Verzahnung der Hilfen für suchtkranke und psychisch kranke Wohnungslose

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Transkript:

Geisteswissenschaft Melanie Regener Verzahnung der Hilfen für suchtkranke und Studienarbeit

Hausarbeit Im: Weiterbildenden Studiengang BA Soziale Arbeit Der Universität Lüneburg Verzahnung der Hilfen für suchtkranke und These: Für suchtkranke und stellt eine Verzahnung der Wohnungslosenhilfe mit der Suchthilfe und dem Hilfesystem für psychisch Kranke eine effektivere Hilfe dar Prüfungsleistung Im Modul: Einführung in die Geschichte und Theorien der Sozialen Arbeit Verfasserin / Verfasser Melanie Regener

1. Einleitung 2. Erklärung und Argumentation 2.1. Hilfebedarf 2.1.1. Wohnungslosigkeit 2.1.2. Drogensucht 2.1.3. Sucht und psychische Krankheit 2.2. Hilfesysteme 2.2.1. Wohnungslosenhilfe 2.2.2. Suchthilfe 2.2.3. Psychosoziales psychiatrisches Hilfesystem 2.3. Bermuda Dreieck nach Theo Wessel 2.3.1. Treberhaus Berlin Mitte Kriseneinrichtung für Wohnungslose 2.3.2. Fallbeispiel eines Betroffenen 2.4. Verzahnung der Hilfesysteme 3. Fazit 2.4.1. Konzept Fallmanagement 2.4.2. Theoretisches Fallbeispiel für die Verzahnung der Hilfesysteme Literaturverzeichnis 2

Verzahnung der Hilfen für suchtkranke und These: Für suchtkranke und stellt eine Verzahnung der Wohnungslosenhilfe mit der Suchthilfe und dem Hilfesystem für psychisch Kranke eine effektivere Hilfe dar. 1. Einleitung Den Hintergrund für die Wahl des Themas bildet meine berufliche Erfahrung in einer Kriseneinrichtung, dem Treberhaus Mitte in Berlin. Dort habe ich mit einigen Klienten gearbeitet, deren persönlicher Hilfebedarf nur unzureichend gedeckt werden konnte. Sie besaßen einen komplexen Hilfebedarf, dessen einzelne Aspekte zwar jeweils durch die im Treberhaus oder in angrenzenden Hilfeeinrichtungen vorliegenden Angebote adressiert werden konnten. Eine ungünstige Kombination jedoch, bspw. von Sucht und psychischer Erkrankung, stellte für die Hilfesysteme eine besondere Herausforderung dar und konnte nur sehr schwer therapiert werden. So wurde z.b. eine Psychotherapie in einer stationären Einrichtung abgebrochen, sobald der Patient Anzeichen von Drogenkonsum zeigte. In dieser Arbeit wird dieses Phänomen, welches auch unter dem Namen Bermuda- Dreieck Wohnungslosenhilfe, Suchttherapie und psychologische Hilfe bekannt ist, näher erläutert. Dazu wird zunächst der Hilfebedarf der betroffenen Personen definiert, im nächsten Teil werden die drei Hilfesysteme, welche jeweils nur ihren eigenen Themenkreis behandeln, einzeln vorgestellt. Im darauffolgenden Kapitel wird das Bermuda-Dreieck beschrieben. Eine kurze Vorstellung des Treberhauses Mitte in Berlin bildet die Grundlage für ein Fallbeispiel, welches die Grenzen der Hilfesysteme in ihrer gegenwärtigen Struktur verständlich aufzeigt. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet die Erarbeitung eines Konzeptes, welches alle drei Hilfen berücksichtigt. Um den Unterschied zum bestehenden System deutlich zu machen, wird auch hier ein, diesmal fiktives, Fallbeispiel aufgeführt. Die Arbeit wird mit einem Fazit beendet. 2. Erklärung und Argumentation Psychisch kranke und drogenabhängige Wohnungslose haben einen sehr umfassenden und zusätzlich einen differenzierten Hilfebedarf. Die heutigen Hilfesysteme decken diese Fälle von Überschneidungen bislang nur ungenügend ab, z.t. gibt es unklare Zuständigkeiten. Weiterhin bilden mangelhafte Kooperation, wenig Erfahrungsaustausch und Evaluation zwischen den Hilfesystemen zusätzliche Hürden für die Bewältigung der individuellen Problematiken. Das im Vergleich besonders schwierige Klientel trifft in den bestehenden Einrichtungen auf Unzulänglichkeiten, die aufgrund personeller und finanzieller Zwänge schwer vermeidbar sind und welche im Rahmen der Qualitätsverbesserung jeder einzelnen Einrichtung fortlaufend adressiert werden. Zu nennen sind hier Qualifikationsmängel beim Personal sowie unzureichende Diagnostik und Behandlungspläne. Weiterhin arbeiten heutige Therapiekonzepte meist nicht integrativ. Die Hilfesysteme besitzen starke Unterschiede in den Konzepten, z.b. in 3