Dr. Rudolf Beer Hochschulprofessor UNI Wien ZFL 2016 rudolf.beer@kphvie.ac.at http://pro.kphvie.ac.at/rudolfbeer VO10 ABGM6 Schulforschung und Unterrichtspraxis Metaanalysen in der Schul- und Unterrichtsforschung
Internetplattform zum Seminar: http://pro.kphvie.ac.at/rudolfbeer/uni-wien/ Die Studienunterlagen dienen wissenschaftlichen Zwecken und sind ausschließlich für den privaten, persönlichen Gebrauch der Studentinnen und Studenten bestimmt und explizit nur für die Verwendung im Rahmen dieser Veranstaltung hergestellt. Die Studienunterlagen sind für den Schul-, Studien-und Unterrichtsgebrauch bestimmt und daher von der freien Werknutzung zum eigenen Schulgebrauch ausgenommen. Das Zugänglichmachen, Vervielfältigen oder die Weitergabe an Dritte als Ganzes oder auszugsweise ist unabhängig von der Form, wenn nichts anderes vereinbart, untersagt. Prüfungsmodalitäten: Vorlesung: o o o o o keine Anwesenheitsverpflichtung Selbststudium Folienpräsentationen (pdf) Pflichtliteratur lt. Angaben Abschlussprüfung am 25.1.2017 (schriftlich) o weitere Termine: Februar 2017, Juni 2017
Programmübersicht 1. Bedingungen internationaler Schulleistungsvergleiche 05.10.2016 2. Analysemodelle der Schul- und Unterrichtsforschung 12.10.2016 3. Methodische Grundlagen des Messens und Skalierens 19.10.2016 4. Internationale schulleistungsvergleichende Studien:«Progress in International Reading Literacy Study» (PIRLS) 09.11.2016 5. Internationale schulleistungsvergleichende Studien:«Third International Mathematics and Science Study» (TIMSS) 16.11.2016 6. Internationale schulleistungsvergleichende Studien:«Programme for International Student Assessment» (PISA- Teil I) 23.11.2016 7. Internationale schulleistungsvergleichende Studien:«Programme for International Student Assessment» (PISA- Teil II ) 30.11.2016 8. Forschungen zu «Effective Schools» - Was sind gute Schulen? 07.12.2016 9. Prozess-Produkt-Paradigma der Unterrichtsforschung 14.12.2016 10. Metaanalysen in der Schul- und Unterrichtsforschung 11.01.2016 11. Rückblick auf den Vorlesungszyklus & Prüfungsinformationen 18.01.2017 12. Prüfungstermin (MC-Fragen) 25.01.2017 10. Metaanalysen in der Schulund Unterrichtsforschung
Metaanalysen Metaanalyse, integriert und analysiert möglichst systematisch, repräsentativ und objektiv in Form quantitativer Größen die Ergebnisse verschiedener Einzelstudien in einem Forschungsbereich. ( ) Die Ergebnisdarstellung stützt sich auf Effektstärken, primär Korrelationskoeffizienten (r) oder Differenzmaße (d), deren statistische Absicherung, Homogenitäts-und Subgruppenanalysen und inhaltliche Interpretationen der Effekte sowie ihrer Unterschiede. (http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/metaanal yse/9623, 2016, o.s.) Metaanalysen o ausschließlich ein Verfahren zur sekundären Bearbeitung bereits vorliegender Forschungsergebnisse o Beurteilung der Effektstärke eines gewonnenen Befundes
Metaanalyse von John Hattie (2009) Was ist guter Unterricht? Hattie erforscht in seinem Werk Visible learning, die Ursachen für effektiven Unterricht. Dabei führte er o über 800 Metaanalysen sowie o rund 50.000 Einzelstudien durch und untersuchte o mehr als 250 Millionen Schülerinnen und Schüler! John Hattie (1950) Anlage der Studie (1) Hattie stellte auf der Basis von 816 Metaanalysen, 138 Einflussfaktoren, welche er in die angeführten Kategorien einteilte, fest. o Lernende (19 Faktoren, 139 Metaanalysen) o Elternhaus (7 Faktoren, 36 Metaanalysen) o Schule (28 Faktoren, 101 Metaanalysen) o Lehrperson (10 Faktoren, 31 Metaanalysen) o Curricula (25 Faktoren, 144 Metaanalysen) o Unterricht (49 Faktoren, 365 Metaanalysen)
Anlage der Studie (2)-Effektstärke der wichtigsten Untersuchungsbereiche auf Lernerfolg (Hattie, 2013, S. 22) Effektstärke (d)der wichtigsten Untersuchungsbereiche auf Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler Hatties analytisches Konzept (Hattie, 2013, S. 24) Schwellenwert erst bei 0.40
Hatties pädagogisches Konzept (1) Kritik an Lehrpersonen Hattie kritisiert, dass Lehrerinnen und Lehrer sich zu leichtfertig auf Informationen bezüglich der Didaktik und Methodik verlassen, die nicht belegt sind. Hatties pädagogisches Konzept (2) Hattie hält sich an das Lernmodell der Autoren Biggs und Collins (1982), das vier Ebenen des Lernens unterscheidet: 1. Faktenwissen(mit der Disziplin vertraut werden und in ihr Probleme lösen), 2. Konzeptuelles Wissen (Zusammenhänge zwischen Elementen in einer großen Struktur erkennen) 3. Prozedurales Wissen (Methoden kennen und anwenden können) 4. Meta-kognitives Wissen (Wissen über das Verstehen selbstreflexiv anwenden können) Konzeptuelles Wissen Metakognitives Wissen Faktenwissen Prozedurales Wissen
Hatties pädagogisches Konzept (3) The process of learning is a journey from ideas to understanding to constructing and onwards. It is a journey of learning, unlearning, and overlearning (Hattie, 2009, S. 29). leidenschaftliches Handeln in der Pädagogik(ebd., S. 23) Lehrperson als lernende Person (ebd., S. 24) It is critical that teachers learn about success or otherwise of their interventions: those teachers who are students of their own effects are the teachers who are the most influential in raising students achievement (ebd., S. 24) What teachers do matters? What <some> teachers do matters? The message is [...] that some teachers matter more than others! (Hattie, 2009, S. 72). Ergebnisse der Hattie-Studie zum Einflussbereich Lehrperson Kapitel 7: Beiträge der Lehrperson (Hattie, 2013, S. 130)
Die stärksten Wirkfaktoren seitens Lehrpersonen Die stärksten Faktoren im Zusammenhang mit Lehrpersonen (Terhart, 2011, S. 285) Fachkompetenz (Hattie, 2013, S. 136) Am Beispiel einer Studie schlussfolgert Hattie (2015, S. 137): Sowohl Wissen als auch Empathie und verbale Fähigkeiten scheinen erforderlich. Die Kombination der Faktoren ist größer als die Summe der Teile. Wenn einer der Faktoren fehlt, ist die Effektivität um mehr als ein Drittel reduziert.
Klarheit der Lehrperson (Hattie, 2013, S. 150) Qualität der Lehrperson (Hattie, 2013, S. 138)
Lehrenden-Schülerinnen- und Schüler-Beziehung (1) (Hattie, 2013, S. 142) Lehrenden-Schülerinnen- und Schüler-Beziehung (2) Effektstärken zwischen den Schüler-Outcomes und den personenzentrierten Lehrervariablen (Hattie, 2013, S. 142)
Ergebnisse der Hattie-Studie zum Einflussbereich Unterricht (1) Am wichtigsten ist, dass das Lehren für die Lernenden sichtbar ist und dass umgekehrt das Lernen für die Lehrperson sichtbar ist. Je mehr die Lernenden zur Lehrperson werden und je mehr die Lehrperson zum bzw. zur Lernenden wird, desto ertragreichen sind die Outcomes (Hattie, 2013, S. 31). Ergebnisse der Hattie-Studie zum Einflussbereich Unterricht (2) Lehrperson als Regisseur aktivierende Lehrperson (activator) Lehrperson als Moderator vermittelnde Lehrperson (facilitator) (Hattie, 2013, S. 287)
Bilanz zur Studie Eine derart umfassende und zusammenfassende, synthetisierende Sicht auf die empirische Schul-, Lehrer- und Unterrichtsforschung im Rahmen des Prozess- Produkt-Paradigmas hat es meines Wissens bisher nicht gegeben. Die sehr breite Perspektive, die Hattie zugrunde legt, seine entschlossene Art der Bündelung von bereits mehrfach Gebündeltem, seine [...] Methode der Berechnung von (kumulierten) Effektstärken, seine optisch ansprechende Art der Präsentation jeder Effektstärke durch,,barometer, seine die Flut der Effektstärken sprachlich synthetisierenden Erläuterungen, seine prägnanten Quintessenzen dies alles macht das Buch zu einer wahren Fundgrube für interessierte Forscher und vermittelt sowohl Theoretikern wie Praktikern des Unterrichts wichtige empirische Resultate und weiterführende Anregungen (Tehart, 2011, S. 287). Kritik o methodische und inhaltliche Qualität o über die jeweils untersuchten Maßnahmen gibt es keine Auskunft o breiter Erfassungszeitraum o die meisten Studien stammen aus den 1980er und 1990er Jahren o die von Hattie erfassten Studien decken das gesamte Spektrum des Bildungswesens ab o Aussagen über das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren sind methodenbedingt nicht möglich
Schüler/ innen Faszit Curricula What works best? Elternhaus Unterricht Lehrer/ innen Literatur Hattie, John (2013). Lernen sichtbar machen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. Hattie, John (2009). Lernen sichtbar machen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. Terhart, Ewald (2011). Hat John Hattie tatsächlich den Heiligen Gral der Schul- und Unterrichtsforschung gefunden? Eine Auseinandersetzung mit Visible Learning. In Edwin Keiner et al. (Hrsg.), Metamorphosen der Bildung. Historie Empirie- Theorie(pp. 277-292). Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Internetquellen: Online Portal- Lernen sichtbar machen[online]. Verfügbar unter: <http://web.fhnw.ch/plattformen/hattiewiki/begriffe/wiki> [Jänner, 2015].
Dr. Rudolf Beer Hochschulprofessor UNI Wien ZFL 2016 rudolf.beer@kphvie.ac.at http://pro.kphvie.ac.at/rudolfbeer