Versuch A06: Stefan-Boltzmannsches Strahlungsgesetz

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Versuch A06: Stefan-Boltzmannsches Strahlungsgesetz 14. März 2014 I Lernziele Plancksche Strahlungsformel Stefan-Boltzmannsches Strahlungsgesetz Wiensches Verschiebungsgesetz II Physikalische Grundlagen Stefan-Boltzmann Gesetz Jeder materielle Körper emittiert, abhängig von seiner Temperatur, elektromagnetische Strahlung. Zur Untersuchung dieser Temperaturstrahlung erhält der sogenannte schwarze Körper eine besondere Bedeutung. Denitionsgemäÿ absorbiert ein schwarzer Körper sämtliche auftreende Strahlung, sein Re- exionsvermögen ist somit gleich Null. Technisch wird ein schwarzer Körper durch einen Hohlkörper realisiert, der im Inneren mehrere Zwischenwände enthält, die zur Streuung und damit zur Verringerung unvermeidbarer Restreexionen dienen. Die Strahlungsenergie E eines schwarzen Körpers, die von der Fläche A im Wellenlängenbereich λ in der Zeit t unter dem Winkel Θ in den Raumwinkel Ω abgestrahlt wird, ist nach Planck gegeben durch: E = B(λ, T ) A λ t cos Θ Ω (1) wobei B(λ, T ) die Kirchho-Planck-Funktion ist: Darin sind: B(λ, T ) = h: Plancksches Wirkungsquantum 2hc 2 0 λ 5 (e hc 0/λkT 1) (2) k: Boltzmann-Konstante c 0 :Lichtgeschwindigkeit im Vakuum 1

T : Temperatur (in K) λ: Wellenlänge der Strahlung Die Ableitung dieser Gleichung basiert auf dem grundlegenden Befund, dass das Licht eine Quantenstruktur aufweist sowie auf der von Planck gefundenen Beziehung E = h ν. Die Energie, die von der Fläche A eines Schwarzkörperstrahlers pro Sekunde abgestrahlt wird, nennt man Strahlungsleistung. Die in den Halbraum abgestrahlte Leistung ergibt sich aus Gleichung 1 nach Integration über A, λ und Ω zu: mit E t = N S = σ A T 4 (3) σ = 2π5 k 4 15c 2 0 h3 = 5,67 10 8 W m 2 K 4 N S : Strahlungsleistung Diese Beziehung wird als das Stefan-Boltzmannsche Strahlungsgesetz bezeichnet. Trägt man die spektrale Strahlungsdichte als Funktion der Wellenlänge mit der Temperatur als Parameter auf, so sieht man, daÿ die Funktion bei einer Temperatur T ein Maximum bei einer Wellenlänge λ max besitzt. Für dieses Maximum gilt das Wiensche Verschiebungsgesetz: Kirchhosches Gesetz λ max T = konstant (4) Bei der Wechselwirkung zwischen Strahlung und einem materiellen Körper sind allgemein vier Anteile zu unterscheiden: die von auÿen einfallende Strahlung der reektierte Anteil der absorbierte Anteil die emittierte Temperaturstrahlung des Körpers Ein eventuell durchdringender und wieder austretender Anteil bleibt für die folgenden Betrachtungen unberücksichtigt. Bei einem schwarzen Strahler sind die Verhältnisse einfach, da der reektierte Anteil gleich Null und somit die 2

einfallende Strahlung gleich der absorbierten Strahlung ist. Führt man den Absorptionsgrad α ein, der als Verhältnis von absorbierter und auallender Strahlungsenergie deniert ist, so gilt für den schwarzen Strahler denitionsgemäÿ: α = 1. Wegen des Energieerhaltungssatzes gilt dann für den nichtschwarzen Strahler: α < 1. Aus Gleichung 2 folgt für den nicht-schwarzen Strahler mit dem Absorptionsgrad α die Beziehung: N absorbiert = α A σ T 4 (5) Der Emissionsgrad ɛ eines Körpers bestimmt das Verhältnis der emittierten Strahlungsdichte zu der maximal möglichen Strahlungsdichte eines schwarzen Körpers. Für den schwarzen Strahler gilt dann denitionsgemäÿ: ɛ = 1. Für eine theoretische Bestimmung der Gröÿen α und ɛ beim nicht-schwarzen Strahler ist es hilfreich, in einem Gedankenexperiment einen schwarzen und einen nicht-schwarzen Strahler in eine licht- und wärmeundurchlässige Hülle einzuschlieÿen. Auf Grund des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, der in einem abgeschlossenen System keine Entropieabnahme zuläÿt, kann sich keine Temperaturdierenz zwischen den beiden Körpern als Gleichgewichtszustand einstellen. Diese Dierenz würde sich aber einstellen, wenn der nicht-schwarze Körper im Verhältnis zum schwarzen Körper mehr oder weniger emittiert als er absorbiert. Somit gilt das sogenannte Kirchhosche Gesetz: Ein Körper emittiert bei einer bestimmten Temperatur im Vergleich zum schwarzen Körper im gleichen Verhältnis weniger als er auch weniger absorbiert. N emittiert = ɛ A σ T 4 = α A σ T 4 = N absorbiert (6) Die Aussagen des Kirchhoschen Gesetzes gelten nicht nur für das Gesamtverhalten eines Körpers, addiert über alle Wellenlängenbereiche, sondern für jeden Wellenlängenbereich zwischen λ und λ + λ. Das Kirchhosche Gesetz besagt genauer: Jeder Körper absorbiert bei reiner Temperaturstrahlung genau die Strahlung, die er bei der gegebenen Temperatur aussendet. Oder in einer anderen Formulierung: Bei gegebener Wellenlänge und Temperatur ist der spektrale Emissionsgrad eines beliebigen Körpers gleich seinem spektralen Absorptionsgrad. 3

III Versuchsanleitung Stefan-Boltzmann-Gesetz In diesem Versuch soll nachgewiesen werden, dass die von einem schwarzen Körper abgestrahlte Leistung gemäÿ Gleichung 2 der vierten Potenz der Temperatur proportional ist. Als Strahler wird ein Hohlraumstrahler verwendet, der näherungsweise als schwarzer Körper betrachtet werden kann. Zur Denition einer Fläche wird vor die strahlende Önung eine wassergekühlte Lochblende gesetzt. Die Hohlraumstrahlung wird mit Hilfe eines Photoelementes, das eine der Strahlung proportionale Spannung abgibt, gemessen. Diese Spannung kann an einem angeschlossenen Spiegelgalvanometer abgelesen werden. Da sich das Photoelement auf Zimmertemperatur T 0 bendet und daher seinerseits Strahlung emittiert, ergibt sich die für die Erwärmung des Thermoelementes maÿgebliche Leistung zu: N ( ) T 4 T0 4 (7) Die Temperatur T wird in Kelvin gemessen (T/K = 273 + t/ C). Lesliescher Würfel, Kirchhosches Gesetz Für die Untersuchung der Abhängigkeit der Strahlung von der Beschaenheit der Oberäche steht ein sogenannter Lesliescher Würfel zur Verfügung. Dieser Hohlwürfel weist vier verschiedene Oberächen auf und kann mit heiÿem Wasser gefüllt werden, so dass alle Würfelächen gleich temperiert sind. Zwei der Würfelächen sind lackiert, die eine weiÿ, die andere schwarz und zwei der Oberächen sind metallisch, wovon die eine hochglanzpoliert ist. Bei diesem Versuch soll mit Hilfe des Kirchhoschen Gesetzes das Absorptionsvermögen der vier Oberächen bestimmt werden. Versuchsausführung Zuerst wird mit dem bereitgestellten Kocher destilliertes Wasser auf ca. 100 C erhitzt und vorsichtig mit Hilfe eines Trichters in den Leslieschen Würfel eingefüllt. Danach wird dieser zusammen mit einer Blende möglichst dicht am Thermoelement auf die optische Bank gestellt. 4

Aufnahme und Auswertung von Messdaten Messung 1: Stefan-Boltzmann-Gesetz Während der Ofen kontinuierlich bis auf ca. 300 C erwärmt wird, ist die Anzeige am Galvanometer jeweils nach einer bestimmten Temperaturerhöhungen abzulesen. Bei einer maximalen Anzeige von 100 Skalenteilen am Galvanometer erscheinen 20 bis 30 Meÿpunkte als ausreichend. Die einzustellende Spannung am Transformator sollte am Anfang 200 V nicht überschreiten, um den Ofen nicht zu überlasten. Um zu einer höheren Genauigkeit zu gelangen und etwaige Unregelmäÿigkeiten bei der Erwärmung auszugleichen, sollte die Strahlung bei denselben Temperaturen auch beim Abkühlvorgang zurück bis auf ca. 80 C gemessen werden. Auswertung Anhand der graphischen Darstellung von Galvanometerausschlag über (T 4 T 4 0 ) ist das Stefan-Boltzmannsche Strahlungsgesetz zu bestätigen. Messung 2: Kirchhosches Gesetz Mit Hilfe des Thermoelementes ist die jeweilige Strahlung der vier Oberächen zu messen. Auswertung Die von den schwarzen Flächen emittierte Strahlung entspricht näherungsweise der eines schwarzen Strahlers. Mit dieser Annahme kann man aus dem Verhältnis der Strahlung der anderen freien Flächen zu dieser das Emissionsvermögen ɛ sowie das Absorptionsvermögen α bestimmen. IV Fragen und Diskussionspunkte Was beschreibt die Plancksche Formel und welcher Zusammenhang besteht zwischen ihr und dem Stefan-Boltzmannschen Gesetz? Nennen Sie Anwendungen des Stefan-Boltzmann-Gesetzes. Warum sind Leuchtstoröhren wirtschaicher als Glühbirnen? Wie funktioniert ein Thermoelement (Skizze des Aufbaus, Erläuterung)? 5