Skript 3: Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen



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Transkript:

Prof. Dr. Bernd Noll Hochschule Pforzheim Skript 3: Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen Anmerkungen zum richtigen Umgang mit diesem Skript: Dieses Skript ist kein Lehrbuch, auch kein Lehrbuchersatz. Es ist vielmehr eine Arbeitsunterlage, ein Lückenskript, mit dem sich nur dann sinnvoll arbeiten lässt, wenn man zugleich die Veranstaltung besucht. Viele Themen werden anhand von Leitfragen erarbeitet. Diese sind blau formatiert. Kontrollfragen sind rot markiert und sollten vom aktiven Zuhörer beantwortet werden. Fett markierte Wörter und Teile sollten als Schlagwörter genügen, um eine stichfeste Erklärung um dieses Wort aufzubauen. Im Anschluss an jedes Kapitel sind Wiederholungsaufgaben und Kontrollfragen eingefügt, die zur eigenständigen Bearbeitung für die Kursteilnehmer vorgesehen sind. Die grau unterlegten Teile des Skriptes werden in der Vorlesung nicht behandelt; es wird erwartet, dass sich die Teilnehmer selbst mit dem darin enthaltenen Stoff auseinandersetzen. Zum Skript gibt es einen Materialteil mit Grafiken, Tabellen und einigen Aufsätzen; dieser Materialteil wird zum Besuch der Veranstaltung benötigt.

In der Geldpolitik sowie bei internationalen Wirtschaftsbeziehungen orientiert man sich an folgende Leitfragen: Was ist Geld, wer produziert es und wo wird es gehandelt? Wie erfolgt die Geldversorgung in einer Volkswirtschaft? Wie funktioniert die Geldschöpfung der Zentralbank und der Geschäftsbanken? Welcher Zusammenhang besteht zwischen monetärem und realem Sektor einer Volkswirtschaft? Welche geldpolitischen Instrumente stehen einer Zentralbank zur Steuerung von Geldmenge und Zins zur Verfügung? Wie beeinflussen Wechselkurse den internationalen Austausch und welche Wechselkursregime gibt es? Welches sind die Bestimmungsgründe des internationalen Handels, wie kann er beeinflusst werden und unter welchen institutionellen Rahmenbedingungen läuft er ab?

7. Geldpolitik Empfehlenswerte Literatur zu Kapitel 7: Baßeler, Ulrich / Heinrich, Jürgen / Utecht, Burkhard Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaftslehre, 18. Auflage, Stuttgart 2006, Kapitel 16 Wienert, Helmut Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Band 2: Makroökonomie, Stuttgart 2001, Kapitel 9.6; 10.3 und 11.2 und 12.3. 7.1. Geld und Geldfunktionen Was ist Geld? Diese Frage wird üblicherweise danach beantwortet, welche Funktionen Geld erfüllen soll. Geld übernimmt in entwickelten Volkswirtschaften 3 Funktionen: Geld erfüllt eine Tausch und Zahlungsmittelfunktion. Geld dient also als Wertmaßstab bzw. Recheneinheit. Geld dient als Wertaufbewahrungsmittel. = Geld erfüllt seine Funktionen nur bei geordneten Währungsverhältnissen; (Gegen)Beispiel: Zeit vor Währungsreform 1948: als Tauschmittel fungierten wertstabilere Güter. ein Lohn und Preisstopp führte zu verzerrten Preisrelationen. die Wertaufbewahrungsfunktion wurde durch eine Flucht in Sachwerte beseitigt. Kontrollfrage: Was ist also entscheidend für ein funktionsfähiges Geldwesen?

Was ist nun Geld? Es gibt also Abgrenzungsschwierigkeiten, was alles zum Geld zu zählen ist. Daher verwendet die EZB mehrere Geldmengendefinitionen: M2 M1 Termineinlagen mit bis zu 2 Jahren Laufzeit sowie Spareinlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten. M3 M2 Geldmarktfondanteile, Schuldverschreibungen mit weniger als 2 Jahren Laufzeit, Repogeschäfte. Kontrollfrage: Warum benötigt man mehrere Geldbegriffe? 7.2. Zentralbanksystem und Geschäftsbanken Zu Beginn des Jahres 1999 ist die dritte Stufe der Europäischen Wirtschafts und Währungsunion in Kraft getreten. Die wichtigsten Regelungen sind: Für die Geldpolitik ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig. Die nationalen Währungen der Euro Länder sind in einem gemeinsamen Geld, dem Euro, aufgegangen. Die EZB ist wie die Deutsche Bundesbank politisch und wirtschaftlich unabhängig und ausschließlich dem Geldwertziel verpflichtet. Wichtigstes Gremium ist der Europäische Zentralbankrat, der über den geldpolitischen Kurs in Euroland entscheidet. Das Direktorium ist das zentrale Exekutivorgan, das die Beschlüsse des Zentralbankrates umsetzt. Die geldpolitischen Beschlüsse setzt die EZB mit Hilfe der nationalen Notenbanken um. Die wichtigste Funktion der EZB ist die der Notenbank. Geschäftsbanken sind solche Unternehmen, deren kurzfristige Verbindlichkeiten als Geld verwendet werden.

Vereinfachte Struktur der Bankbilanzen Zentralbankbilanz Aktiva Passiva 1. Währungsreserven 5. Banknotenumlauf 2. Kredite an Geschäftsbanken 6. Einlagen der Kreditinstitute 3. Kredite an die öffentliche Hand 7. Einlagen der öffentlichen Hand 4. Wertpapiere 8. Rücklagen, Rückstellungen, Grundkapital Geschäftsbankbilanz Aktiva Passiva 1. Banknoten 8. Einlagen von Nichtbanken 2. Guthaben bei der Bundesbank - Sichteinlagen 3. Guthaben bei anderen Geschäftsbanken - Termineinlagen 4. Auslandsforderungen - Spareinlagen 5. Wertpapiere 9. Verbindlichkeiten gegenüber der Bundesbank 6. Kundenkredite 10. Verbindlichkeiten gegenüber anderen Geschäftsbanken 7. sonstiges Vermögen 11. sonst. Verbindlichkeiten (einschließlich Reinvermögen

Finanzmärkte Finanzmärkte sind der Ort, auf den sich geldpolitisches Handeln bezieht. Da die Finanzmärkte in entwickelten Volkswirtschaften ein außerordentlich vielfältiges und komplexes Gebilde darstellen, erscheint eine Systematisierung sinnvoll. Nach der Fristigkeit unterscheidet man Geld und Kapitalmärkte: Der Geldmarkt 1 ist der Markt für kurzfristige Finanzierungsmittel. Seine primäre Funktion liegt darin, die Banken mit Zahlungsmitteln zu versorgen. Hierfür stehen 2 sich ergänzende Marktsegmente zur Verfügung. Der Interbanken Geldmarkt verdankt seine Existenz der Tatsache, dass Banken eine unterschiedliche Unternehmenspolitik betreiben. Dementsprechend gibt es Kreditinstitute mit temporären Zentralbankgeldüberschüssen und anderen Instituten, die Bedarf an Zentralbankgeld haben. Der Geldmarkt sorgt für einen Liquiditätsausgleich zwischen den Geschäftsbanken. Er eröffnet die Refinanzierung, also die Beschaffung von Zentralbankgeld, einerseits und die rentable Anlage andererseits. In diesem (Teil ) Markt werden bestimmte verbriefte Forderungen gehandelt. Die so genannten Geldmarktpapiere sind vor allem kurzfristige Handelswechsel, Schuldtitel der öffentlichen Hand (Schatzwechsel; unverzinsliche Schatzanweisungen). Beides sind abgezinst begebene Wertpapiere, die sich vor allem in der Laufzeit unterscheiden. Bei Schatzwechseln beträgt die Laufzeit bis zu 90 Tagen, U Schätze werden mit einer Laufzeit von bis zu 2 Jahren ausgestattet. Der Interbanken Geldmarkt ist also ein Markt für Zentralbankgeldüberschüsse. Fibor, Libor und Euribor (Frankfurt, London oder Europe Interbank Offered Rate) sind die zentralen Referenzzinssätze, die sich aus Geldmarktsätzen von Bankhäusern erster Bonität errechnen. Die Attraktivität einer Kreditaufnahme auf dem Interbanken Geldmarkt wird von der Frage abhängen, ob für das Kreditinstitut günstigere Refinanzierungsmöglichkeiten offen stehen. Hier kommt die Zentralbank ins Spiel, die den Geschäftsbanken als Monopolist in einem zweiten Geldmarktsegment (Regulierungs Geldmarkt) gegenübersteht. Die Zentralbank kauft oder verkauft diese Papiere und steuert damit zugleich die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld. Damit wird der Geldmarkt entscheidendes Operationsfeld für geldpolitisches Handeln. Der Kapitalmarkt ist der Markt für mittel und langfristige Finanzierungsmittel. Seine primäre Funktion liegt darin, die sich in einer Volkswirtschaft an verschiedenen Stellen bildenden Ersparnisse zu sammeln und Investoren in der von ihnen gewünschten Fristigkeit und Größenordnung zur Verfügung zu stellen. Die Kreditbeziehungen sind in Wertpapieren verbrieft, so dass der Gläubiger gewechselt werden kann, ohne dass die Finanzbeziehung und damit der Schuldner unmittelbar berührt wird. Beim Kapitalmarkt unterscheidet man regelmäßig zwischen Aktien und Anleihemärkten. Letztere werden häufig auch als Rentenmärkte bezeichnet. Zentraler Unterschied ist, dass 1 Der Begriff Geldmarkt wird in unterschiedlichem Sinne verwendet. In unserem Zusammenhang wird auf dem Geldmarkt im institutionellen Sinne abgestellt, während der Geldmarkt in der Makroökonomie als Treffpunkt von Geldangebot und Geldnachfrage, also im funktionellen Sinne, definiert ist.

auf dem Aktienmarkt Eigenkapitaltitel gehandelt werden, die Restbetragsansprüche verbriefen. Auf Rentenmärkten werden Fremdkapitaltitel getauscht. Dies sind im Regelfalle festverzinsliche Papiere, verbriefen also Festbetragsansprüche. Festverzinslich heißt, dass der Nominalzins für die gesamte Laufzeit im Vorhinein festgelegt ist. Vom Nominalzins ist die Umlaufrendite zu unterscheiden, die sich aus dem Verhältnis vom Nominalzins zum jeweils notierten Kurs. Nach dem Emittenten werden die Anleihen unterteilt in Industrieobligationen, also von Unternehmen begebenen Schuldverschreibungen, die aber in der Bundesrepublik nur eine geringe Rolle spielen. Bankschuldverschreibungen, wie z.b. Pfandbriefe und Kommunalobligationen. Anleihen der öffentlichen Hand, z.b. Bundesschatzbriefe. Die Märkte für Bankkredite und Bankeinlagen sind recht vielgestaltig. Nach der Fristigkeit kann man bei der Kreditgewährung zwischen Kontokorrentkredit, Wechselkredit bis zum langfristigen Darlehen unterscheiden. Bei Bankeinlagen wird wie bereits erwähnt zwischen Sicht, Termin und Spareinlagen unterschieden. Die genannten Einlagen sind im Regelfalle unverbrieft und damit nicht am Sekundärmarkt, der Börse, handelbar. Der Markt für Derivate ist ein relativ neuer Markt mit wachsender Bedeutung. Derivate sind Finanzanlagen, die von anderen Finanzanlagen abgeleitet sind. Sie dienen z.b. zur Absicherung von Kursrisiken. Termingeschäfte sind Geschäfte, bei denen der Preis heute festgelegt wird, die Erfüllung aber erst per Termin erfolgt. So kann man z.b. heute Dollar per Termin kaufen, die aber erst in 6 Monaten fällig sind. Bei Optionsgeschäften erwirbt man das Recht, ein Wertpapier zu einem bestimmten Termin zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Internationale Finanzbeziehungen: Mit der Liberalisierung des Geld und Kapitalverkehrs wie auch Fortschritten in der Informations und Kommunikationstechnik spielen grenzüberschreitende Geld und Kapitalströme in den letzten Jahrzehnten eine zunehmend bedeutsamere Rolle für die Finanzmärkte. Für die Geldpolitik sind 2 Märkte von zentraler Bedeutung: Der Devisenmarkt bildet die Schnittstelle zwischen heimischen Finanzmärkten und den ausländischen Märkten. Auf dem Devisenmarkt werden ausländische Währungen gehandelt. Die Funktionsweise des Devisenmarktes wird später ausführlicher behandelt. Von besonderer Bedeutung sind zudem die Euro Märkte bzw. heute allgemeiner als offshore Märkte bezeichnet. Ein typisches Geschäft ist bspw., dass eine französische Bank Pfund Guthaben an eine italienische Bank veräußert oder eine deutsche Bank Guthaben in Schweizer Franken an eine polnische Bank verleiht.

7.3. Geldversorgung der Wirtschaft Wie gelangt Geld in den Umlauf? Zunächst ist zwischen der Schaffung von Zentralbankgeld und der Schaffung von Geschäftsbankgeld (Giralgeld) zu unterscheiden. Die EZB schafft Zentralbankgeld. Das ist einmal Bargeld, das können zum anderen aber auch Sichtguthaben bei ihr sein: a) EZB kauft von GBank Devisen im Werte von 50. Die GBank A erhält dafür Banknoten. b) Die EZB gewährt Kredit an die GBank A in Höhe von 80. EZB GBank A Auch die Geschäftsbanken können die Geldmenge ausweiten ( = Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken). a) GBank A räumt Unternehmen B Kontokorrentkredit in Höhe von 50 ein. b) Unternehmen B zahlt bei GBank A 150 in bar ein und lässt diesen Betrag als Sichtguthaben verbuchen. Bank A Unternehmen B

Geldschöpfung der GBank erfolgt durch Kreditvergabe und Zahlung mit einer Forderung gegen sich selbst (=aktive Geldschöpfung) durch Umtausch von Bargeld gegen Sichtguthaben, so dass sich an der Geldmenge M1 nichts ändert (=passive Geldschöpfung) GBanken können zusätzliches Giralgeld schaffen! Kreditvergabemöglichkeiten und damit der Geldschöpfungsspielraum der GBanken hängen davon ab, ob und in welchem Umfange: Barabhebungen erfolgen. GBanken Möglichkeiten haben, das zugeflossene Zentralbankgeld anzulegen. Verschuldungsmöglichkeiten bei der EZB bestehen.

7.4. Zusammenhang zwischen monetärem und realem Sektor in einer Volkswirtschaft Diese Frage soll mit Hilfe der sog. Quantitätsgleichung diskutiert werden: M steht für die Geldmenge, die in der Volkswirtschaft vorhanden ist. V (velocity) oder Geldumlaufgeschwindigkeit, d.h. wie häufig eine Geldeinheit in einem Jahr zirkuliert. Dies hängt von den Zahlungssitten in einer Volkswirtschaft ab. p steht für das Preisniveau in einer Volkswirtschaft. Y r steht für das reale Inlandsprodukt. Ist die Quantitätsgleichung eine Tautologie oder eine Verhaltensgleichung? Lange Zeit glaubte man, dass Geld nur wie ein Schleier über der Volkswirtschaft liegt (= Neutralität des Geldes). Eine Erhöhung der Geldmenge würde nur eine entsprechende Veränderung des Preisniveaus nach sich ziehen, ansonsten aber keine Wirkungen haben. Aber: Kurzfristig ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht konstant. Zudem kann das reale Inlandsprodukt durch Geldmengenveränderungen beeinflusst werden, zumindest in einer unterbeschäftigten Wirtschaft. Keynesianer: Zins Kredit Mechanismus! Probleme einer solchen (keynesianischen) Geldpolitik sind: deren zum Teil lange time lags. Der expansive Effekt tritt vielleicht erst ein, wenn er nicht mehr sinnvoll ist. dass mit einer solchen Politik des billigen Geldes die Inflation immer weiter angeregt werden kann. Hinwendung zum Monetarismus (=Neoquantitätstheorie)

7.5. Geldpolitische Instrumente Das Ziel Preisniveaustabilität kann die EZB nur auf indirektem Wege erreichen. Die EZB hat nur solche geldpolitischen Instrumente zur Verfügung, die das freie Spiel der Marktkräfte im Banken und im Nichtbankensektor nicht oder möglichst wenig beeinträchtigen. Im Mittelpunkt des geldpolitischen Instrumentariums stehen Offenmarktgeschäfte. Als Hauptrefinanzierungsgeschäfte dienen Wertpapierpensionsgeschäfte mit einer Laufzeit von 2 Wochen, die in einem Bietungsverfahren (Zins oder Mengentender) angekauft werden. Als zweite, aber weniger gebräuchliche Refinanzierungsmöglichkeit dienen die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte, die eine Laufzeit von 3 Monaten aufweisen. Darüber hinaus können von Fall zu Fall Feinsteuerungsoperationen zur Beeinflussung der Marktliquidität durchgeführt werden. Daneben dürfen GBanken über Nacht einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen (Spitzenrefinanzierungsfazilität) und die EZB zahlt Zinsen auf über Nacht geparkte Einlagen (Einlagefazilität). Regt die EZB durch entsprechende Zinskonditionen die Inanspruchnahme der Spitzenrefinanzierungsfazilität (Einlagefazilität) an, so steigt (sinkt) die Geldmenge. Mindestreserven: GBanken müssen für alle Sicht, Termin und Spareinlagen einen gewissen % Satz an Zentralbankgeld halten. Mindestreserven werden verzinst. Höhere Mindestreservesätze führen tendenziell zu einem Sinken der Geldmenge.

7.6. Wiederholungsaufgaben und Kontrollfragen 1. Erläutern Sie, welche Funktionen Geld in einem marktwirtschaftlichen System erfüllen soll! 2. Erläutern Sie die Geldmengendefinitionen M1, M2 und M3! Warum gibt es mehrere Geldmengenbegriffe? 3. Kennzeichnen Sie Aufgaben und Funktionsweise der Europäischen Zentralbank! 4. Warum ist die Zentralbankautonomie ein solch wichtiges Konstruktionsmerkmal? 5. Erläutern Sie die unterschiedlichen Funktionen von Geld und Kapitalmärkten! 6. Wie gelangt Geld in den Umlauf? 7. Stellen Sie die nachfolgenden Beispiele mithilfe des Kontensystems dar: (a) (b) Ein Kunde 1 zahlt 100.000 EUR auf sein Girokonto bei der Bank A ein. Bank A verwendet das Guthaben von Kunde 1, um ihrem Kunden 2 einen Kredit zu gewähren. Kunde 2 benötigt den Kredit, um ein Luxusauto zu bezahlen und überweist den Kreditbetrag auf das Girokonto seines Autohändlers R bei Bank B. 8. Warum ist der Kreditschöpfungsspielraum der Geschäftsbanken begrenzt? Erläutern Sie Ihre Antwort! 9. Die nationalökonomischen Klassiker waren der Auffassung, dass Geld wie ein Schleier über dem realen Sektor der Volkswirtschaft liegt. Beschreiben Sie mit Hilfe der Quantitätstheorie, was darunter zu verstehen ist! 10. Wie kann man die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ermitteln? 11. Wie müsste sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verändern, wenn (a) (b) die Schattenwirtschaft in einer Volkswirtschaft zunimmt? die Zahl der Geldautomaten und das Electronic Banking weiter zunehmen? 12. Welche Kritik lässt sich an der Quantitätstheorie anbringen? 13. Mit welchen geldpolitischen Instrumenten kann die EZB einer Inflationsgefahr entgegenwirken? Wie muss die Zentralbank Ihre Instrumente hierzu einsetzen? 14. Warum halten die Keynesianer die Finanzpolitik als die Geldpolitik für den wirksameren Politikbereich im Rahmen einer antizyklischen Stabilisierungspolitik?

8. Währungspolitik Empfehlenswerte Literatur zu Kapitel 8: Wienert, Helmut Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Band 2: Makroökonomie, Stuttgart 2001, Kapitel 13. 1. 13.2. Görgens, Egon / Ruckriegel, Karlheinz Grundzüge der makroökonomischen Theorie, 7. Auflage, Bayreuth 2000, IV. Kapitel 2.4. 8.1. Zahlungsbilanz 8.1.1. Aufbau der Zahlungsbilanz Unter einer Zahlungsbilanz versteht man die statistische Gegenüberstellung aller Einnahmen und Ausgaben, die sich aus den außenwirtschaftlichen Beziehungen innerhalb einer Periode ergeben. Ausgangsfrage für Verbuchung lautet: Müsste ein Vorgang mit dem Ausland zu Zahlungseingängen führen? Die Buchung erfolgt nach dem System der doppelten Buchführung. Leistungsbilanz Kapitalbilanz Devisenbilanz Warenexporte Dienstleistungsexporte empfangene Erwerbs und Vermögenseinkommen (laufende) empfangene Übertragungen empfangene Vermögensübertragungen Kapitalimporte Direktinvestitionen Verkauf von Wertpapieren Kreditaufnahme im Ausland Devisenabflüsse Zahlungsbilanz Warenimporte Dienstleistungsimporte geleistete Erwerbs und Vermögenseinkommen (laufende) geleistete Übertragungen geleistete Vermögensübertragungen Kapitalexporte Direktinvestitionen im Ausland Kauf von Wertpapieren Kreditvergabe Devisenzuflüsse Restposten

Exporte und Importe von Sachgütern werden in der Handelsbilanz erfasst. Exporte und Importe von Dienstleistungen werden in der Dienstleistungsbilanz erfasst. Erwerbs und Vermögenseinkommen werden mittlerweile in einer getrennten Teilbilanz erfasst. Damit sind die Einkünfte von Grenzgängern und grenzüberschreitende Zinseinkünfte gemeint. In die Bilanz der laufenden Übertragungen gehen alle Leistungen ein, die ohne direkte Gegenleistung erfolgen. Die Leistungsbilanz ist die Zusammenfassung der bislang erfassten Teilbilanzen. Unter Vermögensübertragungen sind einmalige Vorfälle wie Schenkungen zu verstehen. Die Kapitalbilanz oder Kapitalverkehrsbilanz erfasst alle Forderungen und Verbindlichkeiten der privaten Wirtschaft und des Staates (mit Ausnahme der BuBa) gegenüber dem Ausland. Man unterteilt hier nach funktionalen Gesichtpunkten in Direktinvestitionen. Wertpapieranlagen. und den Kreditverkehr der Banken. Die letzte Teilbilanz ist die Gold und Devisenbilanz. Hier werden die Veränderungen der Aktiva und Passiva der Notenbank verbucht. Kapitalbilanz und die Devisenbilanz nennt man auch Kapitalbilanz i.w.s. Werden seit kurzem zusammengefasst ausgewiesen. Beispiele zur Buchungstechnik: Ein Unternehmen exportiert Güter im Werte von 100 in die USA. Welche Möglichkeiten der Gegenbuchung gibt es zu diesem Güterexport? Zahlungsbilanz

Kontrollfragen: Wie werden folgende wirtschaftlichen Vorgänge verbucht? (a) Wareneinkauf im Ausland gegen Kredit in Höhe von 20 (b) Urlaubsreise ins Ausland im Werte von 10 (c) Gastarbeiter überweist Geld an seine Familie im Ausland in Höhe von 10 (d) Inländer kauft eine ausländische Staatsschuldverschreibung im Wert von 80 (e) ausländische Bank schreibt einem Inländer Zinsen für eine Wertpapieranlage in Höhe von 20 auf einem Girokonto gut (f) ausländisches Unternehmen löst eine Kapitalbeteiligung an deutschen Unternehmen in Höhe von 50 auf und lässt sich dies auf einem deutschen Girokonto gutschreiben Zahlungsbilanz 8.1.2. Entwicklung der Zahlungsbilanz 8.1.3. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Salden der Zahlungsbilanz Auch wenn die Zahlungsbilanz stets ausgeglichen sein muss sieht man von dem Problem ungeklärter Restposten einmal ab ergeben sich in den Teilbilanzen Salden: Was ist ein Leistungsbilanzüberschuss? Besteht ein solcher Saldo in der Leistungsbilanz, so muss wegen des Prinzips der doppelten Buchführung ein genau gegenläufiger Saldo in der Kapitalbilanz i.w.s. auftauchen, d.h. ein Überschuss an Kapitalexporten.

Folgerungen: Es macht keinen Sinn sich über einen Leistungsbilanzüberschuss zu freuen, da er vermeintlich Arbeitsplätze schafft, den Kapitalexport aber zu verurteilen, weil damit vermeintliche heimische Arbeitsplätze exportiert werden. Unter einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht kann nicht eine stets ausgeglichene Leistungsbilanz (vereinfacht: S = I) zu verstehen sein. Begründung? Welche Gefahren ergeben sich bei dauerhaften Leistungsbilanzungleichgewichten? Kontrollfrage: Wie ist das Leistungsbilanzdefizit der Bundesrepublik in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung der USA in den letzten Jahren zu beurteilen?

8.2. Wechselkurssysteme 8.2.1. Grundbegriffe Eine Besonderheit des Außenhandels gegenüber dem Binnenhandel ist, dass er 2 Märkte berührt. Welche zwei sind das? Wechselkurs Aufwertung Abwertung? 2 Grundentscheidungen stellen sich bei Ausgestaltung der Währungsordnung: Welches Wechselkurssystem soll realisiert werden? Welches Maß an Freizügigkeit soll den Geld und Kapitalverkehr bestimmen: Konvertibilität oder Devisenzwangsbewirtschaftung? 8.2.2. Flexible oder fixierte Wechselkurse? 8.2.2.1. Flexible Wechselkurse: Auf dem Devisenmarkt stehen sich Anbieter und Nachfrager von Devisen gegenüber. Um den Wirkungsmechanismus herauszuarbeiten, gelten folgende Annahmen: es werden nur die Beziehungen zu einem Land, z.b. der USA, betrachtet. es kommt nur zum Güteraustausch. die Importeure bezahlen jeweils in Auslandswährung. Wer sind Anbieter und Nachfrager von Devisen? heimische Importeure fragen Devisen nach, um ihre Importe in US $ bezahlen zu können umgekehrt fragen US Importeure nach, weil sie ihre importierten Waren aus der Bundesrepublik in bezahlen müssen. Sie sind also die Anbieter von $.

Der Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage nach Devisen ist der gleichgewichtige Wechselkurs. Was passiert, wenn die deutschen Unternehmen mehr Waren aus den USA importieren wollen als sie exportieren? Die Nachfragekurve nach ausländischer Währung verschiebt sich nach außen. Der Wechselkurs steigt. Der Kurs der Währungen schwankt wie der Preis anderer Güter auch. Kontrollfrage: Sofern die Importeure nicht in Auslandswährung bezahlen, ändern sich die Zusammenhänge in obigem Beispiel dennoch nicht. Warum? 8.2.2.2. Fixierte Wechselkurse In einem System fixierter Wechselkurse darf der Preis für die andere Währung nur in engen Bandbreiten schwanken. Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn im Ausland eine höhere Inflationsrate als im Inland herrscht? Vorteil des Systems: es ermöglicht eine sichere Kalkulationsgrundlage für den Außenhandel! Welche Nachteile sind mit fixierten Wechselkursen verbunden? heimische Exporteure erlangen bei niedrigeren Inflationsraten eine immer größere (künstliche) Wettbewerbsfähigkeit. es besteht die Gefahr einer importierten Inflation u.u. werden fallweise Aufwertungen notwendig solche Aufwertungen sind mit unerwünschten, weil risikolosen spekulativen Kapitalbewegungen verknüpft.

8.2.3. Bestimmungsgründe der Wechselkurse Wechselkursschwankungen bereinigen nur Inflationsdifferenzen zwischen 2 Ländern. Der reale Wechselkurs bleibt gleich. Dies ist Grundaussage der Kaufkraftparitätentheorie. Annahme: law of one price! aber: Damit lassen sich die erheblichen kurzfristigen Wechselkursschwankungen nicht erklären. Was würde passieren, wenn in Dänemark riesige Rohölvorräte gefunden würden? Für den Wechselkurs wichtiger sind heute die Geld und Kapitalströme, die von internationalen Zinsdifferenzen bestimmt werden. Internationale Zinsdifferenzen werden nicht vollständig abgebaut. Das hängt mit Wechselkurserwartungen und risiken zusammen. 8.2.4. Stabilisierungspolitik in einer offenen Volkswirtschaft: zum Zusammenhang von Geld und Finanzpolitik, Zinsen und Wechselkursen Wie wirkt sich eine keynesianisch Wirtschaftspolitik in einer offenen Volkswirtschaft aus? Dabei gilt zu unterscheiden zwischen Geld oder Finanzpolitik zum Einsatz kommen fixe oder flexible Wechselkurse existieren Kontrollfrage: Diskutieren Sie die 4 möglichen Fälle!

8.3. Die Europäische Währungsunion 8.3.1. Konstruktionsmerkmale einer Währungsunion Im Dezember 1991 haben sich die Staats und Regierungschefs der damals 12 Mitgliedsländer der EU in Maastricht auf die Schaffung einer Wirtschafts und Währungsunion verständigt. Dies ist eine entscheidende wirtschaftspolitische Weichenstellung, denn: eine autonome, nationale Geldpolitik ist nicht mehr möglich. die Wechselkursanpassung als außenwirtschaftspolitisches Instrument entfällt. 3 Grundfragen, die es zu lösen galt: Dient Geldpolitik nur der Aufrechterhaltung der Geldwertstabilität oder auch andere Zielen, so der kurzfristigen Stimulierung der Beschäftigung? Darf Geldpolitik zur Finanzierung öffentlicher Defizite eingesetzt werden? Welches Maß an Autonomie soll eine Europäische Zentralbank besitzen? Um die Glaubwürdigkeit des Vorhabens zu unterstreichen, wurde daher die Aufnahme in den Club der Euro Länder an Konvergenzkriterien geknüpft. Wichtig waren v.a. folgende Regeln: Die Inflationsrate des betreffenden Landes darf nicht mehr als 1,5% Punkte über dem Durchschnitt der drei EG Länder mit der niedrigsten Inflationsrate liegen. Das öffentliche Budgetdefizit darf höchstens 3% des Bruttoinlandsprodukts betragen. Die Staatsverschuldung soll nicht mehr als 60% des Bruttoinlandprodukts ausmachen. Zudem wurde ein Stabilitäts und Wachstumspakt verabschiedet, wonach die Einhaltung der Stabilitätskriterien bei den einzelnen Mitgliedsländern eingefordert werden kann. 8.3.2. Vor und Nachteile einer Währungsunion Vorteile der Europäischen Währungsunion: Ersparnis von Transaktions und Informationskosten. Beseitigung von Wechselkursrisiken und beschäftigungsfördernde Effekte. politische Vorteile einer international bedeutenden Währung.

Wie steht es um Erfolg oder Misserfolg? Der Euro war entgegen manchen politischen Geschwätzes kein Teuro! Die Volatilität des Außenwertes des Euro ist nicht größer als die der DM. Die Vereinheitlichung des Geldwesens hat den Standortwettbewerb intensiviert, auf den die Bundesrepublik schlecht vorbereitet war! Davon profitieren eher kleinere Länder. Der einheitliche europäische Kapitalmarkt beförderte die Zinskonvergenz. Davon profitieren eher ehemalige Weichwährungsländer. es gab erhebliche Divergenzen in der realwirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Volkswirtschaften, auf die eine einheitliche Geldpolitik nicht angemessen ist. = Samuelson Balassa Effekt! 8.4. Wiederholungsaufgaben und Kontrollfragen 1. Aus welchen Teilbilanzen setzt sich die Zahlungsbilanz zusammen? 2. Diskutieren Sie, was man unter einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht verstehen kann! 3. Wer sind die Anbieter und wer die Nachfrager auf den Devisenmärkten? Welche Anbieter bzw. Nachfragergruppe dominiert den Wechselkurs in den letzten Jahrzehnten zunehmend? 4. Warum könnte man behaupten, dass sich bei voll flexiblen Wechselkursen automatisch ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht ergibt? 5. Was spricht für und was gegen fixierte Wechselkurse? 6. Welche Einflussfaktoren bestimmen den Wechselkurs? 7. Stellen Sie dar, wie sich der Binnenwert des Geldes vor ausländischer Inflation schützen lässt? 8. Erläutern Sie die wichtigsten Gefahren einer Europäischen Währungsunion?

9. Internationale Wirtschaftsbeziehungen Empfehlenswerte Literatur zu Kapitel 8: Wienert, Helmut Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Band 2: Makroökonomie, Stuttgart 2001, Kapitel 13.4 Baßeler, Ulrich / Heinrich, Jürgen / Utecht, Burkhard Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaftslehre, 18. Auflage, Stuttgart 2006, Kapitel 19 Mankiw, Gregory Volkswirtschaftslehre, 3. Auflage 2004, Kapitel 9. 9.1. Entwicklungsmuster im Welthandel Der Außenhandel ist für die BRD von zentraler Bedeutung. Erkennbar ist dies an den ansteigenden Export und Importquoten der letzten Jahrzehnte. 2 wichtige Charakteristika: Deutschland ist ein Land mit einem vergleichsweise hohen Offenheitsgrad. Der ausländische Vorleistungsbezug bei den Exporten nimmt kräftig zu. Die außenwirtschaftliche Beziehungen sind stark konzentriert. Es dominiert im internationalen Güteraustausch der intraindustrielle Handel. 9.2. Theoretische Grundlagen Warum kommt es zum Außenhandel? Was sind die Bestimmungsgründe des Außenhandels? Trägt der Außenhandel auch zur Wohlstandssteigerung bei? Und wer profitiert vom Außenhandel?

Bestimmungsfaktoren des Außenhandels (1) Preisunterschiede (2) mangelnde Verfügbarkeit (3) Qualitätsunterschiede Nachfrageunterschiede natürliche Unterschiede Faktorausstattung dauerhaft mittelfristig kurzfristig Präferenzunterschiede Marktstrategien der Anbieter

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 Lange Zeit standen Preisunterschiede als Erklärungsfaktor des Außenhandels im Vordergrund! ( traditionelle Außenhandelstheorie) A. Smith: begründete den internationalen Güteraustausch mit Nachfrageunterschieden! D. Ricardo ( 1772 1823 ): Theorem der komparativen Kosten. 2 Ausgangsfrage: Lohnt sich internationaler Handel auch dann, wenn ein Land alle Güter absolut kostengünstiger herstellen kann? Ja. Beide Länder sollen sich auf Produktion des relativ billigeren Produktes spezialisieren. und können auch bei unterschiedlichem Entwicklungsstand vom internationalen Handel profitieren. Kontrollfrage: Erläutern Sie anhand von Transformationskurven, dass beide beteiligten Länder vom Übergang zum Freihandel profitieren! Wie käme das Ergebnis zustande, wenn wir berücksichtigen, dass die beteiligten Länder keinen Naturaltausch betreiben, sondern Handel im Rahmen einer Geldwirtschaft (fixe oder flexible Wechselkurse) stattfindet? Ursache komparativer Kostenvorteile: natürliche Produktionsbedingungen = Ricardo Güter. Heckscher und Ohlin: Kritik am Ricardo Theorem, denn bei vielen Standardgütern gibt es keine natürlichen Produktionsvorteile wie bei Wein oder Wolle! = Faktorproportionentheorem! Annahmen: unterschiedliche relative Faktorausstattung der Länder, z.b. Deutschland ist kapitalreiches Land, Indonesien ein arbeitsreiches Land Güter sind mobil Produktionsfaktoren sind immobil Konsequenz: relative Produktionskosten weichen in Deutschland und Indonesien voneinander ab = internationaler Handel ist vorteilhaft, denn relativ kapitalreiches Land exportiert kapitalintensive Güter. relativ arbeitsreiches Land exportiert arbeitsintensive Güter. 2 Vgl. Skript zu Vwl 1.

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 Stolper Samuelson Theorem = Faktorpreisausgleichstheorem Wie verändern sich die Preisverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit in Deutschland und Indonesien durch den Übergang zum Freihandel! Was passiert, wenn nicht nur Güter mobil sind, sondern auch Produktionsfaktoren? Nach der Fristigkeit können 3 Arten von Nichtverfügbarkeit von Gütern unterschieden werden: dauerhaft: z.b. unterschiedliche Verteilung natürlicher Rohstoffe. längerfristig : unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung von Volkswirtschaften. kurzfristig: z.b. Innovationen, konjunkturelle Gründe, etc. Warum ist der Außenhandel gerade zwischen hoch entwickelten Volkswirtschaften mit ähnlichen Produkten besonders intensiv? zunehmende Individualisierung der Nachfrage. marktstrategische Überlegungen von Unternehmen : Streuung von Risiken durch Präsenz auf verschiedenen räumlichen Märkten. 25

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 9.2.2. Gewinner und Verlierer beim Außenhandel In jeder Volkswirtschaft gibt es Gewinner und Verlierer des Außenhandels. Das lässt sich an einem einfachen Angebots Nachfrageschema erläutern. Prämissen des Modells: im Ausgangspunkt herrsche Autarkie und das Land gehe nun zum Freihandel über. unterstellen wir dabei, dass das Land, z.b. Portugal, ein kleines Land sei. Preise für Tuch und Wein weitgehend vom Weltmarkt bestimmt werden; das Land verhält sich als Preisnehmer bzw. Mengenanpasser. Fallvariante 1: Bei Wein liegt der Weltmarktpreis oberhalb des Preises bei Autarkie. Fallvariante 2: Bei Tuch liegt der Weltmarktpreis unterhalb des Preises bei Autarkie. Kontrollfrage: Wer sind in Deutschland Gewinner und Verlierer der Liberalisierung? 9.3. Instrumente der Außenhandelspolitik 9.3.1. Zölle und Zollarten Zölle sind Abgaben, die beim grenzüberschreitenden Warenverkehr erhoben werden. Unterscheidungen: Import und Exportzölle Wert, Mengen und Gleitzölle Finanz und Schutzzölle (=Erhaltungs oder Erziehungszölle) 9.3.2. Zollwirkungen Zölle wie auch andere Handelshemmnisse lassen sich mit Hilfe des preistheoretischen Instrumentariums analysieren: Prämissen des Modells: Ausgangssituation: Freihandel. das Auslands hat komparative Vorteile bei dem Produkt P. gegeben sei die Marktform des Polypols, die Grenzkostenkurve sei die Angebotskurve. Im Inland wird nun ein Mengenzoll eingeführt. 26

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 6 Effekte lassen sich unterscheiden: Protektionseffekt für die heimische Industrie, weil ausländische Anbieter diskriminiert werden. Steuereffekt : zusätzliche Einnahmen des Staates durch die Zollerhebung. Aber Zollerhebung verursacht Kosten. Verbrauchseffekt : Reduktion der Konsumentenrente; Stärke dieser Wirkungen ist abhängig von der (Preis )Elastizität der Angebots und Nachfragekurven. Hinzu kommen gesamtwirtschaftliche Wirkungen: Zahlungsbilanzeffekt : Rückgang der Importe des geschützten Gutes Aufwertung der heimischen Währung Diskriminierung der nicht geschützten inländischen Wirtschaftszweige. terms of trade Effekt : reale Austauschverhältnisse verbessern sich für das Inland. Bewirkt dies eine Wohlfahrtserhöhung des Inlandes? Aber Nachteile des Auslandes sind nicht spiegelbildlich Vorteile des Inlandes. Ausland nimmt negative Wirkungen der Handelsbeschränkung kaum hin Retorsionszölle Wettbewerbseffekt : Der Zoll ist die Mutter des Monopols, der Wettbewerbsdruck für die heimische Industrie wird vermindert. 9.3.3. Weitere Einfuhrbeschränkungen Kontingente : mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen. Sonstige nichttarifäre Handelshemmnisse: im Laufe der Geschichte wurde eine Vielzahl handelshemmender Instrumente entwickelt: Selbstbeschränkungsabkommen Aufbau bürokratischer Hürden 27

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 9.4. Freihandel oder Protektionismus? Diese Frage wird vor dem Hintergrund der Globalisierung wieder heftiger diskutiert: Freihandel: wirtschaftliche Beziehungen zwischen In und Ausländern sind keinen staatlichen Handelsbeschränkungen unterworfen. Protektionismus: zielt darauf ab, inländische Wirtschaftsbereiche vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Protektionismus ist in unterschiedlichen Varianten möglich: die Eingriffsintensität steigt von Zöllen über Kontingente bis zum Außenhandelsmonopol. Vorteile des Freihandels: produktivitäts und wohlstandssteigernde Spezialisierung. verbreiterte Produktpalette. Intensivierung des Wettbewerbs. Wichtige Einwände gegen Freihandel: Erziehungszollargument: vorübergehender Schutz gegenüber weiterentwickelter ausländischer Wirtschaft, denn bei Einführung neuer Produkte entstehen Entwicklungsnachteile für die weniger entwickelte Volkswirtschaft. Probleme liegen primär in der praktischen Umsetzung: Erziehungszölle degenerieren regelmäßig zu Erhaltungszöllen Zollschutz ist ein sehr unspezifisches Mittel Zahlungsbilanzeffekt ist zu beachten. Theorie der strategischen Handelspolitik: gewisse Märkte bzw. Industriezweige der Spitzentechnologien wie die Mikroelektronik oder dem Luftfahrzeugbau sind durch einen hohen Konzentrationsgrad und hohe Marktzugangsschranken gekennzeichnet. Präsenz in diesen Märkten bringt einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil durch Monopol oder Oligopolrenten. gezielte Förderung der betreffenden heimischen Industrien! 28

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 Einwände sind gravierend: Zunächst stellt sich ein Wissens und Anreizproblem. Aufgrund der heutigen Mobilität des Kapitals und des technischen Wissens kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Vorteile dem Inland zu Gute kommen. Das Ausland wird nicht tatenlos zusehen Subventionswettlauf In den letzten Jahren gewinnt ein weiteres Argument gegen den Freihandel an Bedeutung: das Dumping: Sozialdumping: Entwicklungsländern wird vorgeworfen, dass sie grundlegende Arbeitnehmerrechte missachten und sich auf diese Weise ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten verschaffen. Ökodumping: Unternehmen aus Ländern mit geringen Umweltschutzvorkehrungen haben Vorteile im internationalen Wettbewerb und werden zur Bedrohung für heimische Arbeitsplätze, die auf Basis strikter umweltpolitische Regeln geschaffen wurden. Daneben werden politische Gründe für Protektion genannt um Wirtschaftszweige, die für Landesverteidigung oder Unabhängigkeit des Landes unentbehrlich sind, zu schützen. Grundproblem der Diskussion um Freihandel oder Protektionismus ist eine asymmetrische Betroffenheit betroffener Gruppen! 9.5. Ist die deutsche Wirtschaftspolitik freihändlerisch oder protektionistisch? Entwicklung der Außenhandelspolitik v.a. durch Beitritt zu 2 internationalen Organisationen geprägt: Für die Liberalisierung der Märkte besonders bedeutsam ist die Europäische Integration: 1957 wurde mit der EWG eine Zollunion geschaffen; sie hat handelsschaffende, aber auch handelsablenkende Effekte! seit Ende 1992: Schaffung eines Binnenmarktes mit seinen 4 Freiheiten! 29

Noll, Skript W-Ing. VWL 2/3 Mikroökonomik WS 2010/2011 Anfang der 50er Jahre: Beitritt zum GATT (General Agreement on Tariffs and Trade): weltweiter Zollabbau Uruguay Runde (1993): Schaffung einer Welthandelsorganisation (WTO) mit einem eigenen Streitschlichtungsverfahren. Andererseits ist in den letzten Jahrzehnten ein neuer Protektionismus entstanden. 9.6. Globalisierung das Ende nationaler Wirtschaftspolitik? Globalisierung ist wie viele andere Entwicklungen auch ein ambivalenter Prozess: Globalisierung befördert Wohlstand, Freiheit und Frieden! Globalisierung forciert den Strukturwandel! Globalisierung hat in den westlichen Volkswirtschaften unerwünschte Verteilungswirkungen! Globalisierung reduziert manche Gestaltungsspielräume nationaler Politik! Globalisierung wird auch für destruktive Zwecke genutzt! Globalisierung ist keine Einbahnstraße! 9.7. Wiederholungsaufgaben und Kontrollfragen 1. Erläutern Sie das Faktorproportionentheorem im Sinne von Heckscher und Ohlin! 2. Was besagt das Faktorpreisausgleichstheorem? 3. Diskutieren Sie anhand von Beispielen die Relevanz des Verfügbarkeitsansatzes zur Erklärung von internationalen Güterströmen! 4. Stellen Sie die wichtigsten ökonomischen Wirkungen dar, die mit Erhebung eines Einfuhrzolles verbunden sind! 5. Wie begründen die Befürworter des Freihandels Ihre Position? 6. Was besagt das Erziehungszollargument? 30