Empirisches Praktikum

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Transkript:

Empirisches Praktikum SoSe 2007 Was determiniert die Intensität der Reizwahrnehmung?

Ablauf: Gruppentermine 27.7.07 Praktische Einführung: EEG/EKP 4.5.07 Psychophysiologie 1: EEG/EKPs 11.5.07 Psychophysiologie 2 / Referate 1-3 18.5.07 Referate 4-7 / Hinleitung zur Fragestellung 25.5.07 Fragestellung / Versuchsplan Termine zur Versuchsdurchführung 29.6.07 Datenauswertung 1: Einzelprobanden (exemplarisch) 6.7.07 Datenauswertung 2: Gruppenanalyse, Inferenzstatistik 13.7.07 Diskussion der Ergebnisse / Abschlussbericht 20.7.07 optionale Gruppensitzung Seite 2

Ablauf: Versuchsdurchführung Erste Phase: Paarweise Untersuchung Ab dem 2.5.07 Termine (Untersuchungsdauer 2-2.5h) ausmachen. Bis zum 18.5. sollte jede/r je einmal als Vp und Vl in einem EEG- Experimente dienen. Am 18.5. dann die Auswertung der Verhaltensdaten. Zweite Phase: Untersuchung von vier naiven Vp pro 2-er-Gruppe Ab dem 28.5.07 bis zum 28.6.07 soll jede Gruppe vier naive Probanden untersuchen. Selektionskriterien werden am 25.5.07 festgelegt. Seite 3

Allgemeine Literatur Relevante Kapitel: - 2: Das Problem - 3: Die Hypothese - 4: Das Experiment - 5: Kontrolle im Experiment - 6: Unabhängige und Abhängige Variablen - 7: Zwei unabhängige Gruppen - 8: Zwei parallelisierte Gruppen - 9: Mehr als zwei Gruppen - 10: Faktorielle Pläne - 11: Wiederholte Messungen Seite 4

Allgemeine Literatur Relevante Kapitel: - 3: Messmethodik - 8: Hirnaktivität Seite 5

Allgemeine Literatur Alle: Raymond, J.E. (2000) Attentional modulation of visual motion perception R1: Tsal et al. (1994) Attention reduces perceived brightness contrast R2: Prinzmetal et al (1997) The Phenomenology of attention R3: Carrasco et al (2004) Attention alters appearance R4: Wegener et al (2006) Selective visual attention ensures constancy.. R5: Busse et al (2006) Spatial and feature-based effects of exogenous R6: Hopfinger et al (1998) Reflextive attention modulates processing R7: Niedeggen et al (2006) ERPs predict the appearance of visual stimuli Diese Literatur ist komplett für die Einleitung und Formulierung der Fragestellung relevant. Ebenso muss Sie in die Diskussion eingebaut werden. Seite 6

Psychophysik der Reizempfindung Psychophysik will Gesetzmäßigkeiten in der Wahrnehmungspsychologie aufdecken. Definition im engeren Sinne: Besteht eine gesetzmäßige Beziehung zwischen physikalischen Reizen und der subjektiven Wahrnehmung? Seite 7

Psychophysik der Reizempfindung Schwellenmessungen Grenzmethode Herstellungsmethode Kostanzmethode Frage: Welche Intensität ist notwendig, um gerade eben die Empfindung eines Reizes hervorzurufen. Variablen? 1. 2. 3. Seite 8

Psychophysik der Reizempfindung Signalentdeckung Trennung der Parameter d (Diskriminationsfähigkeit) und ß (Reaktionsneigung) Frage: Bei welcher Intensität kann ein definierter Zielreiz von einem Hintergrundrauschen getrennt werden. Wie verändert sich d, bei Steigerung der Intensität? Variablen, die d beeinflussen? 1. 2. 3. Seite 9

Psychophysik der Reizempfindung Unterschiedsschwellen Bestimmung der Parameter jnd (just noticable difference) und PSE (point of subjective equaility) Frage: Bei welcher Intensität kann ein Standardreiz nicht oder gerade eben von einem Vergleichreiz differenziert werden? Ist immer die gleiche Unterschiedsstärke erforderlich? S Variablen, die d beeinflussen? 1. 2. 3. Seite 10

Psychophysik der Reizempfindung Skalierungsexperiment Bestimmung der Wirkung der graduellen Erhöhung der Reizstärke auf die Empfindung Frage: Welche Zahl teile ich einem Reiz der Stärke x zu? Oder: welcher Stärke eines anderen Reizes entspricht es? Variablen, die d beeinflussen? 1. 2. 3. Seite 11

Psychophysik der Reizempfindung Welche Prozesse im Gehirn bestimmen, wie stark ein Reiz wahrgenommen wird? Sensorisches System Kognitives System Wo wirken die modulierenden Faktoren, die die Reizempfindung determinieren? Seite 12

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 1. Festlegen eines Arbeitstitels Wichtig, wenn man mehrere Experimente gleichzeitig durchführt und die Experimente nicht durcheinander werfen will. Auch wichtig als Titel für den Bericht. Gruppe 1: Bewegung und Aufmerksamkeit Gruppe 2: Illusorische Wörter Seite 13

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 2. Literaturstudium Wie ist der Stand der Forschung? Ist das Problem schon bekannt wie wurde es formuliert? Welchen Versuchsplan kann man verwenden? Welche Arbeitshypothese ist die wahrscheinlichste? Läuft heute über eine Internetrecherche. Stichworte werden in Suchmaschinen eingegeben: PubMed PsychLit PsychRef Seite 14

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 3. Formulierung des Problems Die eigentliche Problemstellung muss in einem zentralen Satz formuliert werden können. Gibt es Probleme in der Wahrnehmung einer relevanten Bewegung, wenn der Hinweisreiz kurz vor dem Zielreiz gegeben wird? Ist das Problem in der Wahrnehmung des Zielreizes abhängig von der Modalität des Hinweisreizes? Seite 15

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 4. Formulierung der Hypothesen Welchen Effekt soll die Variable, die ich experimentell variiere (UV, unabhängige Variable) auf die Messgröße (AV, abhängige Variable) haben? Erwartung des Versuchsleiters wird in einer Wenn..dann - Formulierung festgehalten. Gibt es Probleme in der Wahrnehmung einer relevanten Bewegung, wenn der Hinweisreiz kurz vor dem Zielreiz gegeben wird? Wenn der Hinweisreiz gleichzeitig mit dem Zielreiz präsentiert wird, dann reduziert sich die Wahrscheinlichkeit für seine Entdeckung! Seite 16

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 5. Definition der Variablen Die UV (unabhängige Variable) wie auch die AV (abhängige Variable) sind in der Hypothese schon implizit genannt worden. Nun müssen sie spezifiziert werden, d.h. operationalisiert werden! Der Experimentator muss festlegen, die (a) Art und (b) die Stufen der Operationalisierung der UV, sowie die c) Art und (d) das Niveau der AV. UV: a.zeitliche Distanz zwischen Auftreten des Hinweis- und Zielreizes in Millisekunden AV: a.prozentuale Häufigkeit, mit der korrekt eine Zielbewegung entdeckt wird b. 0 und 300 ms b. Intervallskalenniveau Seite 17

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 6. Apparaturen Experimentelle Apparaturen müssen gewährleisten, dass sie in genauer Art und Weise... a) das treatment applizieren, d.h. die UV variieren b) das resultierende Verhalten registrieren Dabei dürfen die Apparaturen selber keinen Effekt auf das Verhalten nehmen! Computer leistet die Darstellung der hochkomplexen Reize und erlaubt die Variation im Millisekunden-Bereich. Seite 18

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 7. Kontrolle von Störvariablen 1. Katalog von Variablen zusammenstellen, die nicht als UV definiert sind, aber die Messgröße (AV) beeinflussen können. 2. Maßnahmen einleiten (Elimination, Konstanthaltung, etc), die den Einfluss von solchen Störvariablen auf die AV ausschließen. Die Methoden zur Kontrolle im Experiment werden in der nächsten Sitzung genauer besprochen (siehe Kapitel 5, McGuigan). Seite 19

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 8. Auswahl des Versuchsplans Mit der Formulierung der Hypothese legt sich der Versuchsleiter (Vl) auf seine UVs und AVs fest. Mit der Operationalisierung legt er die Abstufung fest. Mit der Auswahl des Versuchsplans legt er sie statistische Auswertung fest! Ein Versuchsplan ist eine Art mathematischer Gleichung, die einwandfrei formuliert sein muss, damit die Hypothese getestet werden kann. Wir benutzen ein 2-faktorielles Design mit Messwiederholung: Faktor 1: zeitlicher Abstand zwischen Hinweis- und Zielreiz Faktor 2: Hinweisreiz ist visuell oder auditiv Seite 20

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 9. Auswahl und Aufteilung der Versuchspersonen Wenn keine spezielle Population: Ziehung einer möglichst repräsentativen Zufallsstichprobe aus der Population. Hier ist das Problem der Stichprobengröße (Power des Experiments!) Wenn unabhängiges Gruppendesign: Aufteilung der Stichprobe auf die experimentellen Gruppen (kein triviales Problem!) Wenn Design mit Messwiederholung: Ein Proband durchläuft alle Bedingungen, d.h. er dient sich selber als Kontrolle. Wir benutzen ein Design mit Messwiederholung. Seite 21

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 10. Durchführung des Experiments Ablauf einer experimentellen Prozedur festlegen. Ziel ist die größtmögliche Transparenz für den Probanden (schriftliche Instruktion für den Probanden, Übungsdurchgänge, Feedback). Insgesamt sollte von der Begrüßung der Vp (Versuchsperson) bis zu ihrer Verabschiedung alles geregelt sein. Vor dem Experiment wird normalerweise immer eine Pilotstudie gemacht, um den Ablauf der Studie zu prüfen. Seite 22

Einführung 1: Ablauf eines Experiments 11. Statistische Auswertung 12. Aufstellung des Ergebnisse 13. Entscheidung über die Hypothese 14. Generalsierung der Ergebnisse Seite 23

Praktische Aufgaben Was ist bis zum nächsten Treffen (10.11.06) zu tun? Bitte die Kapitel 5 und 6 aus dem Buch von McGuigan lesen! Seite 24