Geisteswissenschaft Melanie Aschert Frühkindlicher Autismus Studienarbeit
Frühkindlicher Autismus 1. Was ist Autismus? 2. Epidemiologie 3. Ursachen 4. Charakteristische Merkmale des Autismus 5. Früherkennung 6. Diagnose 7. Prognose 8. Therapiemöglichkeiten 9. Schlussbemerkungen 10. Literaturverzeichnis 2
1. Was ist Autismus? Der Begriff,,Autismus" leitet sich vom griechischen Wort autos = selbst ab. Die Wortschöpfung Autismus geht auf den bekannten Schweizer Psychiater Eugen Bleuler zurück. Er prägte 1914 die Begriffe,,autistisch" und,,autismus". Damit meinte er einseitig auf sich selbst bezogenes Denken, das er vor allem bei Schizophrenen beobachtet hatte. Diese psychische Krankheit hieß vor ihm - nicht sehr glücklich - Dementia praecox (frühzeitiger Schwachsinn). Leo Kanner und Hans Asperger haben ihr Augenmerk auf eigenartige Verhaltensweisen bei Kindern gelenkt, bei denen Kontaktstörungen und extreme Bezogenheit auf sich selbst die am meisten hervorstechenden Merkmale sind. Kanner nannte dieses Erscheinungsbild,,frühkindlicher Autismus" und Asperger,,autistische Psychopathie". Das von Asperger beschriebene Bild des Autismus unterscheidet sich von dem Kanner schen Autismus darin, dass die Betroffenen meist intelligenter sind. Sie haben je nach Unterstützung die Möglichkeit einen höheren Schulabschluss zu erreichen und zu studieren. Beim Kanner schen Autismus sind meist massive Ausfälle im neuropsychologischen Bereich zu beobachten. Autistische Störungen werden in vier Gruppen unterteilt. Neben psychogenem und somatogenem Autismus unterscheidet man das Kanner- und das Asperger- Syndrom. Diese beiden Syndrome bilden die Hauptformen des Autismus. 1 Eine Störung im zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikationsfähigkeit, haben die verschiedenen Formen des Autismus gemeinsam. Der frühkindliche Autismus ist die am besten bekannte und am besten untersuchte autistische Störung. 2,,Frühkindlicher Autismus" bedeutet, dass diese Störung nicht unbedingt schon von Geburt an bestehen muss. Das autistische Verhalten kann in der frühen Kindheit am stärksten auftreten und später zurückgehen.. Allgemein ist Autismus eine psychische Störung mit krankhafter Ichbezogenheit, Apathie, Verlust des Umweltkontakts und Flucht in eine eigene Fantasiewelt. Die 1 http://www.m-ww.de/krankheiten/psychische_krankheiten/autismus.html#grundlagen_und_ursachen 2 R. Goodman, S. Scott, A. Rothenberger (2000) Kinderpsychatrie Kompakt, S. 65 3
Unfähigkeit, eine Beziehung zu Personen oder zu verschiedenen Situationen herzustellen. Sie ist eine tief greifende Entwicklungsstörung des zentralen Nervensystems, insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung. Aber auch Störungen im Bereich der sprachlichen, motorischen, emotionalen und interaktionalen Funktionen, sowie eine gestörte Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit, durch die minimale Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, sind charakteristische Merkmale eines Autisten. Autisten zeigen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu selbstzerrstörerischen Tendenzen. Nachdem autistische Kinder in ihrem Wortverständnis begrenzt und unreif sind, legen sie oft Verhaltensweisen an den Tag, die von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Betroffene Kinder können zwar sehen, hören, tasten, riechen und schmecken, die vielen Sinnesreize jedoch nur schwer zu einem sinnhaften Ganzen verarbeiten. Das Kind kann die Zusammenhänge seiner Umwelt nicht verstehen. Somit entsteht keine richtige Wahrnehmung. Die Folge ist, dass sich betroffene Kinder ihre eigene Welt schaffen, in der sie die Sicherheit finden, die sie brauchen. Dies erfolgt in den ersten Lebensmonaten. Eine Mutter-Kind-Beziehung bleibt dem Kind verschlossen. Damit ist jedoch auch Lernen durch Nachahmung unmöglich und das Kind verharrt in den Verhaltensweisen der frühesten Entwicklungsstufen. Vorhandene Anlagen, die sich erst durch das Tun entwickeln, müssen verkümmern. In sich eingesponnen fühlt sich das Kind wohl, es greift zu Ersatzhandlungen (Stereotypen) und wehrt sich aktiv gegen jeden Einbruch von außen, der die Ordnung der bestehenden Situation stört. 2. Epidemiologie Etwa zwei von tausend Kindern weisen eine tief greifende Entwicklungsstörung auf, davon sind 10 bis 15% frühkindliche Autisten. [ ] Derzeitige Schätzungen der Prävalenz des Autismus liegen bei 0,5 pro Tausend, das Geschlechtsverhältnis ist etwa 3 Jungen : 1 Mädchen. 3 3 R. Goodman, S. Scott, A. Rothenberger (2000) Kinderpsychatrie Kompakt, S. 65 4