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Transkript:

04 September 2015 Sprachen: AR / DE Ab 17:30 Uhr Adresse: DEZENTRALE Leineweberstr. 15-17 in 45468 Mülheim an der Ruhr

Papa, Du riechst so schön, wie ein Regenbogen! Noah Jakob, 3 Jahre alt, Juli 2015

Einführung 4 Aspekte des starken Familienlebens Grundbedürfnisse des Kindes Bildungsqualität durch Bindungsqualität Implikationen für Bezugs- und Beziehungspersonen Besonderheiten der Migrationskinder Literaturverzeichnis und Literaturempfehlungen

Das Selbstwertgefühl die Gefühle und Vorstellungen, die ein Mensch über sich selbst hat Die Kommunikation die Art, wie Menschen sich miteinander verständigen und interagieren Das Familiensystem die Regeln, die Menschen darüber aufstellen, wie sie sich fühlen und wie sie handeln sollten Die Verbindung zur Gesellschaft die Art, wie Menschen zu anderen Menschen außerhalb der Familie in Beziehung treten (Satir, 2010)

Physische Grundbedürfnisse Psychische Grundbedürfnisse Grundbedürfnisse im sozialen Kontext Sichere Bindung zu Bezugsperson und Beziehungspersonen

Gesunde Ernährung Med. Versorgung, Vorsorge, Zahnpflege Ausreichend Schlaf Viel Bewegung Hygiene Wohnzustände Gesunde Psyche

Kompeten z Autonomie Bindung Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben können. (Pearl S. Buck)

Das Kind bindet sich eng an eine Bezugsperson, nebenbei auch an weitere Beziehungspersonen. Diese feste Bindung zur Bezugsperson kann nicht ausgetauscht werden, weshalb bei Verlust schwere Trauerreaktionen und Traumata und seelisches Leid endstehen. Das Kind benötigt Urvertrauen und existentielle Geborgenheit, die die Bezugsperson durch Zuneigung, Zuverlässigkeit, Lob, Anerkennung Wertschätzung aufbauen kann

Sich selbst in der Interaktion zur Bezugsperson als liebesfähig und liebenswert zu erleben, ermöglicht starke Geborgenheitsgefühle und hohe Lernqualität Enge zwischenmenschliche Beziehung dient dem Lernen Effektive Interaktion mit der Umwelt, verbunden mit positiven Ergebnissen und Emotionen, entschärft und mildert negative Erlebnisse. sichere Bindungsbeziehungen stärken mutige Exploration und die Entdeckerfreude der Kinder

Innere Realität (angeborenen körperlichen Merkmale und psych. Eigenschaften) Interagieren und lassen Entwicklung mit Äußerer Realität (soziale und materielle Lebensbedingungen) zu So entsteht freibestimmte Persönlichkeit Die Sozialisation in der Gruppe gelingt

Emotionen bestimmen alles auch das Lernen - auf allen Ebenen Das Bindungsverhalten sorgt für das Gefühl des Urvertrauens, der Geborgenheit und Selbstsicherheit beim Kind (positive innere Realität). Das Urvertrauen gibt dem Kind den Mut sich von der Bezugsperson abzuwenden und sein Explorationsverhalten an eigener Person und an der Außenwelt anzuwenden. Neue Erlebnisse und Entdeckungen werden zu Lernerfahrungen, gekoppelt an die positiven Emotionen (Urvertrauen) und ermöglichen eine langfristige Wissensbildung. Die Nähe zu und die liebevolle Interaktionen mit der Bezugsperson helfen dem Kind die Angst, das Unwohlsein und die negativen Gefühle zu verarbeiten und Lösungen zu finden.

(Bowlby, 1951/1987/2008)

Bildungsqualität ist in erster Linie Bindungsqualität Feinfühlige Zuwendung wichtig für optimale Gehirnentwicklung durch: die Wahrnehmung der Signale des Kindes Richtige Interpretation der Signale Prompte und angemessene Reaktion der Bezugsperson auf diese Signale Je sicherer die Bindung an Bezugsperson desto besseres Explorationsverhalten, Flexibilität des Kindes auf Eindrücke und Offenheit für Erfahrungen Das Erste Lebensjahr von größter Bedeutung, da hier die wichtigsten Verbindungen gebildet werden.

Die Art, wie die Bezugsperson mit dem Kind umgeht, mit ihm spielt, spricht, es tröstet und seine Bedürfnisse befriedigt ist sehr wichtig. Diese Momente im ersten Lebensjahr entscheiden darüber, ob sich das Kind gut entwickelt. Durch die feinfühlige Interaktion trainiert das Kind das Gehirn, indem die primären, sekundären Sinnes- und Bewegungszentren, das Limbische System, und Regionen im präfrontalen Cortex stimuliert werden. (Brisch, 2009)

Hierdurch bilden sich im Gehirn des Kindes Verknüpfungen und Verbindungen, die das Kind später befähigen: Gute Selbstorganisation des Gehirns zu entwickeln, gut mit Stress fertig zu werden, erfüllte Beziehungen eingehen zu können, adäquat mit Wut umzugehen, freundlich und mitfühlend zu sein, den Antrieb zu haben, Träume zu verwirklichen, Ziele zu verfolgen, und tiefe Ruhe empfinden zu können. (Sunderland, 2007)

Geburtshilflicher Risikofaktor (im Ausland, auf der Flucht, in Armut etc.) und Akzeptanz der Vorsorge, Zahnprophylaxe, Förderung und der Sportangebote für Kinder Anderweitige Ernährungsvorgeschichten und Muster, frühere und jetzige Wohnsituation und Finanzielle Lage Traumatisierung der Eltern, ihre Suchterkrankungen als Leidminderung und Traumata Verarbeitung, hierdurch psychische Entwicklungsrisiken bei Kindern und Jugendlichen Verschiedene elterliche Erziehungsmuster, kulturell und religiös bedingt, andere Maßstäbe (Geschwister als Elternrollenträger, Schläge, Beschneidung bei Mädchen, Bestraffungsarten, Mädchen und Jungenrolle in der Familie) Aufgaben und Grenzen der Bildungseinrichtungen, Schule im sozialen Brennpunkt Interkulturelle Sozialpädagogik, (Fort-)Bildung der Fachkräfte (Borde & David, 2005)

Ihr müsst die Kinder lieben, wenn ihr sie ändern wollt. Euer Einfluss reicht nur so weit wie eure Liebe. ( Pestalozzi )

Bowlby, J. (2008). Bindung als sichere Basis: Grundlagen und Anwendungen der Bindungstheorie. Reinhardt VErlag. Brisch, K. H. (2009). Wege zu sicheren Bindungen in Familie und Gesellschaft. Prävention, Begleitung, Beratunbg und Psychotherapie. (K. H. Brisch, Hrsg.) Stuttgart: Klett-Cotta. Borde, T et al, 2005, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Lebenswelten, Gesundheit und Krankheit. Frankfurt am Main, Mabuse Verlag Deseniss, A. (2015). Schulmathematik im Kontext von Migration. Wiesbaden: Springer Spektrum. Fürstenau, S. u. (2012). Interkulturelle Pädagogik und Sprachliche Bildung, Herausforderungen für die Lehrerebildung. (S. Fürstenau, Hrsg.) Wiesbaden: Springer VS. Grossmann, K. u. (2009). Bildung und menschliche Entwicklung. John Bowlby, May Ainsworth und die Grundlagen der Bindungstheorie. (Grossmann, Hrsg.) Stuttgart: Klett-Cotta. Hüther, G. (2015). Etwas mehr Hirn, bitte. Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freunde am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Karutz, H. (2011). Notfallpädagogik Ideen und Konzepte. Stumpf + Kossendey. Korczak, J. (2009). Das Rechts des Kindes auf Achtung. Fröhliche Pädagogik. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. Montessori, M. (2001). Kinder lernen schöpferisch. Verlag Herder. Nohl, A.-M. (2010). Konzepte interkultureller Pädagogik. Eine systematische Einführung. Klinkhardt. Ortner, R. (2003). Pädagogisch helfen - aber wie? Donauwörth: Auer Verlag GmbH. Satir, V. (2010). Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz. Konzepte und Perspektiven familientherapeutischer Praxis. Padeborn: Junfermann Verlag. Seukwa, L. H. (2006). Der Habitus der Überlebenskunst. Zum Verhältnis von Kompetenz und Migration im Spiegel von Flüchtlingsbiographien. Münster: Waxmann Verlag GmbH. Sunderland, M. (2007). Die neue Elternschule. Kinder richtig verstehen ; ein praktischer Erziehungsratgeber. Dorling Kindersley. T. B. Brazelton, S. G. (2002). Die sieben Grundbedürfnisse von Kindern. was jedes Kind braucht, um gesund aufzuwachsen, gut zu lernen und glücklich zu sein. Weinheim und Basel: BELTZ Verlag.