Institut für Germanistik WS 05/06 Tutorium zum GK II Textsorten, Varietäten, Sprachstile Verfasserin: Kerstin Paul LESE- & LERNTECHNIKEN Inhalt: 1. Lesetechniken 1 1.1. Formen des Lesens 1 1.2. Unterschied zwischen geübten und ungeübten Lesern 2 1.3. Fehler beim Herangehen an einen Text 2 1.4. Spezielle Lesemethoden 3 1.5. Tipps zum Markieren und Exzerpieren 4 2. Lernmethoden 6 2.1. Fachbegriffe / Grundbegriffe aneignen 6 2.2. Auswendiglernen / Lernen / Behalten: ein paar Hinweise 6 2.3. Schlussbemerkung 7 3. Übungsklausur 8
Seite 1 1. Lesetechniken 1.1. Formen des Lesens Es gibt verschiedene Formen des Lesens, die dazu dienen, einen Text mehr oder weniger schnell und mehr oder weniger intensiv zu erfassen je nach dem Ziel, welches mit dem Lesen verfolgt wird. Punktuelles Lesen immer, wenn der Text nur teilweise gelesen wird Lektürevorgang wird unterbrochen und an anderer Stelle fortgesetzt Herstellen des Sinnzusammenhangs erfolgt mosaikartig besonders geeignet für Hypertexte oder wenn nur Teile eines Buches interessant sind Diagonales Lesen rasches Überfliegen des Textes Erfassen der wichtigsten Textinhalte und strukturen (z.b. Schlüsselbegriffe) eventuell stichprobenartiges Anlesen des Textes erfolgt auch, um zu entscheiden, ob der Textinhalt wertvoll ist Sequenzielles Lesen in der Regel vollständige Lektüre des Textes Lesevorgang folgt dem linearen Textfluss Voraussetzung für kursorisches und intensives Lesen Kursorisches Lesen vollständige Lektüre des Textes, meist auf der Basis sequenziellen Lesens Anbringen von Hervorhebungen (Markierungen usw.) am Text kann mehr oder weniger intensiv sein, je nach Leseziel Intensives Lesen genaues und vollständiges Erfassen des Textes auf der Basis des sequenziellen Lesens textsortenspezifische Untersuchungsgesichtspunkte anwenden, z.b. Aussageabsicht, rhetorische Figuren, Argumentationsstrukturen für Texte, die einem wichtig erscheinen, für sehr komplexe Texte
Seite 2 1.2. Unterschied zwischen geübten und ungeübten Lesern So etwa sieht die Augenbewegung normaler Leser aus. Jedes Wort wird fixiert. So etwa sieht die Augenbewegung langsamer Leser aus. Jedes Wort wird fixiert, nicht selten gleitet der Blick auf bereits gelesene Wörter zurück. Manchmal wendet sich der Blick aus Unaufmerksamkeit ganz vom Text ab. So etwa sieht die Augenbewegung geübter Leser aus. Sie nehmen mehrere Worte auf einmal wahr, erweitern also ihre Blickspanne und reduzieren so die Anzahl der Fixationen. 1.3. Fehler beim Herangehen an einen Text äußere Aspekte: schlechte Beleuchtung laute Umgebung zu bequeme Sitzhaltung Unkonzentriertheit methodische Aspekte Lesetechnik dem Leseziel nicht angepasst Fehlender Vorüberblick über den Text Fehlende Einordnung des Textes
Seite 3 1.4. Spezielle Lesemethoden - die 4- und die 5-Schritt-Lesemethode Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5 Schritt 6 SQ3R (Robinson 1961) PQ4R (Thomas&Robinson 1972) SURVEY (= Überblick gewinnen) PREVIEW (= Vorprüfung) z.b. Thema, Länge, Gliederung, entspricht in etwa Survey Abschnitte des Textes Unbedingt zu empfehlen, um einen Grobüberblick über den Text zu erhalten QUESTION (= Fragen) identisch Fragen an den Text stellen Inwieweit man essentielle inhaltliche Fragen an einen unbekannten Text stellen kann, ist mir unklar Wichtig ist allerdings die Frage, warum genau man den Text liest (z.b. allgemeines Interesse, Klärung von Begriffen, Wissenserweiterung ) und ob das Lesen auch sinnvoll ist READ (= Lesen) Lesen des Textes Erfassen d. Argumentationsweise zentrale Begriffe neue identisch Fachbegriffe, Definitionen erkennen Argumentationsweise verstehen Dabei wenn möglich Markierungen anbringen, wichtige Begriffe markieren und auch Schaubilder o.ä. mit beachten! REFLECT (= Nachdenken) Habe ich alles verstanden? Was wollte mir der Autor damit sagen? Einfügen des neuen Wissens in schon fehlt RECITE (= Rekapitulieren) Notizen anfertigen, eigenes Textverständnis überprüfen vorhandenes Wissen ebenfalls empfehlenswert: den Text nach dem Lesen einfach wegzulegen ist ungünstig! identisch empfehlenswert, wenn der Text lohnend war, allerdings auch immer sehr aufwendig und manchmal reichen auch schon Randbemerkungen am Text selbst. Gut ist dagegen auch ein schriftlicher Kommentar an/zu dem Text,, damit man sich später leicht orientieren kann REVIEW (= Repetieren) Überfliegen des Textes, der Aufzeichnungen, sich die wichtigsten Aussagen des Textes in Erinnerung rufen Gesamtüberblick gewinnen identisch Ein Gesamtüberblick über den Text ist unverzichtbar Repetieren ist auch sehr gut in zeitlichem Abstand zu dem Text, z.b. kurz bevor man über ihn diskutiert
Seite 4 1.5. Tipps zum Markieren und Exzerpieren 1. Kopien oder eigene Bücher Markierungen, Randbemerkungen verschiedene Stiftfarben verwenden und für sich definieren, was sie bedeuten (z.b. 1 Farbe für wichtige Begriffe, eine Farbe für wichtige Personen, eine Farbe für Argumente oder Farben nach Gliederungsebenen auswählen ) geeignete Stifte : Textmarker, Buntstifte, Filzstifte + 1 dünner Stift für Kommentare Bleistift und Buntstifte können ausradiert werden und sind deshalb evtl. besser nicht zu viel markieren, sonst fällt nur noch das Nicht-Markierte ins Auge erst markieren, wenn man den Text schon grob überflogen hat, denn beim ersten Lesen weiß man noch nicht, was wichtig ist sich ein System von verschiedenen Unterstreichungen erarbeiten und einprägen (z.b. Rahmen für zentrale Begriffe, gerade Linie für Definitionen, geschlängelte Linie für Kommentare des Autors, ) sich ein System von Symbolen erarbeiten, um Argumentationsstruktur des Textes durchschaubar zu machen oder sehr wichtiges oder unklares kenntlich zu machen (verschiedene Pfeilformen, Blitze, Buchstabenkürzel, Abkürzungen...) machen die Struktur des Textes schon beim Anschauen deutlich und ermöglichen leichteren Textzugang auch nach längerer Zeit sollten nicht zu freigiebig eingesetzt werden die verschiedenen Systeme sollten fest eingeprägt werden und sind dann sehr effektiv die Systeme sollten dann auch für eigene Aufzeichnungen verwendet werden Randbemerkungen setzen unterstützen die Markierungen, machen die Gliederung deutlich wichtige Wörter an den Rand neben ihre Definition schreiben: macht den Text übersichtlicher nicht zu viele Randbemerkungen setzen (vgl. Markierungen)
Seite 5 Tipps zum Kopieren von Texten: Je kleiner man einen Text kopiert, desto mehr von einer Seite ist im Blickfeld Gliederung wird deutlicher, erleichtert groben Überblick durch Verkleinern immer versuchen, eine Doppelseite auf eine DIN A4- Seite zu bekommen (Buchstaben sollten aber noch lesbar sein!!) Ränder lassen erleichtert das anbringen von Markierungen bei Kopien von Kopien kann man 2. Texte, die einem nicht selbst gehören (und in denen man nichts reinschreiben oder unterstreichen darf) Buchstreifen (schmale Zettel, die so lang sind wie die Buchseite) für jede Seite anfertigen (und nummerieren) und Randbemerkungen dort notieren Struktur des Textes sowie wichtige Begriffe und ihre Definition sind auch ohne Originaltext verfügbar und können jederzeit mit dem Originaltext verglichen werden Auch möglich: wichtige Zitate so notieren, sie können dann leicht nochmals nachgeprüft werden Sofort nach dem Lesen eine Zusammenfassung / Mindmap o.ä. anfertigen wichtige Begriffe und ihre Definition, entweder den gesamten Text und seine Struktur (chronologisch, mit Seitenangaben) oder nur die Teile, die für einen selbst interessant waren und die man sich merken möchte (Chronologie spielt keine Rolle) anzustreben ist, den Text auf einer einzigen Seite wiederzugeben (so lässt er sich auf einen Blick überblicken und man ist gezwungen, sich wirklich auf das wichtigste zu kontrollieren!)
Seite 6 2. Lernmethoden 2.1 Fachbegriffe/ Grundbegriffe aneignen Liste mit wichtig erscheinenden Begriffen anlegen daraus Mindmap o.ä. anfertigen (sofern sich das anbietet) Ober- und Unterbegriffe deutlich machen verschiedene Themenbereiche abgrenzen weniger gut ist eine alphabetische Ordnung Definition der Begriffe erarbeiten Begriff mit Definition auf kleine Zettel/ Karteikärtchen schreiben möglichst kurz und einprägsam wenn möglich in eigenen Worten (lässt sich besser einprägen) zusammengehörige Begriffe in einer Farbe schreiben, Themengebiet o.ä. dazuschreiben (sorgt für bessere kognitive Organisation) Lernen Lernmethode der Wahl verwenden nicht zu viel auf einmal lernen frühzeitig anfangen und Stoff mehrmals wiederholen 2.2. Auswendiglernen / Lernen / Behalten: ein paar Hinweise Zu viel Neues auf einmal Lernen sorgt für Unlust, Denkblockaden wer in kleinen Portionen lernt, lernt schneller und behält mehr Durcheinanderlernen von verschiedenen Themen vermeiden Inhalte, zu denen man keinen inneren Bezug herstellen kann, wird man auch schnell wieder vergessen immer versuchen, sich für das Thema zu begeistern einprägsame Beispiele finden, versuchen, sich den Stoff unterhaltsam zu machen Eselsbrücken aller Art helfen beim Erinnern Lernmaterialien anregend gestalten (z.b. farbig, Bilder, )
Seite 7 Gegen das Vergessen hilft, anderen von dem Gelernten zu berichten nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hinbrüten! mit anderen darüber diskutieren oder sich abfragen lassen im Notfall auch mit sich selbst vor dem Spiegel diskutieren ;) erst beim Sprechen über den Stoff fallen die Unsicherheiten und Lücken auf! Wiederholung des Gelernten sorgt dafür, dass das Wissen ins Langzeitgedächtnis übergeht nicht erst am Tag vor der Prüfung lernen, dann höchstens noch mal alles wiederholen Pausen und Belohnungen sind wichtig! nach ca. 1-2 Stunden eine Kaffeepause einlegen (ca. 15 min) nach ca. 4 Stunden eine längere Pause machen (1-2 Stunden) in den Pausen entspannen, Sport treiben oder Leute treffen, je nach Verfassung laut aussprechen/ anderen erzählen, was man schon alles geschafft hat (und nicht was man noch nicht geschafft hat) sich keinen zu strengen Arbeits-/Lernplan machen! 2.3. Schlussbemerkung Versuche, deinen eigenen Lernstil zu finden! Viel Erfolg dann noch!
Seite 8 3. Übungsklausur GKII: Deutsche Sprache der Gegenwart: Varietäten, Textsorten Sprachstile (Teil 1) Übungsklausur 1. Erklären Sie die Begriffe langue und parole (F. de Saussure). langue parole 3. Untersuchen Sie die aufgeführten sprachlichen Einheiten im Hinblick auf ihre Beziehungen innerhalb des Sprachsystems. a) Ordnen Sie die Einheiten einer Ebene des Sprachsystems zu. b) Bezeichnen Sie den Strukturtyp. c) Bezeichnen Sie die Art der Beziehung zwischen den Einheiten terminologisch genau. Sprachliche Einheiten Ebene des Sprachsystems Strukturtyp Art der Beziehung ist war ist gewesen wird sein verkäuflich unverkäuflich unverkäufliche Sammlerstücke passieren passiert passierte glücklich unglücklich der Unfall passierte
Seite 9 4. Bestimmen Sie bei dem Buchtitel (siehe unten, Analysetext) Lauf dich schlank! a) die Illokution b) den Sprechakttyp c) einen Illokutionsindikator d) die Perlokution e) einen Perlokutionsindikator Äußerung Illokution Illokutionsindikator Lauf dich schlank! (=Buchtitel) Sprechakttyp Perlokution Perlokutionsindikator 5.1. Erklären Sie den Begriff Kohäsion. Kohäsion = 5.2. Erkären Sie den Begriff Kohärenz. Kohärenz = 5.3. Bezeichnen und erläutern Sie zwei Möglichkeiten der Herstellung von Kohäsion anhand des Analysetextes (s.u.). Textbeleg Möglichkeit zur Herstellung von Erläuterung Kohäsion 1) 2) Analysetext B U C H T I P P Laufen stärkt das Immunsystem, macht gute Laune und lässt die Pfunde im Laufschritt purzeln. Wie man es richtig macht, das erklärt Profi Ulrich Pramann in seinem Ratgeber. Das Buch enthält außer detaillierten Laufstrategien zum Einsteigen, Durchhalten und Dranbleiben auch wichtige medizinische Hintergrundinformation, Ernährungstipps, Hinweise zur richtigen Ausrüstung, Checklisten und vieles mehr. Lauf Dich schlank!, Südwest, 9,95 Euro