Diagnostik von Zwangsstörungen Referat von Katharina Krause Seminar: Zwangsstörungen, Differenzialdiagnostik Dozent: Dr. M. Backenstrass
Gliederung 1 Problembezogene Informationserfassung und Verhaltensanalyse 2 Yale - Brown Obsessive Compulsive Scale (Y BOCS) 3 Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) 4 Hamburger Zwangsinventar ( HZI ) 5 Überblick Messinstrumente 6 Literatur
Problembezogene Informationserfassung und Verhaltensanalyse 1. Klinisches Interview Präzisierung der Detailmerkmale der Zwangsstörung und aller Faktoren, die mit hinein spielen 2. Strukturierte Interviews und Fragebögen HZI, MOC, LOI, Y-BOCS 3. Verhaltensbeobachtung 4. Selbstbeobachtung Tagebuchaufzeichnung
Yale - Brown Obsessive Compulsive Scale (Y BOCS)
entwickelt von Goodman, W.; Rasmussen, L.; Price, L.; Mazure, G.; Henninger, D. & Charney (1986) autorisierte deutsche Übersetzung und Bearbeitung; Büttner- Westphal, H. & Hand, I. (1991)
Ratingverfahren, das erlaubt Schweregrad und Art der Symptome bei Zwangskranken einzuschätzen als halbstrukturiertes Interview eingesetzt die Ratings sollen sich auf die Angaben und Beobachtungen während des Interviews beschränken zusätzliche Informationen durch Dritte können berücksichtigt werden
1. Definition von Zwangsgedanken bzw. Zwangshandlungen 2. Identifikation der Symptome über Checkliste 3. Liste der Zwangsgedanken, sowie Zwangs- und Vermeidungshandlungen 4. Quantifizierung des Symptomschweregrades > klinisch relevanter Schweregrad?
Zwangsgedanken sind störende Ideen, Gedanken, Bilder oder Impulse, die Ihnen wiederholt in den Sinn kommen. Sie können sich anscheinend gegen ihren Willen aufdrängen. Sie können Ihnen zuwider sein oder sie können Ihnen als sinnlos und persönlichkeitsfremd erscheinen.
Zwangshandlungen sind auf der anderen Seite Verhaltensweisen oder Handlungen, zu deren Ausführungen sie sich gedrängt fühlen, obwohl sie diese möglicherweise als sinnlos oder übertrieben ansehen. Manchmal kann es sein, dass Sie versuchen, ihnen zu widerstehen, was sich jedoch als schwierig herausstellen mag. Möglicherweise erleben Sie Angst, die nicht abnimmt, bevor die Handlung abgeschlossen ist.
Beispiel Zwangsgedanken: Beispiel Zwangshandlungen:
Beispiel Zwangsgedanken: Vorstellungen/ Sorgen Beispiel Zwangshandlungen: Verhaltensweisen, zu deren Ausführung man sich gedrängt fühlt
Nebenbei Beispiele für normale aufdringliche Gedanken
Haben Sie dazu irgendwelche Fragen?
1. Definition von Zwangsgedanken bzw. Zwangshandlungen 2. Identifikation der Symptome über Checkliste 3. Liste der Zwangsgedanken, sowie Zwangs- und Vermeidungshandlungen 4. Quantifizierung des Symptomschweregrades > klinisch relevanter Schweregrad?
benennen aktueller Zwangsgedanken und Zwangshandlungen durch den Patienten bestimmen der aktuellen ( und früheren) Zielsymptome mit Hilfe der Y-BOCS Symptom-Checkliste wesentliche Symptome hervorheben, aber beachten dass in endgültigen Score alle Zwangsgedanken und handlungen einfließen
1. Definition von Zwangsgedanken bzw. Zwangshandlungen 2. Identifikation der Symptome über Checkliste 3. Liste der Zwangsgedanken, sowie Zwangs- und Vermeidungshandlungen 4. Quantifizierung des Symptomschweregrades > klinisch relevanter Schweregrad?
Beachte: Unterscheidung zw. bestimmten motorischen Ticks und bestimmten Formen von Zwangshandlungen Symptome einer Zwangskrankheit und Symptome einer anderen Störung > präzise Beschreibung der Zielsymptome
1. Definition von Zwangsgedanken bzw. Zwangshandlungen 2. Identifikation der Symptome über Checkliste 3. Liste der Zwangsgedanken, sowie Zwangs- und Vermeidungshandlungen 4. Quantifizierung des Symptomschweregrades > klinisch relevanter Schweregrad?
1. Zeitaufwand für die Beschäftigung mit Zwangsgedanken:
1b. Intervalle,in denen keine Zwangsgedanken auftreten: (für den Gesamtscore nicht berücksichtigen)
2. Beeinträchtigungen durch Zwangsgedanken:
3. Leidensdruck in Verbindung mit Zwangsgedanken:
4. Widerstand gegen Zwangsgedanken:
5. Grad der Kontrolle über die Zwangsgedanken:
6. Dauer der Ausführung von Zwangshandlungen:
6b. Intervalle, in denen keine Zwangshandlungen auftreten: (für den Gesamtscore nicht berücksichtigen)
7. Beeinträchtigung durch Zwangshandlungen:
8. Leidensdruck in Verbindung mit Zwangshandlungen:
9. Widerstand gegen die Zwangshandlung:
10. Ausmaß der Kontrolle über Zwangshandlungen:
11. Einsicht in die Zwangsgedanken und handlungen:
12. Vermeidung
13. Ausmaß von Entscheidungsschwierigkeiten:
14. Übertriebenes Verantwortungsgefühl:
15. Anhaltende Langsamkeit/ Trägheit:
16. Pathologisches Zweifeln:
17. Gesamtschweregrad
17. Gesamtschweregrad
18. Gesamtverbesserung:
19. Reliabilität:
Auswertung In den internationalen Psychopharmakastudien zur Zwangsstörung werden die beiden zusätzlichen Items 1b und 6b (revidierte Version 1989), sowie die Items 11-19 (aus beiden Versionen) für den Gesamtscore nicht berücksichtigt, da bisher die Validität und Reliabilität dieses Interviews nur für die ersten zehn Items gesichert sind. ³
Auswertung Der Schweregrad von Denk- und Handlungszwängen wird getrennt und jeweils im Hinblick auf Zeitaufwand, Beeinträchtigung im Alltagsleben, empfundenen Leidensdruck, eingesetzten Widerstand und die tatsächlich ausgeübte Kontrolle über die Symptomatik beurteilt. ³ Die jeweilige Ausprägungsmöglichkeit reicht von 0 (nicht vorhanden) bis 4 (extrem ausgeprägt), so daß der Gesamtscore der Y-BOCS (Item 1-10) zwischen 0 und 40 liegen kann. Die Scores für Denk- und Handlungszwänge können getrennt dargestellt werden (Summen der Items 1-5 bzw. 6-10). ³
Auswertung Als "Cut-off-Punkt" für eine klinisch ausgeprägte Symptomatik (bzw. als Eingangskriterium für die Pharmastudien) gilt in den bisher publizierten Studien ein Gesamtscore von 16 (bei gleichzeitig vorliegenden Denk- und Handlungszwängen) bzw. 10 (bei ausschließlichem Vorliegen von Denk- oder Handlungszwängen), sofern die Diagnose einer Zwangsstörung nach DSM-III-R gesichert ist. Da der Gesamtscore, wie beschrieben, unabhängig von der Anzahl und der Art der Zwangssymptome ist, ermöglicht er einen Vergleich des Schweregrades der Zwangsstörung bei Patienten mit unterschiedlichen Denk- und Handlungszwängen. ³
Reliabilität: Gesamtscore r = 0.90 Einzelitems r = 0.74 bis 0.97 Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha = 0.80 Änderungssensitives Instrument
in der internationalen Forschung zu Zwangsstörungen am häufigsten genutzt gilt als Goldstandart ¹ und hat zufrieden stellende psychometrische Eigenschaften¹ Einschätzung des Schweregrades unabhängig von der Art der Symptome ¹ kritisch aber: darf nur von geschulten Interviewern eingesetzt werden² Reliabilität hängt vom Training der Interviewer ab ² hoher Zeitaufwand ² die schwache divergente Validität, Zwangssymptome werden nicht unabhängig von Angst, Besorgnis oder Depressivität erfasst ¹
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI)
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI) Kritikpunkte veranlassten Foa, E.B.; Kozak, M.J.; Salkovskis, P.M.; Coles, M.E. und Amir, N. dazu, ein neues Messverfahren zu entwickeln (1998) > Obsessive- Compulsive Inventory (OCI)
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI) Selbstbeurteilungsinstrument OCI beinhaltet 42 Items auf 7 Subskalen Zwangssymptome auf mehreren Dimensionen: 1. Kontrollieren 2. Waschen 3. Ordnen 4. Horten 5. Mentales Neutralisieren 6. Zwangsgedanken 7. Zweifeln
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI - R) hat den Nachteil für Routineeinsatz zu lang und unökonomisch zu sein, deshalb: Kurzversion entwickeln OCI- R 6 Subskalen mit je 3 Items: 1. Kontrollieren 2. Waschen 3. Ordnen 4. Horten 5. Mentales Neutralisieren 6. Zwangsgedanken
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI - R) diese Kurzversion wurde von Gönner,S.; Leonhart, R. und Ecker, W. übersetzt und die Reliabilität und Validität der deutschen Übersetzung in einer Stichprobe von 175 Zwangspatienten untersucht (2007)
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) Überprüfung der Übersetzung Korrelation der Skalen mit Gesamtwert: Subskalen korrelieren moderat bis hoch mit dem OCI- R Gesamtwert d.h. einzelne Subskalen erfassen spezifische Aspekte einer Zwangsstörung Dimensionen erfassen auch etwas gemeinsames > die Zwangssymptomatik
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) Überprüfung der Übersetzung
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) Überprüfung der Übersetzung Gütekriterien: Konvergente Validität: Yale- Brown Obsessive- Compulsive Scale (Y-Bocs) Padua Inventory- Washington Stadt University Revision (PI- WSUR) Symmetry, Ordering and Arranging Questionaire (SOAQ) Divergente Validität: Beck- Depressions- Inventar (BDI) Penn State Worry Questionaire Beck- Angst- Inventar (BAI)
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) Überprüfung der Übersetzung Interne Konsistenz: Gesamtskala: Wert von.85 Subskalen: Wert von.76 bis.95 ( 5 von 6 Subskalen haben eine sehr hohe, Neutralisieren eine zufriedenstellende interne Konsistenz ) hohe konvergente Validität mit dem PADUA Inventory Gesamtwert: r=.84 mittlere konvergente Validität mit dem Y- BOCS Gesamtwert: r=.43 gute divergente Validität 15 von 18 Koeffizienten r< 0.3
Obsessive- Compulsive Inventory (OCI -R) ökonomisch reliabel und valide einziges mehrdimensionales Instrument, dass kognitive Neutralisierungsrituale erfasst unabhängig von 1. Perfektionismus 2. Angst 3. Depressivität > besonders hervorzuheben, da keine unzufriedenstellende divergente Validität vorliegt
Hamburger Zwangsinventar ( HZI )
Hamburger Zwangsinventar ( HZI ) erstellt von Zaworka, Hand, Janernig und Lünenschloß in der Verhaltenstherapie- Ambulanz der Universitätsklinik Hamburg das HZI besteht aus insgesamt 188 vorformulierten Denk- und Handlungsbeispielen, die vom Probanden mit "ja" oder "nein" zu beantworten sind
Hamburger Zwangsinventar ( HZI ) die Items sind auf die folgenden sechs Subskalen aufgeteilt: A) Kontrollieren, Wiederholen, Denken nach einer Handlung, B) Waschen und Putzen, C) Ordnen, D) Zählen, Berühren, Sprechen, E) Gedankenzwänge (Worte, Bilder, Bilderketten), F) Zwanghafte Vorstellung, sich selbst oder anderen ein Leid zuzufügen
Hamburger Zwangsinventar ( HZI )
Hamburger Zwangsinventar - Kurzform ( HZI - K ) Hamburger Zwangsinventar - Kurzform, stellt die Kurzform des HZI dar, enthält unter Beibehaltung der sechs Subskalen von den 188 Items des HZI die 72 informationshaltigsten Items
Hamburger Zwangsinventar - Kurzform ( HZI - K ) Reliabilität: liegen für die Subskalen zwischen r =.73 und r =.94 (N= 25 Zwangsneurotiker) Interne Konsistenz: Cronbachs Alpha 0.71 und 0.78
Hamburger Zwangsinventar ( HZI ) bildet als Selbstratingverfahren die verbreitesten Denk- und Handlungszwänge differenziert ab die Items sind auf Verhaltensebene operationalisiert und freigehalten von persönlichkeitspsychologischen und neurosentheoretischen Konstrukten somit ist der Test unabhängig von der übergeordneten Störung, von wenigen Einschränkungen abgesehen, bei allen Personen anwendbar
Überblick Messinstrumente
Überblick Messinstrumente
Literatur ² Goodmann, W.; Rasmussen, L.; Price, L.; Mazure, G.; Heninger, D.; Charney (1989). Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y- BOCS), Verhaltenstherapie, 1991; 226-233). ¹ Gönner, S.; Leonhart, R.; Ecker, W. (2007). Das Zwangsinventar OCI- R die deutsche Version des Obsessive- Compulsive Inventory- Revised, Psychother Psych Med 2007; 57: 1-10. Klepsch, R., Entwicklung computerdialogfähiger Kurzformen des Hamburger Zwangsinventars, Weinheim- Deutscher Studienverlag, 1989. Lakatos, A. & Reinecker, H. (2001). Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen. (2. ed.) Göttingen: Hogrefe. ³ Die Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y- BOCS): Ein halbstrukturiertes Interview zur Beurteilung des Schweregrades von Denk- und Handlungszwängen. Verhaltenstherapie. 1991, ( 223-225).