Stundenbild Stereotypen Geschlechterstereotypen Schulform: 7. Klasse AHS / Klasse 26 SchülerInnen Thema: Stereotypen Geschlechterstereotypen Lehrplanbezug: Im Psychologieunterricht sollen die Schülerinnen und Schüler Einblick in das Erleben und Verhalten des Menschen gewinnen sowie Impulse zur Selbstreflexion und zu einem besseren Verständnis des Mitmenschen erhalten. 1 (Lehrstoff 7. Klasse Psychologie) Soziale Phänomene und Kommunikationsstrukturen erfassen -soziale Strukturen und gruppendynamische Prozesse -Entstehung von Meinungen und Einstellungen, Manipulationsmechanismen -Berücksichtigung kommunikativer Verhaltensweisen in Hinblick auf die Berufswelt 2 Lernziel: Die SchülerInnen sollen nach dieser Unterrichtsstunde über den oft unterbewussten Einsatz von Stereotypen bescheid wissen. Sie sollen zur Reflexion angeregt werden und sich kritisch mit stereotypen Verhaltensweisen auseinandersetzen. 1 http://www.bmbwk.gv.at/medienpool/11865/lp_neu_ahs_13.pdf 2 http://www.bmbwk.gv.at/medienpool/11865/lp_neu_ahs_13.pdf 1
Unterrichtskontext: Vorangegangene Stunde Die Konstruktion der sozialen Realität - Ursprünge der Attributionstheorie - Der fundamentale Attributionsfehler Folgende Stunde: (Fragebogenauswertung + kurze Wiederholung der letzten Stunde) Soziale Diskriminierung - Hinblick auf soziale Kategorisierung und soziale Identität - Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif 1966) (Die Theorie des real. Gruppenkonflikts lässt sich gut mit der Theorie der sozialen Identität verbinden!) Medien: Fragebogen; Laptop + Beamer ODER Overhead; Stoppuhr; Methode: - Lehrervortrag - Lehrer Schüler Gespräch - Einzelarbeit Fächerübergreifender Bezug: Religions- bzw. Ethikunterricht 2
Bibliographie: http://www.bmbwk.gv.at/medienpool/11865/lp_neu_ahs_13.pdf Bierhoff, H. (2002). Einführung in die Sozialpsychologie. Weinheim/Basel: Beltz Verlag. Gerrig, R., Zimbardo, P. (2004). Psychologie. München: Pearson Education Deutschland GmbH. Theoretische Grundlagen: 1) Stereotypen 3 = Generalisierung über eine Gruppe von Personen, wobei allen Mitgliedern dieser Gruppe die gleichen Merkmale zugewiesen werden. Wir interpretieren unsere (soziale) Umwelt in Begriffen, deren Anwendung Abgrenzung erfordert, z. B. zwischen hell und dunkel, Tisch und Stuhl oder Fast Food und gutes Essen. Denken in Kategorien erweist sich als nützlich, weil die Umwelt dadurch strukturiert wird und die Kommunikation erleichtert wird. Begriffliches Denken bedeutet aber auch eine Vereinfachung der Realität, die häufig auch zur Einebnung von Unterschieden innerhalb einer Kategorie Assimilation und zur Überbetonung oder sogar Extremisierung des Unterschieds zwischen Kategorien Kontrast führt. Personen und Personengruppen global als Soziale Schemata benannt setzen meist auf einer mittleren Abstraktionsebene (Abstraktion = Verallgemeinerung) an, auf der meist die äußere Erscheinung anderer thematisiert wird. Daraufhin erfolgt eine soziale Kategorisierung auf einer übergeordneten Ebene, aus der dann Eigenschaften und Verhaltensweisen abgeleitet werden. Oft wird auf Prototypen zurückgegriffen, um die Attribute einer typischen Person in einer sozialen Kategorie zu kennzeichnen. Daraus werden Erwartungen 3 Bierhoff, H. (2002). Einführung in die Sozialpsychologie. Weinheim/Basel: Beltz Verlag. S. 105-106 3
über die Eigenschaften von Gruppenmitgliedern abgeleitet und Gefühle ausgelöst, die der Gruppe gegenüber bestehen (z.b. Angst vor Bedrohung). Ein Bsp.: Eine Person wird aufgrund ihrer Kleidung als Zigeuner kategorisiert. Hier ist der Begriff des Zigeuners (gipsy) gemeint, als eine bekanntlich weit verbreitete stereotypische Bezeichnung für Sinti und Roma. Aus dieser Bezeichnung leiten sich stereotype Eigenschaften wie unzuverlässig, unbeständig, usw. ab, die sich in Erwartungen einzelner Verhaltensweisen auswirken d.h. wechselt häufig den Aufenthaltsort, hält Versprechen nicht ein, etc. Bei der Stereotypisierung verknüpfen wir physische Merkmale mit stereotypen Eigenschaften, woraus die Zuordnung in bestimmte Schemata resultiert. Die Aktivierung des Stereotyps kann erfolgen über - eine automatische Enkodierung (unterschwellige Voraktivierung des sozialen Schemas = unterschwelliges Priming) - kontrollierte Enkodierung Automatische Aktivierung bedeutet, dass Stereotype vorbewusst wirksam werden können, ohne dass sie einer bewussten Kontrolle zugänglich sind (= implizite Stereotype!). Der Inhalt von Stereotypen wird schon in der frühen Kindheit gelernt. Einmal erworben, tendieren Stereotype dazu, ihre eigene Realität zu schaffen. Dabei spielt die Dominanz von Bestätigung gegenüber Widerlegung im kognitiven Prozess eine bedeutsame Rolle. In diesem Zusammenhang lässt sich ein zweistufiger Prozess vorstellen. Auf dessen 1. Stufe werden Stereotype wachgerufen, die dann auf der 2. Stufe korrigiert werden. Wenn jedoch die 2. Stufe entfällt, z.b. wegen kognitiver Überlastung, werden Stereotype intensiviert, und es kann zu einer Ausdehnung des stereotypen Denkens auf verwandte Inhalte kommen (das sich wie eine Infektion ausbreiten kann). 4
2) Geschlechterstereotypen Sollen wir beurteilen, wie die Persönlichkeit eines Menschen ist, und die Umwelt bietet uns keine konkreten Belege, haben meist Stereotypen Einfluss auf unsere Antworten. Auch in diesem Experiment nach Jussim hat man eigentlich keine Zeit Erwartungen aufzubauen, und bekommt keine konkreten Hinweise zu den Babys. Daher sollte es hier zur (Geschlechter-)Stereotypisierung kommen. Jussim (1993): Wann spielen Stereotypen eine Rolle? 4 Ein Versuchsleiter nahm ein neun Monate altes Baby mit in ein Seminar für Studierende im Grundstudium. Etwa der Hälfte der Studierenden wurde glauben gemacht, der Name des Kindes sei Keith; die andere Hälfte glaubte, der Name des Kindes sei Karen. Die Studierenden wurden gebeten, ihre Eindrücke von dem Kind im Hinblick auf körperliche Eigenschaften, Verhalten im Seminar und Persönlichkeit abzugeben. Die Beurteilungen für Keith und Karen unterschieden sich nicht bei den beiden Arten von Beurteilungen, für die es unmittelbare Belege aus der Situation gab: körperliche Eigenschaften und Verhalten im Seminar. Nur im Bereich der Persönlichkeit der nicht aufgrund des Verhaltens im Seminar beurteilt werden konnte zeigte sich ein Geschlechterstereotyp. Keith wurde als athletischer, lauter, aktiver und grober als Karen bewertet. 4 Gerrig, R., Zimbardo, P. (2004). Psychologie. München: Pearson Education Deutschland GmbH. S. 771 5
Durchführung des Experiments zu Geschlechterstereotypen : 1) Die eine Hälfte der Klasse bekommt einen Fragebogen ausgeteilt, welcher die Überschrift Wie wirken die Mädchen auf dich? trägt, und 4 Spalten mit je 14 Eigenschaften (wie aktiv, impulsiv, ängstlich, etc.) enthält, mit welchen sie anhand eines Punktesystems (Trifft zu=4 Punkte/Trifft weitgehend zu=3 Punkte/Trifft eher nicht zu=2 Punkte/Trifft nicht zu=1 Punkt) die anschließend vorgeführten Fotos bewerten sollen. Jede dieser Spalten trägt einen Mädchennamen (Maria, Nadine, Theresa, Stefanie). Die andere Hälfte der Klasse bekommt ebenfalls einen Fragebogen ausgeteilt, nur trägt dieser die Überschrift Wie wirken die Buben auf dich?. Auch dieser Fragebogen hat 4 Spalten mit je 14 Eigenschaften, die es anhand der vorgezeigten Fotos mit selbigem Punktesystem auszufüllen gilt. Jede dieser Spalten trägt nun jedoch einen Bubennamen (Matthias, Norbert, Thomas, Stefan). (evt.) Arbeitsanweisung beim Austeilen der Fragebögen - Lest euch den Fragebogen durch, bis wir mit dem Austeilen fertig sind. Die SchülerInnen sollen dadurch darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich um Mädchen/Buben handelt, die sie nun zu bewerten haben. 6
2) Erklärung der Arbeitsschritte. Den Versuchsteilnehmern (SchülerInnen) werden 4 Babyfotos je 30 Sek. präsentiert. (Babyvideo wäre vermutlich noch besser geeignet) Die SchülerInnen sollen anhand der Fotos auf Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften der Babys schließen. Pro Foto ist demnach eine Spalte (+Name) vorgesehen, die es in 30 Sek., anhand der Punkteskala, auszufüllen gilt. Die SchülerInnen müssen darauf hingewiesen werden, dass sie NUR 30 Sek. pro Bild Zeit zur Verfügung haben. 3) Die SchülerInnen sollen mir bei der Auswertung behilflich sein, und es wird ihnen erklärt, dass sie die Werte waagrecht zu addieren haben und die Summe in die rechte Spalte schreiben sollen. 4) Die Fragebögen werden eingesammelt (und bis zur nächsten Stunde ausgewertet). 5) Die SchülerInnen werden über den Sinn und Zweck des Experiments informiert: Die Hälfte der Klasse bekam einen Fragebogen mit Mädchennamen und sollte glauben, dass es sich bei den Bildern um Babyfotos von Mädchen handelte. Die andere Hälfte der Klasse bekam einen Fragebogen mit Bubennamen und sollte annehmen, dass ihnen Babyfotos von Buben vorgeführt wurden. Abschließend sollte es, durch die beiden unterschiedlichen Gruppen, eine Differenz in der Punktevergabe geben, um zu beweisen, dass es zu einer Geschlechterstereotypisierung kam. + Erklärung zum Experiment (nach Jussim). + Erklärung was man unter Geschlechterstereotypisierung versteht. 7
6) Erzählen folgender Geschichte: Ein Mann und ein Junge haben einen Autounfall. Der Mann verunglückt und der Junge wird mit der Rettung, in sehr schlechtem Allgemeinzustand, in ein Krankenhaus eingeliefert. Er wird in den OP geschoben, wo sich ein Chirurgenteam um ihn versammelt. Er kann nicht mehr viel wahrnehmen, da die Narkose bereits zu wirken beginnt, hört jedoch noch eine Stimme die sagt: Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn. An wen denkt ihr im ersten Moment? Mann oder Frau? SchülerInnen sollen aufzeigen. 7) Im Anschluss an die Geschichte wäre ein kurzes L-S Interaktion zu Geschlechterstereotypen geplant, um so auf die theoretischen Inhalte der Unterrichtsstunde überzuleiten. 9
Stundenablauf: Zeit Inhalt Methode Medium 6 min Begrüßung; Klassenbuch; Vorbereitung der erforderlichen Medien (Overhead/PC, etc.); L-S Gespräch Klassenbuch Austeilen der Fragebögen durch den LehrerIn; 12 min Erklärung der Arbeitsschritte; Präsentation der 4 Bilder; Bewertung der Bilder, seitens der SchülerInnen, anhand der Fragebögen (Zeit pro Bild - 30 Sek.); Nächster Arbeitsschritt addieren der Punkte und eintragen der Summen in die rechte Spalte; L Vortrag (L-S Gespräch bei Rückfragen) Fragebögen PC + Beamer (Overhead) Einsammeln der Fragebögen; Stoppuhr 4 min Information zum Experiment (Jussim, 1993); L - Vortrag Kurze Erklärung zu Geschlechter-/Stereotypen; 2 min Erzählen einer Geschichte zu Geschlechterstereotypen (siehe - Durchführung Pkt.6) L - Vortrag 2 min Nachfragen - wer an Mann, und wer an Frau denken musste; Überleitung zur Theorie; L-S Gespräch 22 min Theoretische Inhalte (siehe - theoretische Grundl.); L - Vortrag 2 min Ausblick auf die folgende Stunde; L - Vortrag 10
Materialien: 4 Babyfotos - 11
Fragebögen Wie wirken die Mädchen auf dich? Maria (1) Nadine (2) Theresa (3) Stefanie (4) Punkte Punkte Punkte Punkte Impulsiv impulsiv impulsiv impulsiv Aktiv aktiv aktiv aktiv Glücklich glücklich glücklich glücklich Ängstlich ängstlich ängstlich ängstlich Sensibel sensibel sensibel sensibel Tapfer tapfer tapfer tapfer Ruhig ruhig ruhig ruhig kompliziert kompliziert kompliziert kompliziert Grob grob grob grob willensstark willensstark willensstark willensstark umgänglich umgänglich umgänglich umgänglich Intelligent intelligent intelligent intelligent Vorsichtig vorsichtig vorsichtig vorsichtig Lebhaft lebhaft lebhaft lebhaft Trifft zu = 4 Punkte / Trifft weitgehend zu = 3 Punkte / Trifft eher nicht zu = 2 Punkte / Trifft nicht zu = 1 Punkt 13
Wie wirken die Buben auf dich? Matthias (1) Norbert (2) Thomas (3) Stefan (4) Punkte Punkte Punkte Punkte Impulsiv impulsiv impulsiv impulsiv Aktiv aktiv aktiv aktiv glücklich glücklich glücklich glücklich ängstlich ängstlich ängstlich ängstlich sensibel sensibel sensibel sensibel tapfer tapfer tapfer tapfer ruhig ruhig ruhig ruhig kompliziert kompliziert kompliziert kompliziert grob grob grob grob willensstark willensstark willensstark willensstark umgänglich umgänglich umgänglich umgänglich intelligent intelligent intelligent intelligent vorsichtig vorsichtig vorsichtig vorsichtig lebhaft lebhaft lebhaft lebhaft Trifft zu = 4 Punkte / Trifft weitgehend zu = 3 Punkte / Trifft eher nicht zu = 2 Punkte / Trifft nicht zu = 1 Punkt 14