Informationsmaterialien über den ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschl. Wein-, Obst- und Gemüsebau) für den Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen (Initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau) Fachschule Landwirtschaft Arbeitsblätter Kritische Auseinandersetzung mit dem ökologischen Landbau A1 Was weiß ich vom ökologischen Landbau? Gliederung Zehn Gründe für den Öko-Landbau...2 Was bringt der Öko-Landbau für die Umwelt?...3 Förderungswürdigkeit des Öko-Landbaus...4 Bleibt der Öko-Landbau eine Nische?......6 Kurzcharakterisierung Konventioneller und ökologischer Landbau haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber ist seit Jahren im Gange. Nachstehend werden verschiedene Meinungen und Überzeugungen mit ihren jeweiligen Argumenten aufgeboten, die der eigenen Meinungsbildung dienen sollen. BLE 2006
Zehn Gründe für den Öko-Landbau Der Öko-Landbau schont die Ressourcen: Boden, Luft, Wasser sowie die Energievorräte werden geschont. Der Öko-Landbau arbeitet nach dem Prinzip der geschlossenen Nährstoffkreisläufe. Der Öko-Landbau fördert nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit. Der Öko-Landbau verzichtet auf den Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern. Der Öko-Landbau praktiziert artgerechte Tierhaltung. Der Öko-Landbau setzt keine Gentechnik ein. Der Öko-Landbau setzt keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel (bis auf eigens zugelassene Präparate) ein. Der Öko-Landbau fördert die Artenvielfalt. Der Öko-Landbau erzeugt hochwertige Lebensmittel. Der Öko-Landbau wird von der Bevölkerung positiv akzeptiert. Quelle: Internetportal des Bundesverbraucherministeriums Oekolandbau.de 1. Liefern Sie Begründungen und Erläuterungen für die o. g. Statements! 2. Stellen Sie die Situation im konventionllen Landbau in diesen zehn Punkten dar und begründen Sie diese. 3. Vergleichen Sie konventionelle und ökologische Landwirtschaft aus Blickwinkel dieser Argumente, indem Sie die zusammengestellten Argumente auf ihre Glaubwürdigkeit und Sicherheit hin überprüfen und bewerten. 4. Gibt es Gesichtspunkte, die für die Beurteilung der Art der Landbewirtschaftung wichtig sind und hier nicht genannt wurden? Erarbeiten Sie eine Liste. 2 / 5 BLE 2006
Was bringt der Öko-Landbau für die Umwelt? ÖKOSYSTEM Floravielfalt Faunavielfalt Habitatvielfalt Landschaft Indikatoren ++ + o - -- BODEN Organische Substanz Biologische Aktivität Struktur Erosion GRUND- und OBERFLÄCHENWASSER Nitratauswaschung Pestizide KLIMA und LUFT CO 2 N 2 O CH 4 NH 3 Pestizide BETRIEBS-INPUT und -OUTPUT Nährstoffverbrauch Wasserverbrauch Energieverbrauch WOHL und GESUNDHEIT der TIERE Haltungssysteme Gesundheit Legende: Der Öko-Landbau ist ++ viel besser, + besser, O gleich, - schlechter, -- viel schlechter als der konventionelle Landbau. Das Zeichen steht für das subjektive Vertrauensintervall bei der abschließenden Bewertung. Quelle: Stolze et al.: 2000 GEWISOLA, Bd. 36 1. Fassen Sie die wesentlichen Ergebnisse der oben stehenden Tabelle in sechs Sätzen zusammen und liefern Sie eine Begründung für Ihre Aussagen. 2. Beschreiben Sie die Umweltsituation im konventionellen Landbau in sechs Sätzen. 3 / 5 BLE 2006
Förderungswürdigkeit des Öko-Landbaus Es gibt drei unterschiedliche Argumentationsstränge, mit denen die Förderung des ökologischen Landbaus gerechtfertigt werden kann. 1. Der ökologische Landbau hat günstigere Effekte als der konventionelle Landbau. Vergleicht man die Umweltwirkungen der Produktionssysteme auf einer Pro-Hektar- Basis, so schneidet der ökologische Landbau besser ab als der konventionelle Landbau. Die Vorteile liegen insbesondere in der geringeren Belastung von Boden, Wasser und Luft mit potenziell gefährlichen Wirkstoffen, in der vielgestaltigeren Fruchtfolge und der damit verbundenen höheren Biodiversität. Auf einer Pro-kg-Lebensmittelbasis fällt der Vergleich anders aus. In konsumintensiven Wirtschaftssystemen ist der Öko-Landbau weniger ressourcen- und umweltschonend als in Gesellschaften mit niedrigem Konsumniveau. Bei gleich hoher Verbrauchsmenge an Lebensmitteln benötigt der Öko-Landbau mehr landwirtschaftliche Nutzfläche und eine größere Tierhaltung, um die Nachfrage zu decken, weil Erträge und Leistungen je Flächenund Tiereinheit wesentlich geringer sind. Erst wenn der Verbraucher bereit ist, auf einen nennenswerten Teil des Konsums von Veredlungsprodukten, insbesondere im Schweineund Geflügelfleischbereich, zu verzichten, könnte sich der Vorteil des Öko-Landbaus im Sinne der Ressourcenschonung stabilisieren. Beim Tierschutz kommen die Verfahren des ökologischen Landbaus den Zielvorstellungen der Bevölkerung zumeist deutlich näher als die Verfahren des konventionellen Landbaus. Allerdings weicht das Urteil der öffentlichen Meinung je nach Tierart von der einer Nachhaltigkeitskriterien standhaltenden Beurteilung mehr oder weniger stark ab. Auch in der ökologischen Tierhaltung sind bisher zugelassene Verfahren noch verbesserungsfähig. Hinsichtlich der zieleffizienten Umsetzung von politischen Einzelzielen ist strittig, inwieweit zum Beispiel Artenschutz, Wasserschutz-, Tierschutzziele und andere jeweils mit speziellen Einzelmaßnahmen wirksamer erreicht werden können. Die Förderung des ökologischen Landbaus muss sich insbesondere auch an der Zieleffizienz seiner Umweltziele messen lassen. Der Öko-Landbau ist in erster Linie maßnahmen- und nicht ergebnisorientiert. Ein System zur vergleichenden Bewertung der Förderung des ökologischen Landbaus und alternativer Förderinstrumente steht allerdings noch aus. Dazu bedarf es noch mehr Forschungsarbeit. Zur Zeit ist der ökologische Landbau einfacher zu administrieren. 4 / 5 BLE 2006
2. Der ökologische Landbau ist in sich stark dynamisch entwickelnden Wirtschaftsund Gesellschaftssystemen eine Art Versicherung gegen die Risiken des technischen Fortschritts. Die vergangenen Jahrzehnte sind gekennzeichnet durch eine außerordentliche Dynamik der Entwicklung neuer Techniken in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung. Mit dem Einsatz technischen Fortschritts sind Risiken verbunden. Diese Risiken steigen mit fortschreitendem Niveau des technischen Fortschritts. Fehlentwicklungen können grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Die Beurteilung von neuen Risiken und die Bereitschaft, sie zu übernehmen, wird in einer Gesellschaft nicht einheitlich beurteilt. Im Bereich der Lebensmittel werden diese neuen Risiken besonders stark empfunden. Daher ist es durchaus sinnvoll, einen Teil der Nahrungsmittelerzeugung auf altbewährten Verfahren, deren Risiken bekannt sind, aufzubauen. Voraussetzung ist allerdings, dass der ökologische Landbau in seiner Ausgestaltung eine realistische und funktionsfähige Alternative zum konventionellen Landbau darstellt. 3. Für eine dauerhaft konkurrenzfähige Existenz des ökologischen Landbaus aus eigener Kraft sind aus Kostendegressions-Gründen ein bestimmtes Verbreitungsniveau und Mindestgrößen erforderlich, die durch staatliche Unterstützung beschleunigt erreicht werden können. Wenn die Förderungswürdigkeit des Öko-Landbaus aufgrund seiner positiven Nebenwirkungen akzeptiert wird, dann stellt sich die Frage nach dem Ziel seines Verbreitungsumfanges. Dabei ist zu untersuchen, wie groß der Anteil der Öko-Betriebe mindestens sein muss, um die von der Gesellschaft geforderten Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutzziele zu erreichen. Mit zunehmender Umstellung von konventionellen Betrieben auf die ökologische Wirtschaftsweise werden die augenblicklich hohen Kosten der Verarbeitung kleiner Produktionsmengen geringer werden und damit die Preiswürdigkeit im Vergleich zu den konventionellen Produkten günstiger. Voraussetzung ist jedoch, dass die Nachfrage der Verbraucher die wachsende Mehrproduktion an der Ladentheke auch realisiert. Quelle: Isermeyer et al.: Entwurf zum Bundesprogramm Ökologischer Landbau, FAL Braunschweig 1. Begründen Sie Ihre Meinung unter Bezugnahme auf den vorstehenden Text zur Förderungsbedürftigkeit und -würdigkeit des Öko-Landbaus! 2. Kennen Sie Gegenargumente, den ökologischen Landbau besonders zu fördern? 3. Gibt es noch weitere Gründe zur Förderung des Öko-Landbaus? 5 / 5 BLE 2006