Befristete Arbeitsverhältnisse und niedrige Einstiegsgehälter von jungen Akademikern
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- Gregor Bretz
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1 Befristete Arbeitsverhältnisse und niedrige Einstiegsgehälter von jungen Akademikern Mag. Roland Teitzer Stipendiat der österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) am Institut für Soziologie der Universität Wien Podiumsdiskussion Generation zum Schnäppchenpreis- Schuftest du noch oder verdienst du schon? Management Club Wien, 28. November 2013
2 Zeitlicher Wandel atypischer Beschäftigung Atypische Beschäftigung (z.b. Befristung) bei jungen Beschäftigten gab es zwar auch früher aber: Atypische Beschäftigung nicht mehr Sprungbrett in Normalarbeit sondern: oft jahrelange Hängenbleiben z.b. in Befristung (sog. Befristungsketten ) bei Jungen - schlechte Karriereaussichten - oft schlechte Bezahlung - z.b. Scheinteilzeit : bis zu 5% der jungen Beschäftigten in Österreich sind zwar nur Teilzeitangestellte, arbeiten aber bis zu 40h /Woche (Differenz auf 40h unbezahlt und ohne Zeitausgleich und Urlaubsanspruch)
3 Atypische Beschäftigung bei jungen ArbeitnehmerInnen Junge ArbeitnehmerInnen in (fast) allen Formen atypischer Beschäftigung deutlich überrepräsentiert (Ausnahme: Leiharbeit) - gilt auch und besonders für Jung- AkademikerInnen 18,9 % Befristung 4,0 % Universitäts- Absolventen 2,3 % 0,5 % freie Dienstverträge Gesamtösterreich Quelle: Mikrozenus-Arbeitkräfteerhebung 2011; eigene Berechnungen ; ohne Beschäftigte in Ferialarbeit und/oder in Ausbildung Junge Beschäftigte höheres Risiko, zu Working- Poor zu gehören - auch eine akademische Ausbildung bietet im Zeitverlauf immer weniger Schutz vor Armut trotz Erwerbstätigkeit (Verwiebe/Fritsch 2011)
4 Atypische Beschäftigung bei JungakademikerInnen Manche Studienrichtungen mehr betroffen: - z.b. Sozialwissenschaften, Soziologie & Kulturwissenschaften (50% Befristungsquote 2011), Geschichte & Archeologie (68% befristet) aber: auch MINT - Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik) schützen nicht mehr zwangsläufig vor atypischer Beschäftigung -Befristungsquoten z.b. bei Physik- Absolventen ähnlich hoch wie bei Politikwissenschaftlern (rund ein Drittel der Absolventen befristet) unabhängig von Studienrichtung und auch bereinigt um andere Faktoren (Branche, Beruf, Geschlecht ) sind junge Akademiker mit steigendem Risiko von Befristung konfrontiert % 15 % Quelle: Mikrozenus- Arbeitkräfteerhebung 2005 und 2011; eigene Berechnungen; ohne Beschäftigte in Ferialarbeit und/oder in Ausbildung. Berechnungen bereinigt um: Geschlecht, Branche, Beruf und Studienrichtung
5 Sondersituation öffentlicher Dienst Vor allem im öffentlichen Dienst in Österreich starke Insider-/Outsider- Differenzierung - Stark geschützte, unbefristete Arbeitsverträge bei Älteren (Pragmatisierung) vs. -wenig geschützte, unbefristete Arbeitsverträge bei Jungen rund 50-75% höheres Befristungsrisiko der unter 30- Jährigen damit ähnliche Situation wie in anderen EU- Ländern - z.b. Deutschland (Giesecke 2006) allerdings: befristet Beschäftigte werden im öffentlichen Dienst in Österreich auch häufiger anschließend in Fixanstellung übernommen als im privaten Sektor
6 Warum Befristung/Praktika? Angst der Betroffenen, ohne Praktika keine Chancen am Arbeitsmarkt zu haben Praktika/ Befristung als ambivalant erlebt Befristung häufig mit der Hoffnung auf Übernahme durch den Betrieb ( Probezeit ): -allerdings: im Durchschnitt Probezeiten von >1 Jahr (!) vgl. österreichisches Arbeitsrecht: max.1 Monat Probezeit zulässig ( Befragte nur selten dezitiert freiwillig befristet (ca.10%) -aber: mehrfachen sozioökonom. Benachteiligtenur 2% freiwillig befristet
7 Gesellschaftliche Auswirkungen prekärer Beschäftigung Atypische Beschäftigung führt zu Aufschub des Kinderwunsches -Befristung und vor allem Teilzeitarbeit führt zu Reduktion der Erstgeburtenrate von 20-25%- unabhängig von subjektivem Unsicherheitsempfinden (Kreyenfeld 2008) Sinkende Geburtenraten als Problem für Finanzierbarkeit des Sozialstaats (z.b. Pensionssystem) Atypische Beschäftigung macht krank - Befristet Beschäftigte 15% höheres Risiko für Krankheiten - rund 25% mehr psychologischen Distress (Vitannen et al. 2002) Produktivität der Beschäftigten sinkt -geringere Arbeitsmotivation, geringere Betriebsloyalität von befristet Beschäftigten (De Cuyper et al. 2008)
8 Danke für ihre Aufmerksamkeit! Universität Wien- Institut für Soziologie
9 Literatur De Cuyper, N. et al (2008): Literature review of theory and research on the psychological impact of temporary employment: Towards a conceptual model. International Journal of Management Reviews 10 (1): Giesecke, J. (2006) : Arbeitsmarktflexibilisierung und soziale Ungleichheit. VS, Wiesbaden Kreyenfeld, M. (2008): Ökonomische Unsicherheit und der Aufschub der Familiengründung. In: Szydlik, M. (ed.) Flexibilisierung. Folgen für Arbeit und Familie. pp VS, Wiesbaden Verwiebe, R / Fritsch, N.(2011) Working Poor: Trotz Einkommen kein Auskommen. Trend- und Strukturanalysen für Österreich im europäischen Kontext. SWS-Rundschau 51 (1): Virtanen, P. et al. (2002): Employment security and health. Journal of Epidemiology & Community Health 56 (8): letzter Zugriff:
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