Deutscher Kinderschutzbund. Ortsverband Kassel e.v. Beratungsstelle für Kinder und Eltern Siemensstraße Kassel. Jahresbericht 2014

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Transkript:

Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Kassel e.v. Beratungsstelle für Kinder und Eltern Siemensstraße 1 34127 Kassel Jahresbericht 2014 Freigabe: 23.02.2015

Entwicklung der Beratungsstellenarbeit im Jahr 2014 Im Berichtsjahr 2014 stand wegen einer 10-monatigen Sabbatzeit eines Mitarbeiters und des Beginns der Altersteilzeit eines weiteren Mitarbeiters ab September 2014 ca. 20% weniger Beratungskapazität zur Verfügung als im Vorjahr. Um länger andauernde Engpässe und Wartezeiten zu vermeiden, wurde die wöchentliche telefonische Erreichbarkeit um 5 Stunden reduziert. Da aufgrund der verminderten Beratungskapazität ein Vergleich der absoluten Zahlen irreführend wäre, beruhen die Aussagen zu Trends und Entwicklungen auf den prozentualen Angaben. 1. Erziehungsberatung Allgemeine Entwicklung Im Jahr 2014 wurden 259 Fälle in der Erziehungsberatung vorgestellt, davon waren 135 Mädchen (52,1%) und 124 Jungen (47,9%). Wie im Vorjahr setzte sich der Trend fort, dass Mädchen etwas häufiger den Anlass gaben, eine Erziehungsberatung aufzusuchen als Jungen. Während Fälle mit Hinweisen auf sexuelle Gewalt leicht rückläufig waren (-3,7%), erhöhte sich der Anteil der Familien, die wegen körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung Hilfe suchte, um 6,4%. Intensivbetreuungen mit mehr als einem Termin wöchentlich oder mehreren Angeboten gleichzeitig, konnten im Berichtsjahr aufgrund der eingeschränkten Kapazitäten etwas seltener angeboten werden (in 19,7% aller Fälle gegenüber 21,9% im Vorjahr). Altersverteilung und Geschlecht bei der Inanspruchnahme von Erziehungsberatung Mädchen wurden vor allem im Alter von 14-17 Jahren und im Grundschulalter angemeldet. Jungen wurden am häufigsten im Alter von 6-8 Jahren zur Beratung angemeldet, gefolgt von Jungen in der Pubertät. 25,0 Mädchen und Jungen in der EB nach Alter in % 16,3 19,4 17,0 17,0 18,5 20,7 15,0 14,5 14,5 12,1 12,9 12,6 8,1 10,4 5,9 5,0 0-2 Jahre 3-5 Jahre 6-8 Jahre 9-11 Jahre 12-13 Jahre 14-17 Jahre 18 und älter Jungen Mädchen Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 2

01 Mitte 02 Süd 03 West 04 Wehlheiden 05 Bad Wilhelmshöhe 06 Brasselsberg 07 08 Harleshausen 09 Kirchditmold 10 Rothenditmold 11 Nord-Holland 12 13 Fasanenhof 14 Wesertor 15 16 Bettenhausen 17 Forstfeld 18 Waldau 19 Niederzwehren 20 Oberzwehren 21 Nordshausen 22 Jungfernkopf 23 Unterneustadt 24 keine Zuordnung Zugang zur Erziehungsberatung nach Ortsbeiratsbezirken Weiterhin kommen die meisten Anmeldungen zur Erziehungsberatung aus Rothenditmold, auch wenn sich der Anteil leicht verringert hat (-1,6%), gefolgt von Harleshausen (+1,3%) und Kirchditmold (+1,1%). Hier spielt sicherlich die räumliche Nähe zur Beratungsstelle eine entscheidende Rolle. Ansonsten verteilt sich die Inanspruchnahme über das gesamte Stadtgebiet, mit stärken Zuwächsen in den Bezirken Mitte (+2,9%) und Oberzwehren (+1,2%). 18,0 16,0 14,0 12,0 8,0 6,0 4,0 2,0 Inanspruchnahme von Erziehungsberatung in % nach Ortsbeiratsbezirken 18,9 9,7 8,9 7,3 5,0 3,5 3,9 4,6 3,1 2,7 2,3 2,3 3,5 2,3 2,7 3,5 4,6 3,5 2,3 1,2 0,8 1,5 1,5 0,4 Wurden die Familien über den Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamtes vermittelt (24,3% aller Fälle im Berichtsjahr), geschah dies am häufigsten im Stadtteil Rothenditmold (28,6% aller Vermittlungen über den ASD), gefolgt von Harleshausen und Philippinenhof / Warteberg (je 7,9% aller Vermittlungen durch den ASD). Keine Vermittlungen über den ASD gab es im Berichtsjahr aus den Stadtteilen West, Wolfsanger/Hasenhecke, Forstfeld, Nordshausen, Jungfernkopf und Unterneustadt. Zugang zur Erziehungsberatung und Problematik Mütter und Väter Mit 40,5 % aller Anmeldungen suchten Eltern am häufigsten direkt einen Zugang zur Beratung. Anlass für die Hilfesuche der Eltern waren in 14,2% Hinweise auf sexuelle Gewalt, in 41,0% der Fälle wendeten sich Eltern wegen körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung an die Beratungsstelle und in 44,8% der Anmeldungen standen Fragen zur Erziehung, Schule, Scheidung und Trennung, Pubertätskonflikte usw. im Vordergrund der Beratung. Dies entspricht in etwa auch der Verteilung nach Problematik bezogen auf alle Fälle, unabhängig von der Art des Zugangs. Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD) / Jugendamt Knapp ein Viertel aller Fälle wurde über den ASD vermittelt (24,3%). Hinweise auf sexuelle Gewalt (17,5%) oder körperliche Gewalt, seelische Gewalt oder Vernachlässigung (53,3 %) waren der Anlass zur Vermittlung, in 28,6% der Fälle gab es einen anderen Problemhintergrund. Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 3

Von allen Fällen, die über den ASD vermittelt wurden, hatte bei 36,5% der Fälle vorher eine Überprüfung auf akute Kindeswohlgefährdung im Sinne des 8a SGB VIII durch den ASD stattgefunden. Verwandte, Bekannte und Nachbarn Privatpersonen aus der Verwandtschaft (5,4% aller Fälle) bzw. dem sozialen Umfeld (5,8% aller Fälle) vermittelten Eltern mit ihren Kindern vor allem dann einen Kontakt zur Beratungsstelle, wenn es nicht um eine Gewaltproblematik ging (66,7% bei Nachbarn + Bekannten; 57,1% bei Angehörigen und Verwandten). Bei körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung gaben Verwandte deutlich häufiger die Empfehlung zur Beratung (42,9%), als Nachbarn und Bekannte (26,7%). In Fällen von sexueller Gewalt erfolgten fast keine Vermittlungen über diesen Personenkreis. Schulen und Kindertagesstätten Mit 5,8% aller Vermittlungen liegen Schulen bei der Vermittlung von Hilfen ungefähr auf dem Niveau von Verwandten oder Nachbarn. Die meisten Fälle wurden wegen körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung (53,3%) oder allgemeinen Erziehungsprobleme (46,7%) vermittelt, Fälle von sexueller Gewalt wurden im Berichtsjahr nicht von Schulen empfohlen. Wie schon im Vorjahr gab es auch im Berichtsjahr keine Vermittlungen von Kindertagesstätten, wenn eine Gewaltproblematik vermutet wurde. Möglicherweise hat die Einführung eines strukturierten Systems bei Kindeswohlgefährdung nach 8a SGB VIII dazu geführt, dass bei Hinweisen auf Gefährdungen jetzt häufiger als in früheren Jahren, der ASD direkt informiert wird, bzw. die Abklärung über eigene Dienste stattfindet. Dafür spricht nicht nur die zunehmende Zahl von Vermittlungen über den ASD an die Beratungsstelle, sondern auch der schon seit Jahren zu beobachtende Rückgang der Inanspruchnahme von Fachberatungen wegen eines Verdachts auf eine Gewaltproblematik, die von Kindertagesstätten angefragt wurde. ÄrztInnen, TherapeutInnen, Kliniken Der Anteil der Vermittlungen über diesen Personenkreis entspricht mit 5,4% aller Fälle ungefähr den Empfehlungen, die von Schulen oder aus dem sozialen Umfeld erfolgt. Auffällig ist hierbei vor allem der hohe Anteil von Fällen mit vermuteter sexueller Gewalt (28,6%), gefolgt von Fällen mit körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung (42,9%). Dies kann auch damit zusammen hängen, dass durch die enge Kooperation mit der Ärztlichen Kinderschutzambulanz am Klinikum Kassel häufig Eltern mit ihren Kindern an die Beratungsstelle empfohlen werden, wenn sich bei einem Verdacht auf sexuelle Gewalt kein medizinisch beweisender Befund erheben ließ, trotzdem ein Verdacht aber auch nicht ausgeräumt werden konnte. Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 4

45,0 40,5 Zugang zur Erziehungsberatung nach Empfehlung 4 im Jahr 2014 in % 35,0 3 24,3 25,0 15,0 5,8 5,8 5,4 5,4 4,6 4,6 3,1 5,0 0,4 Familienstand, Migration, Geschlecht und Problematik in der Erziehungsberatung Von allen Mädchen und Jungen, die im Berichtsjahr zur Erziehungsberatung angemeldet wurden, lebten 54,8% in Ein-Eltern-Familien und 45,2% in Zwei-Eltern-Familien. In den Zwei- Eltern-Familien waren ca. 64% noch mit beiden Eltern zusammen in einem Haushalt, 36% hatten Stiefeltern. Der Anteil von Ein-Eltern-Familien lag im Berichtsjahr bei deutschen Familien (57,5%) um 7,5% höher als bei Familien mit Migrationserfahrung (5% aller Familien mit Migrationserfahrungen). Untersucht man den Zusammenhang zwischen der Problematik und Migrationserfahrungen der Eltern, zeigt sich folgende Verteilung: 5 45,0 4 35,0 3 25,0 15,0 5,0 46,7 41,3 12,0 Familien mit Migration 16,2 40,1 43,7 Familen ohne Migration Herkunft und Problematik in % Sexuelle Gewalt Körperliche,seelische Gewalt,Vernachlässigung Erziehung, Schule, Trennung etc. Eltern mit Migrationserfahrungen suchten Hilfe in der Erziehungsberatung am häufigsten in Fällen von körperlicher oder seelischer Gewalt oder Vernachlässigung (plus 6.6% gegenüber Familien ohne Migration), etwas seltener bei allgemeinen Erziehungsproblemen (minus 2,4%) und seltener in Fällen von sexueller Gewalt (minus 4,2%). Bei der Frage, welches Kind der Familie die Inanspruchnahme von Erziehungsberatung veranlasst, gibt es interessante Unterschiede zwischen Familien mit und ohne Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 5

Migrationserfahrungen. Bei Familien mit Migrationserfahrung waren in 62% der Fälle die Jungen der Anlass für die Hilfesuche, und zwar am häufigsten in der Altersgruppe 14-17 Jahre. Knapp 16% dieser Jugendlichen mit Migrationserfahrung wurden wegen körperlicher, seelischer Gewalt oder Vernachlässigung vorgestellt. Bei Familien ohne Migrationserfahrungen waren Jungen nur in ca. 40% der Fälle der Grund, warum Eltern Hilfe in der Erziehungsberatung suchten, und zwar am häufigsten in den Altersgruppen 6-8 Jahre (20,9% aller deutschen Jungen) und 3-5 Jahre (16,4%). Körperliche, seelische Gewalt oder Vernachlässigung waren bei den 6-11-jährigen deutschen Jungen die häufigste Problemstellung. Bei den Mädchen zeigt sich hingegen ein anderes Bild. Während bei Familien mit Migrationserfahrung Mädchen nur zu 38% den Anlass zur Beratung boten, (bevorzugt in den Altersgruppen 3-5 Jahre mit 25,7% und 0-2 Jahren mit 17,1%), waren Mädchen in deutschen Familien zu 59,9% diejenigen, um deren Entwicklung sich die Eltern sorgten. Die größte Gruppe bei deutschen Mädchen waren die 14-17-jährigen Mädchen mit 23,0% aller deutschen Mädchen, gefolgt von den 6-8-jährigen Mädchen mit 21,0%. Bezogen auf die Problematik, mit der weibliche Migrantinnen vorgestellt wurden, waren körperliche, seelische Gewalt und Vernachlässigung mit 17,1% aller Fälle am häufigsten vertreten, und zwar in der Altersgruppe der 3-5-jährigen Mädchen. Der zweithäufigste Anlass bei weiblichen Migrantinnen stellte sexuelle Gewalt in der Altersgruppe der 14-17- jährigen Mädchen mit einem Anteil von 11,4 % dar. Bei deutschen Mädchen im Alter von 14-17 Jahren dominierten hingegen allgemeine Erziehungs- und Ablösungskonflikte mit einem Anteil von 14,0% vor allen anderen Problemkategorien. Insgesamt zeigt der Rückblick auf das Beratungsjahr 2014, dass die Problemlagen und Bedarfe in den einzelnen Familien sehr unterschiedlich sind. Je nachdem, ob Mädchen oder Jungen vorgestellt werden, ob die Familie Migrationserfahrungen hat oder nicht, entstand der meiste Hilfebedarf in unterschiedlichen Altersgruppen und mussten angepasste Formen der Beratung und Hilfe gefunden werden. 2. Präventions- und Gruppenangebote Gewaltprävention und Frühe Hilfen Durch die wöchentlich stattfindenden niedrigschwelligen Gruppenangebote sollen Eltern und Alleinerziehende möglichst frühzeitig erreicht werden, ehe es zu gravierenden Erziehungs- oder auch Gewaltproblemen innerhalb der Familie gekommen ist. In den Gruppen erfahren sie Anregung, Entlastung und Unterstützung. Die Gruppenangebote bilden einen wichtigen Türöffner zu weiteren Hilfeangeboten der Beratungsstelle. Babytreff Die Babygruppe (0-1 Jahr) gehört im Rahmen der Frühen Hilfen seit 2006 zum kontinuierlichen Angebot der Beratungsstelle. In 2014 besuchten insgesamt 18 Mütter mit 19 Säuglingen die Gruppe. Bei insgesamt 47 Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 6

Gruppentreffen gab es im Berichtsjahr 526 persönliche Kontakte mit Müttern und Babys. Sie erhielten Unterstützung bei Fragen zur Babypflege, Ernährung, Nahrungsumstellung und Zahnhygiene. Die Mütter lernten sich untereinander kennen und entlasteten sich bei auftretenden Problemen wie z.b. Ein- und Durchschlafproblemen oder verabredeten sich auch außerhalb der Gruppentreffen. Geleitet wird die Gruppe von einer Familienhebamme und einer Sozialpädagogin. Mutter-Kind- Gruppe Hierbei handelt es sich um ein geschlossenes, verbindliches Gruppenangebot für 6 Mütter mit bis zu 7 Kindern im Alter von 1,5 3 Jahren, mit klaren Regeln und Strukturen. Im vertraulichen Rahmen können sich die Mütter austauschen, gegenseitig entlasten und mit fachlicher Unterstützung Erziehungsfragen und Probleme klären. Einen besonderen Schwerpunkt bildet das gemeinsame Erlernen von Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten, bei denen besonders die Sprachentwicklung der Kinder gefördert wird. Im vergangenen Jahr nutzten 6 Mütter mit 9 Kindern dieses Angebot. Im Berichtsjahr gab es 36 Gruppentreffen mit 336 persönlichen Kontakten in der Mutter-Kind-Gruppe. Geleitet wird die Gruppe von einer Sozialpädagogin. Offener Vater Mutter Kind Treff Der wöchentlich stattfindende offene Vater-Mutter-Kind Treff erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. In gemütlicher und lockerer Atmosphäre können sich die Mütter und Väter über die kleinen und großen Dinge des täglichen Zusammenlebens, berufliche Perspektiven, Konflikte und Unsicherheiten im Umgang miteinander austauschen und erleben ihre Kinder in der Gruppe neu. Es kommt zu privaten Treffen und gegenseitigen Hilfen. Die Kinder sammeln oft erste Erfahrungen mit Gleichaltrigen und erproben Neues. Da werden Kinder, die sich zunächst nur mit Hauen oder Brüllen durchsetzen wollen zu Kindern, die Konflikte auf friedvollere Art aushandeln. Andere, die anfangs allen Konflikten mit Angst und Wegrennen begegneten, erfahren auch nein sagen zu dürfen und standhaft zu bleiben. Im Jahr 2014 besuchten insgesamt 31 Mütter und Väter mit insgesamt 42 Kindern den offenen Treff. Bei 44 Gruppentreffen kam es zu insgesamt 703 persönlichen Kontakten mit Eltern und Kindern. Geleitet wird die Gruppe von einer Sozialpädagogin und einem Sozialpädagogen. Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Kassel e.v. 2014 7