Hochschulen managen! Ein Plädoyer für professionalisiertes Hochschulmanagement Prof. Dr. Frank Ziegele www.che.de
Hochschulverwaltung - Hochschulmanagement Ist das überhaupt noch ein Thema? Seit fast 10 Jahren MBA-Ausbildung Hochschulmanagement, vielfältige Weiterbildung Gründung Verein / Berufsverband Etablierung von Managementinstrumenten Herausbildung einer wissenschaftlichen (Sub-) Disziplin ist es nicht klar, dass sich schlicht die Hochschulverwaltung zum Hochschulmanagement weiterentwickelt? Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 2
genaueres Hinsehen: Irritationen, Konfliktfelder Idee von eigenartigen Hybridwesen im third space (die neben Wissenschaft und Verwaltung eine dritte Front aufmachen) Aufbau organisatorischer Paralleluniversen von Verwaltung und neuen Managementfunktionen Management in prekären Beschäftigungsverhältnissen Ausspielen von Verwaltungstugenden gegen Managementansätze Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 3
genaueres Hinsehen: Irritationen, Konfliktfelder Verknüpfung Management mit Ökonomisierungs- / Privatisierungsdebatte und Idealisierung traditioneller Verwaltung Idealisierung des Managements durch Annahme, dass Professionalisierung bedeutet, dass bisher unprofessionell gehandelt wurde Schreckgespenst der Zerschlagung von Verwaltung durch neue Ressortstrukturen Unklarheit, auf welcher Ebene man von Management sprechen sollte (Führungsebene, operative Ebene, beide?) Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 4
Ergebnis es scheint doch ein Thema zu sein einige Thesen zum sinnvollen Umgang mit dem Begriffspaar Management und Verwaltung Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 5
1. These Hochschulmanagement steht für eine notwendige inhaltliche Weiterentwicklung der traditionellen Hochschulverwaltung. Daher gibt es keine Gegensätze, die Hochschulverwaltung entwickelt sich zum Hochschulmanagement. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 6
Aspekte der inhaltlichen Weiterentwicklung wissenschaftsadäquater Einsatz betriebswirtschaftlicher Instrumente veränderte Aufgaben orientiert an betriebswirtschaftlichen Funktionenlogik (Marketing, Controlling, HR Management etc.) Prozessorientierung Managementzyklen Gestaltung von Regeln statt Ausführung von Regeln Zielorientierung, ökonomische Normen (Effektivität, Effizienz) Veränderungen als Organisationsentwicklung Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 7
Schlussfolgerungen aus der inhaltlichen Weiterentwicklung (Bezug zu Stratmann) Hochschulmanagement ist das Label für die Funktion (die Aufgabe + die damit betrauten Akteure) neben der akademischen Korporation, das unter heutigen Bedingungen besser passt die Aussagen Luhmann/Baecker gelten trotzdem (für das Management) Hochschulmanagement ist nicht nur Außenlegitimation, sondern innere Notwendigkeit Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 8
2. These Damit ist klar, dass Professionalisierung nur heißt, dass aufgrund der Systemveränderungen neue Qualifikationen und Kompetenzen nötig und zu erwerben sind, nicht dass bisher Unprofessionalität herrschte. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 9
3. These Das impliziert, dass es keinen third space gibt und auch keinen geben sollte. Dies wäre kontraproduktiv, würde noch mehr Gräben erzeugen und die Verwaltung abwerten (von den Entwicklungen abhängen). Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 10
Vermeidung des third space neue Aufgaben nicht (nur) durch neue Kräfte bewältigen, sondern auch PE für bisherige Verwaltung keine Parallelstrukturen, sondern Integration schaffen (Gefahr bei reinen Stabslösungen) Karrieremöglichkeiten für Träger neuer Aufgaben schaffen (statt prekäre Beschäftigungsverhältnisse) trotzdem gibt es Aufgaben, die wissenschaftsnäher bzw. stärker administrativ sind (dennoch gemeinsames Professions-Verständnis) Überwindung des Dilemmas Zugang zu attraktiven Aufgaben für die alte Verwaltung vs. Zugang zu attraktiven Beschäftigungsverhältnissen für Quereinsteiger Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 11
Anzahl Beispiel HWM-Studierende 20 59% 15 10 26% 5 9% 6% 0 ausschl. öff. Verw./Man. Forschung und öff. Verw./Man. ausschl. Forschung andere Tätigkeit Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 12
4. These Auch wenn es keinen third space gibt, so gibt es im Verständnis von Hochschulmanagement doch zwei Erweiterungen gegenüber Verwaltung : die vielfältigen Zugangswege (die den Eindruck des third space erzeugen) und die Einbeziehung der Führungsebene. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 13
Erweiterungen im Hochschulmanagement Vielfalt der Zugangswege zum Hochschulmanagement (Quereinstieg) für bestimmte Jobs wissenschaftliche Qualifikation besonders wichtig (Bsp. Fakultätsgeschäftsführer(in), trotzdem Teil des Managements) breiterer Disziplinen-Hintergrund Führungsaufgabe auch Teil des Managements (aber ist das Verständnis dort angekommen?) offene Frage: Managementkarrieren auf Führungsebene (gibt es die? Für Nicht- Wissenschaftler(innen) zugänglich?) und: 78 % der Hochschulleitungen sehen weiter Zufälligkeit in der Rekrutierung von Manager(inne)n Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 14
Problem: Wissenschaftsmanager(innen) sollen alles können Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 15
5. These Das alles heißt nicht, dass traditionelle Verwaltungsaufgaben überflüssig werden. Natürlich gibt es weiter kaum veränderte operative Aufgaben und natürlich ist die Einhaltung und Umsetzung von Regeln weiter relevant. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 16
Beispiel aus der eigenen Praxis produktives Zusammenspiel von neuem Managementdenken und traditionellen Verwaltungstugenden Beispiel Anrechnung von Vorleistungen Serviceorientierung Loyalität zu den Studierenden Beratung, Begleitung Studiengangsgeschäftsstelle Fakultätsgeschäftsführung Einhaltung Gesetze, Gleichbehandlung Loyalität zu Gesamtinteresse Fakultät Prüfung, Bescheide bestes Ergebnis resultiert aus produktiver Interaktion! Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 17
6. These wenn das alles sich so entwickeln soll, müssen die Rahmenbedingungen für das Hochschulmanagement stimmen. Zwei wichtige Aspekte sind dabei die Personalentwicklung und die Organisationsstrukturen. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 18
Rahmenbedingungen für Hochschulmanagement Organisation Integration mit Führungsebene Umsetzung dezentraler Verantwortung neue Aufgabenzuschnitte Prozessorientierung zentrales Management den Präsidialressorts zugeordnet Dezentralisierung prozessorientierte Reorganisation (Bsp. Drittmittel) Beispiele, keine Ideallösung, aber Flexibilität gefragt! Veränderung Aufbaustruktur zentrales Management (Bsp. Haushalt und Personal) Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 19
Rahmenbedingungen für Hochschulmanagement Personalentwicklung HWM Alumni-Befragung: nur 3 von 34 Personen studieren im Rahmen systematischer PE ihrer Einrichtung Fortbildung beruht überwiegend auf persönlicher Entscheidung aber: Nutzen der Personalentwicklung (HWM-Alumnibefragung: 88 % mit neuer Position, vor Studium 62 % ohne Vorgesetztenfunktion, danach 35 %, vor Studium 35 % mit beruflicher Situation zufrieden/sehr zufrieden, danach 82 %) Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 20
7. These Gefahr für die Entwicklung des Hochschulmanagements liegt in politischen Rollback -Tendenzen. Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 21
Gefahren wenn Politik anstelle von Autonomie wieder zu Erlassen und Regulierung greift, widerspricht dies den geschaffenen Strukturen für eigenverantwortliches Management wenn Managementansätze pauschal als Ökonomisierung oder Privatisierung diskreditiert werden, erschwert dies die Arbeit des Managements - explizite Unterstützung durch Politik und Hochschulleitung - Wissenschaftsadäquanz des Managements in den Vordergrund - aber auch Fehlentwicklungen deutlich machen Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 22
also keine unproduktiven Begriffsdiskussionen auf Hochschulmanagement einlassen die wirklich wichtigen Dinge angehen (Karrierezugänge, Karrierewege, Personalentwicklung, Organisationsstrukturen etc.) die dienende Funktion des Hochschulmanagements nicht aus den Augen verlieren Hochschulen managen Prof. Dr. Frank Ziegele Magdeburg, 14.9.2011 23
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