiv Programm teilnehmen Mit der IKK Jobaktiv Card und dem Bonus verfügen Mitarbeiter über ein Budget von insg. 700, Euro Damit ist 1 Jahr kostenfreies Training im Studio möglich Umsetzung: Das Fitness Studio schließt einen Kooperationsvertrag mit der IKK Südwest ab IKK Südwest 25
Möglichkeit 4: Angebot von Kursen und Trainings Kursdurchführung nach 20 SGB V für GKV Versicherte in folgenden Handlungsfeldern: Bewegungsgewohnheiten Ernährung Stressmanagement Suchtmittelkonsum Neu: Zusammenarbeit mit der GKV als zertifiziertes Studio nach DIN 33961 (z. B. durch BSA Zert) (GKV Spitzenverband, 2014) 26
Voraussetzung für Möglichkeit 4: Kombination aus qualifizierter Kursleiter GKV leitfadenkonforme, standardisierte Kursprogramme zertifizierte Fitnesseinrichtung nach DIN Norm 33961 BSA/DHfPG BSA/DHfPG (Deutsches Institut für Normung, 2014) 27
Qualitätskriterien Qualitätskriterium Anbieterqualifikation Mindestqualifikation Zertifikat Lehrer/in für Prävention und Gesundheitsförderung (DSSV) alternativ höherwertigerer Abschluss gemäß GKV Leitfaden Prävention (z. B. Bachelor) Nachweis über Einweisung (Schulung) in das durchzuführende Programm Qualitätskriterium Kursanbieter zertifizierte Fitness und Gesundheitseinrichtung nach DIN 33961, z. B. durch das Zertifizierungsprogramm ZertFit der unabhängigen Zertifizierungsstelle BSA Zert Selbstverpflichtung Kursanbieter Qualitätskriterium Kursprogramm standardisierte und zertifizierte DSSV Gesundheitsprogramme ( Kraft Aktiv und Cardio Fitness ) Kursmanual und Teilnehmerunterlagen durch den GKV Spitzenverband und ZPP (vor )geprüft und zugelassen (kostenfreier) Erwerb nur durch DSSV Mitgliedsstudios 28
Fazit Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Partner GKV 1. Als Leistungsanbieter im Rahmen ergänzender Leistungen zur Rehabilitation, sog. Reha Sport und Patientenschulung ( 43 SGB V) 2. Als Partner für Leistungen im Bereich von besonderen Versorgungsformen (z. B. Integrierte Versorgung, Modellvorhaben) ( 140a und 63 SGB V) 3. Als Kooperationspartner und Leistungsanbieter im BGM ( 20a SGB V) 4. Als zertifizierter Leistungsanbieter nach DIN 33961 für Präventionskurse ( 20 SGB V) Entscheidend: Qualität des Anbieters 29
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 30
Quellenhinweise Becker, U. & Kingreen, Th. (2015). Sozialgesetzbuch (44. Auflage). München: Ch Beck. Deutsches Institut für Normung (Hrsg.) (2014).DIN 33961 Fitnessstudio Anforderungen an Studioausstattung und betrieb. Berlin: Beuth. GKV Spitzenverband. (2014). Leitfaden Prävention. Handlungsfelder und Kriterien des GKV Spitzenverbandes zur Umsetzung der 20 und 20a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 10. Dezember 2014, Berlin. Zugriff am 21.08.2015. Verfügbar unter http://www.gkv spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/ Leitfaden_Praevention_2014_barrierefrei.pdf Krug, S., Jordan, S., Mensink, G. B. M., Müters, S., Finger, J. D. & Lampert, T. (2013). Körperliche Aktivität. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 56 (5/6), 765 771. Maaz, A., Winter, M. H. J. & Kuhlmey, A. (2006). Der Wandel des Krankheitspanoramas und die Bedeutung chronischer Erkrankungen (Epidemiologie, Kosten). In Badura B., Schellschmidt H. & Vetter C. (Hrsg.), Fehlzeiten Report 2006. Chronische Krankheiten. Betriebliche Strategien zur Gesundheitsförderung, Prävention und Wiedereingliederung. Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft (S. 5 23). Heidelberg: Springer. 31
Quellenhinweise Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.v. (MDS) & GKV Spitzenverband (Hrsg).(2014). Präventionsbericht 2014, Berlin. Zugriff am 21.08.2015. Verfügbar unter http://www.mdsev.de/media/pdf/praeventionsbericht_2014.pdf 32