Handout zur Fachveranstaltung

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Transkript:

Pilotprojekt "Kinder in Frauenhäusern - Entwicklung von Angeboten und Erprobung von Wegen zur verbesserten Unterstützung und interdisziplinären Versorgung von Kindern in Frauenhäusern" Ein Projekt der Projektdurchführung Handout zur Fachveranstaltung "Kinder in Frauenhäusern Wege zur Verbesserung der Versorgungssituation und der interdisziplinären Unterstützung" 10. März 2015 Landesvertretung Baden-Württemberg, Berlin

Hintergrund Kinder von Müttern, die Zeuge bzw. auch selber Opfer häuslicher Gewalt sind, sind meist psychosozial stark belastet und zusätzlich häufig auch in ihrer weiteren Entwicklung erheblichen Risiken ausgesetzt (Kindler, 2012). Insbesondere die Belastung der Kinder, die mit ihren Müttern in Frauenhäusern Schutz suchen, dürfte besonders stark sein. In der Praxis ist diese Belastung in den letzten Jahren zunehmend deutlich geworden. Allerdings gibt es in Deutschland bisher für Kinder in Frauenhäusern wenig empirisch fundierte Zahlen über das Ausmaß ihrer psychischen Belastung. Zudem gibt es noch wenig spezifische Konzepte und Versorgungsangebote, die speziell auf Erfahrungen von Gewalt und den daraus resultierenden psychischen Belastungen ausgerichtet sind bzw. die systematisch und nachhaltig in der Praxis vorgehalten werden. Frauenhäuser wurden speziell für von Gewalt betroffene Frauen entwickelt und haben das vorrangige Ziel, die Schutz suchenden Frauen zu unterstützen. Die Unterstützung von Kindern und das Thema Kinderschutz wurden zunehmend ergänzende wichtige Aufgabenbereiche der Frauenhäuser. Kinder werden in Frauenhäusern mittlerweile mehrheitlich mit ihrem eigenständigen Unterstützungsbedarf gesehen (Kavemann, 2012). Fast alle Frauenhäuser halten auch Angebote für Kinder vor. Allerdings reichen die Ressourcen gerade kleiner Frauenhäuser oft nicht aus, den speziellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und ihrer Belastung adäquat zu begegnen (BMFSFJ, 2012). Die Baden-Württemberg Stiftung hat im Rahmen ihrer Themenlinien erstmalig systematisch einen Fokus auf von häuslicher Gewalt betroffene Kinder und ihre besonderen Belastungen gelegt. Dazu wurden Initiativen und Pilotprojekte zur Weiterentwicklung von Unterstützungsangeboten für Kinder mit Gewalterfahrung initiiert, begleitet und evaluiert (Kavemann & Seith, 2007). Parallel dazu wurden interdisziplinäre Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen in Deutschland im Handbuch Kinder und häusliche Gewalt, das von einer der Projektverantwortlichen (Prof. Dr. Barbara Kavemann) mit herausgegeben wurde, kompakt zusammengeführt (Kavemann & Kreyssig, 2006, 2007, 2013). Darauf aufbauend unterstützte die Baden-Württemberg Stiftung ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Situation von Kindern in Frauenhäusern, welches im Folgenden dargestellt wird. 2

Projektdarstellung Das Projekt "Kinder in Frauenhäusern - Entwicklung von Angeboten und Erprobung von Wegen zur verbesserten Unterstützung und interdisziplinären Versorgung von Kindern in Frauenhäusern" wurde von Januar 2013 bis März 2015 mit Beteiligung von fünf Frauenhäusern in Baden-Württemberg von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm durchgeführt.* Ziel war eine Bestandsanalyse aller im Projektzeitraum in die Frauenhäuser aufgenommenen Frauen und ihrer Kinder sowie die systematische Erhebung von möglichen Belastungen bzw. von Verhaltensproblemen und psychischen Auffälligkeiten, aber auch Ressourcen bei allen Kindern und ihren Müttern, die sich mit einer Befragung einverstanden erklärt hatten. Zusätzlich wurde modellhaft in Zusammenarbeit mit den fünf beteiligten Frauenhäusern die sozialpädagogisch-psychologische und ggf. kinderpsychiatrische Unterstützung und Versorgung von Kindern in Frauenhäusern vor Ort optimiert und systematische Wege der Vermittlung in weitergehende interdisziplinäre Unterstützungs- und Versorgungsangebote erprobt. Ergebnisse Vollerhebung und Bestandsanalyse Im Projektzeitraum wurde in allen fünf beteiligen Frauenhäusern dokumentiert, wie viele Frauen und Kinder aufgenommen wurden. Danach wurden im Erhebungszeitraum insgesamt 207 Frauen aufgenommen. Von diesen hatten etwas über zwei Drittel Kinder, 126 (60,8%) brachten diese auch mit ins Frauenhaus. Der Großteil der Kinder war jünger als sechs Jahre. Altersverteilung der Kinder im Frauenhaus (N=216) 13-18 Jahre 8,8 7-12 Jahre 26,8 3-6 Jahre 32,9 0-2 Jahre 27,3 keine Angaben 4,2 0 5 10 15 20 25 30 35 Abbildung 1: Altersverteilung der Kinder im Frauenhaus 3

Mit der Unterstützung der Frauenhäuser erklärten sich 36 Frauen (mit 39 Kindern), die länger als vier Wochen im Frauenhaus blieben, zu einer vertieften Befragung bereit. Die Befragung beinhaltete standardisierte Fragebögen zur Belastung der Mütter (Brief Symptom Inventory (BSI), Franke 2000; Allgemeine Depressionsskala (ADS-L), Hautzinger & Bailer, 1993) sowie zur Belastung der Kinder (Strength and Difficulties Questionnaire, (SDQ), Goodman, 1997; Relationship Problems Questionnaire (RPQ), Minnis et al., 2009; Essener Traumainventar (ETI), Tagay et al., 2007). Die Ergebnisse der Befragung zeigten auf allen Skalen der verwendeten Instrumente eine sehr hohe psychosoziale Belastung sowohl der Mütter als auch der Kinder. Bei fast 60% aller befragten Mütter zeigten sich klinisch auffällige Werte hinsichtlich ihrer psychischen Belastung. Auch bei den Kindern zeigten sich Belastungswerte, die denen anderer Hochrisikogruppen, wie etwa Pflegekindern oder Kindern in der stationären Jugendhilfe, sehr ähnlich waren beziehungsweise sogar erheblich höher lagen. Danach hatten über 80% in mindestens einem von mit unseren Instrumenten erfassten Bereichen psychischer Belastungen grenzwertige oder auffällige Werte. Die folgende Tabelle verdeutlicht die hohe Belastung am Beispiel des Strength and Difficulties Questionnaires, SDQ. Tabelle 1: Ausprägungen psychischer Belastung bei Kindern in Frauenhäusern (Strength and Difficulties Questionnaire, SDQ) unauffällig grenzwertig auffällig SDQ Gesamtscore 5 (12,8%) 9 (23,0%) 25 (64,1%) Emotionale Probleme 22 (56,4%) 4 (10,25%) 13 (33,3%) Verhaltensprobleme 22 (56,4 %) 8 (20,5%) 9 (23,0%) Hyperaktivität 24 (61,5 %) 5 (12,8%) 10 (25,6 %) Verhaltensprobleme mit Gleichaltrigen 1 (2,5%) 15 (38,4%) 23 (58,9 %) Prosoziales Verhalten 31 (79,4 %) 5 (12,82 %) 3 (6,45 %) Normalstichproben: 80 % unauffällig, 10 % grenzwertig, 10 % auffällig 4

Unterstützung durch spezifisch angepasste Angebote und bei der Entwicklung verbindlicher Kooperationsvereinbarungen Im Rahmen des Projektes bestand für die teilnehmenden Frauenhäuser die Möglichkeit, Unterstützung in ihrer pädagogischen Arbeit, in der psychologischen oder kinderpsychiatrischen Versorgung der Kinder bzw. der fallübergreifenden Kooperation vor Ort in Anspruch zu nehmen. Beispielsweise konnte eine systematische Kooperation mit einer sozialpsychiatrischen Praxis etabliert werden. Auch ein traumapädagogisches Coaching wurde angeboten. Zudem wurden beispielsweise verbindliche Kooperationsvereinbarungen mit psychiatrischen Kliniken und der Jugendhilfe getroffen und Workshops speziell für die Frauen in den Frauenhäusern zu erziehungsrelevanten Themen angeboten. Deutlich wurde, dass die Versorgungsleistungen der Regelversorgung nicht ausreichen, um den vielfältigen Belastungen der Kinder gerecht zu werden. Darüber hinaus wurden für alle teilnehmenden Frauenhäuser zwei zweitägige Workshops durchgeführt. Diese wurden auf Wunsch der Teilnehmerinnen spezifisch an die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern angepasst und beinhalteten vorrangig entwicklungspsychologische und traumapädagogische Themenschwerpunkte. Fazit Zusammenfassend zeigte sich eine hohe Belastung der befragten Kinder und ihrer Mütter. Dies entspricht den Ergebnissen der internationalen Literatur. Die Mitarbeiterinnen in den Frauenhäusern waren durchweg hoch engagiert, die von Gewalt betroffenen Kinder und ihre Mütter in der Einrichtung zu unterstützen und sie in weitergehende (Versorgungs-) Angebote zu vermitteln. Es zeigte sich auch, dass die Angebote und Leistungen der Regelversorgung relativ zu den vorliegenden Belastungen der von Gewalt betroffenen Kinder oft nicht ausreichen bzw. häufig zu spät oder gar nicht in Anspruch genommen werden, u.a. auch, weil sie für die betroffenen Mütter und ihre Kinder zu hochschwellig sind. Tatsächlich benötigen viele Mütter Unterstützung, um weitergehende Hilfen, etwa im Jugendhilfe- oder im Gesundheitssystem, in Anspruch zu nehmen. Hier kommen auch Frauenhäuser an ihre Grenzen, da personelle und zeitliche Ressourcen knapp sind. Des Weiteren fehlen spezifische Psychotherapieangebote, z.b. für Kinder mit traumatischen Vorerfahrungen, in der Regelversorgung. Wenn schließlich Frauenhäuser in Krisensituationen auch Kinder systematisch betreuen und in notwendige weitergehende (Versorgungs-) Systeme vermitteln sollen, benötigen sie neben einer besseren Ausstattung, insbesondere verstärkt spezifisches entwicklungspsycho(patho)logisches und traumapädagogisches (Handlungs-) Wissen ebenso wie Unterstützung in der fallbezogenen Steuerung von Angeboten und Leistungen. 5

* Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Mitarbeiterinnen der beteiligten Frauenhäuser Frauenhaus SkF Karlsruhe e.v. Frauen helfen Frauen Ortenau e.v. Frauen- und Kinderschutzeinrichtung des Ostalbkreises Caritas Ulm Frauenhaus Alb-Donau-Kreis Frauen helfen Frauen e.v., Ulm für ihre Teilnahme am Projekt und für ihr tolles Engagement. Sie waren eine großartige Unterstützung des Pilotprojekts. 6