16.11.: Wandel der Arbeitswelt und der Erwerbsbiographien

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Transkript:

-S- Erwerbsbiographien der Zukunft 16.11.: Wandel der Arbeitswelt und der Erwerbsbiographien Freie Universität Berlin I Wintersemester 07/08 Dozentin: Dipl. Ök. Dipl. Psych. Luiza Olos Referent: Christoph Dorner

Einleitung: Erwerbstätigkeit in Deutschland

Arbeitslosigkeit in Deutschland

Ulrich Beck: Erste Moderne > Der Mensch definiert sich durch Arbeit > Arbeit sorgt für materielle Sicherheit und die Einbindung in die pol. Gesellschaft > Paradoxie: Produktivität bedeutet Abschaffung menschlicher Arbeit Basisprämissen: nationalstaatliche Organisation der Wirtschaft, Ausschluss der Frauen vom Arbeitsmarkt, Klassengesellschaft, Wissensmonopole

Beck: Zweite Moderne Reflexive Modernisierung - Individualisierung: > Klassengesellschaft verblasst > Ökologie als neue Konfliktlinie > Auflösung der Kleinfamilie > Ende v.vollbeschäftigung+normalbiographie > technological citizenship

Wandel der Arbeitswelt Globalisierung: Internationalisierung und Flexibilisierung der Absatzmärkte für Produkte sowie der Arbeitsmärkte > räumliche Distanzen verlieren an Bedeutung > Konkurrenz von Produkten + Arbeitskräften auf internationalen Märkten > Beck: Kapital ist global, Arbeit ist lokal

Veränderung der Wirtschaftssektoren Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsund Informationsgesellschaft: > Rationalisierung > Digitalisierung > Akademisierung > Folge: strukturelle Arbeitslosigkeit

Modernisierung der Berufe > Verwissenschaftlichung > Ausdifferenzierung und Institutionalisierung > Ausbildung neuer Spezialisten- und Expertenrollen Wandel im Verhältnis von Lernen und Arbeit: > Um- und Neuorientierung im Lebenslauf > Weiterqualifizierung, lebenslanges Lernen

Wandel der Unternehmen > Börsengänge: Ziel ist Kapitalmehrung > Senkung von Lohnkosten > Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland > Outsourcing > Fusion und Übernahme

Wandel der Beschäftigungsverhältnisse Normalarbeitsverhältnis: Vollzeiterwerbstätigkeit, ohne Befristung, Sozialversicherungspflicht, ein kontinuierlicher Arbeitgeber, räumliche Trennung von Arbeitsplatz und Wohnung > Strukturwandel: Erosion des Normalarbeitsverhältnisses

Wandel der Beschäftigungsverhältnisse (2) Destandardisierung + Flexibilisierung der Erwerbsarbeit: > Erwerbsverläufe werde unvorhersehbarer > Lücken in der Erwerbsbiographie, Gefahr der Exklusion > Zunahme von Arbeitsplatzwechseln > Einschränkungen bei Sozialversicherung und Kündigungsschutz > Flexibilisierung der Arbeitszeiten

Wandel der Beschäftigungsverhältnisse (3) Atypische Beschäftigungsverhältnisse: > Teilzeitarbeit > befristete Arbeitsverhältnisse > Leih-/Zeitarbeit > Allein-/Solo-Selbstständige > geringfügige Beschäftigung/Mini-Job Verhältnis Normalarbeitsverhältnis vs. Atypische Beschäftigung mittlerweile 2:1

Atypische Beschäftigungsverhältnisse (4) Anstieg bedingt durch: > steigende Zahl erwerbstätiger Frauen > Doppelverdiener + Unvereinbarkeit von Beruf und Familie > internationalen Wettbewerbsdruck > Deregulierung der Arbeitsmärkte

Exkurs: Zeitarbeit Dreiecksverhältnis: Arbeitnehmer wird von seinem Arbeitgeber einem Dritten (Entleihbetrieb) zur Arbeitsleistung überlassen > stark expandierende Branche, auch hochqualifizierte Zeitarbeiter > Brückenfunktion > Klebeeffekt > soziale Probleme

Wandel der Beschäftigungsverhältnisse (5) Fazit: > Trend zur Differenzierung und Pluralisierung der Erwerbsformen > aber: keine empirischen Belege für geringere Arbeitsplatz- und Karriere- Stabilität > Arbeitsplatzsicherheit: Öffnung der Chancenstruktur nach unten > Arbeitsplatzbedingungen: Arbeitsbelastung um ca. 1/3 ( 2004 (Diewald, gewachsen

Beck: Zukunftsszenarien

Zur Diskussion - Was wird aus der Arbeitsgesellschaft im globalen Wettbewerb? - Wieviel sollte Arbeit heute wert sein? (siehe Mindestlohn-Debatte) - Wie könnten die Erwerbsbiographien der Zukunft aussehen? - Was ist von alternativen Modellen wie der Bürger- und Familienarbeit bzw. dem Grundeinkommen zu halten?