3.1 Abgrenzung der Übertragung von der Lizenz 3.2 Rechtsdogmatik der Übertragung 3.3 Sonderfall Urheberrecht

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Transkript:

Übersicht 3. 3.2 Rechtsdogmatik der Übertragung 3.3 Sonderfall Urheberrecht Seite 46

Grundsatz: Aber: PatG 33 I: MSchG 17: DesG 14 I: UrG 16 II: Übertragung = vollständige Aufgabe der Herrschaftsrechte ( Lizenz) Ubiquität (Nicht-Rivalität im Gebrauch) der IGR bewirkt Teilbarkeit «[4] Recht auf das Patent und das Recht am Patent [4] können ganz oder zum Teil auf andere übertragen werden.» «Der Markeninhaber kann die Marke [4] ganz oder teilweise übertragen.» «Die Rechtsinhaberin kann das Designrecht ganz oder teilweise übertragen.» «Die Übertragung eines im Urheberrecht enthaltenen Rechtes schliesst die Übertragung anderer Teilrechte nur mit ein, wenn dies vereinbart ist.» Seite 47

Teilbarkeit von IGR 1. quantitative Teilung: gemeinschaftliches «Eigentum» Mehrerer; Befugnisse (inhaltlich) identisch - Gesamthandschaft (entspr. Gesamteigentum ZGB 652 ff.; z.b. bei Erbschaft) -anteilsmässige Berechtigung (entspr. Miteigentum ZGB 646 ff.; z.b. PatG 33 II, UrG 7 kaum str.) 2. qualitative Teilung: Mehrere Berechtigte mit unterschiedlichen Teilbefugnissen (z.b. A: Vervielfältigungsrecht, B: Verbreitungsrecht) - Zulässigkeit streitig - im Urheberrecht systembedingt (Dualismus, vgl. 3.3) - in Art. 381 I OR (Verlagsvertrag) explizit angelegt Seite 48

^ Konsequenz: Bei Zulässigkeit der qualitativenteilung können Teilbefugnisse aus Gesamtrecht übertragen werden - an einzelnen Erwerber (nur qualitative Teilung) - an mehrere Erwerber (Überlagerung mit quantitativer Teilung) Rechtswirkung: quantitative und qualitative Teilung sind beides Übertragungen: Erwerber erhält eine absoluterechtsposition, jedoch «gebundene (Teil-)Rechtsübertragung» = Akzessorietät der Teilrechte (z.b. bei Untergang des Hauptrechts) Abgrenzung: relative Rechtsposition eines Dritten (inter partes) bedeutet Lizenz LG bleibt alleiniger absolutrechtlicher Inhaber des IGR Vorteil: Klare Rechtsfolgenanknüpfung an verwendete Terminologie praktische Bedeutung: Aktivlegitimation LN; Sukzessionsschutz (vgl. 7.) Seite 49

Übersicht 3. 3.2 Rechtsdogmatik der Übertragung 3.3 Sonderfall Urheberrecht Seite 50

3.2 Rechtsdogmatik der Übertragung Tradition? Keine Übergabe bzw. Einräumung der Sachherrschaft an IGR möglich Zession? - Schriftformerfordernis des Zessionsrechts widerspricht URG (vgl. 3.3) -BGer: Zessionsrecht unterliegt dem Abstraktionsprinzip (BGE 71 II 167 E. 3; 67 II 123 E. 4; offengelassen in BGE 95 II 109 E. 2a) Verfügungsgeschäft sui generis? ZGB 1 II Form: PatG 33 II bis ; EPÜ 72 Schriftlichkeit MSchG 17 II, (27) DesG 14 II Schriftlichkeit (z.t. Eintragung im Register) Schriftlichkeit Keine stillschweigenden (Teil-)Rechtsübertragungen möglich (Sonderfall UR vgl. 3.3) Abgrenzung: keine Formvorschriften für Lizenz Seite 51

Übersicht 3. 3.2 Rechtsdogmatik der Übertragung 3.3 Sonderfall Urheberrecht Seite 52

3.3 Sonderfall Urheberrecht Gegenstand der Übertragung: allgemein (Registerrechte): Gesamtrecht (Gesamtheit aller Befugnisse) Urheberrecht: Dualismus -nur Vermögensrechte übertragbar Monismus -überhaupt nicht übertragbar, nur Lizenz (aber mit absoluter Wirkung) Schweiz: Vermögensrechte übertragbar; Urheberpersönlichkeitsrechte nach h.l. zumindest im Kern unübertragbar Form: URG --; OR 11 I Fehlende Formvorschriften führen zu Rechtsunsicherheit (insb. rechtliche Qualifikation impliziter Rechtsgeschäfte) In Praxis oft keine schriftliche Verträge Seite 53